Niedrige Frustrationstoleranz

Hallo zusammen
Unser Junge wird im Oktober 5 Jahre. Er seid immer ein sehr emotionaler Junge und hat einen unglaublich starken Willen. Er kuschelt gerne, ist sozial sehr weit, vorausdenkend, wären da nicht seine Wutanfälle. Ich kann eigentlich gut damit umgehen, ich weiss die gehören zur Entwicklung dazu. Er ist ein lieber Junge und ein so starker Wille hat ja auch viel Positives. Nur wenn er wütend ist, schlägt er sich auch an den Kopf oder beisst sich in die Hand. Das sieht als aussenstehender schon sehr "brutal" aus. Ich versuch solche Situationen zu umgehen, bleib aber bei Sachen die mir wichtig sind bzw. gefährlich standhaft. In solchen Situationen kann ein Wutabfall locker eine halbe Stunde dauern, er ist dann ausser sich und gar nicht mehr ansprechbar. Das kenn ich so von meiner älteren Tochter nicht.
Kann man aushalten von Frust lernen? Und wie? Habt ihr Tipps wie ich das mit ihm im Alltag üben könnte. Gesellschaftspiele machen wir, natürlich ist er auch dort ein schlechter Verlierer. Wer verliert schon gerne...…..
Habe mir auch überlegt, einen Plan zu machen wo er jeden Tag einen Sticker aufkleben kann, wenn es ein "fast" wutfreier Tag war. Mit kleiner Belohnung am Ende der Woche? Wobei ist belohnen in einer solchen Situation das richtige?

Ich bin auf eure Tipps gespannt.

1

Ich glaube nicht, dass man Wut wegbelohnen kann.
Ich würde nur versuchen, ihm etwas anderes anzubieten, wo er sich austoben kann, meinetwegen eine Runde rennen, einen Boxsack, ein Kissen, Knautschbälle...
Es muss ziemlich frustrierend sein, eine Belohnung nicht zu bekommen, weil man mit seinen Gefühlen noch nicht wunschgemäß umgehen kann.

5

Danke für deine Antwort. Das mit dem Boxsack werden wir versuchen.

2

Ich denke nicht, dass der Plan mit den Stickern sinnvoll ist. Das hilft ihm überhaupt nicht mit seinen Gefühlen umzugehen.
Vielleicht hilft dir das! Der Artikel ist lang, lohnt sich aber definitiv zu lesen!

https://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2013/05/trotzphase-umgang-mit-wutanfallen-in.html?m=1

Es gibt auf der Seite auch einen guten Artikel über Verstärker (also diese Belohnungssysteme).

6

Interessanter Artikel. Danke

3

Hallo,

Belohnungssysteme haben nie bei einem unserer Kinder (12 und 9) funktioniert. Die sind beide ziemlich willensstark und impulsiv. In der problematischen Situation haben sie überhaupt nicht mehr an den Sticker gedacht, sondern daran, was sie JETZT wollten.

Als erstes würde ich mal im Kindergarten nachfragen, ob Dein Sohn sich dort auch so verhält.
Wenn er das nicht tut, wäre die Frage, warum nicht.

Bei diesem selbstverletzenden Verhalten wäre es interessant, ob er das nur macht, wenn er Publikum hat oder immer.
Was passiert denn, wenn er mit seinem Wutanfall alleine ist?

Unsere Tochter (12) hat sich z. B. in dem Alter immer weiter in ihre Wut hinein gesteigert, wenn jemand dabei war. War sie alleine, hatte sich das Thema schnell erledigt.

Wenn Dein Sohn das dann trotzdem macht, würde ich probieren, seine Wut "umzuleiten". Dann soll er mal probieren, ein Kissen zu verhauen oder einen Boxsack oder wild auf und ab springen oder eine Runde durch den Garten rennen oder so.

Es gibt auch mentale Techniken, wie man aufsteigende Wut in den Griff bekommen kann, aber ich weiß nicht, ob das in dem Alter schon Sinn macht. Unser Sohn hat mit 8 solche Techniken gelernt, an die ich mich aber gerade nicht mehr so konkret erinnern kann, weil er die mit einem Kinderpsychologen gelernt hat (wo wir eigentlich wegen Schulproblemen waren).

" Ich versuch solche Situationen zu umgehen, bleib aber bei Sachen die mir wichtig sind bzw. gefährlich standhaft."

Das ist ganz falsch. Dann lernt das Kind nämlich, dass Mama Angst vor seinen Wutanfällen hat und dass es bekommt, was es will, sobald es anfängt, sich aufzuplustern.
Die wenigen Situationen, wo Du konsequent bleibst, führen dann erst recht zu Wutanfällen, weil die Strategie auszuflippen ja sonst auch prima funktioniert. Folglich legt das Kind dann noch eine Schippe drauf, um seinen Willen durchzusetzen.

Bei Gesellschaftsspielen machen wir es so, dass das Spiel für das Kind beendet ist, wenn es anfängt, eine Welle zu machen. Mit so jemandem will nämlich niemand spielen.
Dem Kind entgegen kommen, sollte man auf keinen Fall. Das haben nämlich meine Eltern gemacht, und ich konnte mit 18 noch nicht verlieren, ohne sauer zu werden. #schwitz

LG

Heike

4

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Du hast mir ein paar gute Gedanken geliefert. Das mit einem Boxsack oder Kissen werden wir ausprobieren, tolle Idee. Habe das heute direkt mit ihm angeschaut und werden das nächstes mal ausprobieren. Im Kindergarten mit anderen Kindern ärgert er sich zwar auch, aber „reisst sich zusammen“. Dort halten sich die Ausbrüche in Grenzen. Aber sonst macht er keine Unterschiede ob zuhause oder mit „Publikum“. Aber du hast auf jedenfall recht, wir müssen die Wut lernen „umzuleiten“.

Danke dir vielmal....

7

Hallo,
nur ein Mini-Tip in Bezug auf die Gesellschaftsspiele:
Wer verliert, darf beim nächsten Spiel anfangen. Oder sogar das nächste Spiel aussuchen, zumindest aus zweien wählen.

LG!

8

Super Idee! Danke