Ja/Nein - mein Sohn kann sich nicht entscheiden

Hallo - ich brauch dringend Euren Rat.
Mein Sohn, 3,5 Jahre bringt mich langsam auf die Palme. Es fängt am
Morgen schon an. Ich mach dich Tür auf - Reaktion von meinem Sohn - ich will die Tür aufmachen - mach ich sie dann nicht wieder zu - hab ich eine Stunde Schreierei. Mach ich sie zu, kann passieren, dass er sagt, ich soll die Tür aufmachen. Da mach ich dann natürlich nicht mehr mit. Das geht den ganzen Tag so. Ich fühle mich so ausgelaugt und ich weiß, dass es nicht richtig ist, wenn ich die Tür wieder zumache. Aber die Schreierei ist dann ja nicht in 10 Minuten vorbei, dass kann eine ganze Stunde dauern.
Heute am Vormittag haben wir zusammen Clementinen und Erdnüsse gegessen und als wir fertig waren, fragte ich ihn, ob er das übrige Stück
noch essen mag. Er antwortete mit nein. Dann hab ich mir das Stück in den Mund gesteckt - hilfe - ich hab ein paar Schläge abbekommen, dann hat er mir den Pullover fast bis zum Knie ausgedehnt, alle Worte helfen überhaupt nichts, ich habe das Gefühl, er hört mich gar nicht zu. Ich wollte ihn dann einfach stehen lassen und gehen, dann ist er mir nachgelaufen und das Theater ging weiter.
Haben Eure Kinder dieses Verhalten auch? Wie verhaltet ihr Euch.
Wäre über ein paar Ratschläge echt dankbar.
lg
Lupa

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Hi,

ich kenne dieses Verhalten nur zu gut. Allerdings eskaliert es bei uns nicht ganz so massiv. Wenn sie mal wieder wegen nichts anfängt zu brüllen, dann sag ich ihr einmal deutlich, dass das kein Grund ist, hier rumzuschreien und dass sie mir einfach deutlich sagen soll, was sie möchte. (Denn dass kann sie, das ist kein Artikulationsproblem). Dann lasse ich sie links liegen und ignoriere das Geschrei vollkommen. Meist beruhigt sie sich dann recht zügig.

Das einstündige Geschrei haben wir auch schon ein paar mal hinter uns, bevorzugt in Momenten, wo sie noch müde ist. Gestern war es, weil sie gleich nach dem Mittagsschlaf (wo ich sie leider wecken musste), keine DVD schauen durfte. Sie hatte keinen Grund darüber zu brüllen. Es ist nicht so, als dürfte sie das ständig und ich habe ihr das auch vorher nicht versprochen. Sie hat es sich einfach in dem Moment in den Kopf gesetzt und wollte es dann durchbocken, aber da stößt sie bei mir auf taube Ohren.

Ich denke, es ist wichtig, dass du dich nicht beeindrucken lässt und vielleicht auch mal ein Machtwort sprichst (natürlich nicht rumbrüllen, damit stellt man sich nur auf eine Stufe). Es gibt bei mir eine Tonlage, bei der meine Tochter die Ohren anlegt und ihr auch bewusst ist, dass ich dann nicht mehr diskutiere. Wenn ich manche Mütter erlebe, die stundenlang mit dünnem Piepsstimmchen diskutieren... #augen
Versteh mich nicht falsch, ich bin hier nicht der Feldwebel und keife auch nicht rum, aber bei gewissen Dingen ist mein Geduldsfaden sehr kurz. Dazu gehört zum Beispiel ausdauerndes Gequengel und Bocken aus, an den Haaren herbeigezogenen, Gründen.

Gruß
Mel

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ab ins Zimmer, so ein Spielchen würde mein Kind mit nie nie machen dürfen...nicht ausdisktieren, konsequent sein....sonst gewinnt dein Kind und es hat überhand über dich...zeig wer der Boss ist...

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das klingt ja so als wenn es nur um macht geht... das allein ist aber der falsche ansatz... man sollte nicht vergessen das dieser kleine mensch es eben einfach noch nicht besser weiß. klar musst du konsequent bleiben, um ihm zu zeigen dass ein gesagtes wort keine leere luft ist, aber nur ein "ich bin der boss" kann es wirklich nicht sein...

