Die Angst vor Krieg bei einer fast 11jährigen

Hallo,

meine Tochter, fast 11 hat große Sorgen das Krieg sein könnte!

Sie kommt mindestens einmal die Woche zur Schlafenszeit runter und sagt sie hätte Angst vor Krieg! Es geht soweit das sie teilweise weinend im Bett sitzt! Jetzt gerade ist sie auch noch wach wegen dieser Sorgen!

Wir haben schon viel gesprochen, versucht die Angst zu nehmen, erklärt das wir hier zur Zeit keine Bedrohung haben, uns durch die Nachrichten etc. informieren und sollte jemals ein Krieg ausbrechen frühzeitig in ein schönes, nicht betroffenes Land fahren usw.

Sie weis das Kriege auf anderen Teilen dieser Erde herrschen und auch das viele Menschen in schlechten Verhältnissen, in Armut und Elend leben, sie weis auch das in Deutschland mal Krieg herrschte und das Ihre Urgroßeltern diesen miterlebt haben. Auch mit Ihrer Uroma hatte sie bereits Gespräche über diese Zeit. Diese waren aber eher positiv. Sie schilderte das sie nicht erinnert das alles grausam war oder sie hungern musste oder Ähnliches...

Sie sieht weder Fernsehen noch irgendwelche alters ungemäßen Filme! Sie hört keine Nachrichten oder liest erschreckende Zeitungsartikel...

Mein Problem ist aber gar nicht so der Ursprung der Angst sondern eher die passende Reaktion...

Wie reagiert man angemessen? Das Thema nervt mich schon ein wenig, anderseits tut sie mir auch wahnsinnig Leid. Aber am Abend kann und will ich mich nicht mehr ständig dazu legen oder sie zu uns holen, denke sie muss auch lernen selbstständig ihre Angst zu überwinden. Aber immer zu sagen: "Es passiert uns nichts, du musst keine Angst haben, leg Dich bitte wieder hin" bringt anscheinend auch nichts...

Hat jemand einen Vorschlag für eine angebrachte Umgangsweise mit diesem Problem??

Danke, Enoemchen

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Hallo,

"Sie sieht weder Fernsehen noch irgendwelche alters ungemäßen Filme! Sie hört keine Nachrichten oder liest erschreckende Zeitungsartikel..."

vielleicht fängst du mal an, das zu ändern?

Wer mehr weiß, hat weniger Angst.

Gruß

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Hallo, es ist nicht so das sie nicht weiß wie die Welt funktioniert! Sie wird ganz klar realistisch und weltoffen erzogen aber hatte noch nie grosses Interesse an Fernsehen. Dazu kommt das wir nicht in Deutschland leben und gar kein deutsches Fernsehen haben! Auf Filme reagiert sie zur Zeit eher ängstlich so dass wir da klar auf die altersempfehlungen achten. Die Nachrichten laufenbei uns jeden morgen doch verstehen tut sie sie nicht wirklich.

Ich verstehe auch nicht ganz den Sinn und den Zusammenhang ei em verängstigten Kind möglichst viele Medien darzulegen. .. Vielleicht kannst du mir diesen Gedanken mal erklären. ..

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Hallo,

"Ich verstehe auch nicht ganz den Sinn und den Zusammenhang ei em verängstigten Kind möglichst viele Medien darzulegen. .. "
Wenn sie besser versteht - soweit man das kann - was in der Welt los ist, ist es vielleicht einfacher für sie.

" Die Nachrichten laufenbei uns jeden morgen doch verstehen tut sie sie nicht wirklich."
Ich würde sie jeden Tag Nachrichten sehen lassen und das gesehene mit ihr auswerten.

Nehmen wir mal die Fluten hier: Die Häuser gehen kaputt, alles wird extrem schmutzig, aber Versicherungen zahlen den Schaden und viele Menschen kommen, um zu helfen.

