Wie mache ich aus meinem hochsensiblen Erstklässler ein selbstbewußtes Kind?

Hallo Ihr Lieben,

mein Sohn (wird im April 7 Jahre alt) geht seit September 2011 in die 1. Klasse.
Anfangs hat alles gut geklappt, doch nach 2 Monaten fing mein Kind an, ständig davon zu sprechen, dass er so Angst vor/in der Schule hätte.

Ich habe so ziemlich alles in Bewegung gesetzt, um rauszukriegen, vor was er Angst hat. Ich habe mit der Lehrerin gesprochen, die mir versichert hat, er verhalte sich im Unterricht total normal, macht fleißig mit und ist ein kluges Kerlchen. Ihr wäre nur aufgefallen, dass er ständig fragt, ob sie auch da bleibt. Also die Schule nicht verlässt oder dergleichen.

Ich habe meinen Sohn nach den Gründen gefragt. Er meinte, er würde weder geärgert, noch hätte er Angst vor den anderen Kindern oder den Lehrern. Er wisse selber nicht, woran es liegt.

Ich habe einige Mütter von Mitschülern befragt, ob sie von ihren Kindern was gehört hätten, meinen Sohn betreffend.
Aber niemand konnte mir was sagen.

An Weihnachten ging es dann richtig los. Mit Beginn der Weihnachtsferien war täglich das einzige Thema: Ich habe soooo Angst vor der Schule. Tolle Ferien sage ich da nur #zitter

Der Supergau dann nach den Weihnachtsferien. Er weinte schon vor der Schule zu Hause. Aber in der Schule ging dann gar nichts mehr. Er weinte und weinte, zitterte am ganzen Körper und blieb nicht im Klassenzimmer. Das Ende vom Lied:
Wir sind fast zwei Wochen mit ihm in der Schule geblieben. Natürlich nicht im Klassenzimmer, sondern in der Aula oder im Lehrerzimmer.
Das war dann okay für ihn. Er hatte zwar noch Angst, aber er konnte sie so leichter ertragen.

Danach haben wir begonnen, ihn langsam von uns zu "entwöhnen". Das klappte mehr oder weniger gut (Alles in Absprache mit der Schulpsychologin).

Mittlerweile geht er wieder alleine in die Schule. Aber ich muss ihn bis vor´s Klassenzimmer bringen. Allerdings ist die Angst vor der Schule nicht mehr das Thema Nr. 1 bei ihm. Also eine Besserung.

Jetzt hat unser Sohn aber immer noch Angst. Vorallem, wenn was außer der Reihe ansteht. Also z. B. Schulfasching, Malwettbewerb usw. usf.
Da geht er dann keinen Schritt von der Lehrerin weg.

Habt ihr einen Rat für mich? Wie kann ich meinem Sohn mehr Selbstbewusstsein beibringen?
An Hobbies hat er nicht wirklich Interesse. Nach den Faschingsferien will ich mit ihm Wing Tsun beginnen. Ich habe gelesen, dass das das Selbstbewusstsein stärkt.

Oder hat mein Sohn eine Angststörung?
In 14 Tagen habe ich dann endlich einen Termin bei einem Kinder- und Jugendpsychiater. Auf diesen Termin warte ich seit Januar. Schon der Hammer oder?
Tolles Gesundheitssystem sage ich da nur.

Danke für´s Lesen.

LG
Lisa

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Also für mich ließt sich das so, als hätten Sie alles mögliche versucht, was man da versuchen kann, um herauszufinden, ob es da eventuell ein Problem geben könnte. Ganz großen Respekt dafür! Auch das mit dem Wing Chun finde ich eine ganz ganz tolle Idee!

Wie viel Angst oder Unsicherheit da bei einem 6-Jährigen Schulkind noch normal oder nicht normal ist … ich denke, da kann Ihnen ein Kinder- und Jugendpsychiater wesentlich besser helfen … versuchen Sie einfach, die nächsten 14 Tage noch so angenehm wie möglich für ihren Sohn zu gestalten, so, dass er sich ganz sicher und geborgen/wohlbehütet fühlt.

