Wie reagieren - Wutanfälle 6 jähriger

Ich bin gerade sehr traurig, enttäuscht und ratlos. Normalerweise ist unser 6 Jähriger ruhig, liebevoll und brav. In letzter Zeit tickt er aber vermehrt aus. Diese Wutanfälle hatte er mit 3-4 Jahren ganz schlimm. Ergo brachte nix. Es hörte von alleine (fast) auf.
Ich brauche eine Strategie fürs nächste Mal. Am liebsten eine Konsequenz, vor allem fürs Schlagen.

Beispiele:

Gestern früh: Er sollte gehen, Schuhe anziehen. Normalerweise nie ein Problem. Gestern stand er da, blockierte komplett. Nach mehreren Aufforderungen hat ihn mein Mann gepackt und ohne Schuhe ins Auto geschleppt. Er bringt ihn immer in den Kindergarten. Er hat dabei um sich geschlagen.

Heute Abend:
Meine Tochter (8) hatte ein Auto in der Hand und wollte es ihm nicht geben. Er rastet aus, versucht es ihr Weg zu nehmen. Ich habe das Auto mir geben lassen, da wir dabei waren schlafen zu gehen. Daraufhin hat er mich so richtig am Arm geschlagen, dass es weh tat. Ich habe ihn festgehalten und er hat weiter geschlagen. Ich habe ihn in sein Zimmer gebracht und die Türe zu gehalten. Er schrie und meinte nach einigen Minuten, er macht es nicht mehr (so drückt er seine Entschuldigung aus). Ich habe los gelassen und er ist ins Bett. Kurz später hat er mich gerufen, er will schlafen (normalerweise sitze ich im Flur bis beide eingeschlafen sind, geht schnell). Ich habe ihm gesagt, dass er mir gerade sehr weh getan hat und ich jetzt sehr enttäuscht bin. Ich habe das Licht aus gemacht und bin in den Flur. Diese Aussage hat ihn sehr getroffen. Er ist sehr emotional. Er hat sich umgedreht und dann sehr geweint. Auch mir tut das weh, weil ich weiß wie schlimm es für ihn ist. Ich sah es aber als fast direkte Konsequenz.


Solche Wutanfälle kommen jetzt plötzlich wieder. Im Umfeld hat sich nichts verändert.
Er hat noch einen Bruder, 16 Monate. Den liebt er über alles und geht in der Rolle des großen Bruders richtig auf.

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Lass deinen Sohn 6 jährigen aber doch nicht weinend einschlafen, wenn er sich beruhigt hat. Kinder fühlen sich nach solchen Aussetzern ohnehin schon schlecht, als meine Tochter diese Phase hatte, habe ich sie trotzdem in den Arm genommen. Diese Art von Liebesentzug würde ich vermeiden.

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Ja, das stimmt. Ich habe mich wie immer in den Flur gesetzt (er kann mich sehen von dort aus). Da es schon spät war und er traurig war ist er direkt eingeschlafen.
Er findet diese Ausbrüche auch nicht toll. Aber in dem Moment muss ich stark sein und meine Wut unter Kontrolle behalten. Dass ist eines der schwierigen Sachen.

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Ich kann das nach vollziehen, bei mir kommt dann auch manchmal die Wut.
Es ist schwer, aber man muss sich wirklich immer wieder sagen, dass sie dafür eigentlich gar nichts können und es auch für sie sehr schwer ist.
Kann man denn mit ihm gut reden? Oder würde es zum Beispiel helfen wenn du ihn einfach in den Arm nimmst? Das hilft bei meinem Patenkind immer. Sie beruhigt sich dann sofort... 😅 vllt klappt es ja bei deinem auch...bei meiner klappt es nicht, aber ein Versuch ist es Wert

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Hi, ich kenne das gut. Meine große wird nächste Woche 6 und hat die Wutanfälle auch. Ich hab mal gelesen das das völlig normal seien soll, weil sie jetzt hormonelle Veränderungen haben und die Welt auf einmal "realer" sehen.

Wenn meine dann so einen Ausbruch hat, kommt es auf die Situation drauf an, ist es was wirklich kleines, zb wegen Süßem, dann ignoriere ich sie. Ist es aber was größere, versuche ich mit ihr zu reden, klappt das nicht weil sie zu macht, schick ich sie in ein anderes Zimmer, damit sie sich da ausschreihen und sich beruhigen kann...das klappt ganz gut.

Nur nicht auf geben, ich weiß wie anstrengend und wie weh das tun kann.

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Danke. Es tut gut zu hören, dass ich nicht alleine bin. Ich muss auch meine Wut unter Kontrolle behalten.
Zudem vergleicht man automatisch mit anderen Kindern. Und meine Tochter ist so wahnsinnig brav. Aber das kann ich nicht als Maßstab nehmen.

