Richtige Ausraster, hauen, treten, spucken - 6-jähriger

Hallo,

ich rufe mal hier um Hilfe, weil ich langsam nicht mehr weiter weiß. Mein 6-Jähriger hat sich irgendwie in den letzten Wochen total verändert.

Im letzten Jahr ist ganz überraschend mein Vater gestorben, eine seiner wichtigsten Bezugspersonen, danach war ich psychisch nicht wirklich richtig da, war auch fünf Wochen in Kur, danach ging es mir aber wieder richtig gut. Mein Mann leidet seit ein paar Jahren unter Depressionen, hat sie aber auch recht gut im Griff und wir gehen auch beide arbeiten.
Wir haben noch eine Tochter, die wird jetzt fünf.

Unser Sohn ist dann im letzten Jahr auch eingeschult worden, die Schule an sich macht ihm Spaß, vor allen Dinge Mathe, manche Sachen auch nicht sooo, aber das hat ja eigentlich jeder Schüler. Nun verweigert er schon seit November mehr oder weniger die Schule, anfangs haben uns die Lehrer noch dabei unterstützt, indem sie ihn festgehalten haben, dann war es auch gut. Das machen sie seit Januar aber nicht mehr, wenn er nicht freiwillig bleibt, müssen wir ihn wieder mitnehmen. Das hat er natürlich spitz bekommen. Danach fing es dann an, und das seit 3-4 Wochen ziemlich massiv, dass er uns haut, tritt, anbrüllt und neuerdings auch anspuckt, fast so als wäre es nicht mehr mein Kind. Und kurz danach tut es ihm total leid und kommt angeschmust etc.

Wir wissen uns lkangsam nicht mehr zu helfen, sind schon bei einer Kinderpsychologin, die immer sagt, wir müssen ihm mehr Sicherheit und Struktur geben, aber das hilft natürlich gar nicht, weil eben Verbote oder Verschiebungen bei irgendwelchen Wünschen in Tobsuchtsanfälle münden.

Kann mir Jemand von Euch helfen? Hat Jemand Erfahrung? Und gibt es Hoffnung auf Besserung?

LG, mauretania

1

Kannst du mal ein Beispiel bringen, welche Situation voraus geht, wenn er euch haut / spuckt? Wie es sich zuspitzt, wie ihr damit umgeht?

Ich glaube, dass euer Fall zu komplex ist, um hier wirklich Lösungen zu erhalten.

Mir wären nur folgende Dinge wichtig:
- gebt eurem Sohn das Gefühl, dass ihr ihn bedingungslos annehmt und mögt, so wie er ist
- zeigt Verständnis für seine Wut und bietet im Alternativen, mit seiner Wut umzugehen

Ansonsten würde ich einfach abwarten, wie es mit der Kinderpsychologin weitergeht.
Du kannst dich ja auch einmal unverbindlich von einer Erziehungsberatungsstelle beraten lassen.

Achja, was meinst du denn damit, die Lehrer hätten deinen Sohn festgehalten?

Den Ratschlag der Kinderpsychologin, ihr solltet ihm mehr Sicherheit und Struktur bieten, halte ich für etwas "schwammig". Ich kann mir nichts konkret darunter vorstellen.

<<<Danach fing es dann an, und das seit 3-4 Wochen ziemlich massiv, dass er uns haut, tritt, anbrüllt und neuerdings auch anspuckt, fast so als wäre es nicht mehr mein Kind. Und kurz danach tut es ihm total leid und kommt angeschmust etc.>>

Dieser Satz hat mich ein wenig hellhörig gemacht. Wie geht ihr damit um bzw. wie reagiert ihr, wenn er sich entschuldigt? Ich finde es ganz wichtig, dass ihr ihn in diesen Situationen nie ablehnt. Man kann ein Verhalten ablehnen, niemals aber sein Kind. Und das wäre für mich dann auch der Ansatzpunkt darüber zu sprechen, was ihn gerade so verärgert hat und wie er künftig damit umgehen könnte.

