Darf man zu "fremden" Kindern was sagen?

Hallo!

Ich muss etwas weiter ausholen… wir haben einen Sohn (Luis), fast 7 Monate alt. Meine Schwägerin (Schwester meines Mannes) hat einen Sohn (T…) der Anfang Juli 4 wird. Der kleine ist sehr eifersüchtig, aber er hat auch nicht die Gelegenheit, dass er sich an unseren Sohn gewöhnt, sie wohnen ca. 120km entfernt und wir sehen uns nur alle 3 bis 4 Wochen.
T… ist dieses Wochenende bei den Großeltern in Ferien und da wir die beiden so selten sehen haben wir die Gelegenheit genutzt und sind auch zu meinen Schwiegereltern gefahren. Er ist im Großen und Ganzen ein lieber Kerl, nur ich finde er ist für sein Alter schon ganz schön „hinter wendig“ und weiß wie er mit lügen, hauen und petzen zu seinem kommt. Meinen Mann und mich stört das zwar ungemein, aber es steht uns nicht zu die Erziehung von anderen zu kritisieren, schließlich wird unser Sohn auch mal groß und wer weiß wie wir in manchen Situationen handeln.

Zur eigentlichen Sache, es waren mehrere Kleinigkeiten die heute nicht zum ersten Mal vorgefallen sind. Meine Schwägerin hatte unseren Sohn auf dem Schoß, T… wollte mit dazu, was ja auch kein Problem war. Aber er ist angeblich gestolpert und voll auf Luis geknallt. Luis ist eher „robust“ und lässt sich nicht so schnell schocken, daher reagiere ich auch nicht direkt hysterisch und komme sofort angesprungen. T… hat es dann geschafft sich mit auf den Schoß zu setzen und fing an sich so feste an seine Mama zu kuscheln das Luis komplett unter ihm lag. Das war die erste Situation wo ich unseren Sohn dann doch „gerettet“ habe, ohne was dazu zu sagen.
Irgendwann schlief Luis ein und ich habe ihn auf eine Krabbeldecke am Boden gelegt. T… war daneben am spielen und es flogen immer wieder Duplo-Steine in Richtung von Luis, bis er auch mal einen im Gesicht abbekommen hat. Jetzt habe ich was zu T… gesagt, da meine Schwägerin nicht wirklich interessiert reagiert hat als Luis anfing zu brüllen.
Luis also wieder wach, er hat T… beim Spielen zugesehen und um T… mehr an Luis zu gewöhnen habe ich gesagt das Luis ihn ganz toll findet und er ganz interessiert daran ist was T… macht. T… hat ihn zum ersten Mal angelächelt und kam näher und wollte ihn streicheln. Das hat er auch 2x gemacht, dann hat er ihn erst an den Haaren gezogen und dann am Ohr. Ich sagte dass er Luis so weh tut und er hat weiter normal gestreichelt. Er wollte ihm dann ein Küsschen geben, was ich auch zugelassen habe, aber er hat Luis in die Backe gebissen.
Ich dachte bevor ich mit einem Kind mit Loch in der Backe und ohne Ohren nachhause fahre, beende ich die Sache und verabschiede mich ganz höflich.

Luis saß schon fertig im Maxi-Cosi und stand in der Küche bei der Oma, meiner Schwägerin und T…, in der Zwischenzeit habe ich alles ins Auto gepackt, wer rechnet auch damit das noch was passiert. Ich komme zurück, die Oma schaukelt Luis ein bisschen hin und her. Wir habe uns verabschiedet und in dem Moment geht T… von jetzt auf gleich auf den Maxi-Cosi zu und wirf ihn mit einem Ruck nach vorne um. Zum Glück hatte ich den Bügel schon oben, normalerweise habe ich den immer unten bis es wirklich los geht. Es ist auch nichts passiert, Luis ist nicht mit dem Kopf auf den Boden geschlagen oder hat sich sonst wo weh getan, aber er war so erschrocken und hat natürlich gebrüllt wie am Spieß.
Jetzt konnte ich mich nicht mehr halten und habe mich runter zu T… gehockt und fragte ihn warum er das gemacht hat, ich habe es nicht in einem bösen Ton gefragt. Ich sagte auch das sowas ganz böse weh tun kann und sowas darf er nicht mehr machen, er darf auch Luis nicht einfach in die Backe beißen, weil es ja weh tut. Er fing sofort an zu heulen und er war das ja alles nicht extra, so wie seine Mutter zu mir sagte.