War ihr Sohn denn auch im Kindergarten schon so? Also ich weiß gerade nicht, wie ich dieses »doch nach 2 Monaten fing es an« interpretieren kann. Heißt das, dass er da eher ein völlig lebensfrohes und abenteuerlustiges Kind war, und, erst mit der Einschulung so sensibel geworden ist? Oder, war das eigentlich schon tendenziell immer so, und, jetzt mit der Einschulung ist es erst richtig schlimm geworden? Wie kann ich mir so den Alltag Ihres Sohnes vorstellen? Wenn Sie ihn bitten, aus dem Keller ein Päckchen Milch zu holen … traut er sich da alleine runter? Abends alleine einschlafen … klappt das? Wenn er mit seinem besten Freund spielt (hat er einen?) … ist Mama dann plötzlich nebensächlich, oder, muss auch dabei Mama in de Nähe sein? Könnte ihr Sohn bei Oma/Opa oder seinem besten Freund übernachten? Wie fantasievoll ist ihr Sohn? ist er da sooo fantasievoll, dass selbst die Monster unter dem Bett real werden können? Oder dreht sich diese komplette Unsicherheit eigentlich nur auf den »Schule«-Komplex? Wie würden Sie sich - als Mutter - einschätzen? Wenn ihr Sohn vom Klettergerüst in den Sand springen möchte, würden Sie dann ganz laut "NEEEEEEEIN!" schreien, oder, ihn einfach springen lassen?

Einen wirklichen Rat habe ich leider auch nicht ... wollte Ihnen auch eigentlich nur schreiben, dass Sie das - meiner Meinung nach - ganz ganz toll machen!

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Hallo,

vielen Dank für Ihre nette und ausführliche Antwort.

Mein Sohn war tatsächlich schon immer eher der ängstliche Typ.
Aber nur außerhalb. Zuhause ist er ein ziemlicher Rabauke. Aber relativ gut zu lenken.

In den Kindergarten ging er nicht gerne, anfangs gab es Tränen, später war ihm angeblich immer zu langweilig.
Allerdings war der letzte Kindergartenjahr ganz okay und er hatte auch nicht Angst davor.

Zuhause ist er relativ "mutig". In den Keller geht er ohne Probleme. Ebenso schläft er alleine ein.
Beste Freunde hat er gleich vier Stück und die Kinder verstehen sich prima. Er ist auch oft bei ihnen und die Freunde sind häufig bei uns.

Allerdings hat er noch nie woanders übernachtet. Das will er einfach nicht. Nicht mal bei Oma und Opa. Obwohl er seinen Opa über alles liebt.
Aber das habe ich nicht so überbewertet, weil ich selbst so war. Ich wollte auch nie woanders schlafen.
Komischerweise hat sich das bei mir mit Beginn der Pubertät komplett gelegt ;-)

Mein Sohn ist sehr wissbegierig. Er schnappt alles auf und saugt es wie ein Schwamm in sich auf. Ich denke, da liegt auch ein Teil des Problems.
Er weiß zuviel... kann es aber mit seinen 6 Jahren nicht verarbeiten.

Ein Beispiel: der Nahostkonflikt. Er hört was darüber im Radio (mittlerweile schalte ich aus, wenn mein Sohn in der Nähe ist) und schon will er alles darüber wissen und gibt nicht eher Ruhe bis ich es ihm einigermaßen verständlich erklärt habe.

Andere Kinder in seinem Alter würden den Begriff "Nahostkonflikt" wahrscheinlich komplett überhören oder ignorieren.

Er ist z. B. auch ein kleines Mathegenie. Er könnte ohne Problem in der 3. Klasse mitrechnen.
Plus und Minus im Kopf bis 1.000 sind für ihn kein Problem. Auch das kleine Einmaleins hat er sich selbst beigebracht.
Aber ich denke trotzdem nicht das er hochbegabt ist. Schreiben und Lesen mußte er sich genauso wie seine Schulkameraden erarbeiten.

