Kinder sind zu lieb

Hallo

Wollte mal Eure Meinung bei folgenden Problem von erfahrenen Müttern.

Meine Kinder dürfen nicht hauen. Wir tun das auch nicht. Das klappt auch, sie sind sehr lieb zu anderen Kinder.

Eigentlich zu lieb...

Jetzt stelle ich nämlich fest, dass die sich im Umgang nicht wehren können.

Ich geh auch nicht immer gleich dazwischen, sondern warte noch. Aber wenn ich merke, es eskaliert und meine sind die schwächeren, geh ich halt dazwischen.

Ich ärger mich dann auch einwenig, dass die anderen Mütter nicht selbst zu ihren Kinder schauen, dass diese z. b. nicht dauernd einen kleineren hauen, beissen usw...




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Nabend,

du müsstest mal schreiben wie alt deine Kinder sind.

Meine Tochter ist jetzt 31/2 Jahre alt. Bei uns gibts auch kein Beißen, Hauen Schubsen tralala. Wird sie aber attackiert, wehrt sie sich. Verbal, nützt das nichts, geht sie weg.

Nimmt ihr jemand was weg, holt sie es sich wieder, mit einer Art und Weise die keine Widerrede gelten lässt.

Die Frage bei dir ist, wie vermittelst du deinen Kindern, dass sie für ihre Rechte eintreten sollen?

Können sie auch mal laut werden? Also gegenüber dem anderen Kind, welches sie ärgert?
Wahrscheinlich fehlt ihnen da ein Quentschen Mut und Selbstsicherheit.

Sind sie schon alt genug für einen Selbstverteidungskurs?
Diese gibt es speziell für schüchterne Kinder.

Gruß
Beate

PS: Meine Tochter hat die Erlaubnis beim Rüpel in der Kita die Nase umzudrehen. Das ist wirklich ein Rüpel, da hilft kein reden und weggehen mehr.

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Na mit 31/2 Jahre ist das wohl auch zu erwarten oder ? ;-)

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was ist zu erwarten?

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Hallo,

selbst schuld. Ich finde schon, dass es einen Riesen-Unterschied macht, ob man grundlos haut oder ob man haut, um sich zu wehren (als letztes Mittel(.

Ich habe meinem Sohn auch immer gesagt, dass er nicht als Erster hauen soll, aber wenn alles Reden nicht hilft, darf er schubsen/hauen/etc.

Mit deiner Einstellung

"Meine Kinder dürfen nicht hauen. Wir tun das auch nicht. Das klappt auch, sie sind sehr lieb zu anderen Kinder. "

machst du deine Kinder zu Opfern.

LG,
J., deren Sohn auch nicht gerne haut, aber wenigstens auch kein dummes Opfer ist

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Ach, das ist doch Unsinn- nur, weil Kinder nicht hauen (dürfen), sind sie doch nicht automatisch nur Opfer!

Sie müssen nur vermittelt bekommen, wie man sich sonst wehren kann!

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Find ich auch Hanni

Gewalt ist keine Lösung und ihnen jetzt beibringen zurück zu hauen ist äusserst primitiv.

Juniorette findet in einem anderen Posting auch ab und zu anschreien toll, da sie wie sie sagt nicht zu den Versager Mütter gehören wolle...

Muss ich wegen solchen Leuten meine Kinder zum Schläger erziehen, definitiv NEIN!

Sich wehren, ja aber nicht mit zurückschlagen

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Wenn Sie von hauen, beißen etc. reden, gehe ich einfach mal davon aus, dass wir noch über Kleinkinder reden; ich hol einfach mal etwas aus :-p

Wie lieb ein Kind ist, hängt eigentlich von der Entwicklung ab. Am aggressivsten ist der Mensch etwa im Alter von 2 Jahren. Kinder entdecken, dass sie eine eigene Persönlichkeit haben, sind in diesem Alter aber noch nicht in der Lage, ihre Gefühls-Impulse zu kontrollieren, da das Gehirn schlechtweg nicht weit genug entwickelt ist. Entsteht ein Drang im Gefühlszentrum, kann dieser weder gestoppt noch kontrolliert werden. Der gleiche Drang, der im Supermarkt dafür sorgen könnte, dass sich ein Kind schreiend zu Boden schmeißt, wird auf einen Spielplatz dafür sorgen, aggressiv zu werden, wenn ein anderes Kind mit der Schaufel spielt und man diese unbedingt haben muss. 2-Jährige sind also weitaus aggressiver als beispielsweise Jugendliche.