Scheint mir auch so, als hätte er Schwierigkeiten, was Impulskontrolle anbelangt. Wenn es ihm kurze Zeit später auch wieder leid tut. Daran sollte man vielleicht ansetzen. D.h. er muss ein rechtzeitig ein Gespür dafür bekommen, wann Wut in ihm aufkommt (bevor die Wut eskaliert) und diese dann mit eurer Hilfe anderweitig entladen. In meiner Arbeit habe ich mit manchen Jugendlichen überlegt, was sie in diesen Situationen alternativ machen könnten.

- schreien
- mit den Füßen auf den Boden stampfen
- Malen
- auf ein Kissen schlagen
- einen Massageball kneten
... (die Liste kann man ewig fortsetzen - ihr müsst das Richtige für euch finden).

Ich halte das für einen guten Weg, da ihr eurem Sohn Verständnis für seine Wut entgegen bringt, ihm gleichzeitig aber helft eine Lösung zu finden und sein grenzüberschreitendes Verhalten nicht zu dulden.

Alles weitere wären nur Spekulationen, da man euch persönlich kennen müsste, um wirklich Ratschläge geben zu können. Ich bin in der Familienhilfe tätig und da erfordert es ein wochenlanges Kennenlernen und Beobachten der Familiensituation, ehe man Lösungen finden kann.

Alles Gute für euch!

3

Hallo,
erst mal danke für Deine Antwort. Und nun zur Beantwortung Deiner Fragen:
1. Es geht in einer halben Stunde ins Bett. Ich "warne" ihn vor, keine bis wenig oder auch positive Reaktion, wenn es dann wirklich ins Bett geht: totales Ausrasten, ohne Vorwarnung.
Das gleiche mit Süßigkeiten, Fernsehen etc., aber auch manchmal - und das erschreckt mich wirklich - ohne jeden Anlass, keine Verbote o.ä.

2. Ich sage ihm immer wieder, dass ich ihn total liebe, aber nicht verstehe, was in ihm los ist. Ich liebe Dich, aber der kleine Teufel, der Du dann bist, wenn Du mir weh tust, den mag ich nicht! Ich habe mittlerweile auch Angst, dass er uns weggenommen wird, weil sich die Situation einfach immer nur verschlimmert.

3. Ich gebe ihm immer Besipiele auf, wie er denn seine Wut kanalisieren kann, statt uns zu hauen oder so. "Hau doch hier gegen das Kissen, stampf ganz kräftig mit Fuß auf...." Macht er nicht, er will uns dann weh tun, sieht zumindest in dem Moment so aus.

4. Die Schule hat ihn tatsächlich erst mal festgehalten. Da hat meistens schon ein ganz geringer Impuls, ihn an der Hand zu halten, gereicht. Das hilft aber schon längst nicht mehr und als er dann angefangen hat, zwischen Schule und der Betreuung wegzulaufen, ging von Schulseite her gar nichts mehr. Dabei ist es schon eine Schule, die auch Förderkinder in seiner Klasse hat.

5. Wenn er sich entschuldigt, nehme ich die Entschuldigung an und schmuse mit ihm. Allerdings fällt mir das immer schwerer und ich weine mittlerweile auch oft, weil mir das in der Seele weh tut, dass mein Kind mich schlägt. Und wir überlegen natürlich dann auch zusammen, was der Grund war, das kann er aber nicht benennen.

Wir haben am 22. einen Termin in einer Klinik, wo es eine Eltern-Kind-Station für solche Fälle gibt. Ich hoffe, wir bekommen da dann einen Platz, denn bald können mein Mann und ich nicht mehr..

LG, mauretania

5

Sehr gut mit der Klnik !!!

Alleine würde ich ihn nicht dort lassen ausser es geht gar nicht anders.

lg

weiteren Kommentar laden
2

Hallo

sprcht mit dem Schulpsychologen

evlt MSd dazuholen.

wieviele Kinder sind in der Klasse ??

Wie ist er wenn keine Schule ist ??

lg

4

Hallo,

die Direktorin unserer Schule hat mit dem Schulpsycholoen gesprochen und der sagte: da hilft nur noch, ihn einzuweisen! Super hilfreich!

Was ist MsD?