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Hallo, danke für Deine Antwort.
Ihn ins Zimmer bringen ist nicht so einfach, weil er nicht drinnen bleibt.
Da müsste ich zusperren, und das scheint mir doch zu brutal. Deshalb bin
ich dann gegangen und hab ihn stehen lassen, was auch nicht so richtig
funktioniert, weil er ja schnell hinterher läuft. Ich weiss, dass es inzwischen so ist, dass er gewinnt und ich bekomme Magenschmerzen beim Gedanken daran, aber ich fühle mich ziemlich hilflos. Ich kann reden, was ich will, es kommt immer das nein, nein, nein. Er hört mich gar nicht. Ignorieren ist auch nícht so einfach, mit einem zerrenden schreienden Kind am Rockzipfel.
lg
Lupa

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Hallo Lupa
Das ist doch ganz normales Verhalten. Ich versuche, vor allem wenn ich gut gelaunt bin, auch mal dem Kind entgegenzukommen.
Beim Türbeispiel: da hätte ich mich entschuldigt, gesagt, dass ich es ja nicht habe wissen können. Und ich hätte die Tür dann beim zweiten Mal aufgemacht. Bei solchen Sachen fallen einem ja keine Zacken aus der Krone. Wenn die Kinder auch mal bestimmen dürfen, fällt es ihnen ja auch oft nicht so schwer, wenn sie mal in anderen Situationen wirklich zackig gehorchen müssen.
Bei der Clementine: dumm gelaufen für Deinen Sohn und dann auch für Dich... Vielleicht hättest Du eher de-eskalieren können: als Du gesehen hast, dass er es doch haben wollte, hättest Du schnell sagen können: beim nächsten Mal dann. Oder: wollen wir noch eine essen? Oder: dafür bekommst Du noch drei Erdnüsse.
Ich habe den Eindruck, dass Gelassenheit und oft auch Humor einem in solchen Situationen am Meisten helfen.
Leider hat man aber beiden nicht immer zur Hand...
Und bei so Sachen wie Pulli ziehen und schlagen, würde ich meine Tochter auch ganz schnell räumlich trennen, bis sie sich wieder beruhigt hat, denn das geht nicht!
Viel Ruhe, Paula

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"da hätte ich mich entschuldigt, gesagt, dass ich es ja nicht habe wissen können."

Darf ich fragen für welches Fehlverhalten Du dich entschuldigst? Ist mir etwas entgangen?

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Ich denke, es ist eher "tut mir leid" gemeint. Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass du es aufmachen willst.

Das sage ich auch und es klappt ganz gut.

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mein kleiner hatte das auch... da hilft nur konsequent bleiben. je mehr er merkt dass er eben bei seinem wort bleibt, bzw das stück brot dann eben weg ist wenn er sagt er will es nicht mehr essen, wird er sich dald darafu einstellen. je mehr du dieses hin und her mitmachst desto schlimmer wird es und bleibt es. dein sohn entdeckt seinen willen ja erst, und kann noch nicht immer damit umgehen. ich würde höchstens noch mal nachfragen: "du willst es nicht essen, also soll ich es essen, ja?" dann hat er das letzte mal die möglichkeit sich umzuentscheiden, und dann ist dr haps eben weg. er muss schon wissen, dass sein nein dann auch als nein angesehen wird, auch wenn er es sich später (oder früher ;-)) anders überlegt.

mein kleiner hat zeitweise auch schreiend auf dem boden gelegen, nicht nur 5 minuten, weil er sich nicht entscheiden konnte. ich durfte ie jacke nicht ausziehen. gut, dann machst du es selber - NEIN - gut, dann bleibst du da sitzen, die jacke bleibt im flur, ob mit oder ohne kind drin. bums - aus - ende der diskussion. in dem alter kann er das schon lernen, auch wenn es eine weile dauert...

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Hallo

Wenn du weisst, dass er momentan Mühe hat, sich zu entscheiden, dann würde ich ihn erst gar nicht mehr fragen! Sein Verhalten zeigt eine totale Überforderung, Entscheidungen zu treffen. Sich schlagen lassen vom eigenen Sohn, weil man "sein" Stück Clementine aufgegessen hat, das geht nun mal gar nicht. Ab ins Zimmer, da soll er dann schreien, solange er will.

Dein Kind führt einen Machtkampf mit dir, es liegt an dir, dich erst gar nicht darauf einzulassen.

Viel Glück!

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"Sich schlagen lassen vom eigenen Sohn, weil man "sein" Stück Clementine aufgegessen hat, das geht nun mal gar nicht. Ab ins Zimmer, da soll er dann schreien, solange er will."

Denk noch einmal über diesen Satz nach.

Es geht um ein blödes Stück Clementine. Da sind eine erwachsene Frau, die weiß, dass die Clementine nur eine lächerliche Lapalie ist, die man problemlos ersetzen kann. Und da ist der kleine Junge, der eben dieses winzige Stück Clementine für den Mittelpunkt der Erde hält. Das ist so wichtig für ihn, dass er ausrastet und um sich schlägt. Dieses Schlagen wiederum richtet sich in dem Moment nicht gegen die Mutter. Es ist vielmehr ein Ventil für die Wut, die der Junge in dem Moment empfindet.

