Hilfe, mein Kind benimmt sich unmöglich

Hallo!
Hab eben den Artikel "Hilfe, mein Kind benimmt sich unmöglich" gelesen.
Auch wir haben einige Probleme mit unserem 4 jährigen Sohn.
Ich frage mich auch manchmal, was mache ich nur falsch.
Er motzt, schnautzt und schreit ständig rum, ohne jeden Grund. Am liebsten würd ich die Fenster zunageln, damit das die Nachbarn nicht ständig hören. Wenn ich was zu ihm sage, alles ist NEIN. Er will immer das Gegenteil von dem was wir wollen.Ich halt das bald nicht mehr aus. Das geht jetzt schon über ein Jahr lang.
Es gibt natürlich auch Tage, da ist er erträglich.
Hab überlegt, ob es an seiner kleinen Konkurrenz liegen mag. Seit März 2009 hat er einen kleinen Bruder.
Oft sitzen die beiden da und spielen Lego. Schon gehts los. Das darf er nicht haben, das darf er auch nicht haben. Er nimmt dem Kleinen alles weg. Es kam auch schon vor, daß er den Kleinen gehauen hat, oder er schubste ihn einfach um.
Ich versuche ihm alles in ruhigem Ton zu erklären, daß er teilen muß. Ich nehme mir auch extra Zeit nur für ihn, so daß er nicht zu kurz kommt.
Mein Mann machte mich auch darauf aufmerksam, daß wenn ich den Kleinen auf dem Arm halte, der Große traurig schauen würde.
Ist das wirklich nur die Eifersucht, daß er sooft durchdreht? Müßte er sich nicht nach einem Jahr mal an seinen Bruder gewöhnt haben?
Hab heut mittag KiA Termin zur U6 mit dem Kleinen. Soll ich das Thema mit dem Arzt besprechen?
Freu mich auf Eure Antworten!

Gruß Mel

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Auf jeden Fall mal ansprechen.
Ansonsten sit es halt auch das Alter.

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Kinder haben für ihr Verhalten eigentlich immer mehrere Gründe. Eifersucht kann durchaus ein sehr großer davon sein.

Es geht bei Eifersucht gar nicht darum, sich an ein neues Geschwisterkind zu gewöhnen. Ich denke, die meisten Eltern von Geschwisterkindern haben - wenn manchmal auch sehr selten - ab und an diese Momente, bei denen ein ganz warm ums Herz wird, wenn die Streithähne dann doch mal friedlich miteinenader spielen. Wenn auch nur für ein paar Minuten.

Das Problem sind die vielen Veränderungen dieser neuen Situation. Und sicherlich oftmals auch die Erwartungshaltung der Eltern.

Natürlich lieben es Eltern, wenn Geschwister untereinander liebevoll miteinander umgehen und teilen. Aber, dass Spielzeug hat schließlich 3 Jahre lang ihm alleine gehört; so betrachtet ist es seins. Alles, was ihr Sohn sein ganzes Leben lang über Besitzverhältnisse gelernt hat, verwerfen Sie plötzlich, wenn Sie schreiben, dass er teilen muss. Nein, wir müssen nicht teilen. Wenn mein Sohn sich den Laptop seiner Mutter schnappt (weil das Display größer ist als bei seinem), muss er sie fragen. Der gehört ihr und den muss sie nicht teilen; sie kann es ihm aber erlauben. Gerade Kleinkinder lernen ihr Leben lang, dass sie doch nicht alles haben können, was irgendwo steht; weil es nicht ihnen gehört. Und dann kommt plötzlich die Mami und verwirft seine komplette bisher gelernte Weltanschauung: Er muss alles teilen. Eigentlich muss er das nicht, es ist nur das, was wir Eltern verlangen (weil es unsere Erwartungshaltung ist, dass Geschwister teilen müssen). Das ist aber wirklich nichts selbstverständliches, es muss gelernt werden. Und die Zeit alleine (1 Jahr) bringt einem Kind nichts bei; sonst würden die später ja nicht in die Schule stecken :-p