Tja.. wie schätze ich mich als Mutter ein?
Wahrscheinlich würde ich "NEEEEEIIIIN" schreien, wenn er vom Klettergerüst springen will. Aber es würde ihn nicht abhalten.
Erst Letztens waren wir beim Schlittenfahren. Er ist mit einem Affenzahn auf einen Zaun zugerast. Ich habe da echt aufgeschrien. Aber mein Sohn hat natürlich nicht gebremst. Er hat sich kurz vor dem Zaun einfach vom Schlitten fallen lassen und fand das urkomisch #augen

Die Angst vor der Schule kam erst im Laufe der Zeit. Anfangs ist er sogar mit einem Mitschüler zur Schule und wieder zurück marschiert.
Dann kam irgendwann, dass ihn auf dem Schulweg andere Schüler ärgern und er Angst vor ihnen hat. Also gut dachte ich mir: Ich fahre täglich den gleichen Weg, um in die Arbeit zu kommen, nehme ich ihn halt mit. Ist ja kein Umweg.

Dann das gleiche Spiel beim Nachhauseweg. Irgendwann musste er alleine laufen, weil alle anderen Kinder irgendwie abgeholt wurden. Er schaffte nur die Hälfte des Weges und hat dann bei einer befreundeten Familie geklingelt, hat geweint und gesagt, er traue sich nicht alleine heimgehen.

Also habe ich ihn ab dem Zeitpunkt auch von der Schule abgeholt. In meiner Naivität dachte ich, dass er ja noch ein Erstklässler sei und viele Kinder den Schulweg erst später alleine schaffen.

Tja und das ging dann immer so weiter. Einmal hatte er Angst vor der Pause, einmal Angst, dass er ins Klassenzimmer gesperrt wird usw. usf.
Am Schluss wusste er selbst nicht mehr vor er eigentlich Angst hat. Und dann kamen eben diese Weihnachtsferien.

Jetzt hoffen wir halt, dass uns der Kinder- und Jugendpsychiater weiterhelfen kann.

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Hallo

einen Rat habe ich nicht
aber ich finde es toll, wie ihr das macht
und das ihr euch so viel Mühe gebt ( mit in der Schule bleiben ) und auch offen eine Lösung sucht
zudem finde ich gut, daß eine Schule das zulässt - bei uns wäre das undenkbar

Meine persönliche Meinung ist, daß ihr beim Kinder- und Jugendpsychiater richtig seid -

denn "normal" ist das nicht
Ich habe mit vielen Kinder zu tun, auch mit vielen Hortkindern und sowas ist mir noch nie begegnet
Von dem her, denke ich schon, daß dies von Profis mal genau angeschaut werden sollte
Gerade wo die Angst her kommt

Meine Tochter macht sich auch gerne viel Sorgen - aber die Ängste sind klar zu erkennen und zu definieren, und sie hat sie in soweit im Griff, daß sie durch die Situationen geht bzw. es versucht

Die Beschreibung von deinem Sohn klingt so als wenn er sehr hilflos diesen Gefühlen ausgeliefert ist
und selbst keinen Weg sieht- bzw. sich selbst den Weg nicht zutraut.

Die Frage wäre - kann er es wirklich nicht - weil ihn etwas hemmt ( tiefsitzende Ängste, die er alleine nicht bewältigen kann )
oder auch - will er es gar nicht unbedingt alleine schaffen ( zu wenig Motivation, Selbstüberwindung, jemand anders soll es regeln )

Angst vor besonderen Situationen wie Schulfasching, Wettbewerbe, Prüfungen finde ich durchaus üblich und altersentsprechend.
Aber diese belastende Angst vor dem normalen Schulalltag, denn er ja erst geschafft hat, daß würde mir auch Sorgen machen

Alles Gute
Silly

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ich finde es auch gut, wie ihr reagiert habt (alle fachleute eingeschaltet, euch hilfe gesucht, geplant vorgegangen..)

jetzt würde ich ruhe bewahren udn abwarten was der Kinder- und Jungendpsychiater sagt.
und dann würde ich von der idee wegkommen aus deinem kind ein ganz anders zu machen
er ist wie er ist und das ist gut so.
er darf sich nur nicht selbst damit im wege stehen.

er muß aber nicht ein super Selbstbewusstsein Kerlchen mit großer klappe werden.
er muß nur ein bißchen mut finden und ein bißchen ertrauen in seine fähigkeiten.