Das lässt sich neurologisch auch ganz leicht erklären. Der Bereich, der im Gehirn dafür zuständig ist, Aggressionen zu zügeln, nennen wir den präfrontalen Cortex. Was Kinder in diesem Alter aggressiv werden lässt, ist die einfache Tatsache, dass sich diese Filterfunktion für Gefühle erst ab etwa dem 3. Lebensjahr langsam entwickelt. Wie alles im Leben durch einen Prozess, den wir lernen (in diesem Beispiel Sozialisation) nennen. Eltern bringen Kinder bei, dass man die Schaufel im Sandkasten teilen (sich abwechseln) kann, dass man miteinander kommunizieren kann; durch diese Prozesse entstehen erst neue Gehirnstrukturen; Verbindungen zwischen dem Gefühlszentrum und dem Frontalhirn; wodurch sich Aggressionen erst langsam senken können.

Es ist unheimlich interessant, in einer Gruppe von 3-Jährigen ein beliebtes Spielzeug zu geben und dann den Raum zu verlassen, sodass die Kids alleine unter sich sind. Wenn Sie das mit einer versteckten Kamera aufzeichnen und musikalisch untermalen, haben Sie eine Schlacht, die es problemlos mit der Herr der Ringe Trilogie aufnehmen kann. Es ist ein sehr schönes Experiment, um aggressives Verhalten bei Kleinkindern zu demonstrieren; die meisten Eltern werden sich dann denken: „Wer ist dieses Kind und wo ist mein Sohn/meine Tochter?“ Natürlich sind Kinder in der Lage, aus Erfahrungen (wenn ich ein anderes Kind haue, schimpft Mama mit mir und ich muss zurück in den Kinderwagen) zu lernen. Aber, wenn 2 Kinder aufeinander treffen, müssen dies auch beide gelernt haben und auch wissen, dass diese Konsequenz greift. Wenn Sie schreiben, dass die anderen Mütter nicht eingreifen, haben Sie Ihre Erklärung eigentlich schon, warum Ihr Kind den Konflikt dann nicht lösen kann.

Wenn wir jetzt einfach mal unterstellen, dass es biologisch gegeben ist, dass ein Kleinkind den „Ich muss diese Schaufel jetzt unbedingt haben“-Impuls nicht unterdrücken kann, beantwortet sich die Frage, warum nachfolgendes nicht passieren wird, von selbst:

„Hörst du bitte auf, mich zu hauen?“
„Oh ja, kein Problem; wusste nicht, dass dich das stört. Dann spiele ich halt mit meinen Bagger weiter und warte darauf, bis du mit der Schaufel fertig bist“.

Ich würde also zunächst auch erstmal abwarten; schließlich sollen die Kleinen ja lernen, einen Konflikt selbst zu lösen. Das geht nur, in dem die es immer und immer wieder durchexerzieren. Wenn die es nicht hinkriegen, gibt es aber nur wenige Lösungsstrategien. Z.b., dass Sie als Erwachsene eingreifen und den Konflikt lösen. Als erwachsene Person sind sie ganz automatisch Autoritätsperson, so können Sie auch einem fremden 3-Jährigen sagen, dass er mit der Schuppe jetzt nicht spielen kann, weil ein anderes Kind gerade damit steht. Es ist also nicht ihr Verhandlungsgeschick, dass der 3-Jährige dann die Schaufel teilt; sondern einfach Ihre Rolle der erwachsenen Autoritätsperson. Daher klappt, wenn ein Kleinkind selbiges bei einem anderen Kleinkind versucht, halt weniger gut - da es halt nicht als erwachsene Autoritätsperson auftreten kann. Sie können einem Kind auch beibringen, pauschal den kürzeren zu ziehen: „Dann spiele ich halt nicht mit der Schaufel sondern suche mir was anderes.“ Beides ist bei genauerer Betrachtung jedoch suboptimal - denn - schließlich ist es ja auch Ziel von Erziehung, einem Kind beizubringen, Konflikte selbstständig lösen zu können. Denn irgendwann ist Mama nicht mehr da, um sofort eingreifen zu können. Und nun?

