Hilfe zur Erziehung durch das Jugendamt

Hallo, ich hätte eine Frage und hoffe, dass sich jemand auskennt. Ich habe 3 Kinder (12, 3, 1) und mein ältester hatte bis zu unserem Umzug in einen anderen Landkreis eine Schulbegleitung in Form von Einzelfallhilfe. Nun mußte ich alles neu beantragen und hatte daher auch Besuch vom Jugendamt zu Hause, weil die zahlen das ja. Meine dreijährige Tochter ist zur Zeit in einer Trotz-u.Frechphase und hat sich natürlich von ihrer "besten" Seite gezeigt. Beim nächsten Termin im Jugendamt zwecks Schulbegleitung wollte man mir weismachen, ich wäre mit der Erziehung der Kinder überfordert. Das ist absolut nicht der Fall und das habe ich auch gesagt. Der Vater der Kinder ist täglich da und entlastet mich ja auch. Und nur weil die Kleine z.Z. ne Phase durchmacht, heißt das nicht, dass ich überfordert bin und damit nicht zurecht komme. Mir wurde eine Erziehungshilfe angeboten, nun meine Frage: Kann ich die ablehnen, ohne Konsequenzen zu erfahren?

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Arg...unsere Dame vom Jugendamt macht die Termine für die Hilfeplangespräche prinzipiell in der Schule. Sie muss ja eh noch mit dem Schulleiter, der Lehrerin/Förderschullehrerin, I-Kraft und dem Träger reden. Die Eltern sind ja nur ein Punkt auf ihrer Liste.
Mir wurde so eine Hilfe auch schon angeboten. Ich habe diese Hilfe einfach nie angenommen. Allerdings war ich schon so ehrlich und habe erkannt, dass ich Hilfe brauche. Ich habe mir also selbst Hilfe organisiert - ich hatte nur in meiner eigenen Vergangenheit keine gute Erfahrung mit dem JA in dieser Hinsicht sammeln können, daher wollte ich keine Hilfe zur Erziehung von dort. Du kannst auch diesen Weg beschreiten - das alles einfach auf ein trotzendes Kind zu schieben ist zu einfach.

Du hast 3 Kinder. 1 davon behindert und gleichzeitig beinahe-Teenie, ein Krippenkind, 1 Kind im besten Trotzalter. Du darfst überfordert sein. Du musst es dir nur eingestehen. Du musst Hilfe zulassen. Du darfst dir die Hilfe auch selbst organisieren. Zeige das dem JA und "du bist sie los".

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Das stimmt so leider nicht. Wenn Jugendämter erstmal Blut geleckt haben lassen sie so schnell nicht wieder los. Das sind nahezu rechtsfreie Räume. Die Situation der TE ist wirklich gefährlich - und nicht jede Mutter kann Hilfen selbst finanzieren.

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Ich sagte ja, sie muss schon etwas ordentliches, strukturiertes, gut geplantes vorlegen. Ihre hier genannte Begründung gibt den MA des JA nur Recht.
Das JA ist übrigens in ihrem Leben präsent - schon wegen ihrem ältesten Kind.

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Das ist eine brandgefährliche Situation. Du kannst die Einzelfallhilfe zwar ablehnen, aber das Jugendamt kann dann erheblichen Ärger machen. Wenn tatsächlich eine Familienhilfe kommt wirst du sie auch nicht ohne weiteres wieder los. Es ist gerade, wenn es um Kinder mit Behinderungen geht nicht selten, dass ohnehin sehr geforderte Mütter beim Jugendamt um Hilfe gebeten haben und dann stattdessen einen Prozess am Hals haben.

Aber du brauchst das Jugendamt ja leider wegen der Schulbegleitung. Das ausgerechnet den Jugendämtern zu übertragen, deren Mitarbeiter die Störungen, die die Begleitung erforderlich machen nicht selten einfach bestreiten, ist eine Fehlentscheidung, aber leider nicht zu ändern.

Also versuche die Hilfe für den Großen mit einem Anwalt durchzusetzen, geh mit der Kleinen zur Erziehungsberatung, falls es doch nötig sein sollte und vermeide weitere Gespräche mit Jugendamtsmitarbeitern. Dir muss allerdings klar sein, dass auch Kindergärten oder Schulen Meldungen bei Ämtern machen können. Falls es doch Probleme gibt musst du sie angehen, sonst kommt das Problem schnell wieder.

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Dass mein Sohn Schulbegleitung bekommt ist ja schon sicher, da brauche ich nicht zum Anwalt. Wenn ich mal nicht weiter weiß, rufe ich meine Mutter an, sie hat 7 Kinder groß bekommen mit Herz, Verstand und Konsequenz. Die Trotzphase ist doch für ihr Alter vollkommen normal, würde das ausbleiben, würde ich mir Sorgen machen. Und mit meinem Ältesten hatte ich mir vor seiner Diagnose auch Hilfe gesucht, Caritas Erziehungsberatung etc.

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Ich schätze das anders ein.
Mein Sohn hat ADHS und Züge von Autismus.

