3,5 und außer Rand und Band

Hallöchen,
Ich wende mich heute mit folgendem Problem an euch.
Unser Sohn ist jetzt 3,5 Jahre alt.
Er ist im großen und ganzen ein wirklich toller Junge. Er ist total wissbegierig, liebevoll im Umgang mit Tieren und meist ein echt liebes Kind.
Wir hatten die letzten 3,5 Jahre wirklich wenig Schwierigkeiten mit ihm...vllt ist das jetzt dann auch Jammern auf hohem Niveau.
Aber in letzter Zeit fällt mir immer wieder auf, dass er grundlos andere Kinder ärgert. Wir haben schon sooo oft darüber gesprochen. Er sagt mir immer wieder, er macht es nicht mehr. Und immer wieder passiert es. Ich bin ständig auf „hab acht Stellung“.
Gerade sind wir zB im Urlaub. Hier gibt es abends eine Minidisco. Alle Kinder tanzen gemeinsam eine Choreografie. Kommt ihm dabei ein anderes Kind zu nahe, wird es gleich böse angeschaut. Den ersten Abend hab ich dann beobachtet, dass er dann so heimlich und „aus versehen“ versucht zu hauen oder anzurempeln. Kann es nur so beschreiben, weil es wirklich so aussah. Habe ihn mir dann bei Seite genommen, dass er einfach weg gehen soll wenn ihm was zu eng oder unangenehm wird. Dann hat es jetzt auch wirklich gut geklappt. Er ist einfach zu mir gekommen und hat mir gesagt, dass es ihm zu eng war.
Nun waren wir vorhin auf dem Weg zum Spielplatz. Ein anderes Kind läuft vorbei, er rennt an dem Kind vorbei und streckt den Arm zum hauen aus. Habe den geplanten Spielplatzbesuch dann abgebrochen, da es kurz vorher eine ähnliche Situation gab. Es gab viele Tränen im Zimmer dann. Auf Nachfrage, wieso er das immer wieder macht: „der ist nicht mein Freund“...
Ich weis, allein das Warum ist wahrscheinlich schon zu abstrakt... aber ich hab gerade das Gefühl, dass nichts hilft...
Sprechen die Kellner ihn an, verzieht er sofort das Gesicht. Anfassen dürfen sie ihn schon garnicht, was auch ok ist. Er muss nicht angefasst werden, wenn er es nicht möchte...aber einfach wegdrehen würde ja reichen. Nein er macht eine Grimasse und schiebt die Hand nach vorne.
Im Kindergarten ist er seit August. Davor war er in einer Krippe...da hatte er eine ziemliche Phase, in der er andere Kinder gebissen hatte. Ging vorbei aber ich hatte ihn seitdem schon immer im Auge.
Zuhause, wenn wir Spielbesuch haben, klappt es meistens echt gut. Sie spielen schön und es gibt wenig Streitigkeiten. Egal mit welchem Kind.
Im Kindergarten haben die Erzieher auch angedeutet, dass er es dort auch teilweise macht.
Auf der einen Seite schätze ich, ist er schon selbstsicher. Auf der anderen doch manchmal sehr unsicher...aber ob das damit was zu tun hat? 🤷🏼‍♀️
Tja was will ich jetzt hören... vllt musste ich mal meinem Frust Luft machen. Vllt kennt das aber auch jemand von seinem Kind. Und hat vllt Tipps was ich noch machen kann?
Verzweifelte Grüße

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Hmmm,

erst mal Glückwunsch zu einem bislang unkomplizierten Kind. Hurra.

Ich habe bislang keine Ratgeber geschluckt, aber ich denke, irgendwie müsst ihr zueinanderfinden, denn er will dir was sagen.

Mein Großer neigt in solchen Situationen zu "diffusem wää", das wir nur seeehr seeehr schwer entschlüsseln können.

Ihr braucht also jede Menge Geduld.

Kann es sein, dass ihm das Programm gerade zu viel wird? Minidisko, Spielplatz, Kellner ... dask klingt mir, als hätte er da wenig "Privatsphäre". Vielleicht ist das für ihn anstrengend?

Es kommt jetzt extrem aufs Kind an und was ihr sonst so gewohnt seid, aber ich würde einen Strandtag ohne "Feindkontakt" mit ganz viel Mama / Papa / Werauchimmergeradenichtabgelehntwird vorschlagen.