was kann er denn gut? worin ist er denn der "crack"?
ich denke, da würde ich ansetzen und ihn darin stärken.
ob ein ganz neuer sport in neuer gruppe, mit neuem trainer und neuen regel jetzt im Moment wirklic hseh hilfreich ist, weiß ich nicht. kan ndurchaus sein, aber wenns nach hinten losgeht, besinnt euch doch mal auf das, was er jetzt schon gerne und gut ist und wo seine erfolgs-erwartung hoch ist

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hey,

mein großer sohn wurde im juni 6 und im august war die einschulung. er ist ein schüchterner, aber selbstbewusster kerl. er braucht etwas länger, um mit den leuten warm zu werden.

leider hat er in der schule (noch) keinen freund gefunden. er ist sehr traurig deswegen.

in der schule hat er sich total verändert. er kam traurig nach hause, angeblich war es jeden tag "toll", aber er lachte nicht mehr. ich sprach mit den lehrern, ob was los war, aber die meinten nur, er würde sich so verhalten wie andere kinder auch. nach einem monat war er eine woche krank. danach ging das drama los. jeden morgen weinte und kreischte er in der schule. er klammerte sich an meinem bein fest. war ne doofe situation, weil die anderen das mitbekommen haben. ich hatte zudem noch meinen kleinen sohn dabei. da konnte ich den großen nicht einfach losreißen und gehen. außerdem hat die lehrerin doch tatsächlich den unterricht begonnen, anstatt mir mal zu helfen. ich stand also mit nem kreischenden jungen vor der klasse und hatte zu tun, ihn zu beruhigen und in die klasse zu "schieben". was glaubst du, wie scheiße ich mich gefühlt habe.

gespräche habe ich gesucht, aber die schule schob die probleme ins elternhaus, er wäre so anhänglich und würde mich vermissen. so ein quatsch. ich war stinkesauer. er weinte eben nicht, weil er mich vermisste, sondern weil die umstellung von KIGA zur schule zu groß war. wir haben viel geredet, letztlich haben wir seine angst aufgemalt. er hat ein düsteres bild gemalt. ich hab ihm vorgeschlagen, das bild zu verbrennen. das scheint geholfen zu haben.

auf dem weg zur schule haben wir am nächsten morgen noch einen kleinen stein in einen bach geworfen, das war noch ein stück angst. die hat er ertränkt sozusagen.

leider hat er bisher immer noch keinen anschluss gefunden. er geht zum kamfsport in der schule einmal die woche. leider ist er aber auch dort ohne anschluss.

er ist der jüngste in seiner klasse, klein und dünn, vom typ her kein draufgänger sondern eher still. also das perfekte "opfer" für gewisse idioten.

seit zwei wochen jammert er täglich, er würde von einem jungen geärgert, gehauen und müsste sich in den pausen vor ihm verstecken. wehren kann er sich nicht, weil er nicht stark genug wäre.

eine hortnerin hab ich gefragt, ob es probleme gibt, die verneinte und schimpfte ihn am nächten tag, was er zu hause erzählen würde.

lange rede, kurzer sinn. ich weiß keine lösung, die schule lässt uns alleine.

er passt irgendwie nicht ins system. er ist nicht frech und es macht ihm keinen spaß, sich auf dem flur mit anderen zu prügeln. das ist bitter.

ich hoffe, er fängt sich bald und der theater mit dem anderen jungen bessert sich. ich warte nur drauf, dass er dem anderen mal weh tut und dann geschimpft wird.

so das hat dir nicht wirklich geholfen, aber ich musste meinen "senf" dennoch mal dazugeben.

lg claudia

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Hallo,

ich kann verstehen, dass das eine ganz schwierige Situation für euren Sohn und für euch ist und dass es sehr hart sein muss, ihn so leiden zu sehen.
Ich finde es toll, dass du versuchst, deinem Sohn zu helfen und es ist sehr schade, dass du von der Schule gar keine Hilfe bekommst. Ich würde auf keinen Fall aufgeben und alles in Bewegung setzen, um Hilfe zu bekommen.
Habt ihr schon mal mit dem Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen gesprochen?
Wie wäre es mit einem Präventionstraining? Bei uns bietet das die Schule an, bei Bedarf kann man es aber auch zwischendurch bei der Polizei machen.
Oder Ergotherapie mit sozialem Kompetenztraining?

