Unhöflich oder typisch Kleinkind?

Hey ihr Lieben,

ich bin gerade bei meinem Sohn etwas ratlos.

Er ist jetzt 3 Jahre 8 Monate alt und uns fällt verstärkt auf, dass bestimmte soziale/höfliche Umgangsformen kaum bis gar nicht vorhanden sind.

Er ist ein Spätzünder was das Soziale angeht. Sprachlich war er unterentwickelt, wir gehen jetzt immer noch regelmäßig zur Logo. Grammatik und ausdrucksweiße ist absolut altersentsprechend, nur bestimmte Laute und Laut-Konstellationen machen Schwierigkeiten. Wer sich aber mit der sprachlichen Entwicklung nicht auskennt, findet das jetzt "niedlich" und denkt gar nicht daran, dass das Kind irgendwo sprachschwierigkeiten hat.

Nun..

früher ist uns nie aufgefallen, wenn er weder Danke noch bitte gesagt hat, oder wenn ein Hallo oder Tschüss ausblieb. Wir haben das alles auf die "Sprachschwierigkeiten" geschoben. Da wir das immer vorleben, dachten wir, wenn es mit der Sprache besser wird, kommt auch der "höfliche Umgangston"

Aber jetzt fällt uns immer mehr auf, dass er vieles einfach auslässt. Obwohl er sprachlich wirklich fit ist und wir nur noch an der altersgerechten Aussprache arbeiten.

Bsp 1: Wir kommen in den Kindergarten. Seine Freunde rufen ihm "Hallo Benni" zu, er antwortet nicht, sondern klinkt sich gleich ins Spiel ein.

Bsp 2: Wir kommen zu den Großeltern, alle begrüßen sich, <Benni> zieht sich aber wortlos aus und fragt nach ein Paar Minuten, was es zu essen gibt und ob er ein bestimmtes Spielzeug auspacken darf.

Bsp 3: Wir waren bie Freunden, gehen nach Hause, ziehen uns an, verabschieden uns. <Benni> schaut nur in die Runde, zuckt mit den Schultern, winkt maximal und geht raus.


Heute früh ist mir eine Situation besonders ins Auge gestochen: In der KiGa-Garderobe, als er seine Hausschuhe angezogen hat, kam auch sein bester Freund und seine große Schwester (Vorschulkind) mit ihrer Mutter rein. Die Mutter der beiden hat noch schnell je ein Babybell in die Frühstücksbox der Kinder getan. Mein Sohn kam natürlich zu der Runde dazu und hat gefragt, ob sie für ihn auch noch ein Babybell hat. Sie hat ihm eins gegeben. Er hat es wortlos geschnappt und ist zu seinem besten Freund hin. Sein Freund und die große Schwester haben "Danke" gerufen. Mein Sohn blieb stumm.

Ich war absolut verdattert. Die andere Mutter und ich kennen uns sehr gut, ich hab mich bei ihr entschuldigt, sie hat es nicht übel genommen.

Nun... ich dachte, Kinder schauen Höflichkeit ab. Oder doch nicht?

Ab und zu kommt schon so was wie "Bitte" oder "Danke". Aber extrem selten. Obwohl Papa und ich das immer vorleben.

Ich hab schon mehrmals gefragt, warum er nie jemanden begrüßt, oder warum er sich nicht bedankt hat. Er sagt immer "Ich weiß nicht. So halt". Wenn ich ihn mitten in der Situation darauf hinweise, dass ein "Bitte" oder ein "Hallo" angebracht wäre, macht er dicht.


Was denkt ihr? Erwarte ich zu viel von meinem Sohn?

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Hey, nein, ich finde nicht, dass du zuviel verlangst von einem bald 4Jährigen. Mal vergessen, kein Ding, dafür ist Mama dann zum Erinnern da - aber z.B. die Sache mit dem Babybel, da wäre es mir wichtig gewesen und hätte ihn direkt zurückgeholt. Vorleben ist das eine, aber ich finde es völlig okay, zu erinnern - oder sonst eben den Traubenzucker in der Apotheke zurückzugeben.
"Danke" und "Bitte" und dergleichen können 2Jährige schon sagen, steter Tropfen höhlt den Stein ;-). Selbst wenn es erstmal etwas Genuscheltes wie "Dade" oder "Ditte" ist, völlig egal.
VG

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Ja, im nachhinein bin ich auch von mir selbst enttäuscht.

ich glaube, ich hab bis zum letzten Moment gewartet und dachte, wenn die anderen Kinder sich bedanken, tut meiner es auch. Und dann war er weggelaufen und der Moment war vorbei #schwitz

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Ganz in Ruhe! Ich hab eine 3-jährige und einen 6-jährigen. Die Dreijährige hat kein Bitte oder Danke vergessen, seit dem sie die Wörter sagen kann. Der Ältere vergisst es heute noch gerne, obwohl es sich immer weiter entwickelt. Manche Kinder brauchen länger, um sich das anzugewöhnen, so wie manche früher laufen und andere später.