Und euch einen schönen Urlaub

PS: Er "versaut" ihn euch nicht absichtlich. Er kann es noch nicht besser (wäre, was ich jetzt meinem Mann sagen müsste) ;-)

2

Hallo,

ich denke auch, dass er mit der Umstellung und den vielen neuen Eindrücken sicher zu kämpfen hat und dies eure Situation vielleicht auch einfach nochmal verschärft. Vielleicht sind ihm auch größere Mengen an Menschen einfach zu viel und er versucht sich so irgendwie aus der Situation zu holen, aber eben auf eine unangemessene Art.
Ich würde auch das Programm etwas runterfahren und ruhigere Dinge tun. Ein schöner Spaziergang am Wasser oder auch im Wald. Einfach mit wenig Leuten drumherum. Meine Tochter kommt dabei immer wahnsinnig schnell runter.
Vielleicht fühlt er sich aber auch unsicher, was Kontaktaufnahme zu anderen Kindern angeht. Es gibt Kinder, die über Tätlichkeiten versuchen Kontakt zu anderen aufzunehmen. Da ist ein großer Lernprozess notwendig und dein Sohn braucht von eurer Seite, aber auch von den Erzieherinnen vielleicht mehr Unterstützung als andere. Der Personalschlüssel und die Kinderanzahl sind in Krippe und Kindergarten ja in der Regel sehr unterschiedlich. Wie weit ist er denn sprachlich?

LG

Isabel

3

Sprachlich ist er sehr weit.
Und ja, ich denke durchaus, dass ihm das ganze zu viel sein wird. Wir sind auch wirklich keine „kinderbetreuungs“ Urlauber. Wir machen kein Programm, einfach nur am Strand, Sandburgen bauen mit Mama und Papa. Die Minidisco wünscht er sich abends. Und auch das schaukeln gestern Abend war sein Wunsch. Es ist schon eine Art Kontaktaufnahme. Die Situation davor war, dass zwei Kinder mit einem Ball gespielt haben. Er schaute kurz zu, der Ball rollte weg. Das eine Kind rennt hinterher, er rennt mit. Die beiden Kinder spielen weiter, er rennt an dem Kind vorbei mit ausgebreitetem Arm und streift das Kind absichtlich. Ich habe ihn zu mir geholt, ihn gefragt ob er gerne mitspielen möchte, was er machen kann wenn er mitspielen möchte. Er versteht es für den Moment. Aber beim nächsten Mal ist es wieder vergessen.
Wie kann ich ihm denn da mehr Hilfe zukommen lassen. Oft denke ich, er will keinen Kontakt zu anderen, ihm unbekannten Kindern, dann verzieht er das Gesicht. Andererseits sucht er ja mit solchen Aktionen schon den Kontakt. Ich habe grade Schwierigkeiten eine Strategie für mich zu entwickeln, wie ich ihm helfen kann. Denn Boshaftig ist er nicht.

Er klebt momentan sehr an mir. Tut er schon immer. Und dass er sich nicht anders zu helfen weis, weiß ich. Er zeigt dieses Verhalten ja jetzt nicht nur im Urlaub.
Beim einkaufen zuhause. Wenn ihn jemand anschaut und eben auch teilweise im Kindergarten. Er hat dort durchaus Freunde gefunden. Er lehnt Kinder also nicht grundsätzlich ab 😜
Alles ruhigere Kinder. Ein kleinerer Junge, der Rest Mädchen. Mit wilden, größeren Jungs kann er zur Zeit wenig anfangen. Was nicht heißt, dass er das nicht kann. Wenn er mit seinen Freunden spielt machen sie auch gerne mal Quatsch. Aber es geht nie so körperlich zu, wie ich es schon bei den Kindern im Kindergarten beobachtet habe.

Wenn er jemanden nicht mag, zeigt er das deutlich. Sowohl bei Erwachsenen, als auch bei Kindern. Wie kann ich ihm deutlich machen, dass man nicht jeden mögen muss, aber eben auch nicht jedem, der einem nicht passt unfreundlich gegenüber werden muss?

4

Hallo,

bei uns war es lange Zeit ähnlich. Sprachlich super weit. Kontaktaufnahme extrem schwierig. Ich kann dir nur sagen, dass sich das im Prinzip gelegt hat. Für uns hieß das über sehr lange Zeit einfach immer wieder unterstützen bei der Kontaktaufnahme. Sowohl im Kindergarten durch die Erzieherinnen als auch durch uns zu Hause. Mach einfach weiter wie bisher. Aber es kann sehr lange dauern. Mittlerweile ist Junior bald 6 und es klappt fast immer. Der Kiga Wechsel im Jan. hat ihn zunächst zurückgeworfen. Aber nun ist wieder alles gut. Ganz selten fällt es ihm noch schwer. Insgesamt ist die Hirnreife deutlich weiter als die sozial-emotionale Reife. Aber es wird. Bleib dran.
Gruß Isabel

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Hallo:) Wenn du Tipps brauchst, schau mal auf diesem Blog vorbei: temperamentvolle-kinder.weebly.com
Ich persönlich fand die Tipps eigentlich ziemlich gut und habe sie selbst angewandt.
Viel Erfolg.