Hat jemand nen Tip - Selbstbewußtsein vom 6 Jährigen(lang)

Hallöchen ihr lieben,

unser großer (6 J.) ist ein superlieber, intelligenter Junge, aber auch extrem sensibel, schüchtern und traut sich extrem wenig. Das ist nun sein Charakter und das ist auch ok so.
Allerdings haben wir dadurch natürlich gehörige Probleme was irgendwelche Aktivitäten betrifft.
Als Beispiel: Er wollte Fußball spielen, wir ihn also zu mehreren Probetrainings beim hiesigen Fußballverein gebracht(da ist auch ein sehr guter Kindergartenfreund von ihm). Das erste Training verlief traumhaft. Er hatte Spaß, war ausdauern und wollte nicht aufgeben. Ich dachte, na super wir haben was gefunden was ihm zu gefallen scheint, schauen wir mal weiter. Das nächste Training, absolute Katastrophe. Er wollte nicht mitmachen, war bockig, am rumjammern und weinen. Wir ihm ein wenig Zeit gelassen, gut zugeredet, motiviert...am Ende machte er mit und hatte Spaß. Da das Trainig 2 mal die Woche sein sollte, dachte ich es liegt vielleicht daran und es ist zuviel. Also sprachen wir drüber und waren uns gleich einig das er nur an einem Tag möchte. Gesagt getan...nix wars, wieder Theater, weinen bis wir dann gegangen sind weil garnichts mehr ging. Dann hab ich nochmal in aller Ruhe mit ihm drüber gesprochen das er sich doch mal Gedanken machen soll, ob er überhaupt Fußball spielen mag. Bevor ich den Vertrag unterschreibe wollte ich schon Gewissheit. Nach 2 Tagen intensivem Überlegen seiner Seite kam er auf mich zu und meinte er möchte nicht spielen. Gut, völlig ok für mich. Ich wußte woran ich bin.
Nun haben wir das gleiche Problem beim Schwimmkurs, ich finde er sollte schwimmen können bzw. im Notfall wissen was zu tun ist. Beim ersten mal konnte ichs vollkommen verstehen, er kannte niemanden und es war auch nach ein paar Minuten wieder gut.
Heute aber wieder. Erst ist er total aufgeregt und redet den ganzen Tag über nichts anderes, dann sagte er auch noch zur Schwimmlehrerin das er anwesend ist und als es dann hieß gebt Mama noch ein Küßchen die warten hier und kommen die letzten paar Minuten zum zuschauen brachen wieder alle Dämme.
Ich also wieder am motivieren und gut zureden. Durfte/musste dann drinnen bleiben, bis er nach ner Weile wieder ok war und ich gehen konnte um vor der Tür zu warten. All das weiß er, auch das ich wieder komme, habe ihn noch nie irgendwo vergessen oder zuspät abgeholt ect. aber es gibt immer Tränen.
Mich macht das echt traurig mein Kind so zu sehen. Ich will ihm helfen und ihm gegebenenfalls Ängste nehmen, aber ich weiß nicht wie ich ihn noch motiviere. Der Schwimmkurs geht nun noch 8 mal, aber ich kann ihn doch nicht jedesmal wenn es Tränen gibt aus allem raushalten, so traut er sich ja nie was.
Habt ihr Tips? Gehts wem ähnlich oder bin ich auf dem völlig falschen Weg?

Ihr könnt mich auch über PN anschreiben, denn mein Text füllt ja nun leider schon die halbe Seite*hüstel*

Liebe Grüße
jennie1978

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Uns geht's aehnlich bei unserem Mittleren insofern warte ich mit Dir auf die guten Tipps...
LG doremi