Nun kann die Mutter so reagieren wie Du, den kleinen Jungen als Strafe für das Schlagen in sein Zimmer stecken. Das wiederum führt vielleicht dazu, dass der Junge aus Wut irgendwas zerschlägt und dafür dann eine neue Strafe bekommt, beispielsweise Stubenarrst für die nächsten 14 Tage... na ja, man nennt das Eskalation. Aus einer blöden Clementine wird eine riesen Nummer.

Oder die Mutter bleibt bei der Clementine und misst der Situation die Bedeutung bei, die sie verdient: Nämlich eine sehr geringe. Sie bleibt cool, zaubert eine neue Clementine hervor und signalisiert damit, dass das Problem gar keins ist. Dass das Kind sie geschlagen hat, kann sie dann in einer beruhigten Situation klären und erklären, dass der Junge völlig übertrieben reagiert hat (vorbeugend für die nächste Situation, in der eine Clementine ausgegangen ist).

Ich habe mit letzterer Methode gute Erfahrungen gemacht und habe eine 4 1/2 jährige hier, die sehr verständig ist und ein gutes Sozialverhalten hat. Natürlich hat auch sie hier und da mal ihre Ausraster, aber das ist alles im Rahmen bei uns.

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Hallo

Ich habe zwei Kinder (Junge und Mädchen) und keines wäre je auf die Idee gekommen, mich oder meinen Mann oder sonst irgendjemanden zu schlagen oder etwas aus Wut kaputt zu hauen.
Es irritiert mich immer wieder, wenn ich das hier lese und ich frage mich, woher das kommt....Und nein, ich würde nicht darüber weg schauen, wenn mein Kind mich schlagen würde, auch wenn es nicht explizit gegen mich gerichtet ist. Denn genau da finde ich, liegt der Hase im Pfeffer. Die Kleinen können dreinschlagen, wie es ihnen passt, die Mama muss relativieren und bezieht dann keine Stellung, weil die armen Kleinen ja irgendwo hin müssen mit ihrer Wut......

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hallo!

Also erst mal- das verhalten ist ganz normal.
Kinder müssen erst lernen, daß ihre Entscheidungen konsequenzen haben und müssen lernen, mit dem frust, der darus entsteht klar zu kommen.
dsa geht (wie alles andere im leben) nur mit übung.

so oft wie dein kind beim laufen lernen auf den po gefallen ist, so oft wird er sich ärgern über seine eigene entscheidungen.

was du tun kannst- da sein!
Zeig ihm, wie man lösungen suchen kann, wenn man mit der gerade getroffenen entscheidung nicht mehr zufriedn ist.
manchmal geht es nicht etwas rückgängig zu machen, dann muß man mit dem frst klar kommen.
manchmal kann man doch noch etwas verändern, dann braucht es eben ein bißchen hilfestellung.
aber primär geht es dabei zu lernen, daß die eigenen entscheidungen eben folgen haben und daß diese folgen manchmal positiv, manchmnal negativ sind.
es geht darum, dann eben auch gefrustet und sauer zu sein.

du bist nun in der Position ihm zu zeigen, wie man mit frust umgehen kann, wie man getroffene entscheidungen akzeptiert oder verändert.

wenn das stück mandarine weg ist, dann ist ds erst mal so.
klar kann er sich drüber ärgern. du kannst ihm sagen, daß du versthst, daß er sich jetzt ärgert, aber das ändert nichts an der tatsache.
dann könnt ihr überlegen, wie man nun mit der entscheidung umgehen kann.-
ist noch eine mandarine da oder nicht?
kann man morgen eine neue kaufen- gibt es ne alternative wie apfel im haus?
was kann man tun, wenn man sich ärgert und was geht gar nicht?

weg gehen und ihn mit seiner wut über die eigene entscheidung alleine lassen finde ich keinen sonderlich cleveren weg.
wären wir menschen instiktiv in der lage damit klar zu kommen, bräuchten kinder diese phase nicht.
um es aber zu lernen brauchen sie vorbilder, unterstützung und jemanden, der ihnen mut dabei zuspricht.
alleine im zimmer oder stehen gelassen hat noch niemand besonders gut sozialkompetenzen erlernt.

lisasimpson

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#pro#pro#pro

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In anderen Foren werden Sternchen für gute Antworten vergeben.
Schade, dass man das hier nicht kann.