Hier ist das Jugendamt auch ständig präsent.
Als die Kinder klein waren haben die hier die Bude abgebrochen, gerade mein Sohn geschrien, Türen eingeschlagen, mich geschlagen, getreten.
Vom Feinsten.
Das Jugendamt hat sich mehrere Termine Zeit genommen um mir einen Vorschlag zu machen was in deren Augen sinnvoll ist.
Ich finde nach einem Termin muss man da schon von mangelnder Professionalität sprechen.
Und nur aufgrund so einer Situation kann man ja wohl nicht von Kindeswohlgefahrdung ausgehen.
Nur weil jemand scheinbar überfordert ist bekommt er noch nicht sein Kind abgenommen. ..
Meine Nichte trinkt, sie kümmert sich nicht selbst, hat einen Prugelnden Partner und hat das Kind schon oft allein gelassen.

Das Jugendamt ist eingeschaltet und da war noch nie die Rede davon ihr das Kind abzunehmen obwohl sie sich offenbar nicht kümmert und das Kind vernachlässigt.

Im Gegenteil, die haben alles so organisiert dass das Kind bei der Mutter bleibt.

Ganztagsschule mit Mittagessen danach noch Hort .
So einfach ist das nicht.
Ich rate der TE: ruhig bleiben, keine Panik.
Du musst die Hilfe nicht annehmen, hab ich auch nicht gemacht und es ist nix passiert.

Signalisiere Kooperationsbereitschaft und Weise freundlich darauf hin dass du die Einschätzung nicht teilst und es deiner Meinung nach ein wenig verfrüht ist, nach nur einem Termin solche Maßnahmen vorzuschlagen.

Wir haben auch immer mit einem Anwalt Kontakt gehabt, der uns immer geholfen hat, was wir sagen und wie wir uns verhalten sollen.
So einfach werden Kinder nicht weg geholt. Dann dürfte keine Mutter die ich kenne noch ihre Kinder bei sich haben.
Und eine Dreijährige ist schlimm.
Das hat nichts mit deiner Erziehung zu tun.
Lass dich nicht verunsichern.
Du bist verheiratet, dein Mann kümmert sich auch.

Ich denke das Jugendamt spielt sich auf...es gibt andere Fälle...Alleinerziehend. ..fünf Kinder..asozial...Alkohol. ..Gewalt. ..die haben ihre Kinder alle noch....warum wohl?

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Hallo!
Also ehrlich gesagt kann ich nicht so ganz nachvollziehen, warum du die Beratung so strikt abgelehnst. Ich persönlich habe nur 1 gesundes Kind, das ich mit meinem Partner erziehe. Selbst das finde ich schon anstrengend, obwohl ich meinen Sohn natürlich liebe und die schönen Momente überwiegen. Aber ich bin so ehrlich zuzugeben, dass es auch manchmal eine Herausforderung ist und ich manchmal nicht weiter weiß.

Und genau darum geht es doch, wenn man sich im Interesse seiner Kinder weiterentwickeln möchte: Selbstreflexion. Zu überlegen, was ist wirklich nur eine Phase des Kindes und was trage ich dazu bei, dem Kind (nicht) zu helfen?

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Ich habe nicht gesagt, dass ich die Hilfe strikt ablehne, sondern mich erkundigt, ob ich sie ablehnen könnte. Man hört eben nicht nur positive Dinge über das JA.

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Hallo,

ich kann virginia-woolf da leider nur zustimmen.
Es kommt nicht selten vor, dass Jugendämter Familien tyrannisieren, weil sie meinen, dort eine Kindeswohlgefährdung gewittert zu haben.

Wir kennen leider ebenfalls diverse Fälle (ins Blaue hinein vermutete Misshandlung oder Mißbrauch, mißgünstige Ex-Partner, denen das Jugendamt jedes Wort glaubt, Kinder mit Authismus o.ä., die laut Jugendamt nicht krank sind, sondern vernachlässigt werden...).
Das kann jede Familie treffen und wen es getroffen hat, der hat eine mehrjährige Hexenjagd mit ungewissem Ausgang am Hals.

Die Jugendämter unterstehen keiner Kontrolle hier in Deutschland, und fachlich arbeiten da nicht wenige Vollpfosten, die keine Ahnung von Kindesentwicklung oder Behinderungen haben denen aber jedes Wort geglaubt wird, weil sie vom Jugendamt kommen.
Ausserdem wird auf die Jugendämter massiver Druck ausgeübt, dass jeder Fall, der in der Öffentlichkeit auftaucht, wo Gewalt gegen Kinder nicht verhindert wurde, einer zuviel ist. Aber von den unschuldigen, traumatisierten Familien, denen die Kinder entrissen und ins Kinderheim gesteckt wurden oder die jahrelang massiv bedroht und unter Druck gesetzt wurden, spricht keiner. Was mit den Kindern dann im Kinderheim passiert, interessiert auch keinen mehr. Wo gehobelt wird, fallen halt Späne. :-[
Zu guter letzt spielt auch das Geld eine große Rolle bei den Jugendämtern. Je nachdem, wie Fälle bewertet werden, kosten sie mehr oder weniger Geld. Da werden Fälle aus Sparsamkeitsgründen auch gerne mal anders bewertet. Das "Wohl" des Kindes spielt dann auf einmal keine Rolle mehr.