In seiner Klasse sind 20 Kinder, es handelt sich um eine Klasse, wo auch drei oder vier Kinder mit zusätzlichem Förderbedarf sind, und wo dann stundenweise ein wzeiter Lehrer mit dabei ist.

Wenn keine Schule ist, umgehen wir natürlich die Situation mit der Schule, aber da gibt es dann andere Situationen, in denen er austickt.

Hat also, meiner Meinung nach, nicht wirklich was mit der Schule zu tun.

LG, mauretania

6

Hallo,

wie schon jemand schrieb, glaube ich auch, dass euer Fall zu komplex ist, dass du hier eine wirklich hilfreiche Antwort kriegst.

Aber wenn man deinen Text durchliest, kommt deutlich heraus, dass dein Sohn innerhalb kurzer Zeit sehr viel durchmachen musste:

- Opa stirbt, wichtige Bezugsperson ist weg
- Papa hat Depressionen, die er zwar gut im Griff hat, aber bestimmt gibt es manche Momente wo diese zum Vorschein kommen
- Mama ist fertig und nicht richtig psychisch da und geht lange auf Kur (du bist ja als Bezugsperson in der Zeit auch nicht richtig für ihn da gewesen, somit hat er ja noch eine Bezugsperson "verloren" gehabt
- Einschulung, die ja auch das Leben des Kindes völlig verändert

Für ein Kind ist es schon schlimm, wenn nur eine der o.g. Punkte eintrifft, aber bei deinem Sohn waren es gleich so viele.

Auch finde ich, dass die Schule mt dem Festhalten nicht richtig reagiert hat. Dein Sohn war zwar dann körperlich anwesend in der Schule, aber vom psychischen her hat das ihn wohl nur weiter von der Schule entfernt. Besser wäre wohl gewesen, man wäre mehr auf ihn eingegangen und versucht ihn wieder zu motivieren anstatt ihn mit "Gewalt" in der Schule zu halten.

Vielleicht würde ihm ja gut tun, wenn man ihn erstmal aus der Schule nimmt (die Klinik finde ich eine gute Idee) und ihn dann nochmals in die 1. Klasse steckt, also soz. einen Cut macht und im neuen Schuljahr nochmals von vorne startet.

"Wir wissen uns lkangsam nicht mehr zu helfen, sind schon bei einer Kinderpsychologin, die immer sagt, wir müssen ihm mehr Sicherheit und Struktur geben, aber das hilft natürlich gar nicht, weil eben Verbote oder Verschiebungen bei irgendwelchen Wünschen in Tobsuchtsanfälle münden."

Tobsuchtsanfälle sind zwar total nervig, aber ich finde da muss man trotzdem (liebevoll) Konsequent sein, damit das Kind auch merkt, dass er so nicht weiterkommt. Wenn man nachgibt, lernt das Kind, dass es ja nur toben muss und so seinen Willen durchsetzen kann.

Ich wünsch euch alles Gute!

LG janamausi

7

Hallo,
dein Sohn hat sämtliche Haltepunkte in seinem Leben verloren. Klar, dass er so reagiert. Aber genauso kann er wieder neuen Halt finden.
Der Gang zum Psychologen war schon einmal richtig. Ich denke aber, er braucht eine Änderung bei der Schule. Kann er von jemandem bei euch abgeholt und in die Schule gebracht werden? Euch gegenüber wird er immer wieder agressiv und wütend werden, anderen gegenüber braucht man da schon mehr "Mut". Wie verhält er sich denn, wenn er einmal in der Schule ist und ihr sie bereits verlassen habt? Ist er dann friedlich?
Er muß viel aufarbeiten, aber ihn deswegen nun in eine andere Schule zu geben oder ihm einen Schulbegleiter zur Seite zu stellen, finde ich nicht richtig. Das wäre wieder eine Änderung. Warum redest du nicht mal mit der Psychologin, ob es nicht sinnvoll wäre, dass er von einer anderen Respektsperson in die Schule begleitet werden kann. Das kann auf Anordnung und im Notfall durchaus auch die Polizei sein. So etwas sollte natürlich mit allen vorher abgesprochen werden. Wenn solche Sachen nicht möglich sind und er weiterhin nicht in die Schule geht, dann wird er wohl um eine richtige Therapie nicht umhin kommen.