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Hallo,

ja, meine ist auch so. Momentan total. Allerdings weiß ich von ihren Freunden, dass diese Phase bei den meisten nach einem knappen halben Jahr wieder vorbei war. Daher bleibe ich so locker wie möglich... Keine Ahnung wie. Mal mehr mal weniger.

was allerdings von mir aus NEIN ist, bleibt auch Nein...

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Ruhig bleiben.

Das Beispiel mit der Mandarine ist sehr gut:
Wenn er so ausrastet, dann solltest Du das ertragen und dabei völlig gelassen bleiben. Schlagen lassen musst Du dich nicht. Notfalls wende dich ab oder setz dich außer Reichweite. Bleib erstmal locker. Wenn es zu heftig wird, tut es meist ein lauteres Machtwort: "Jetzt ist Schluss!" Dann ist meist erstmal Ruhe, weil die Süßen überrascht sind. Beruhigt er sich gar nicht, kannst Du gelegentlich mal nachfragen, was denn los ist. So oder so solltest Du die ruhigen Momente dann für eine Erklärung nutzen, etwa so:
"Ich weiß nicht, warum Du mich jetzt haust. 1. ist das sowieso schon mal total unfreundlich und man macht das nicht. 2. habe ich dich gefragt, ob Du die letzte Mandarine haben möchtest und das war sehr höflich von mir, denn es ist MEINE Mandarine (Ich habe sie bezahlt). Du wolltest sie nicht, also habe ich sie gegessen. Nun ist sie weg. Möchtest Du jetzt doch noch eine?" (Ich rede dabei immer sehr schnell, aber auch sehr deutlich und mit einer gewissen Ironie.
"Ja?!?.... Na dann kannst Du das auch freundlich sagen." oder
"Nein?! Warum drehst Du dann so durch?!?"

oder (falls keine Mandarinen mehr im Haus sind)
"Hast Du noch Hunger? Soll ich sie wieder hervor würgen und dich füttern wie ein Vögelchen?" dazu blöd grinsen.

Dann würde ich den Tisch abräumen und ganz freundlich fragen: "So genug gestritten, wollen wir jetzt was spielen?" (meist sitzen sie dann unter dem Tisch oder schmollen oder sowas.) "Na los!!! Komm schon, sei nicht so ein Griesgram!"

Es geht einfach darum, diese Wutanfälle nicht so ernst und persönlich zu nehmen, Überraschungsmomente zu schaffen und das Kind erstmal wieder zum Lächeln zu bringen. Es ist ja nicht wirklich was passiert, deswegen muss man das auch nicht dramatisieren. Alles, was nach dem eigentlichen Stein des Anstioßes kam (das Hauen, Kratzen, Treten und Beissen) sind nur Affekthandlungen. Man sollte den Fokus aber auf der eigentlichen Sache lassen und das war in dem Fall eben die Mandarine. Kein Grund sich den Nachmittag zu versauen.

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Ach so... ich biete ggf. auch Alternativen an. Wenn keine Mandarinen mehr im Haus sind, biete ich an, morgen welche zu kaufen. Oder wir schauen, was noch Essbares da ist oder oder oder. Und manchmal bleibt halt der Frust, dass etwas einfach weg ist. Dann singe ich das Lied: "Wenn Du was verloren hast..." (Sesamstraße) und sage sowas: "Ja, das ist echt doof, wenn man was nicht mehr hat, was man gerne wollte. Weißt Du, was mir mal passiert ist?" und dann erzähle ich einen Schwank aus meiner Jugend ;-)

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Erklär ihm mal das schlagen nicht geht, und wenn reden nichts mehr hilft ist jegliche Aktionen danach gestrichen. Erstmal. Mit einem Schlagenden Kind kann ich nichts machen. #winke

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Hallo,
er weiss, dass schlagen nicht geht, deshalb macht er es ja im Zorn. Mir ist aufgefallen, dass wenn ich darauf nicht reagiere, er am schnellsten wieder etwas lässt. Wir hatten diese Phase des Schlagens schon mal und je gleichgültiger ich mich verhalten habe, desto schneller war es wieder vorbei - weil er mich eben damit nicht herausfordern konnte.
Ich sehe, dass das Forum hier auch ziemlich geteilter Meinung ist. Genauso hin und her gerissen fühle ich mich auch. Ich hätte noch
eine Mandarine gehabt - und hätte ich sie ihm gegeben, hätte er
sie wahrscheinlich gar nicht gewollt, weil er genau das haben wollte,
was ich gegessen habe. Und da ist der springende Punkt: ich hab
eben oft das Gefühl, dass er einen Machtkampf eröffnen will - und
ehrlich gesagt finde ich es nicht richtig, jedesmal nachzugeben.
Ich trau mich ja schon nicht mehr die Tür aufzumachen, ohne vorher zu fragen, ob er sie aufmachen möchte - und das finde ich ehrlich gesagt, psychisch sehr anstrengend.
Ich möchte keinen Thyrannen erziehen - und ich hab Angst, dass er aber einer wird, wenn ich ihm dieses Verhalten durchgehen lasse.
lg
lupa

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Niemand hier hat gesagt, dass Du nachgeben sollst.