Gestoppt werden können die nur per Gerichtsurteil, und wie das ausgeht, steht in den Sternen. Denn auch hier gibt es Gutachter, die aus Prinzip auf Seiten der Jugendämter sind oder aus Prinzip eine bestimmte Einstellung haben oder die fachlich nicht kompetent genug sind. Aber Gutachter im Bereich Psychologie/Medizin kontrolliert in Deutschland auch keiner. Die haben einfach grundsätzlich Recht. :-[
(Handwerker müssen dagegen umfangreich nachweisen, dass sie als Gutachter geeignet sind...)

Aber zurück zu Deinem Fall. Ich würde zum einen schonmal Kontakt mit einem Rechtsanwalt aufnehmen und mich da erkundigen, wie die Rechtslage in Eurem Fall ist. Parallel würde ich mich beim Amt erkundigen, ob es auch ok wäre, wenn Ihr Euch an eine private Erziehungsberatung Eurer Wahl (!) wendet.

Und alles, was Ihr mit dem Amt besprecht muss schriftlich laufen! Alles andere "wissen" die nachher nicht mehr, wenn es ihnen nicht paßt.
Alles, was die Dir zum Unterschreiben geben, genauestens lesen und alles, womit Du nicht einverstanden bist, schriftlich vermerkten.

Einer Freundin von uns mit einem autistischen Kind versuchen die jedesmal wieder unterzujubeln, dass der Junge eine spezielle Tagesbetreuung braucht, weil die Mutter mit ihm überfordert sei, anstelle des wahren Grunds, dass sie arbeiten muss und keine OGS o.ä. ihn betreuen will. Sie streicht jedesmal diesen Passus durch und schreibt das andere daneben. #aerger
Am besten redest Du auch nie alleine mit denen, sondern nur mit erwachsenen Zeugen, mit denen Du, wenn es ganz gefährlich wird, idealerweise nicht verwandt bist.

LG

Heike

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"Zu guter letzt spielt auch das Geld eine große Rolle bei den Jugendämtern. Je nachdem, wie Fälle bewertet werden, kosten sie mehr oder weniger Geld. Da werden Fälle aus Sparsamkeitsgründen auch gerne mal anders bewertet. Das "Wohl" des Kindes spielt dann auf einmal keine Rolle mehr."

Wie passt denn diese Aussage von dir damit zusammen, dass (auch laut dir) das JA ganz oft eine "jahrelange Hexenjagd" veranstalten würde?

Sparen sie nun Kosten ein, oder verschwenden sie schadhaft Geld?

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Vielen Dank für deine Antwort, war das hilfreichste hier. Suche mir eine andere Beratung, bei der Caritas, so können die nicht sagen, ich unternehme nix. Mittlerweile weiß ich auch, dass es mit meiner Tochter nix zu tun hat, sondern mit meinem Sohn, der die Schulbegleitung erhält. Aber er hat nicht zu Hause die Probleme, sondern in der Schule. Mache das auch schriftlich, so muß ich am Tel nicht rumdiskutieren.

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Hallo,

die erfahrung die ich selbst gemacht habe beruht auf meiner Teenagerzeit. Wir hatten das JA da weil meine Lehrerin Arlam schlug wegen meinem Mann (damals noch Freund 7 Jahre alterunterschied). Gut wir hatten vorher aus anderen Gründen auch schon Kontakt zum Jugendamt.

Und ja das erste was die uns vorschulgen ohne das sie irgendwas von uns wissen wollte ich solle doch in ein Betreutes Wohnen mit 16 wohl gemerkt...

Meine Eltern haben jegliche Art von Erziehungshilfen abgeleht und es gab nie wieder stress. Und das was vorher schon lief war zudem Zeitpunkt eh schon abgehackt.

Was aber wichtig ist das du Schriftlich dich erklärst warum du das ablehnst und da auch einen Anwalt drüber schauen lässt über das Schreiben.

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Wollte nochmal kurz berichten, wie es uns inzwischen ergangen ist. Mit der Schulbegleitung läuft es super, meinem Sohn geht es inzwischen sehr gut an der Schule und ist einer der besten Schüler. Die Hilfe zur Erziehung habe ich abgelehnt, worauf sich das JA im Kindergarten nach der Entwicklung meiner Tochter erkundigt hat. Das war im Oktober 2015 und seitdem habe ich nix mehr vom JA gehört. Wir haben noch die Hilfeplangespräche wegen Schulbegleitung mit dem JA, wo die Erziehungshilfe kein Thema mehr war. Ich denke auch, dass hier schlechte Erfahrungen mit dem JA eher kommuniziert werden als positive. Allen hier alles Gute.