Normalerweise hätte ich das ganze einfach abgehakt, aber ich habe eben einen Anruf meiner Schwiegermutter bekommen (die sich glücklicherweise auf meine Seite gestellt hat) das meine Schwägerin sich tierisch darüber aufgeregt hat, das ich versuchen würde T… zu erziehen. Es würde mich schlicht und einfach nichts angehen wie sie ihr Kind erzieht. T… sei ja auch noch klein, er kann das doch noch gar nicht begreifen das er jemanden verletzen kann.
Ich sehe das ja auch so das es mich nichts angeht wie sie ihr Kind erzieht, aber muss man darauf warten bis die Mutter irgendwann mal ein „Nein“ oder „hör auf damit“ sagt? Klar ist T… noch klein, aber ich finde das man mit fast 4 Jahren schon sehr wohl wissen kann was man darf und was nicht. Und ich habe die Erziehung nicht mit einem Wort kritisiert.

Mich beschäftigt das wirklich und ich frage mich jetzt die ganze Zeit schon wie ich reagiert hätte. Ich denke zum einen, dass ich Luis schon vorher gebremst hätte und auch irgendwann nicht mehr in einem netten Ton mit ihm gesprochen hätte. Meine Schwägerin hat das ja alles gesehen was T… gemacht hat und hat auf keine seiner Aktionen reagiert.
Zum anderen würde ich es auch gut finden wenn jemand anderes was zu meinem Sohn sagt, wenn ich nicht dabei bin, egal ob er was kaputt gemacht hat, jemandem weh getan hat oder sonst was.
Aber … unser Sohn ist erst 7 Monate und wie ich oben schon mal geschrieben habe, wer weiß wie wir später wirklich reagieren.

Würdet ihr zu einem „fremden“ Kind (ist ja eigentlich ein fremdes Kind) was sagen? Darf man überhaupt was sagen?
Wie reagiert ihr wenn eine andere Mutter/Person was zu euch oder eurem Kind sagt oder sagen würde?

So, sehr sehr lang geworden.
Mariju & Luis

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Hallo,

du hast richtig reagiert. Deine Schwägerin benimmt sich als würde sie denken, dass Kinder privat Sache sind. Kinder sind werder eine (dumme) Sache noch privat. Aber da dieses Verhalten so weit verbreitet ist, bekommen auch häufig Nachbarn nichts mit wenn was passiert. Und dann hätten sich plötzlich alle einmischen sollen.

Gruß Karin

2

Ich hätte das Kind zusammen gebrüllt, dass ihm Hören und Sehen vergangen wäre. Bei sowas könnte ich nicht ruhig bleiben. Hallo?! Der Rotzlöffel (sorry für den Ausdruck, aber ist doch wahr) ist bald 4 und dein Kind noch ein Baby. Und der Schwägerin hätte ich an Ort und Stelle auch ganz anständig Bescheid gegeben. Da hätte ich überhaupt kein Problem mit. Ich hatte hier mal eine Bekannte mit ihrem Sohn zu Besuch. Damals waren unsere Kinder ungefähr ein Jahr alt. Sie hat auch nicht wirklich viel dazu gesagt, dass sich ihr Kind an unserem Fernseher vergriffen hat (schlug darauf ein). Ich habe dann mal kurz in einem wirklich lauten Ton "Nein, lass das" gerufen. Da fing der Kleine an wie ein Schloßhund zu heulen... Tat mir ganz und gar nicht leid! Ich finde es erbärmlich, dass es Eltern gibt, die ihre Kinder nicht mal zur Vernunft bringen können.

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In dem Fall dass du das Kind zusammengebrüllt hättes (welches ja nicht mal deines wäre), hättest du aber mächtig Ärger mit mir bekommen. Ich halte es so wie die TE, wenn ich merke dass die Eltern des anderen Kindes nicht reagieren, spreche ich das Kind an. Erkläre dass es das nicht darf, bin dabei aber ruhig, ernst und bestimmt. Da gibt es nichts zu brüllen.

Ich finde es auch richtig dass andere auch meinem Kind ein paar Takte erzählen wenn es ein "Fehlverhalten" gibt. Aber anbrüllen, nein. Da würde ich dazwischen gehen.

Was ich, genau wie du, nicht abkann sind Eltern die ihren Kindern ungerührt bei allem zuschauen und keinen Ton sagen.