"Er passt irgendwie nicht ins system. er ist nicht frech und es macht ihm keinen spaß, sich auf dem flur mit anderen zu prügeln. das ist bitter."
Das hört sich jetzt allerdings so an, als ob man als Junge nur ins System passt, wenn man frech ist und sich gerne auf dem Flur prügelt. Das ist sicherlich nicht so, ich denke, das "Normale" (wenn es das denn gibt) ist irgendein Mittelding.
Mein Sohn (auch 1. Klasse) nimmt z. B. kein Blatt vor den Mund und ist spielt mit seinen Freunden auch gerne etwas wilder, aber er ärgert keine anderen Kinder, in seinem Zeugnis steht, dass er stets freundlich und hilfsbereit ist und berechtigte Interessen immer friedlich durchzusetzen weiß. So war es auch schon im Kindergarten.
Er ist auch gerne mit ruhigeren Jungen oder Mädchen zusammen.

lg und alles Gute für deinen Jungen!

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Hallo,

erst einmal finde ich es toll, wie sehr ihr versucht, eurem Sohn zu helfen, und auch gut ist es, dass die Schule euch da unterstützt. Das sah bei uns am Anfang anders aus: Als mein Sohn zum Schulstart Schwierigkeiten hatte, sich von mir zu lösen, wurde ich aus dem Klassenzimmer gebeten ("Sie müssen mal loslassen") und konnte ihn dann wenige Minuten später gerade noch davon abhalten, vom Schulhof auf die Straße zu laufen, weill er mich auf der anderen Straßenseite sah ... Wir haben unseren Sohn lange auf dem Schulweg begleitet, erst mit der 3. Klasse ist er dann anfangs mit anderen Mitschülern, später dann auch alleine gegangen.

Mein Sohn ist auch begabt und sensibel, vorlaut und bestimmend, dann wieder ängstlich und mutlos, dazu recht phantasievoll und mit hohen Ansprüchen an sich selbst - bei ihm hat die Schulangst (hauptsächlich in seiner gestrengen Lehrerin begründet, aber noch gefördert von Schwierigkeiten mit Mitschülern) dann irgendwann dazu geführt, dass er sich immer ausgefeiltere Lügen ausgedacht hat, um nicht in die Schule zu müssen - natürlich immer nur mit kurzfristigem Erfolg.

Ihm (und auch uns) hat der Kinderpsychologe sehr gut getan - und tut es noch. Das im Detail aufzuführen, würde zu weit führen, zumal ja unser Fall auch etwas anders liegt, aber für ihn war wichtig, in den Dingen gestärkt zu werden, die er gut kann (frühere Auftrittsangst ist wie weggeblasen) und bei Problemen sich wirklich anzuvertrauen und an Lösungen zu arbeiten, anstatt diese durch Lügen lösen zu wollen.

Euch alles Gute

Anja

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Das erinnert mich sehr an meine Tochter. Sie ist noch nicht in der Schule, verhält sich aber manchmal auch sehr "seltsam". Sie hasst neue Situationen, von denen sie nicht weiß, was man von ihr will. Sie braucht Routine und Rituale. Sie mag es z. B. auch nicht, wenn andere Kinder "rumwuseln" oder wenn sie lachen. Sie kann es wohl nicht einordnen, ob sie über sie lachen.. sie auslachen. Deswegen steht sie so gar nicht auf Spiele, also z. B. Bewegungsspiele wie "Fischer, Fischer" oder "Der Plumpssack geht rum". Auf Kindergeburtstagen macht sich das bemerkbar oder wenn sie sich beim Sport (Rollkunstlauf) aufwärmen. Dann weint sie und ist gehemmt, lässt sich schwer beruhigen, kann aber auch nicht sagen, was los ist. Ein wenig macht ihrt auch ihr eigener Ehrgeiz zu schaffen. Sie möchte so gern immer alles richtig und gut machen und zwar völlig aus eigenem Antrieb heraus.

Sport... würde sie nicht zum Sport gehen, hätten wir das kaum bemerkt, denn im Kindergarten ist (mittlerweile) alles gut. Anfangs hatte sie auch dort Probleme. Sie brauchte lange um sich einzugewöhnen. Bei den besagten Spielen hat sie sogar nach 2 Jahren noch manchmal geweint.