Oder:

Der Krieg in Syrien. Der ist schrecklich, aber es gibt Organisationen, die den Menschen vor Ort helfen.

http://www.aerzte-ohne-grenzen.de/informieren/einsatzlaender/asien/syrien/index.html

Lies mal dies hier: http://www.zeit.de/2013/13/Leben-Welt-Psyche-Medien/seite-2
Interessant - gerade im Hinblick auf deine Tochter.

"Auf Filme reagiert sie zur Zeit eher ängstlich so dass wir da klar auf die altersempfehlungen achten." Ich habs aufgegeben. Die Altersempfehlungen funktionieren für meine Kinder nicht. So kommt es, dass sie manche Filme ab 6 auf keinen Fall, andere ab 12 jedoch sehr wohl sehen dürfen.

Liebe Grüße

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Wenns meine Tochter wäre, würde ich sie fragen, was sie tun würde wollen.

z.B. Fluchtrucksack packen. Das für den Fall der Fälle, dieser bereit ist.

zum anderen würde ich ihr wahrscheinlich die Möglichkeit geben einem Kind in einem Entwicklungsland ( z.B. was durch Krieg waise geworden ist) monatlich zu unterstützen.

Ich würde es eher praktisch angehen, dass sie was dran ändern kann und somit die Angst weniger wird.

LG Chris

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Hallo,

ich habe einen Krieg erlebt und habe sehr viele Jahre darunter gelitten. Habe täglich Alpträume gehabt. Habe mich meinen Eltern nie anvertraut. Aufgehoert hat es erst mit ca. 20. Da hatte ich meinen freund kennengelernt, der immer fuer mich da war. Mit ihm habe ich viel darueber gesprochen. Bei ihm habe ich mich sicher gefuehlt.

Nachrichten waren fuer mich der HORROR. Ich hatte Angst vor dem Krieg. Das ständig auch noch in den News sehen zu muessen, wie viele Menschen unter dem krieg leiden, war total schlimm fuer mich.

Ich weiß also nicht, ob das eine so gute Idee ist, Deine Tochter mehr Nachrichten gucken zu lassen.
Frag sie welche Unterstuetzung sie sich von Euch wuenscht. Frag sie was ihr tun muesst, damit sie sich wieder etwas sicherer fuehlt.

Das schlimmste bei so einer Angst ist, wenn vertraute Menschen einen nicht ernst nehmen.

LG

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Hallo,

du hast einen Krieg ERLEBT. Das Kind der TE kann lediglich die Bilder nicht verarbeiten.

Das macht einen großen Unterschied aus.

Weißt du, manche Kinder heulen sich die Augen aus, wenn Lauras Stern vom Himmel fällt. Da hilft reden auch.

LG

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Hallo,

rational ist so eine Angst nicht.

Wobei sie von allem fern zu halten, bringt auch nichts. Wer informiert ist, entwickelt weniger Ängste.

Meine Tochter schaut mit uns Nachrichten, sie kennt Filme wie Star Wars oder Men in Black und Angst hat sie eigentlich vor gar nichts.

GLG

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Ich glaube ich habe das nicht deutlich genug geschrieben. Wir versuchen keineswegs etwas fern zu halten! Sie hat aber ersten kein Interesse und zweitens auch keinen Zugang. ..

Trotzdem besten Dank für deine Antwort!

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Hallo,

gibt es bei Euch keine Zeitungen?

Ich kann mich erinnern, dass ich das erste Mal in der Zeitung gelesen habe, als ich 7 war.

Da habe ich zwar noch nicht alles verstanden, aber ich konnte ja fragen.

GLG

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Hallo,

ich denke schon, dass der Ursprung der Angst wichtig ist, um etwas gegen die Angst zu tun. Der Ursprung kann durchaus etwas anderes sein als das, wovor sie Angst hat. Angst folgt einer eigenen, oft schwer durchschaubaren Logik, vor allem bei Kindern.