8

Ich rate dir einen Kinderpsychologen einzubeziehen normalerweise würd ich denken fehlende Konseqeunz oder schlecht erzogen, aber Depressionen vom Papa dir gings nicht gut als er euch brauchte, und dann der Opa eine Bezugsperson das kann viel anrichten wie du merkst

10

Hallo,

dein Kind trauert um eine wichtige Bezugsperson. Früher gab es dafür noch ein ganzes TrauerJAHR, heute gibt es einen Kinderpsychologen und Baldrian. Denk da mal drüber nach.

Wenn dein Kind nicht zur Schule gehen möchte, hat das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Ursache, die in der Schule zu finden ist. Die muss nicht offensichtlich sein. Es ist auch nicht zwingend so, dass ein Kind sowas forumulieren kann.

Frage: Will er grundsätzlcih nicht in die Schule oder könnt ihr bevorzugte Wochentage ausmachen?

"Das machen sie seit Januar aber nicht mehr, wenn er nicht freiwillig bleibt, müssen wir ihn wieder mitnehmen."
Für dein Kind wurde die Schulpflicht außer Kraft gesetzt?
Die Schule ist verpflichtet, euch zu unterstützen, das Kind in der Schule zu lassen.

Hoffnung auf Besserung gibt es nur, wenn ihr die Ursache für sein Verhalten findet.
Lasst ihn testen auf:

IQ, ADS/ADHS, Wahrnehmungsstörungen - in ein/zwei Jahren auch noch auf LRS und Dyskalkulie (jetzt lässt sich nur eine Tendenz feststellen)

LG

11

Hallo,

ich finde die Antworten schon sehr hilfreich, die du bekommen hast.

Ich habe leider kein Expertenwissen.

Ich kann mir aber vorstellen, dass dein Sohn nach dem schockierenden Tod deines Vaters das Gefühl hatte, es sei kein "Fels in der Brandung'" für ihn da. Du standest verständlicherweise neben dir, warst mit deiner Trauer beschäftigt, bist dann noch zur Kur gefahren. Dein Mann ist ebenfalls labil - wobei du nicht geschrieben hast, wie er mit dem Tod umgegangen ist. Ist er in ein Loch gefallen? Oder konnte er euren Sohn auffangen?

War dein Vater für ihn ein "Fels"?

Wenn dein Sohn in der Extremsituation das Gefühl hatte, dass kein starker Erwachsener an seiner Seite ist, hat ihn das sicher verunsichert und vielleicht Ängste und Wut geweckt.

Ich weiß nicht, was es mit dem Verweigern der Schule auf sich haben könnte. Vielleicht ist es wirklich so, dass er dort vor irgendetwas Angst hat und sich euch nicht anvertraut, weil er euch nicht zutraut, das für ihn zu lösen??

Das sind jetzt von mir nur Gedankengänge, sicher hat die Psychologin da qualifiziertere Theorien. Aber ich glaube, dass sie das meint mit Sicherheit und Struktur.

Das heißt glaube ich nicht, dass ihr strenger sein sollt. Sondern klar und souverän, eben die Felsen in seiner Brandung. Das geht auch mit Gelassenheit.
Aber welchen Eltern gelingt das schon immer?

Mir fällt es immer dann leicht, wenn ich die Macken oder Phasen meiner Kinder verstehe und einordnen kann, also nicht verunsichert bin und hin- und hereiere.

Und da reicht manchmal nicht mein Bauchgefühl oder der natürliche Mutterinstinkt, ich recherchiere und frage und hole mir Input - bis ich mich "sortiert" habe.

In sofern finde ich auch, dass du genau die richtigen Schritte gehst! Du holst dir Hilfe und Rat, machst dir Gedanken. Ihr kriegt das so bestimmt auch wieder hin!#liebdrueck

Es tut mir Leid, dass du deinen Vater verloren hast und dann auch noch unerwartet. Einer Freundin von mir ist das auch letztes Jahr passiert, sie war auch völlig aus der Bahn geworfen.

Liebe Grüße

12

#pro