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Moin.
Unsicherheit findet sich in allen Altersgruppen - meine Großen (11 und 8) plagen sich damit auch immer wieder; endete zT auch in Tränen, Selbstzerfleischungen ("ich werde das sowieso NIE lernen, weil ich zu dumm bin" usw)...
Tja, wie damit umgehen?
Wir haben viel versucht, gut zureden (oft zwecklos, da Kinder schnell annehmen, daß ihre Eltern sowieso "alles" gut finden, was sie tun...), Loben (zuviel macht unglaubwürdig siehe "gut zureden"), "Verträge" schliessen (wenn du wenigstens drei Monate machst, dann kriegst Du was - sinnlos, wenn die Kinder diese Sache nicht mögen und pädagogisch zweifelhaft!), meckern (Halte doch mal was durch - auch sinnlos, zum einen kann man jemanden nicht zum Spaß zwingen,zum anderen erschafft es Druck...).
Inzwischen sind wir an einem Punkt, wo WIR gelernt haben, daß Unsicherheit ihrerseits eine normale Sache ist - normal in dem Sinne, daß sie erst begreifen müssen, daß man eben nicht alles sofort kann, bzw sich auch mal überwinden muß, etwas neues auszuprobieren.
Als Erwachsener weiß man das; wie oft holt man innerlich Luft und sagt sich, "ich versuche das jetzt! Ich kann das!"?
Kinder gehen damit oft anders um; sie machen sich Gedanken und stellen sich selber runter...
Kennst Du den Ausdruck "selbsterfüllende Prophezeihung"? DAS mach(t)en meine gerne...;-)
Und wir standen dann vor ihnen, wußten, daß sie es können, wußten, daß sie hinterher auch sagen würden, daß es ihnen Spaß gemacht hat und sie standen vor uns und waren sich schon vorher sicher, daß es katastrophal wird...#klatsch
Aargh!
Wie damit umgehen?
Wir haben mehrere Ansätze: Zum einen erlaube ich ihnen NICHT, schlecht über sich zu reden (kommt ein "ich bin eh' zu dumm", "zu ungeschickt" oä - dann werde ich öffentlich sauer: NIEMAND sagt sowas über sie, sie selber auch nicht, denn das ist schlichtweg falsch! Wenn überhaupt- dann fehlt ihnen die Übung, die Erfahrung etc - darüber dürfen sie meckern, aber sich nicht selber abwerten!), zum anderen zeigen wir ihnen ihre Fortschritte auf; mein Großer hat lange im Handball Unsicherheiten gezeigt - er war aber in einer Mannschaft mit Spielern, die schon länger dabei sind; jetzt sind die in den nächsten Jahrgang aufgestiegen und in seiner Mannschaft viele Anfänger **gg**; gut für sein Ego!
Mein Mittlerer hat (entgegen seinen häufig geäußerten Zweifeln) inzwischen den gelben Gürtel im Judo gemacht... Ach nee, aber vorher immer gesagt, er könne das nie schaffen?? Und trotzdem geschafft, obwohl er viel Zeit durch eine Blinddarm-Not-OP verloren hat?
Als er das kapierte, wurde er glatt drei Zentimeter größer;-)
Und im Alltag? Wenn sie wieder verunsichert sind, reden wir ruhig mit ihnen; zweifeln sie an ihren Fähigkeiten, dann sehen wir auch das an, was sie bereits geschafft haben, denn manchmal ist es ihnen nicht bewußt.
Loben tun wir sie auch, allerdings nicht übermäßig (nach dem Motte "Du wirst mal in der Bundesliga spielen" - das käme mir auch übertrieben vor) und bestärken sie darin, sich an Situationen zu erinnern, wo sie Erfolge hatten (gute Note dank Üben, etc).
Wir versuchen, ihre "Ängste" ernst zu nehmen, aber gleichzeitig ihnen zu vermitteln, daß es okay ist, nicht immer der Beste zu sein - jeder kann was besser als andere, das ist okay und sollte einen aber nicht von vorneherein dran hindern, es zu versuchen!
Ist aber ein langwieriger Lernprozeß, dem wir als Eltern oft als Gratwanderung" empfinden - wann nachgeben? Wann loben? Wann sagen, Du kannst es, wenn Du bereit bist, es zu versuchen? Wann auch mal "hart" bleiben und sagen, ICH weiß, DU kannst es, also ran mit Dir?
Ist nicht einfach, vor allem, wenn einem bewußt ist, daß man ihnen nicht immer helfen kann - spätestens in der Schule sitzt man eben nicht mehr daneben und sie müssen sich mit der Lehrerin oder den Klassenkameraden alleine durchs 1x1 oder ABC "prügeln".... Oder durch die Bruchrechnung, lateinische Grammatik...
Falls Du kannst, dann gehe mal zu einem Vortrag von Torsten Heuer - er ist Sportpädagoge und beschäftigt sich viel damit, wie man Kinder stärken kann; ich war mal da und fand ihn klasse!
Lg und alles Gute,
Locke