Wenn ein Kind dann immer den kürzeren zieht, weil es die Situation einfach verlässt, sehe ich nicht nur ein Problem für das Selbstvertrauen des Kindes, sondern auch, dass ein Kind in Kindergarten, Grundschule und auch der weiterführenden Schule (sowie im späteren Leben) immer wieder Zielscheibe für Andere werden könnte. Es hat je nie gelernt, einen Konflikt zu lösen. Denn ja - es gibt sehr viele Kinder, die alles andere als Lieb und Nett sind und die ein Kind, dass sich gar nicht wehren kann, dann auch nicht einfach in Ruhe lassen werden, sondern sich genau dieses gezielt aussuchen. Das mag ungemein grausam klingen, aber, Kinder leben leider in keiner Welt, in der man jeden Konflikt friedlich (mit Worten) lösen kann. Selbst Erwachsene können das nicht - wie die Geschichte selbst der nur letzten 100 Jahre auf beeindruckender Art und Weise demonstriert hat.

Für ein - man kann jeden Konflikt friedlich lösen - braucht man natürlich immer 2 Kinder; es nützt also nur dann etwas, wenn beide Kinder dazu in der Lage sind, einen Konflikt friedlich lösen zu können. Wenn das andere Kind sich sofort körperlich durchzusetzen versucht, ist das mit dem friedlich lösen dahin. Das werden sie im Kindergarten, in der Grundschule als auch in der weiterführenden Schule immer antreffen. Auch Kinder, die die Grenzen anderer Kinder respektieren, gibt es leider nicht immer. Spätestens in der Grundschule besitzen die Kleinen dann auch so viele Freiräume, dass halt nicht mehr immer ein Erwachsener dabei ist, der helfen kann. Ob in der Umkleidekabine beim Sportunterricht, in der Pause auf dem Schulhof oder - in der kleinen Pause während des Unterrichtswechsels; selbst auf den Schulweg kann es immer wieder Zwischenfälle geben. Mal ganz extrem - vor einigen Tagen hier im Kids & Schule Forum gelesen (http://www.urbia.de/forum/index.html?area=thread&bid=6&tid=2718652).

Meine Frau und ich haben daher versucht, unserem Sohn mehrere Dinge beizubringen. Z.B. das wir nicht möchten, dass er selbst einen Streit anfängt oder selbst zuerst handgreiflich wird. Das er immer zuerst versuchen sollte, einen Streit friedlich zu lösen. Freundlich, oder mit der Stimme arbeitend; durch selbstsicher auftreten etc. Das er sich Hilfe bei Erwachsenen suchen soll, wenn es möglich ist. Aber auch, dass er sich angemessen wehren darf, wenn er sich bedrängt fühlt oder selbst angegriffen wird. Das er versuchen soll, das mildeste Mittel zu wählen, dass geeignet ist, diese akute Situation zu klären. Das kann ein festhalten genau so gut sein, wie ein wegschubsen, wenn er selbst geschubst wird. Vielleicht auch einfach mal ein frecher Spruch. Auch, dass er aufhören soll, sobald eine Situation geklärt ist. Vielleicht auch, die Situation doch besser zu verlassen. Aber eben auch, dass er sich auch körperlich wehren darf, wenn er auf dem Boden liegt, ein anderes Kind auf ihm sitzt und ihn körperlich malträtiert. Das er nicht tatenlos daneben stehen oder weggehen soll, wenn ein stärkeres Kind ein schwächeres Kind malträtiert; sondern dazwischen geht und dem schwächeren hilft. Das man sich selbst, wenn man sich gestern noch mit Sand beworfen hat, sich am nächsten Tag wieder mit jedem Kind vertragen kann und es aufs neue versuchen soll. Das er immer zu seinen Eltern kommen kann, wenn er Hilfe braucht und sich für nichts schämen muss; dass er sich nichts gefallen lassen soll, was er selbst nicht möchte. Es gibt vieles, was man einem Kind hier beibringen kann.