Der Sport zeigt und also einerseits, wie "weit" sie ist, andererseits hilft er gleichzeitig, dass sie selbstbewusster wird, mit Misserfolgen klarkommt und lernt auch mit größeren Kindern umzugehen. Größere Kinder findet sie zwar unheimlich spannend, andererseits hat sie aber größten Respekt vor ihnen und möchte ihnen nacheifern. Sie begreift nicht so richtig, dass sie noch gar nicht so weit sein KANN wie sie. Und dann kommt sie sich irgendwie noch "klein und dumm" vor.

Ich denke, dass sie in der Schule ähnlich verängstigt gewesen wäre wie dein Sohn. Dadurch, dass wir aber daran "arbeiten", ich beim Sport immer dabei bin und mit ihr diese problematischen Situationen bespreche, wird es bessser. Außerdem gibt es auch Auftritte, die ihr ebenfalls helfen, selbstbewusster zu werden. Für die Schule ist sie so etwas besser gewappnet, denke ich.

Ich glaube, dass die Probleme deines Sohnes ähnlich gelagert sind, also ungewohnte Situationen, größere Ansammlungen von Kindern, die z. B. auf dem Schulhof rumwuseln, lachen etc. und bestimmt auch der Leistungsdruck in der Schule, dem er standhalten möchte. Dafür spricht, dass er "fleißig" ist.

Ich würde dir raten, mit deinem Sohn immer wieder zu sprechen. Er sollte versuchen konkret zu benennen, was ihm gerade im Kopf rumgeht, wenn er weint und "vor Angst zittert". An WAS denkt er in diesem Moment? Lass es ihn aussprechen, ein "Ich weiß nicht" gilt nicht. Versuch es im Ausschlussverfahren, erkläre ihm also, was es NICHT sein kann bzw. was Du bereits in Erfahrung gebracht hast und versucht einfach gemeinsam herauszufinden, was es denn sein könnte.

Dass er sich an die Lehrerin klammert ist ein Zeichen dafür, dass er in der Gruppe noch nicht angekommen ist. Die Lehrerin sollte dafür sorgen, dass die anderen Schüler sich um ihn kümmern und immer weniger sie selbst. Man kann so etwas mit Vertrauensübungen hin bekommen.

Ich würde nicht versuchen, ihn zu ändern. Er ist wie er ist und das ist OK. Er sollte Angst haben DÜRFEN. Aber er sollte lernen, damit umzugehen. Zunächst mal mit ganz viel Unterstützung von Euch, dann von der Lehrerin, dann von den Kindern und zuletzt ganz allein. Es ist ein Prozess und geht nicht von heute auf morgen. Aber Ihr seid ja dabei und es ist gut, dass Du flexibel bist und auch mal stundenlang in der Aula sitzt.

Sport ist super. Idealerweise schon vor Schuleintritt, weil man noch dabei sein kann. Man kann die Situationen besser beurteilen und konkreter helfen. Aber das ist bei Euch ja nun nicht mehr drin, also muss es auch so gehen.

Welcher Sport das ist, ist eigentlich egal. Da zu erwarten ist, dass er auch dort noch einige Problemchen haben wird, sollte es schon etwas sein, was er liebt... etwas, das ihn so sehr motiviert, weiterzumachen, dass er sich "durchkämpft". Bei meiner Tochter ist der Rollkunstlauf ein Volltreffer: Sie hat alles von Konditionstraining (was sie gern macht), über Akrobatik (was sie gern können würde), Tanz und Ausdruck (was sie gut kann und sehr liebt) und als größte Motivation die regelmäßigen Auftritte und Wettbewerbe (die sie sooooo wahnsinnig liebt, dass sie sich dafür durch Trainingseinheiten mit vielen, vielen Kindern kämpft). Und durch jeden gelungenen Auftritt wächst sie ein kleines Stückchen und wird zunehmend selbstbewusster (und zu unserem Leidwesen auch frecher, aber das nehmen wir gerne in Kauf). Also kurz gesagt: Jeder Sport stärkt das Selbstbewusstsein, wenn man ihn mit LIEBE betreibt.