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Ich glaube mal gelesen zu haben, dass ab dem 4ten Lebensjahr Kinder meistens die nötige Hirnreife für solche Interaktionen haben und von sich aus Dinge sagen. Alles andere ist "antrainiert". Aber nagel mich nicht drauf fest ;-)

Ich persönlich finde das nicht schlimm. Ich glaube auch nicht, dass dein Sohn das mit Absicht (nicht) macht. Meine Tochter ist fast 5 und sagt auch oft nur ein leises und schüchternes "Danke" bei Fremden.

Wir leben es ihr auch vor und dennoch kam es jetzt erst in den letzten 6 Monaten, dass sie es öfteres von sich aus gesagt hat.

Zwingen würde ich deinen Sohn nicht. Lebt es einfach weiter vor...

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Mir geht es momentan ähnlich mit meiner Tochter (fast 3), wobei sie hauptsächlich den Mund beim "Hallo" und "Tschüß" nicht aufbekommt. Sie ist sonst eine richtige Quasselstrippe und überhaupt nicht schüchtern. Deshalb verzweifle ich manchmal, wenn sie im Kiga nicht "Guten Morgen" sagt...
Zwingen zu reden kann man die Kinder schlecht, ich denke, das ist oft auch kontraproduktiv... (Ich denke da an einen Vater, der morgens mit seiner 2-jährigen bei unserer TaMu stand und minutenlang! forderte und wartete, bis sie endlich den einstudierten Satz sagt.)
Ich versuche ihr deshalb einfach höfliche Umgangsformen vorzuleben. In den meisten Situationen bestehe ich aber dennoch darauf, dass sie sich bedankt, grüßt, verabschiedet. Das muss ja nicht immer mit Worten sein. Wenn sie sich morgens ihrer Bezugserzieherin kurz zuwendet und lächelt oder die Hand gibt, lass ich es gut sein... Nach einem schönen Nachmittag bei Oma, verabschieden wir uns gemeinsam.
In der Situation mit dem Käse, hätte ich meine Tochter wohl zurück gerufen und mich mit ihr zusammen bedankt, statt sie zu entschuldigen aber das ist situationsabhängig...

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Ich kann dir ehrlich gesagt, nicht genau sagen, ob das Verhalten deines Sohnes "altersgemäß" ist... ich weiß aber schon, dass Kinder öfter mal nicht "danke" oder "bitte" sagen oder ähnliches.

Ich muss auch gestehen, dass ich meiner Tochter (fast 4) durchaus auch aktiv versuche, einen höflichen Umgangston beizubringen und nicht "nur" vorzuleben, aber da scheiden sich vermutlich die Geister. Wenn sie also sagt, sie möchte mehr von irgendwas, weise ich sie schon mal darauf hin, dass ein "bitte" angebracht wäre oder sage selbst beim übergeben sehr deutlich "bitte", worauf dann doch fast immer ein "danke" folgt. Unsere Tochter hat demzufolge einen sehr, sehr höflichen Umgangston, aber auch sie vergisst häufiger mal, sich zu bedanken. Ich weise dann aber, je nach Kontext, durchaus darauf hin (natürlich nett und freundlich) oder bedanke mich quasi stellvertretend. Es ist noch nicht vorgekommen, dass sie daraufhin nicht auch danke gesagt hätte. Hallo und Tschüss kommt schon häufiger mal vor, dass sie das nicht macht. Auch da weise ich nett drauf hin, in den meisten Fällen, aber da kommt es auch vor, dass sie tatsächlich grad keinen Kopf dafür hat, dann lasse ich sie und sage nur selbst laut und deutlich Tschüss (oder Hallo).

Aber... das ist unser Weg. Es wird hier sicherlich auch die geben, die sagen, dass Kinder nur dass "Danke" und "Bitte" und "Hallo" und "Tschüss" sagen "brauchen", wenn sie es von sich aus wollen / machen.

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Hallo,

bei höflichen Umgangsformen oder auch Tischmanieren gilt bei uns das Motto: Was Hänschen nicht lernt....

Ihr solltet von dem reinen Vorleben weg, zu freundlichem Auffordern übergehen. Bei der Situation mit dem Babybel hätte ich meinen Sohn darauf aufmerksam gemacht sich doch bitte zu bedanken.

Auch das Begrüßen und Verabschieden (muss ja nicht mit Handschlag sein) würde ich langsam von ihm einfordern. Entweder in der entsprechenden Situation oder kurz danach. A la "XY hätte sich sicher gefreut wenn du kurz "Tschüss" gesagt hättest".