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Hallo, prinzipiell finde ich in der Situation mit den Schuhen anziehen die Reaktion von deinem Mann richtig. Wenn man merkt das reden nichts bringt, hilft nur die Konsequenz. Das Festhalten wenn er um sich schlägt, steigert die Situation in meinen Augen noch. Schwierig da die richtige Reaktion vorher zusagen. Wenn meine mittlere mal wieder einen von ihren " Anfällen" hat und es absehbar ist das sie nicht locker lässt, nehme ich sie und setze sie in den Flur. Die Tür bleibt offen. Sie beruhigt sich dann und ist in unserer Nähe. Und ich muss sagen auch wenn es schwer fällt, ruhig bleiben. Das hilft hier am ehesten. Wenn ich dann auch noch laut werde ist es völlig aus. Weinend würde ich den Tag nicht beenden. Das ist nicht gut. Haltet durch, wird schon wieder vorüber gehen.

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Unser Sohn war zwar etwas älter, aber das haben wir auch durchgemacht... Sowas kommt häufig vor in dem Alter und verschwindet irgendwann von selbst wieder... Meistens ist das ein Zeichen, dass das Kleinkind- bzw Kita Alter vorbei ist und es Zeit für die Schule wird, sie sind nicht mehr klein, aber eben auch noch nicht groß... Manchmal ist es schwierig, da ein Mittelmaß zu finden, wie man dann handeln soll...

Wir haben uns mit unserem Sohn hingesetzt, als er einen ruhigen Moment hatte... Da haben wir mit ihm geklärt, wie wir handeln möchten bzw wie er sich vorstellt, dass wir handeln sollen, wir haben ihn da sozusagen voll mit einbezogen, denn ansonsten wird der Widerstand nur größer... Am Ende war für uns die Lösung, dass wir ihn dann zum "Ausbocken" ins Zimmer schicken durften und er dann auch kommentarlos zum Runterkommen ins Zimmer ging... Wenn er sich dann beruhigt hatte, kam er meist auch zu uns und hat sich kleinlaut entschuldigt... Einmal hat er aus Wut seine Regale abgeräumt, aber da hat er selber schnell eingesehen, dass er das nicht nochmal machen sollte, aufräumen durfte er dann nämlich auch allein wieder, also hat er das schnell sein lassen...

Insgesamt dauerte diese Phase ca ein 3/4 Jahr und war bei ihm pünktlich mit dem 8. Geburtstag vorbei... Bei unserer Mittleren (jetzt 9) warten wir noch immer, dass diese Phase vorbei geht ;-)

Liebesentzug bringt überhaupt nichts, viel mehr solltet ihr euch hinterher hinsetzen und in Ruhe klären, was da nun passiert ist... Schlagen würde ich mir auch verbitten, aber das kann man erklären und muss sich nicht auf das selbe Niveau runterlassen, wie gesagt, das bringt nichts, denn dafür ist das Verständnis einfach noch gar nicht da...

LG

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Ihn zu fragen ist eine super Idee. Hinterher ist er immer ruhig und wir können gut darüber reden. Ich könnte ihn einfach Mal fragen, wie ich oder wir in so einer Situation handeln könnten..

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Meine Söhne waren in diesem Alter auch verwirrt und nicht sie selbst--es lag an der bevorstehenden Einschulung! Diese Zeit ist verwirrend für die Kinder.
Ich persönlich würde so ein "Ich bin jetzt traurig und enttäuscht"-Ding nicht ansprechen und dann gehen. Ist doch klar, dass er dann traurig ist. Du solltest dich direkt nach dem Vorfall mit ihm zusammen setzten, reden und wieder vertragen.

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Ich finde deine abendliche Reaktion nicht gut. Der Streit ums Auto war ein normaler Streit unter Geschwistern. Er war bereits frustriert. Du nimmst das Auto an dich, er bekommt es wieder nicht. Die Frustration steigt. Du hältst die Tür zu, sperrst ihn also in dem Moment im Zimmer ein. Die Frustration steigt ins Unermessliche. Alle sind in einer stärkeren Machtposition - die ältere Schwester, die das Auto nicht geben will, du, die das Auto einbehält, und wieder du, die ihn im Zimmer festhält. Das war meiner Meinung nach alles ein bisschen viel auf einmal, gerade in einem Alter, in dem er gerade in so einer Übergangsphase ist und sich vielleicht schon größer fühlt, als er eigentlich ist. Da ist so eine ohnmächtige Situation für ihn natürlich nicht schön. Wäre sie für mich als Erwachsene auch nicht.