Mein Kleiner besucht jetzt (nach den Sommerferien) die 6. Klasse eines Gymnasiums (Privatschule) und selbst dort gibt es durchaus Kinder, die weniger gut mit Konflikten/Streiteren/Grenzen umgehen können, als andere Kinder und solche Situationen (gegenüber schwächeren) leider gezielt suchen. Auch wenn ich vieles davon eher als „noch normales“ bossing bezeichnen würde, gibt es trotzdem Kinder, die diese Grenze immer wieder ganz klar und deutlich überschreiten. Ich denke, dass hier gerade die Kinder in der Schussbahn stehen, die z.B. kein selbstbewusstes Auftreten haben oder, die sich immer alles gefallen lassen oder immer direkt Hilfe z.b. beim Lehrer zu suchen und hier keinerlei Selbstständigkeit kennen. Ein Kind sollte m.E. lernen, alles zu können: Zu erkennen, wann es besser ist, den kürzeren zu ziehen; wann es besser ist, sich Hilfe zu suchen; wann es besser ist, sich selbst zu wehren oder durchzusetzen etc. Nur - ein Kind sollte diese Erfahrungen auch sammeln können.

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Hallo Jazzbassist

Danke für Deinen ausführlichen und mich weiterbringenden Text!

Es handelt sich hier vorallem um meinen Sohn, der noch nicht 3 Jahre alt ist.

Wie oft und in welcher Intensität würdest Du den Dein noch nicht 3jährigen Jungen malträtieren lassen um sein Selbstbewusstsein zu stärken, weil er sich durchsetzen will/soll?

Ich habe ja geschrieben, dass ich erst so ab dem 3 mal eingreiffe.

Soll ich ihm den zu Hause mal zeigen, wie man andere malträtiert und das üben damit er nicht drunter kommt?

Theoretisch tönt Dein Text super, praktisch...

Jetzt mal im Ernst. Soll ich meinem bald 3jährigen wirklich sagen, er dürfe zurück hauen und ihm das auch noch zeigen? Ich stell mir das gerade bildlich vor, wie ich ihm zeige, wie er und wo er ein anderes Kind am besten schlägt...

und dann musst Du noch hier und so und yeah und zack, dann ist er k.o. ;-)


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>Wie oft und in welcher Intensität würdest Du den Dein noch nicht
>3jährigen Jungen malträtieren lassen um sein Selbstbewusstsein zu
>stärken, weil er sich durchsetzen will/soll?

Kein einziges Mal. Darum lassen wir die in diesem Alter auch noch nicht alleine auf einen Spielplatz gehen oder für längere Zeit unbeaufsichtigt. Damit genau solche Situationen nicht vorkommen. Sobald ich bei so einer Spielplatzsituation sehen würde, dass die Kleinen nicht mehr weiterkommen oder handgreiflich werden, würde ich immer einschreiten. Aber halt nicht, wenn sich zwei Kids gerade um eine Schaufel streiten und beide kräftig dran ziehen. Ich kann einem 3-Jährigen hinterher immer noch erklären, wie er die Situation auch hätte lösen können. Manchmal geht das sehr gut über Rollenspiele, die man Abends mal mit dem Lieblingsstofftier des Kindes nachspielen kann. Was ich schreiben wollte, war, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Sohn in Kindergarten, Grundschule oder weiterführender Schule (oder später) durchaus mal vor so einer Situation stehen könnte, gar nicht so gering ist. Ich denke nicht, dass sich ein Kind 18 Jahre lang aus allen Konflikten raushalten könnte. Je schlechter ein Kind Konflikte lösen kann, vor desto mehr Konflikten wird es lösen müssen. Denn die Konflikte werden immer wiederkommen. Der doofe Paul, der am ersten Schultag ihren Sohn schuppst, wird das wahrscheinlich auch beim 2. Schultag machen, und am Dritten. Bei einem fast 3-Jährigen werden Sie aber jedesmal dabei sein. In 3 Jahren wird ihr Kind vielleicht schon eingeschult und, dann steht er plötzlich alleine auf den Schulhof; dann sind sie nicht mehr dabei. Selbst wenn Ihr Sohn also malträtiert werden würde; könnten Sie das zunächst einmal gar nicht mehr verhindern, sondern nur nachträglich agieren. Wäre also doch toll, wenn es gar nicht so weit kommen würde, oder?