Ich habe nur gesagt, dass Du Verständnis haben solltest.

Du hast bei jeder dieser Situationen eine erwachsene Sichtweise, allein schon die Tatsache, dass Du Angst hast einen Tyrannen groß zu ziehen. Das ist ja schon in "ferner" Zukunft. Dein Sohn ist ein Kind und denkt da wesentlich kurzfristiger. Das solltest Du ein bißchen von ihm annehmen. Betrachte die Situationen einzeln und nicht im Zusammenhang mit seinem sonstigen Verhalten gestern und vorgestern.

Es gibt in manchen Kindergärten Entwicklungsbögen, mit denen die Entwicklung der Kinder festgehalten wird. Einer davon ist der "Gelsenkirchener Entwicklungsbegleiter". In diesem wiederum gibt es die Spalte "Soziale Kompetenz". Ich tippe dir mal eben ab, welche Punkte, in Eurem Fall eine Rolle spielen und in welchem Alter ein Kind diese Punkte leisten sollte:
- Teilt und verhandelt (4 bis 4 1/2 jahre)
- Entwickelt eigene Konfliktösungsstrategien (4 1/2 bis 5 Jahre)
- Kann Gefühle beschreiben und benennen (5 bis 5 1/2 Jahre)
- KURZER Bedürfnisaufschub (5 bis 5 1/2 Jahre)
- Rücksichtnahme (5 bis 5 1/2 Jahre)
- Kann sich in gefühle anderer hinein versetzen (5 1/2 bis 6 Jahre)
- LÄNGERER Bedürfnisaufschub (5 1/2 Jahre bis 6 Jahre)

Hier nochmal zum Nachlesen: http://www.google.de/imgres?imgurl=http://web.niederkassel.de/stadt/kindergarten/Lenaustr/gelsen2.jpg&imgrefurl=http://web.niederkassel.de/stadt/kindergarten/Lenaustr/gelsenkirchener-entwicklungs.htm&usg=__Qalv2f1EF2fmK9qw-Pge_8WGhsI=&h=1713&w=1109&sz=280&hl=de&start=3&zoom=1&um=1&itbs=1&tbnid=75PY7qPTgqAXDM:&tbnh=150&tbnw=97&prev=/images%3Fq%3Dgelsenkirchener%2Bentwicklungsbogen%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26tbs%3Disch:1

Das Ding ist, dass viele beeinflusst von Supernanny & Co. große Angst haben, sich kleine Biester groß zu ziehen und dass sie mit dieser Angst oft übers Ziel hinausschießen. Während bei Fähigkeiten des Kindes wie Trockenwerden oder z. B. Fahrradfahren weitgehende Einigkeit darüber herrscht, dass man den Kindern die Zeit gibt, die sie brauchen, ist das bei sozialen Fähigkeiten seltsamerweise völlig anders. Da sollen die Kleinen möglichst nicht negativ auffallen und es werden Dinge von ihnen verlangt, die sie noch nicht leisten können. Sie werden überfordert und dann auch noch bestraft.

Mach dich doch mal locker... Du musst ihn nicht jedes Mal fragen, ob Du dieses oder jenes darfst. Manchmal triffst DU die Entscheidungen. Dann musst Du aber damit leben, dass dein Sohn noch nicht die Fähigkeit hat, diese Entscheidungen einfach so akzeptieren und einen Wutanfall bekommt. Das ist jetzt so und das ist auch in 10 Jahren noch so, wenn die Pubertät zuschlägt. Elterliche Entscheidungen sind manchmal einfach total doof!!! Der Unterschied zu später ist aber, dass das Kind noch keine Frustrationstoleranz haben KANN. Die erlernt es gerade. Und dabei braucht es deine Hilfe, ebenso wie bei den ersten Versuchen auf dem Fahrrad. Hilfe bedeutet: Verständnis, Trost, Erklärung, Gespräche usw. Ganz sicher aber nicht: Alleine ins Zimmer zu schicken. Oder würdest Du ihn beim Fahrradfahren auch alleine lassen, wenn er dich um Hilfe bittet?