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#prodito

3

Hallo,

das Problem ist sicher, das genau diese Menschen wie deine Schwägerin, sich nicht einmischen würden bei fremden Kindern, aber auch nur deshalb, weil sie eben beim eigenen Kind auch nicht reagieren.
Gut, dem Jungen (T...) kannst du eigentlich keinen Vorwurf machen, ich dachte bei dem aufdemSchoßsitzen an Eifersucht und Aufmerksamkeit erhaschen, da reagieren Kinder eben manchmal komisch.
Aber ich bin auch der Meinung, das die Mutter da entsprechend hätte reagieren müssen.
Nun, du wirst noch oft in Situationen kommen, wo du nicht verstehst, warum manche Eltern in diesem Moment gerade nix oder ausgerechnet was tun. Die Frage ist eben nur, wie lange man bereit ist, ein "Fehlverhalten" eines fremden Kindes zu tolerieren.
Grundsätzlich sollten das die Eltern selbst regeln, aber wenn sie nix sagen und wir befinden uns in meinem Haus oder das Kind macht etwas mit meinem Kind oder meinen Sachen, dann bin ich schnell mit klaren Ansagen dabei, warum ich dies und das nicht will. In einem freundlichen, aber bestimmten Ton. Gefällt der Mutter des Kindes das nicht, dann muss sie eben ihrem Kind eine bessere Erziehung angedeihen lassen oder es selbst rügen.
Und Besucherkinder (ohne Eltern) werden hier genauso behandelt wie die eigenen, also bei Bockmist auch mal mit angeranzt. Hat sich noch niemand beklagt, bin ja auch eigentlich eine ganz Liebe...;-)

LG,
Andrea

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Ich finde es war okay, wie du reagiert hast.
Hätte ich genauso gemacht!!

Erstmal abwarten, ob die Mutter des Kindes nicht vielleicht doch mal bereit ist, was zu sagen. In diesem Fall war sie es anscheinend nicht, also hast du eingegriffen.

Mach dir keine Gedanken, du hast richtig gehandelt.
Zumal du ihn ja nichtmal angemeckert hast, sondern ruhig erklärt hast, dass es deinem Kind wehtut.

Dass er eifersüchtig auf euren Kleinen ist, verstehe ich allerdings schon. So ist das bei uns auch immer, wenn wir 2x im Jahr meine Schwiegermutter besuchen, und ihr großer Enkel (5) steht nicht mehr im Vordergrund.

LG
koerCi

23

#pro

5

Hallo,

ich finde Du warst sogar noch recht "nett". T. wäre bei mir nicht so glimpflich davon gekommen. Er und Deine Schwägerin hätten sich ordentlich etwas anhören dürfen.

Um Deine Frage zu beantworten ja klar darf man auch fremden Kindern etwas sagen.
Ich habe damit auch kein Problem den ich werde niemals laut oder unverschämt. (da achte ich sehr drauf weil ich doch sehr explosiv sein kann #hicks )
Ich habe auch schon mal ein Kind vom Hof geschmissen mit den Worten verschwinde, Du bist nicht erzogen ich will Dich hier nicht wieder sehen, los hau ab !
Das fand ich hart aber leider nötig.

LG dore

6

Hallo,

es geht dich in der Tat nichts an WIE sie ihr Kind erzieht - so lange sie ihr Kind ÜBERHAUPT erzieht. Macht sie aber nicht. Darum darfst du an dem Bengel rumerziehen so viel du willst, so oft du willst, so lange du willst.

Gruß Marion

7

nein, es hat dich in der tat nicht zu jucken, wie sie ihr Kind erzieht-
das einzige, was in deinem Verantwortungsbereich liegt ist die Sicherheit und der Umgang mit deinem Kind.

ich hätte schon sehr viel früher eingegriffen und wirklich aller spätestens nach der haare- zieh Aktion den Körperkontakt unterbunden.

Ob es dazu geboten ist, dem anderen Kind "ins gewissen" zu reden oder nicht hängt eher von der beziehungen der erwachsenen ab als von allem anderen sonst - kann ich also hier nicht einschätzen.

Aber in jeden fall würde ich sorge dafür tragen, daß die unversehrtheit meines babys gewahrt bleibt

lisasimpson

8

Hallo,

"Es würde mich schlicht und einfach nichts angehen wie sie ihr Kind erzieht. "

In dem Moment in dem Dein Kind involviert ist, bzw. wo es gilt dein Kind berechtigerweise zu schützen, geht es dich auf jeden Fall was an!

Sobald deiner seine Zähnchen hat, sich gegen den Großen durch Beißen versucht zu wehren (so lange er noch nicht so richtig sprechen kann und sich nicht anders zu helfen weiß), wird sie sicher reagieren. Da würde ich fast drauf wetten....

Ansonsten klare Absprachen. Bei gleichstarken Kindern (Größe/Gewicht/verbaler Ausdruck/Entwicklung) ist nicht so tragisch, wenn sie sich kappeln. Bei Verletzungen greift man natürlich schon ein! Aber da kann man sagen, lasst das mal die unter sich ausmachen.