Du schreibst, dass ihr im Ausland lebt (vielleicht noch nicht so lange?) und sie die Landessprache noch nicht sehr gut versteht. Kann es sein, dass sie sich fremd und unsicher in ihrer Umgebung fühlt? Das könnten Ursprünge für solche Ängste sein: Man fühlt sich fremd -> Die Umgebung könnte Gefahren bergen -> Eine solche Gefahr ist Krieg. Bzw. Man versteht die anderen Menschen nicht richtig -> Die Menschen könnten feindselig sein -> Aus Feindseligkeit entsteht Krieg.

LG Meggie

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mit den phrasen "Es passiert uns nichts, du musst keine Angst haben" bagatellisierst du ihre angst.

was ist wenn du es mal umgekehrt versuchst und mit ihr überlegen würdest was passieren würde wenn krieg ist und ihr hier seid. frag sie mal, wie sie sich das vorstellt wie das wäre wenn krieg ist. was wäre das schlimmste was passieren könnte wenn krieg wäre. etc. damit nimmst du IHRE ängst ernst. du sagst nicht, was du für eine lösung für deine ängst parat hast, sondern lässt sie über ihre reden. vielleicht hilft es ja #pro

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Vielen lieben Dank für deine qualifizierte antwort! Ich denke das ist ein wirklich guter Rat! Das werde ich gerne probieren!

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Hallo,

mir selbst kommt dieses Thema sehr bekannt vor - ich hatte als Teenager auch diese Angst vor einem Krieg. Habe oft abends im Bett geweint und wußte nicht, wohin mit dieser Angst. Ich durfte natürlich Fernsehen und habe auch bei den Nachrichten von Kriegsberichterstattungen erfahren, was mir zusätzlich Angst bereitete. Meine Eltern haben auch immer wieder gesagt, dass es bei uns keinen Krieg gibt, aber beruhigt hat mich das nicht wirklich.

Das ganze ist ein schwieriges Thema und scheint viele in der Pubertät zu treffen - reden, erklären, lesen,.... alles sollte erlaubt sein, um dieser Angst zu begegnen und entgegen zu wirken.

Was mir letztendlich die Angst nahm, weiss ich gar nicht mehr - vielleicht einfach die Entwicklung und Reifung in der Pubertät.

Viele Grüße
pfaelzerin69

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Hallo,

ich war auch so. Ich wollte nie Kinder haben, da ich Angst vor Krieg und vor allem vor Atombomben und meine damals noch nicht vorhandenen Kinder diese Welt mit Gefahren nicht antun wollte. Meine Stiefgroßmutter erzählte aus dem 2ten Weltkrieg, meine richtige Großmutter ist im russlandlager gestorben als meine Mutter 7 Jahre alt war. Und ich habe micht gefragt, wie das Leben im Krieg ist, wie Menschen damit umgehen, dass geliebte Menschen getötet werden, evtl. als Soldaten auch töten.

Diese Angst war nie ganz weg, aber mit dem Erwachsenwerden kam die Vernunft dazu und ich muss nicht immer drüber nachdenken. Aber ab und an frage ich mich, wie ich meine jetzt vorhandenen Kinder vor einem Krirg und dessen Folgen schützen kann.

Wie du ihr helfen kannst, weiß ich nicht. Ich wüsste auch bis heute nicht, wie man mir als Kind damals hätte helfen können.

Hör ihr zu, wenn sie drüber redet. Frage nicht zuviel, wiederhole nur ihre Sätze damit sie merkt, du hörst ihr zu. Und durch sprechen und gehörtwerden entspannt sich vieles.

Alles Gute deiner Kleinen.

Theresa

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Hallo,

ich kenn das von mir früher.. das war teilweise echt extrem und keine Ahnung, woher das kam. Hab das heut teils immer noch recht stark, wenn ich länger drüber nachdenke.. und teils auch erschreckend reelle Träume.

Was bei mir geholfen hat, mit meinen Eltern stundenlang drüber zu reden, wenns grad aktuell war und sie mich nicht allein gelassen haben damit. Mein Vater saß früher oft stundenlang am Bett und hat mit mir über Todesangst, Krieg usw. geredet...

lg