Bewertungsbögen der Kita

Hallo ihr Lieben. Ich bin im Moment total traurig und habe das Gefühl alles verkehrt gemacht zu haben in der Erziehung meiner Großen (6,5 Jahre alt). Gestern war Kindergarten-Abschied und wir haben ihr Portfolio ausgehändigt bekommen. Ich habe nun ihre Bewertungsbögen durchgelesen - und das war sooooo frustrierend. Ich war ja immer mit den Erzieherinnen im Gespräch. Anfangs ging es darum, dass ihre Motorik so "komisch" wirkte. Also waren wir beim Orthopäden - der sagte alles i.O.. Trotzdem sprach die Erzieherin uns immer wieder mal darauf an. Also haben wir nach einem Sport gesucht - und das Turnen angefangen. Der Trainer lobte ihre "grazilen" Bewegungen und ihre gute Eignung. Aber in der Kita war sie weiterhin unsicher in ihren Bewegungsabläufen. Und so drastisch steht es auch mehrfach in den Bewertungsbögen... Dann ging es weiter mit der Sprache. Sie traute sich lange nicht in der Kita zu reden, und wenn sie was sagte, dann mit Fingern im Mund, vernuschelt - und laut der Bögen - grammatikalisch falsch. wenn man sich das durchliest, denkt man, die schreiben über ein anderes Kind. Sie ist zu Hause so wissbegierig und quatscht mir regelrecht ein Ohr ab. Klar hatte ich auch deshalb Gespräche mit den Erzieherinnen, aber das jetzt so schwarz auf weiß zu lesen, hat mich vom Hocker gehauen. Ich weiß, dass sie sehr schüchtern ist und auch ihre Zeit braucht zum "Warmwerden". Aber deshalb ist sie doch nicht krank oder entwicklungsverzögert. Ich für meinen Teil war die ganzen Jahre bemüht, sie in ihrer Selbstsicherheit zu stärken aber auch sie einfach so anzunehmen wie sie ist. Nun grübel ich schon die ganze Nacht ob das der falsche Weg war. Ich bin ja ein Gegner von dieser Therapierwut, die zur Zeit herrscht. Das hat so den negativen Beigeschmack der Leistungsorientierung. Mein Wunsch war, sie Kind sein zu lassen und ihr ein eigenes Entwicklungstempo zu ermöglichen. So habe ich das auch den Erzieherinnen gesagt. Sie haben diese Gespräche notiert in dem Bogen und es liest sich, als ob ich jede Hilfe verweigern würde. Lag ich so falsch mit meinen Zielen und meinem Stil? Ach man bin ich fertig heute, vielne Dank schon mal für zulesen.
traurige Grüße

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Hallo,

ich lese da folgendes raus, die Erzieherinnen haben versucht dich auf bestimmte Defizite bei deinem Kind aufmerksam zu machen. Du selbst hast bestimmte Sachen bemerkt (Nuscheln, Schüchternheit, Bewegung) und nach deinem Ermessen darauf reagiert. Anscheinend hatte die Erzieherin Dich mehrmals darauf angesprochen.

"Lag ich so falsch mit meinen Zielen und meinem Stil?"

Ich denke eher, die Erzieherinnen hatten den Eindruck, dass das was dann auf die Gespräche folgte, nicht ausreichend für dein Kind war um es besser zu fördern.

lg polar

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Fördern ja, das haben wir auch gemacht. Aber durch Lebenserfahrungen, nicht durch Therapiestunden.

Nach jedem Gespräch saß ich beim Kinderarzt, habe mit ihr geredet. Sie schüttelte den Kopf darüber. Auch ihr Trainer im Sport sagte, das es ihr CHARAKTER ist. Wie soll man bitte schön einen Charakter therapieren?

Mich macht es traurig und wütend, dass man jetzt so hingestellt wird, als ob man nicht das Beste für sein Kind möchte. Mein Wunsch ist eine unbeschwerte Kindheit. Ohne Leistungsdruck.

Ich selber bin in einer Familie aufgewachsen, in der der Leistungsgedanke sehr weit oben in der Prioritätenliste stand. Ich bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass ich nur was wert bin, wenn ich 1 und 2 mit nach Hause bringe...

Heute sehne ich mich nach Unbeschwertheit. Dieses Raster aus Zeitnot, Stress und Leistung bringen, möchte ich nicht mehr. Und ich möchte es auch nicht meinem Kind vermitteln.

Deshalb bin ich doch keine schlechter Mutter.

Förderung ist doch nicht alles. Was ist mit einfach nur auf der Wiese liegen und die Wolken beobachten, oder entspannt einem Bach lauschen. Wenn man lernt, dieses zu genießen, ist man da nichts wert in der Gesellschaft?

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Hallo

Der "Wert" wird schnell gemindert wenn man nicht ins Schema passt,nicht den "Normen" entspricht.Heutzutage ist das nun mal so und mich macht das auch traurig,manchmal sogar wütend.

