9jähriger lässt sich andauernd provozieren - Ergotherapie?

Hallo,

mein Großer macht mir Sorgen. Er ist 9 und geht in die dritte Klasse. Er ist für sein Alter sehr groß und verfügt nicht nur über sehr viel Kraft sondern auch über ein sehr lautes Organ.

In der Schule und auch hier zu Hause bekommt er dauernd Wutanfälle, wegen jedem Kinkerlitzchen geht er an die Decke wie ein HB-Männchen. Er wird dann laut, heult manchmal sogar, er bekommt einen roten Kopf und eine dicke Schlagader am Hals, wirft Sachen durch die Gegend, haut, schubst, beißt. Der Wutanfall ist genauso schnell wieder rum, wie er kam - der Spuk dauert meist nur ca. 10 Sekunden, dann ist er wieder ganz normal, meistens sogar extrem lieb.
Hier zu Hause kommen wir damit ganz gut zurecht. Ignorieren hilft am besten.

In der Schule sieht das natürlich anders aus. Die Lehrer sind - glaube ich - mittlerweile genervt. Dauernd bekommt er Einträge in ein eigens angelegtes Mitteilungsheft. Mein Eindruck ist außerdem, dass sich der ein oder andere Mitschüler lustig über seine "Anfälle" macht und ihn so lange provoziert, bis ein "Anfall" kommt (ich kann mir gut vorstellen, dass es für Außenstehende lustig aussieht, wenn mein Großer ausflippt).

Nun ist die Frage, was kann ich tun, damit Sohnemann sich besser kontrollieren lernt und nicht ständig Spielball seiner eigenen Wut ist?

Einiges haben wir schon probiert:

- ihm den Sachverhalt erklären ==> kein Ergebnis
- ihn bestrafen ==> funktioniert nicht
- ignorieren ==> geht in der Schulsituation nicht
- Rollenspiele, um ihm zu zeigen, was er in Provokationssituationen besser machen kann

Meint ihr, dass ein Ergotherapeut helfen kann? Oder ein Antiagressionstraining oder sowas? HAt jemand Erfahrungen in diese Richtung?

Bin für jeden Tipp dankbar!!

LG, Cherish

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was macht dein Sohn als Ausgleich.

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Leichtathletik......

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Wie oft trainiert er ?

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Hi :-)

Das klingt ganz nach den Erzählungen meiner Schwiergermutter, wenn sie über meinen damals 10-jährigen Mann spricht.
Er war wohl auch ein absoluter Choleriker als Kind und hat, wenn er etwas nicht in der Schule verstanden hat, oder genervt war, den Lehrer mit seiner Stiftemappe abgeworfen und "Du bist Blöd" gebrüllt. Die anderen Verhaltensweisen, die du hier nennst, klingen auch ganz danach.

Finde ich heute urkomisch, aber ich hätte damals wirklich nicht in der Haut meiner Schwiegermama stecken wollen..

Als ersten Schritt würde ich auch einen körperlichen Ausgleich vorschlagen, um sein Temperament in den Griff zu bekommen.

Meine Schwiegermutter hat sich wohl in Geduld geübt und das weitestgehend ignoriert - es wurde mit der Zeit besser, aber mein Mann neigt leider bis heute zu Wutanfällen, die durch seine eigene Ungeduld hervorgerufen werden... also ist ignorieren eher semioptimal...

LG

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Du meinst, es könnte sich mit der Zeit auswachsen? Oder hat Dein Mann irgendwas getan, um besser mit seiner Wut fertig zu werden? Sport oder so??

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Also, bei meinem Mann war es so, dass seine Mutter es eher hat "auswachsen" lassen. Sportlich aktiv war er schon immer... daran hat es also nicht gemangelt..
Es wurde wirklich besser je älter er wurde!

Aber es ist halt nie ganz aus ihm raus gekommen. Er sagt heute zwar über sich selber, dass er ein schreckliches Kind war und es ihm sehr leid tut, aber so ganz konnte er es auch nicht ablegen.... Bis heute gibt es Momente, wo diese Art wieder hervor kommt.

Deswegen meinte ich: versuch es zuerst mit Sport... aber wenn das nichts bringt, würde ich vielleicht doch mal mit jemandem vom Fach sprechen und mir professionelle Tipps und Ideen zur Lösung dieses Verhaltens holen.

LG #klee

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Huhu,

ich finde Rollenspiele schon mal super! Ich würde auch Situationen durchgehen, die passiert sind, und gemeinsam überlegen, was man hätte anders machen können. Und ihm Verhaltensweisen mitgeben, die er in solchen Situationen anwenden kann. Also nicht unbedingt nur Rollenspiele, sondern so Tipps wie "wenn Du Dich ganz doll ärgerst, dann atme ganz tief in den Bauch ein und pack Deinen linken Daumen mit der rechten Hand und drück ganz fest zu." etc. Diese beiden Tipps habe ich mal auf KiKa gesehen bei KiKa live.
Guck mal, das hier kannst Du z. B. mit deinem Sohn mal anschauen, das ist aber nur noch eine Woche online:
http://www.kika.de/kika-live/sendungen/videos/video29734.html

Ansonsten würde ich vielleicht auch mit positiver Verstärkung arbeiten. Also nicht bestrafen bei Fehlverhalten, sondern loben, wenn alles gut geklappt hat.

LG

Hanna

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Vielleicht könnt ihr die Energie besser kanalisieren?