LG
Tanja

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Sehe ich auch so. Wir leben auch nicht nur vor sondern fordern auch mal freundlich auf bitte, danke usw zu sagen. Mein Sohn ist gerade 4 geworden und das Danke, hallo, Tschüss klappt mittlerweile sehr gut. Bitte hat er noch nicht so verinnerlicht aber kommt bestimmt noch

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dann muss ich ganz blöd fragen: Wie funktioniert das:

"Ihr solltet von dem reinen Vorleben weg, zu freundlichem Auffordern übergehen"

#zitter

Meiner macht halt total dicht. Egal ob ich mit "Was sagt man da?" oder "Es wäre schön, wenn du Danke sagst" oder "Es wäre toll, wenn du danke sagst" ankomme. Wenn ich ihm sage, was er sagen könnte, egal ob danke, bitte oder hallo. geht er in sich hinein und ist sauer oder beleidigt :(

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Mein Sohn ist im gleichen Alter und ich mache es so, dass ich einerseits vorlebe und andererseits erkläre.
Ich würde nie "auffordern" in dem Sinne, dass ich mein Missfallen ausdrücke, wenn er der Aufforderung nicht nachkommt. Und das auch nicht sonst wie manipulieren (Strafe, Belohnung etc), denn dann lernt mein Sohn vielleicht, gut zu schauspielern, damit ER fein raus ist, aber es wird ihm nicht selbst wichtig sein und er wird den Sinn der Höflichkeiten nie verstehen.
Stattdessen erkläre ich viel. Manchmal fragt er "Warum hast du danke gesagt?" - "Weil ich es sehr nett fand, dass mir der Herr die Tür aufgehalten hat. Und wenn ich danke sage, dann weiß er das auch." oder ich sag es von mir aus "Ich glaube, die Frau würde sich über ein Danke sehr freuen." oder "Willst du ihr Hallo sagen, das fänd sie sicher nett?".
Manchmal merke ich auch, dass er verlegen ist und nicht recht weiß, was er sagen soll. Dann gebe ich ihm Vorlagen "Du könntest da rübergehen und "Hallo, kann ich bitte auch ein Stück Apfel haben" sagen".
Also ich mache ihn drauf aufmerksam, aber rein informativ und nicht mit bissigem Unterton.
Winken statt grüßen finde ich zB absolut in Ordnung, warum denn auch nicht? Und wenn das Gegenüber es wirklich erwartet, spreche ich für meinen Sohn die Höflichkeiten aus ohne mich dabei irgendwie zu schämen.

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Ich würde nie "auffordern" in dem Sinne, dass ich mein Missfallen ausdrücke, wenn er der Aufforderung nicht nachkommt. Und das auch nicht sonst wie manipulieren (Strafe, Belohnung etc), denn dann lernt mein Sohn vielleicht, gut zu schauspielern, damit ER fein raus ist, aber es wird ihm nicht selbst wichtig sein und er wird den Sinn der Höflichkeiten nie verstehen.
Stattdessen erkläre ich viel.

danke, das klingt einleuchtend

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Ich kann es dir gar nicht sagen, ob es ältergerecht ist. Unsere Kleiner, wird im November 3 Jahre, sagt fast immer "danke, bitte, begrüßt oder verabschiedet sich. Es kommt auch mal vor, dass er es vergisst, dann sagt ich "was sagt man".

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Mein Mittlerer ist 14 Jahre alt und so laaaangsam schafft er es tatsächlich auch, dem Paketboten tschüß zu sagen und zurück zu grüßen. Er hat sogar bitte und danke drauf, hey #schwitz
Die anderen beiden, insbesondere der Jüngste sind total höflich, grüßen von sich aus, der Kleine hängt sogar den Namen dran (Hallo XY) und wünscht dem Paketboten noch einen schönen Tag.
Und glaub mir, ICH lebe durchaus höfliches Verhalten vor und ich weiß nicht, wie oft ich dem Mittleren gesagt habe, er soll bitte/danke/Hallo/tschüß etc. sagen!

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Da hat ein Sohn ja noch ein Jahr Zeit ;-).

Der wirkt so unhöflich, dass es mir manchmal peinlich ist.

Und es ist nicht so, dass wir da nicht darauf achten und mit gutem Beispiel vorangehen. Das es auch anders geht, sieht man an seinen jüngeren Geschwistern.

Ich denke, es ist viel Typsache. Er ist sehr oft in seiner eigenen Welt und bekommt solche "Banalitäten" irgendwie gar nicht mit.

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Hallo.

Nein, ich finde nicht, dass du zuviel von ihm verlangst. Habt ihr denn nie versucht, ihm gewissen Anstandssachen beizubringen?
Man mag es "antrainieren" nennen oder einfach nur "Anstand". Aber grüßen, Bitte und Danke gehören meiner Meinung nach zur absoluten "Grundausstattung des Anstandes".

"Nun... ich dachte, Kinder schauen Höflichkeit ab. Oder doch nicht?"

Nein - Nicht unbedingt. DER Meinung waren unsere Nachbarn auch und erzogen ihre Kinder absolut anti-autoritär und keine Ahnung, wie man das noch nennt.;-)
Fazit: Die "Kinder" sind jetzt 19 und 17 und haben sich noch immer nirgendwo abgeguckt, dass man grüßt....#gruebel

Man bringt den Kindern doch andere Sachen auch bei. Warum dann ausgerechnet "Anstand" nicht?#kratz