Wer heutzutage nich Babyschwimmkurs,Pekip,Krabbelgruppe,Spielgruppe,Frühförderung ect pp mit seinem Kind besucht ist eben nicht "hipp".....weißt du was,ich kann hervorragend damit leben nicht hipp zu sein ;-)

Ich sehe das genauso wie du.Meine Kinder sollen KIND sein und nicht von einem Termin oder von einer Förderung zur nächsten geschliffen werden und (na sowas) meine Kinder entwickeln sich trotzdem ;-)

Bei leon gab es mal anhaltspunkte in denen die Erzieherin meinte er sei in seiner Motorik nicht ganz auf dem Stand.Ich fragte inwiefern und sie meinte er könne keine "Männchen" oder gerade Striche ziehen.Dumm nur das Leon in meinem Beisein das Männchen malte und auch gerade Striche zog.Auf das nachfragen WARUM er das denn nicht in der Vorschulgruppe macht,antwortet er lapidar "weil ich da keine Lust zu hatte" #schein

KiGa (zumindest bei meinen Kindern ist das so) sehen nur einen Bruchteil dessen was ein Kind kann,denn die Hauptzeit verbringe ich mit meinem Kind,kann also die Leistung meiner Kinder wesentlich besser einschätzen.

Natürlich war in dem Abschlussbogen des KiGa bei uns auch drin gestanden Leon hätte defizite was die Motorik angeht.Dieses haben wir aber dann beim Schulgespräch klar gestellt und die Lehrkraft selbst wunderte sich über diese Aussage des KiGa. #augen

Mach dir keinen Kopf.Dein Kind ist wie es ist und solange keine schwerwiegenden Entwicklungsverzögerungen auftreten wär mir gerade mal wurscht was in so einem dämlichen Bogen drin steht.

lg

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hi!

au mann...du arme...

ganz ehrlich, genau aus solchen gründen (unter anderem) kommt meine tochter in den waldorfkindergarten.
da ist ein kind, das schüchtern ist oder das ein oder andere anders/langsamer macht als andere nicht gleich "entwicklungsverzögert", "lernbehindert" oder gleich "ein fall für die sonderschule"...

ich stimme dir absolut zu, das diese leistungsorientierte gesellschaft von heute absolut grausig ist, genaus wie dieser therapie-eifer...

jedes kind entwickelt sich anders, und solte immer nur an sich selbst gemessen werden, nicht an anderen oder gar an irgendwelchen zahlen, norman und vorgaben...




zweifle nicht an dir selbst, zweifel lieber an der kompetenz des kigas und such dir fürs nächste kind nen anderen!


lg anna

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...ich meinte NORMEN...

übrigens finde ich es generell ein unding, das kinder nach dem kiga einen "bewertungsbogen" bekommen...

lg anna

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Danke für deine aufbauenden Worte. Diese Beobachtungsbögen sind hier eingeführt wurden mit dem neuen Lehrplan. Die Kinder sollen bis zur Einschulung ein bestimmtes Niveau erreichen. Diese Bögen sollen den Austausch zwischen kooperierender Schule und Kita ermöglichen.

Meine Große hatte zum Glück beim Schuleignungstest im Gesundheitsamt überzeugen können, aber dort wurde auch ihre Schüchternheit vermerkt.

Meine Kleine (3,5 Jahre) geht in den selben Kita. Sie hat aber eine ganz tolle Erzieherin, die ist sehr liebevoll - sie hat einfach den Draht zu meiner Kurzen. Da klappt es super. Die Kleine ist sehr selbstbewußt. Bei ihr kamen noch keinerlei Hinweise, dass etwas nicht i.O. sein könnte. Sie ist auch vom Wesen anders.

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Eltern sind oft "betriebsblind". Für Dich nuschelt Deine Tochter. Ich würde wahrscheinlich nicht mal verstehen was sie meint.

Für Dich sind ihre Bewegungen komisch. Ich würde vielleicht denken, das Kind ist in der Bewegung eingeschränkt.

Und so weiter und so weiter.

Stärke sie weiterhin in ihrem Selbstbewußtein und frag vielleicht mal kritisch ob nicht vielleicht ein kleines bißchen Wahrheit dahintersteckt.

Was hat denn die Schuleingangsuntersuchung ergeben? Oder die Empfehlung der Vorschule?

LG

Haarerauf

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Hallo,

ich bin auch ein Gegner der Therapierwut. Ich finde es ist aber auch einen Unterschied, ein Kind in die KG zu schicken, weil es mit 9 Monaten eben noch nciht krabbelt, oder ob man es zur Logopädie schickt, weil es mit 6 Jahren von niemandem außer der Mutter verstanden wird.
Was ich meine: Kein Grund, keine Therapie. Grund da, dann auch Therapie notwendig.

Anscheinend gibt es noch viele Mütter, die sich schämen, wenn ein Kind Therapie braucht. Das liegt nicht an der Mutter oder der Erziehung!!!