Im Eis-Hockey-Club meines Sohnes kam so ein grosser, starker, lauter Bursche. Hat wohl ADHS oder so - sagte seine Mutter. Er hat auch entsprechende Medis genommen.

Dort war er nach 2 Monaten (! - wer Hockeykids hat weiss, dass man sonst fast keine Chance hat, als seit der Windelzeit im Club zu sein) also nach zwei Monaten war der dort der Held, Goali - wütend, laut, furchteinflössend.

Meiner ist nicht mehr im Club, sehe aber die Mutter des Goalis gelegentlich. Er ist jetzt daheim ruhiger, in der Schule nicht begabter, aber gut eingefügt, nimmt weniger starke Medikamente und hat mehr Selbstbewusstsein. Jetzt bringts ihm was, dass er so ein Riese ist!

Er flippt immer noch ab und an aus - auch in der Schule. Aber ausgelacht wird er nicht - und im Club ist er als Hockeygoalie eh unantastbar.

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Hallo,

ich kenne so ein Verhalten auch von meinem Sohn, als er jünger war (jetzt mit 13 ist er ein ständig nölendes, leicht reizbares Pubertier, aber das ist ein anderes Thema).

Schlimm war es auch so in der dritten Klasse - wir waren damals schon wegen einer anderen Sache beim Kinderpsychologen - er fühlte sich unwohl, unsicher und ging bei jeder Kleinigkeit hoch wie ein HB-Männchen. Bewegt hat er sich zu der Zeit ausreichend, die Wutanfälle hingen eher mit seinem geringen Selbstbewusstein zusammen. Die Lehrerin sah leider überhaupt keine Notwendigkeit, mit dem Psychologen zusammenzuarbeiten oder mehr zu tun, als Kommentare in das Mitteilungsheft zu schreiben.

Eine Situation hat mich dann echt geärgert: Die Klassenlehrerin hatte mit einem Teil der Klasse diese für 20 Minuten verlassen, die Kinder sollten ruhig arbeiten, Aufsicht gab es keine. Mein Sohn fühlte sich provoziert und sagte dann zu dem Jungen, der ihn wohl ärgerte: "Wenn Du das noch einmal sagst, bin ich weg". So geschah es dann auch, mein Sohn raste aus der Schule nach Hause im Affenzahn, zwei Mädchen rannten hinterher, waren aber nicht schnell genug. Die Lehrerin war dann schon erschrocken, und ich heilfroh, dass meinem Sohn, der bestimmt nicht auf den Verkehr geachtet hat, nichts passiert war.

Danach wurde es eine Zeitlang besser, die Wutanfälle kehrten zu Beginn der 5. Klasse aber wieder. Die Schulsozialarbeiterin hat sich gut um unseren Sohn gekümmert, er hatte einen Wutball (ob der so wirklich funktioniert hat, weiß ich nicht), aber geholfen hat im die Möglichkeit, dass er - wenn er den kurz vor der Explosion steht - nach Ankündigung die Klasse verlassen durfte. Das war einige Monate notwendig, wurde aber mit der Zeit immer weniger.

Das mit den Rollenspielen und dem körperlichen Ausgleich ist sicher gut, wenn das nicht hilft, würde ich schauen, ob eine Schulpsychologin miteinbezogen werden kann.

LG

Anja

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HI,
ich hab dahingehend Erfahrung, dass ich Schüler habe, die ähnlich ticken wie dein Sohn, etwas älter, da weiterführende Schule. Die mangelnde Impulskontrolle macht sie natürlich leicht zum Opfer.

Bei uns wird ein Coolness-Training für Jungs angeboten, eine unserer Schulsozialarbeiterinnen hat sich dafür fortgebildet.

Will sagen, dass ich es durchaus sinnvoll finde, mir an deiner Stelle professionelle Hilfe zu suchen. Ob Ergotherapie der richtige Weg ist, weiß ich nicht, oft haben unsere Buben auch schon Ergotherapie genossen, aber wenn nicht, kann dir ein ET sicherlich sagen, wo ihr die richtigen Ansprechpartner finden könnt.
Alles Gute!

Vlg tina

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Hey, also ich bin Ergotherapeutin arbeite aber mittlerweile mit Erwachsen, da ich der Meinung bin, dass viele Kinder in der Therapie falsch sind! Unsere Gesellschaft erwartet immer mehr u wir neigen dazu unsere Kinder krank zu reden.

Versteht mich nicht falsch manche Kinder brauchen dringend Unterstützung!

Aber manche Verhaltensweisen sind auch einfach Charakter oder Phasen. Schließlich gibt es nicht nur Trotzphase u Pubertät.

Dein Sohn wird vll immer ein Hitzkopf bleiben u dafür andere Dinge besser regeln,... Hast du ihn mal gefragt, wie er mit der Situation klar kommt? Schämt er sich, stört es ihn oder ist es ihm egal?

Die Möglichkeit zu haben kurz den Raum zu verlassen ist, wenn es ihm hilft super!

Ein Coolnesstraining kann ihm helfen, weil er vll andere kennen lernt, denen es genauso geht u die ihn verstehen. Er ist meiner Meinung nach alt genug, dass du mit ihm die Möglichkeiten gemeinsam besprichst. Probiert aus was ihm hilft, aber solange er niemanden angeht,...würde ich nie bestrafen.

Lasst euch bloß nicht immer von Außenstehenden verrückt machen. Man darf auch heute noch nicht perfekt sein! Alles Liebe