Bei dem Unterschied gilt: eingreifende Person in der Nähe.
Wenn sie nicht eingreift, machst du es oder die Großeltern.
Klappt das gar nicht, bleibt dein Kleiner bei dir auf dem Schoß bis er einen Weg gefunden hat sich zu wehren (Beißen, treten, hauen ... später dann auch mal Sprache)

Ich heiße diese Methoden nicht gut!!! Sind aber oft die einzigen, die die Kleineren noch nicht so starken Anwenden, wenn sie sonst keine Chance sehen, gegen die deutlich größeren sich sonst nicht wehren können.
Auch hier gilt Eingreifen und es nicht durchgehen lassen. Allerdings lernen auch die Größeren, dass sie mit den Kleinen nicht alles machen können.

Meine 3,5 jährige, die schon einige Bissspuren von ihrer kleinen Freundin hatte. Beide haben dazu gelernt. Jetzt regeln sie es mit Worten.


"T… sei ja auch noch klein, er kann das doch noch gar nicht begreifen das er jemanden verletzen kann. "


Klein ja.
Noch nicht begreifen: glaube ich sofort! Warum? Wie soll man etwas begreifen können, was einem noch nie/nicht erklärt worden ist?! #kratz


Wie schon erwähnt, meine eine rückte auch schon Kindern zu Nahe.
1. ich hab sofort eingegriffen oder war sprungbereit je nach Kind und Situation mit genauer Beobachtung
2. ich war froh, wenn die andere Mutter auch mal was sagte
a) machte deutlich mehr Eindruck
b) doppelt hält besser (na ja meistens)
c) sie hat es GENAU gesehen, ich nur aus den Augenwinkeln. / sie war schneller zur Stelle... kam auch mal vor ... vor allem als meine dann mal laufen konnte
3. wenn alles sagen nichts half und die Kleine auch mobil wurde, ein Biss (ich heiße es nicht gut!) half meiner dann doch mal auf die Sprünge und zeigte ihr "stopp, so geht das aber nicht
4. wie soll mein Kind etwas lernen, wenn sie nie darauf hingewiesen wird!
5. man muss es ja nicht nur im "nein, darfst du nicht" Ton sagen. "schau so geht es anders" ist auch Erziehung und hilft auch schon weiter



Ja, ich sage auch anderen Kindern was Sache ist. Nicht jedem. Aber einigen. Bei manchen habe ich mit der Mutter ein Abkommen getroffen - ausgepsrochen oder ein stilles mit der Zeit entwickeltes.

Von meinen Tanten und Onkeln (einige!) kenne ich es auch so, dass jeder, der das Kind erwischt, anspricht. Je nach Situation und Alter wurde hinterher den Eltern noch bescheid gesagt z.B. Wiederholunstaten oder Konsequenzen oder auch nicht, weil es ausreichte, die Situation zu klären, dem Kind etwas zu erklären und Situation ohne weitere Folgen beendet war.

Ich bin ehrlich gesagt dankbar, wenn andere mein Kind auch mal ansprechen. 1. sie ist eine Springmaus mit vielen Flausen im Kopf (jede verhinderte Verletzung im Vorfeld finde ich super)
2. es tut IHR gut, wenn sie auch von anderen gesagt bekommt "stopp, so geht es nicht" bzw. "schau so geht es besser". macht halt doch mehr Eindruck.
3. es macht mir den Alltag leichter, wenn nicht nur ich immer und allein eingreifen muss. Denn wenn 2. wirkt, wirkt sich das auch auf meinen Alltag mit ihr aus #huepf

9

Schade, dass nicht mehr zu gelten scheint:

"man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen"

wie geschrieben, ich hatte viele Tanten und Onkel und noch andere Einflüsse von Erwachsenen, die

a) mit auf mich aufgepasst haben, wie jeder auf jedes Kind mitgeachtet hat in der Gruppe
b) die auch mal Nein gesagt haben, wenn die Eltern es grade nicht gesehen haben
c) sich bei allen geschützt und geborgen gefühlt hat
d) die Eltern auch mal Kraft tanken konnten, weil sie ihre Kinder nicht allein gewusst haben.

Hier merke ich oft:
- dass erwartet wird, dass ich mich ALLEIN um mein Kind kümmere. Stellt meine was an, werde ich erst mal dazu gerufen, mir eine Standpauke gehalten, dass ich mein Kind nicht erziehen kann UND DANN erst gesagt, WAS sie gerade macht
- anstatt sie einfach aus der Situation zu holen und mich dann daraufhinzuweisen.
- helfe ich einem Kind, das fast die Leiter runterfällt, werde ich entsetzt angeschaut, weil das Kind privatsache ist und ich somit nicht das Recht habe einzugreifen. Ebenso bei Situationen mit Erziehung, wenn man das Kind anspricht. Bei Fremden kann ich es verstehen. Bei Familienmitgliedern oder guten Freunden finde ich es schade.