Und ich finde: Du tust Deinem Kind keinen Gefallen. Wenn sie wirklich arg nuschelt oder sie keiner versteht, wird sie das von den Kindern in der Schule JEDEN TAG aufs Butterbrot geschmiert bekommen. Kinder können echt gemein sein, und von daher sollte man ihnen keinen Anlass dazu geben. Außerdem sind solche Fehler in jungen Jahren schneller behoben als später.
Und es wäre ja nicht schlimm, mal zum Logopäden zu gehen, im sich eine Meinung eines Aussenstehenden zu holen! Vielleicht bestätigt er ja sogar Dich, wer weiß!

Alles Gute!
Karin

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http://www.urbia.de/forum/index.html?area=thread&bid=21&pid=17058624

Kinderarzt und Trainer teilen nicht die Auffassung vom KiGa ;-)

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Wenn ich bedenke, dass mein KiA meine Große das letzte Jahr ganze einmal gesehen hat, und die Kinder hingegen täglich im KiGa sind, frage ich mich, warum sie denn sonst solche Aussagen machen sollten.

Ich hab ja nicht gesagt, dass sie recht haben, sondern nur, dass mans mal überprüfen lassen kann, und wegen ihrem Sprechen hat die TE nix gesagt, dass sie das mal machen hat lassen....

Außerdem frage ich mich, warum manche Leute ihre Kinder in Einrichtungen geben, deren fachlicher Kompetenz sie anscheinend nicht trauen....

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Mach dir da mal keine Sorgen.
Ich war auch so ein "Kind" nur etwas anders.
Kindergarten und Schule das bravste Kind was es überhaupt gibt. Die haben mich immer in den höchsten Tönen gelobt.

Zuhause sehr aufmüpfig habe mir nichts sagen lassen..

So wie du es machst ist es schon richtig vergesse einfach die Bewertungsbögen.

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Danke an alle, die geschrieben haben. Konnte leider mich nicht eher zurueckmelden, da ich kein Zugang zum I-Net hatte.

Also, ich traue dem Kita schon einiges zu und ich bin auch im Grossen und ganzen froh ueber die Bemuehungen und Anstrengungen im Kita, die fuer die Kinder gemacht werden.

Meine Tochter nuschelt zu Hause nicht. Mir selber faellt es nur auf, wenn Fremde mit ihr reden. Gerne ignoriert sie es sogar, wenn Leute sie ansprechen, die sie zum ersten Mal gesehen hat. Ich war froh, dass sie bei der Schuluntersuchung nicht diese Masche nutzte. Im Kindergarten hat sie sich auch ewig nicht getraut zu reden, bis dann die Erzieherin gewechselt wurde. Nachdem sie vertrauen zu ihr gefasst hat, und das dauerte auch eine Weile, wurde es deutlich besser. In letzter Zeit funktionierte es m. E. eigentlich sehr gut. Sie kauft sogar allein beim Fleischer ein und unterhaelt sich mit der (fremden) Verkaeuferin.
Warum sie ausgerechnet im Kindergarten sich so schwer tut, weiss ich nicht. Sie traut es sich nicht zu, sich verbal gegen andere Kinder durchzusetzen. Nur mit ihren besten Freunden macht sie dies.

Ihre Kinderaerztin kann sie sehr gut beurteilen, da sie meine Tochter sehr viel mehr als nur einmal im Jahr sieht.

Nein, ich wuerde mich nicht schaemen, zu einer Therapie zu gehen. Aber ich denke fuer das Selbstbewusstsein meiner Tochter waere dies kontraproduktiv. Ich moechte nicht das Gefuehl vermitteln, dass mit ihr etwas nicht stimmt, dass sie nicht der Norm entspricht und sie deshalb sich veraendern muss.

Bisher hat sie kognitiv alles drauf, was auch die anderen Kinder dieser Altersgruppe koennen. Sie kann mir oder ihrer Schwester Geschichten erzaehlen, sie versteht Gesellschaftsspiele und kann sie anderen Mitspielern erklaeren. Wenn Besuch da ist, redet sie auch sehr viel mit dem Besuch, der sie auch versteht.

Im Uebrigen bin ich auch sehr schuechtern und tue mich schwer neue Kontakte zu knuepfen. Ich habe einen kleinen festen Freundeskreis und auch in der Schule habe ich nicht aufgedraengt, obwohl ich stetig und auf Abfrage gute Leistungen gebracht habe. Ich sehe in meiner Tochter meinen Charakter wieder.

Dies sind die Gruende, warum ich die Therapievorschlaege der Kita einfach nicht bestaetigen kann.

Menschen, die selber nicht so sind und auch keine engen Freunde mit diesen Eigenschaften haben, koennen dies nicht nachvollziehen. (Genausos wenig, wie ich verstehen kann, wie andere so auf fremde unverbluehmt zugehen koennen)

Viele Gruesse#winke