>Soll ich ihm den zu Hause mal zeigen, wie man andere
>malträtiert und das üben damit er nicht drunter kommt?

Ich denke, dass der Charakter und die Persönlichkeit eines Kindes bereits viel früher geprägt ist und man dann als Elternteil 18 Jahre lang Zeit hat, dass Beste daraus zu machen. Wenn Sie ein Kind haben, dass sofort handgreiflich wird oder einen streit sucht, sollte Aufgabe von Erziehung natürlich sein, ihm hier friedlichere Lösungskonflikte beizubringen. Wenn Sie ein Kind haben, dass eher ängstlich, zurückhalten und schüchtern ist, sollten Sie ihm beibringen, selbstbewusster aufzutreten und auch mal laut und deutlich „Nein“ zu sagen. Man wird hier keine allgemeinen Aussagen treffen können, es kommt auf das Kind an; da es ein sehr schwieriger Prozess ist, Kindern zu helfen, über den eigenen Schatten zu springen. Und die Persönlichkeit ist der eigene Schatten und - gerade in Konfliktsituationen erkennt man diese ziemlich prägnant.

Ich wollte natürlich nicht schreiben, dass Sie im Kinderzimmer nun einen Boxsack aufhängen sollten oder ihrem Sohn das kämpfen beibringen sollen. Jungs werden sich ganz automatisch raufen und Kräfte messen (wie sollte man sonst die eigenen Grenzen oder die, der anderen Kinder kennenlernen?) - dass müssen Sie denen nicht beibringen. Schon aber, dass es nicht die beste Lösung ist, um einen Streit zu lösen.

>Jetzt mal im Ernst. Soll ich meinem bald 3jährigen wirklich sagen, er
>dürfe zurück hauen und ihm das auch noch zeigen?

Erziehung ist oftmals ein Gegenrudern. Einen Konflikt lösen zu können, ist weit mehr, als Mama zu rufen, wegzurennen oder sich direkt zu schlagen. Ich denke, als erwachsene Frau fallen Ihnen da noch viele weitere Möglichkeiten ein. Das ist aber nichts, was man planen kann. Wie verhält sich Ihr Sohn denn, wenn ein 3-Jähriges Kind kommt und ihm auf dem Spielplatz das Lieblingsspielzeug aus den Händen reißt? Ihr Beitrag lässt vermuten, dass Sie bei dem jetzigen Verhalten Sorgen haben, ob das zukunftstauglich ist, da er sich alles gefallen lässt. Ich würde mal vermuten, dass, wenn ein kleineres Kind kommt und ihrem Sohn die heißgeliebte Schaufel aus den Armen reißt, ihr Sohn da steht und nicht weiß, was er tun soll. Dann würde ich beibringen, hier klar und deutlich eine Grenze zu ziehen: „Nein, mit dieser Schaufel spiele ich jetzt.“ Für ein schüchternes Kind bsw. ist das eine unvorstellbare Überwindung, hier so selbstsicher aufzutreten und eine Grenze zu setzen. Oder, wenn ihm ein anderes Kind versucht, diese Schaufel aus den Händen zu reißen, er sie einfach festhält und nicht sofort aufgibt.