Und dann setzt du dem Ganzen noch ein Krönchen auf und kommst mit der emotionalen Seite. Wie würdest du dich fühlen, wenn die letzten Worte deines Mannes vor dem Schlafengehen wären, dass er von dir sehr enttäuscht ist? Das ist Liebesentzug und gerade in dieser Situation fehl am Platz.

Versucht doch, auf ihn etwas besser einzugehen. Zum Beispiel hätte er doch auch das Auto bekommen und an seinen Platz stellen können, als Zeichen, dass er am nächsten Tag direkt damit spielen darf. Ich hätte ihn nicht eingesperrt. Hätte er getobt, hätte ich gesagt, dass du so nicht mit ihm sprechen möchtest und das erst wieder tust, wenn er sich beruhigt hat, und einfach das Zimmer verlassen können. Liebesentzug vor dem Schlafengehen finde ich generell schwierig. Lieber noch mal ruhig mit ihm sprechen und dann noch eine Geschichte vorlesen oder was eben euer normales Ritual ist. Sonst vermittelst du ihm ja irgendwo die Message “Du bist böse!“.

Ich meine, er ist sechs. Nicht mehr klein, aber auch nicht groß. Eine Übergangsphase. Ich würde ihn ernster nehmen. Auch ihn ohne Schuhe ins Auto zu schleppen: Das könnt ihr in zwei Jahren auch nicht mehr machen. Waren da wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft?

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An sich hast du völlig Recht. Er war aber schon so außer sich und versuchte, seine Schwester zu pfetzen, um ans Auto zu kommen. Er hört in dem Moment nicht mehr zu. Er ist dann sofort mit Schlägen auf mich los. Deshalb hab ich ihn aus dem Zimmer der Schwester genommen und in sein Zimmer.
Ihr wird grad untersucht und hat wohl auch Autismus, so wie die Große. Nur das es bei ihr mehr ins ruhige, verträumte geht und bei ihm in die Ausraster. Tochter beginnt eine Therapie. Wenn wir bei ihm auch so weit sind lerne ich vielleicht andere Möglichkeiten zum Handeln.

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Ich habe ihn festgehalten und er hat weiter geschlagen. Ich habe ihn in sein Zimmer gebracht und die Türe zu gehalten. Er schrie und meinte nach einigen Minuten, er macht es nicht mehr (so drückt er seine Entschuldigung aus).

Meinst du wirklich, dass er so seine Entschuldigung ausdrückt? Es ist wohl eher ein Hilfeschrei und keine Entschuldigung!
Du hältst ihn fest, bringst ihn in sein Zimmer und hältst die Türe zu während er schreit.

Oder die Situation mit deinem Mann: Nach mehreren Aufforderungen hat ihn mein Mann gepackt und ohne Schuhe ins Auto geschleppt. Er bringt ihn immer in den Kindergarten. Er hat dabei um sich geschlagen.

Ihr seid sicher tolle Eltern die alles richtig machen wollen aber ich sehe hier einen kleinen Jungen, der völlig überfordert ist mit den Wünschen seiner Eltern und der es einfach nicht schafft, Euch zu entsprechen!

Denkt Euch doch mal in ihm rein!

Versucht es mal, IHM recht zu machen!

Vlt könnt ihr ja etwas von ihm lernen?

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Wieviel Zeit sollte man denn deiner Meinung nach morgens einplanen, um mit nem bockigen 6 jährigen auszudiskutieren, ob er nun Schuhe anzieht oder nicht?

Ich habe einen 4 jährigen dieser Kategorie hier. Ich diskutiere da auch nicht, ich bitte ihn 2-3 mal seine Schuhe anzuziehen, macht er dies nicht, setze ich ihn ohne in's Auto. Sonst sitzen wir mittags noch zu Hause.

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Es hat nichts mit Zeit zu tun sondern mit Verständnis!

Auch ich bin Mutter von 2 Söhnen und beide waren in ihrer Kindheit sehr speziell!
Ich weiß wie es ist, wenn man völlig überfordert ist. Aber weißt du was? Je mehr ich meinen Sohn bedauert und bemitleidet habe (Ich weiß, du bist ein armes Mausi! Mama und Papa haben dich so lieb du kleines, kleines Hascherl!), desto mehr hat er sich verstanden gefühlt und war gesprächsbereit

Man muss Kindern das Gefühl geben dass man sie liebt und mag und gerne hat!

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Ihr Lieben,

ich musste hier leider einige Beiträge entfernen. Bitte beachtet unsere Diskussionsregeln und klärt persönliche Differenzen per PN.

Viele Grüße,
Cleo vom URBIA-Team