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Fußball ist ein Mannschaftssport und in meinen Augen nicht besonders gut geeignet um das Selbstbewusstsein eines Kindes aufzubauen (habe selbst zu lange gebraucht, das zu kapieren).
Mein Sohn hat selber 2 Jahre gespielt und die letzte Zeit ist es so ausgeartet (Erfolgsdruck vom Trainer) dass wir gekündigt haben.
Schlechtere Kinder haben es schwer auch neuere die halt noch nicht so gut spielen... da werden im Spiel nur die Guten alt eingesessenen angespielt, bei Spieleinsätzen bevorzugt, beim Training im Toreschießen üben kriegt er den Ball nicht so gut rein. Das sind lauter Dinge, die eher noch runter ziehen.

Schwimmbad ist auch so ne Sache... da muss er alleine rein, fremde Kinder, fremde Schwimmlehrerin - für ängstliche Kinder ein Drama. Mein Sohn ist auch eher ruhig, introvertiert und auch ohne Selbstbewusstsein. Ich wusste, mit 6 Jahren wäre er auch nie alleine mit Fremden ins Schwimmbad gegangen. So habe ich mich mit einer anderen Mutter und Freundin zusammen getan und wir haben die ebenfalls befreundeten Kinder gemeinsam zum Schwimmkurs geschickt.
Somit war er nicht alleine und mein fauler Strick bekam auch noch die Motivation es doch endlich lernen zu wollen ;-)

Was ich mir noch überlegt habe, ich werde meinen Sohn Probetraining in Jujutsu oder ähnliches machen lassen, in der Hoffnung, dass es ihm Spaß macht ;-) habe es selber eine Zeitlang trainiert und ich finde dass man neben Disziplin auch lernt, selbstbewusster zu werden.
Im Unterschied zum Fußball bekommst du einen gleichwertigen Partner zugeteilt, mit dem du deine Übungen machst - beim Fußball gibt es gute und schlechte in der Mannschaft und im Konkurenzkampf um den Stammplatz werden nur die guten Spieler eingesetzt.

lg bambolina

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Vielen Dank für eure Antworten. Da war jetzt einiges an Tips dabei die ich mal beherzigen werde.

Liebe Grüße
jennie1978

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Viel Erfolg;
wie gesagt, es dauert und manchmal muß man ihnen es auch lassen - ich war als Kind auch seeeehr scheu und schüchtern; bis ich die Pupertät überwunden habe - manche Menschen wußten bis dahin garnicht, daß ich überhaupt Stimmbänder habe **gg**
Alles Gute!

6

Hallo!

das was Du schreibst, kommt mir sehr bekannt vor, Mein großer SOhn (gerade 6 geworden) ist diesbezüglich sehr ähnlich.
Erschwerend kommt hinzu, dass er eine Sprachentwicklungsverzögerung hat(te). Bis auf Kleinigkeiten hat er die altersgerechte Sprache aufgeholt, aber bei ihm ist hängengebleiben, dass "alle anderen alles sowieso besser können". Aufgrund dessen geht er zum therapeutischen Reiten, was ihm auch sehr hilft. Aber das ist ja ursprünglich wegen der Sprachentwicklungsverzögerung begonnen worden und daher keine Möglichkeit für Euch ;-)
Er macht auch Karate, wozu ich ihm wegen des Selbstwertgefühls miótiviert habe. Er ist noch nicht lange dabei, war aber stolz, als er die Prüfung für den gelb-weißen Gürtel bestanden hat (ist eine supereinfache Prüfung, aber das ist in dem Fall wirklich egal).
Zum Fußball geht er auch, aber eher weil sein bester Freund auch in der Mannschaft trainiert. Das macht er sehr gerne, auch wenn er das Training weniger wichtig ist als die gemeinsame Zeit mit seinem Freund.