Und dann werden sie ganz automatisch sehen, wie es weitergeht. Nehmen wir mal an, dass reicht und ihr Sohn kann so die Schaufel behalten. Dann kommt vielleicht das nächste Gegenrudern, da sie feststellen, dass er das jetzt immer und mit allem Spielzeug macht - selbst mit dem, womit er gerade nicht spielt. Dann sollten Sie ihm natürlich beibringen, wie man dieses Spielzeug teilt. Vielleicht eskaliert ein Konflikt soweit, dass die im Sandkasten liegen und sich plötzlich raufen. Dann würde ich dazwischen gehen und dem Kind helfen, wie man auch diesen Konflikt hätte anders meistern können. Ich denke nicht, dass wir als Eltern hier die Möglichkeit haben, dass vorher zu planen oder vorher zu besprechen oder vorher zu erklären. Sie müssen einfach warten, bis Kind A ihren Sohn mit Sand bewirft um zu wissen, wie Ihr Sohn dann reagiert. Wenn er zu Mama rennt, ist das in Ordnung; wenn er Kind A auch mit Sand bewirft, sollte man ihm beibringen, dass das jetzt auch nicht die beste Lösung war und, was er stattdessen hätte versuchen können. Wenn er das andere Kind angespuckt hätte, müssten Sie ihm beibringen, dass genau diese Lösung ein No-Go war, die Sie auf gar keinen Fall sehen wollen. Wenn Sie ein Kind haben, dass täglich mit Sand beworfen wird und täglich zu Ihnen rennt, wäre die Lösung sicherlich eine andere.

Sie brauchen Ihrem Sohn also sehr wenig zu sagen, er wird anhand ihrer Reaktion sofort spüren, was Sache ist. Ein No-Go wird er genau so gut erkennen können, wie ein "Naja, das war jetzt nicht die beste Lösung, versuch es doch das nächste Mal so und so; ich bin aber trotzdem stolz auf dich". Ein Kind lernt dadurch, dass es grundsätzlich schon mal nicht sooo falsch gehandelt hat. Sie brauchen ihm also gar nicht sagen, dass sie es jetzt besonders toll fanden, dass er die Schaufel so lange festgehalten hat, bis das andere Kind in den Sand geflogen ist. Ein Kind wird das - je nach Charakter und Persönlichkeit - ohnehin tun oder nicht tun. Ihre Aufgabe ist also eher, zu erkennen, was ein Kind tut und ihm dann individuell das Beste beizubringen. Das Beste ist für ein Kind, dass sich immer von kleineren Kindern sämtliches Spielzeug wegnehmen lässt, etwas gänzlich anderes, als für ein Kind, dass alles als "mein Spielzeug" deklariert und nichts hergibt. Und genau die zwei Kinder treffen im Sandkasten immer aufeinander; Gegensätze. Zwei Kinder, die alles teilen können, werden fast nie einen Konflikt mit einer Schaufel haben. Zwei schüchterne Kinder auch nicht, da sich kein Kind traut, zur Schaufel zu gehen. Zwei Draufgänger werden wahrscheinlich sehr schnell handgreiflich werden. Ein Draufgänger und ein Schüchternes Kind wird immer gleich Enden, egal, was das schüchterne Kind tut.

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Bei Fabio ist das genauso, er kann sich bei anderen Kindern nicht durchsetzen. Bei ihm liegt es daran, dass er bis vor kurzem wenig Kontakt zu Gleichaltrigen hatte, nur mal auf dem Spielplatz im Sommer oder bei ähnlichen Gelegenheiten.
Bei meiner Tochter, die schon in der Kinderkrippe war, als sie fünf Monate alt war, hatte ich das Problem nicht, weil sie von Anfang an gelernt hat, sich gegen andere durchzusetzen. Es ist also bei meinem Sohn die fehlende soziale Kompetenz. Könnte das auch bei euch der Grund sein?

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Hm kann schon sein. Er ist nicht in einem festen System (Spielgruppe oder ähnliches)
Hat aber täglich Kinder um sich herum.

Klar wäre eine Spielgruppe im Bezug auf Selbsthilfe/Abwehr/Lernen besser und effektiver, aber bei uns hier gibt es nichts gutes.

Nur eine Spielgruppe. Dort ist meine Tochter davongerannt und die habens nicht mal gemerkt, da war ich stinksauer und habe überhaupt kein Vertrauen mehr. Scheinbar sei das nicht das erste mal gewesen, hat mir dan eine Mutter erzählt. Ich bin bloss heilfroh, dass nichts passiert ist.

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Uns geht es ähnlich. Mein grosser ist in der Schule Einzelgänger, weil ihm die anderen jungs zu "wild" sind und weil er nciht streiten mag. er wehrt sich nicht sondern geht dann einfach weg, so wie wir ihm das beigebracht haben.
Ich bin mir nicht mehr sicher ob das so eine gute Idee war.
Er ist eine totale Petze, sucht immer nur die Hilfe des Erwachsenen und kann gar nicht mit Konflikten umgehen...

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Ich glaube der Altersunterschied ist noch entscheidend. Meiner ist halt erst bald 3jährig.

Ich werde ihm aber gezielt lernen sich zu wehren, auch mit Kinder-Karate-Do Kursen usw, und auch mit meinem Buch "Nein-Sagen".

Das ist halt schon seeehr wichtig, vorallem auch als Erwachsener. Ich muss da selber an mir arbeiten...

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Ich ärger mich dann auch einwenig, dass die anderen Mütter nicht selbst zu ihren Kinder schauen, dass diese z. b. nicht dauernd einen kleineren hauen, beissen usw...


Das ist genau aber das Problem. Mütter greifen SOFORT ein und wundern sich, dass die Kinder kein gesundes Verhältnis zum Austesten von Grenzen und wirklicher Gewalt haben. Während Kinder eigentlich lernen sollten, dass "hauen" wehtut und man es deshalb auch nicht bei anderen machen sollten, greift Mami ein. Fakt ist: Alle normalen Kinder hauen, kneifen und nehmen anderen Kindern mal was weg. Und machen diese Erfahrungen auch. Außer, man lässt sie nicht. Dann lernen sie eben nicht, sich zu wehren, weil das Mami macht und leben ihre "Aggressionen" anderweitig aus.
Meine Kinder haben aich nicht zuerst gehauen, aber durchaus zurückgehauen, am Spielzeug festgehalten und auch mal was weggenommen.
Ich sage nie zu meinen Kindern, sie sollen zurückschlagen, aber ich mische mich nicht ein, wenn sie streiten.
Sorgen würde ich mir machen, wenn sie sich alles gefallen lassen und mich hilflos ansehen.

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Also ganz ehrlich: meinem Sohn habe ich an die Hand gegeben, dass körperliche Gewalt nur dann erlaubt ist, um körperliche Gewalt abzuwehren. Sprich: Wenn er physisch angegriffen wird, darf er sich auch physisch wehren. Meinem Sohn versuche ich diese Einstellung zu vermitteln, seitdem er ca. 4/5 Jahre alt ist.

Linke Wange, rechte Wange? Davon halte ich überhaupt nichts.

Aber: niemals sollte man mit der körperlichen Gewalt beginnen.

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Meine Kinder dürfen nicht hauen, beißen,kratzen usw....(macht aber mal jedes Kind) ABER sie dürfen...nein sie SOLLEN sich wehren!!!!

Ich sehe es bestimmt nicht ein, das meine Kids Schläge einstecken solllen und sie nicht wehren dürfen.....

Sie sollen keine Opfer werden, dürfen aber auch nicht zum Täter werden...Ich habe immer zu den schwächeren gehalten, war nie ein Mitläufer der in einer Gruppe kinder/Jugendliche gemobbt hat...Ich war immer auf der anderen seite und DAS vermittel ich auch meinen Kinder!!!

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Das "Problem" hatten wir mit dem Großen.
Er ist ein sehr großer Junge und dank ständigem Sport ist er auch sehr stark und kräftig--aber innen drin ist er sanft wie ein Lämmchen ;-)
Das macht ihn zu einem sehr sozialen und beliebten Kind--allerdings hatte er ab und an doch Probleme mit "anderen" Kindern, bei denen hauen, treten, schubsen an der Tagesordnung sind *seufz*
Wir haben ihn daher vor 2 Jahren zum Wing Tsun geschickt, eine Art Selbstverteidigung und Verhaltenstraining für Kinder.
Inzwischen haut er immer noch nicht--soll er auch nicht--aber er kann sich sehr gut verbal wehren und er weiß, wie er im absoluten Notfall handeln muss.

LG schnabel