In der Sprachheil-Reha haben wir für unseren Sohn den Tipp bekommen, weniger das Ergebnis als den Prozess dorthin zu loben. Er kann Lob schlecht anehmen weil er dauernd denkt, dass es Zufall war und es beim nächsten Mal sowieso nicht klappt. Anstatt das fertige Bild zu loben, sollen wir eher drauf eingehen, dass es bestimmt Spaß gemacht hat, es zu malen oder wir sollen einfach nur beschreiben, eas wir auf dem Bild sehen. Diese Art des Lobes ist sehr gewöhnugsbedürftig und wahrscheinlich eher für die wenigsten Kinder geeignet. Aber vielleicht ist es einen Versuch wert.

Hast Du mit Deinem Sohn besprochen, was ihm beim Schwimmkurs so schwer fällt?
Mein Sohn hat zwei Schwimmkurse hinter sich. Beim ersten mussten die Kinder nach der 3. Schwimmstunde eine halbe Stunde lang im großen Becken mit Schwimmgürtel eine Bahn nach der anderen Schwimmen. Das war für meinen Sohn eine Qual und er bekam richtig Angst. Er hat dann nur noch geweint und hatte Panik vor der nächsten Schwimmstunde. Also habenwir den Kurs abgebrochen.
Den zweiten Kurs hat er in der Sprachheil Reha gemacht, sehr spielerisch und in einem kleinen Therapiebecken. Das ging sehr gut. Aber zum Ende des Kurses hin schwamm er schlechter und er bekam wieder Angst - weil er dachte, dass er die Seepferdchen-Prüfung nicht schafft. Der Kursleiter hat es dann aber so spielerisch gemacht, dass die Kinder von der Prüfung gar nichts gemerkt haben, so dass es letztlich gar kein Problem war.
Vielleicht passt der Kurs einfach nicht zu Deinem Sohn oder er möchte lieber einen Kurs mit einem Freund zusammen machen.

Mein Mann und ich sind auch eher zurüchaltend und ich war als Kind wirklich schüchtern. es war für mich furchtbar, wenn ich etwas vor anderen Kinder vormachen musste o.ä. Da sind mir viele Situationen sehr schlecht in Erinnerung geblieben. Meine Mutter hat mich z.B. zur musikalischen Früherziehung angemeldet. Zum einen, weil Musik in unserer Familie eine recht große Rolle spielt und zum anderen weil sie hoffte, dass es mein Selbstbewusstsein stärkt. Für mich war es jedes Mal schlimm weil ich Ansgt hatte, dass ich z.B. auf einem Instrument etwas vorspielen muss o.ä.
Aus der Erfahrung heraus versuche ich, für meinen Sohn solche Situationen zu meiden und in Gesprächen herauszufinden, was er gerne möchte bzw. was ihn belastet, wenn er irgendwas nicht mag und er deshalb abblockt und weint. So versuchen wir einen Mittelweg zu finden und bisher klappt das recht gut. Mein Sohn kommt nicht mit jedem Trainer gut klar. Früher beim Kinderturnen war eine Gruppenleiterin, die sehr laut und schroff war und wenig "echten" Kontakt zu den Kindern aufgebaut hat. Das mochte er gar nicht und er wollte nicht mehr hingehen. Sein Fußball-Trainer ist auch laut und macht den Jungs klare Ansagen. Dabei ist er aber immer fair, er motiviert die Kinder, sieht ihre Fortschritte und lässt niemals (!) zu, dass ein Kind über das andere lacht, es ärgert o.ä. Damit kommt er sehr gut klar.
Manchmal sind es "Kleinigkeiten", die aber für Kinder viel ausmachen.

Denk nicht, dass er sich dieses oder jenes "nie traut". Er spürt Deine Skepsis auch wenn Du versuchst, sie zu verbergen. Er spürt, dass er Dich z.B. enttäuscht, wenn "wieder etwas" nicht geklappt hat. Versuch auf seine Stärken zu schauen und darauf aufzubauen. Vielleicht mag er Sport nicht so gerne sondern eher einen Musikkurs oder Malgruppe, die Pfadfinder oder irgendwas anderes. Oder er möchte mit einem Freund zusammen eine Einzelsportart machen o.ä.

LG Silvia