Ich kann natürlich verstehen, dass das ziemlich schwierig ist. Das Lego ist nun mal da, es macht auch kein Sinn, dass Gleiche noch ein zweites mal zu kaufen. Und das kleine Geschwisterkind möchte damit natürlich auch spielen. Aber - auch wenn Sie das wahrscheinlich gekauft haben - betrachten Sie es einfach mal als sein Eigentum. Ich bin mir sicher, dass sie einen 4-Jährigen bereits an der "Du bist doch schon ein großer Junge"-Schiene packen können. Gehen Sie mit ihm doch mal sein Spielzeug durch und lassen ihn das Babyspielzeug (was er als großer Junge ja nicht mehr braucht) aussondieren. Wenn es nicht mehr "seins" ist, braucht er sich auch keine Sorgen mehr zu machen, wenn das kleine Geschwisterkind das in die Ecke donnert oder in dem Mund steckt. Wenn er genügend Lego hat, können Sie ihm sicherlich auch 1-2 Teile davon "abkaufen" oder "eintauschen". Sei es mit einem Eis; bei Kindern, die Taschengeld bekommen, vielleicht einfach mal 50 Cent oder auch, in dem er einfach mal ein bisschen mit ihrem "Erwachsenenspielzeug" [Handy oder vgl.] rumspielen darf.

Bei allen anderen Dingen würde ich ihn fragen, ob er bereit ist, dass Spielzeug seinem kleinen Geschwisterkind auszuborgen. Wenn er das nicht tut, geht das in Ordnung; auch wenn ich denke, das Mami mit ihrer Redekunst hier alles schaffen kann. Aber ihr Sohn musste als Kleinkind auch leidvoll erfahren, dass er eben nicht alles im Supermarkt aus den Regalen mitnehmen durfte, weil es halt nicht seins ist. Und seinem kleinem Geschwisterkind erlauben Sie es einfach, sich an seinem Spielzeug frei zu bedienen; obwohl es doch (aus den Augen ihres Großen) ihm gehört.

Eifersucht kann bei dieser Altersgruppe in jeder Situation entstehen. Mama kann sich halt nicht teilen und muss immer ein Kind bevorzugen. Ein Kind wird immer als erstes das Haus betreten, ein Kind wird immer zuerst ins Bett gebracht, ein Kind wird geschmust das andere steht traurig daneben, ein Kind bekommt zuerst das Essen auf den Teller; der große muss sein Spielzeug selbst wegräumen, der kleine ist halt noch zu jung dafür. Sie können diese Eifersucht gar nicht vermeiden, denn sie ist völlig normal und hängt einzig und allein von der Persönlichkeit und dem Charakter des Kindes ab.

Sie können aber versuchen, dieser mit vielen Mitteln zu begegnen. Sie können darauf achten, dass Dinge des Alltags immer abwechselnd geschehen. Montags kriegt der Kleine zuerst sein Essen auf den Teller, Dienstags der Große. Monatgs bekommt der kleine zuerst den Gute-Nacht-kuss, Dienstags der Große. Das mögen für uns ganz banale Dinge sein, für Kinder sind es die nicht; da Kinder immer im Konkurrenzkampf zur Liebe zur Mutter stehen werden: Beide wollen mehr geliebt werden. Eine weitere Möglichkeit ist, dem Großen Kind ab und an mal wieder Dinge abzunehmen (wenn er das möchte). Denn - ein Großer Junge zu sein, ist manchmal verdammt schwer; um so schwerer ist es, wenn man sieht, wie einfach es das "Kleine" Geschwisterkind noch hat. Der Kleine wird angezogen, der Große muss sich bereits selbst anziehen. Fragen Sie den Großen einfach mal, ob Mami ihn heute morgen mal wieder anziehen soll - wie früher. Das können Sie in sehr vielen Situationen ab und an mal machen.

Eine weitere, sehr effektive Möglichkeit ist es, ihm zu zeigen, dass es sehr viele Vorteile hat, der große Bruder zu sein. Wenn Sie beide Kinder zur gleichen Zeit ins Bett stecken, lassen Sie ihn einfach 15 Minuten länger auf. Er ist halt schon ein "Großer Junge" und sollte nicht mehr zur gleichen Zeit ins Bett gehen, wie das Baby. Wenn er schon zählen kann, könnten Sie überlegen, ihm bereits Taschengeld zu geben => Denn er ist ja schon der große Junge. Sie können ihn in solchen Dingen [auch wenn viele Eltern der Meinung sind, dass es falsch ist] ganz bewusst bevorzugen. Er ist halt der große Bruder und das muss auch seine Vorteile haben. Denn sonst sieht er nur, welche Vorteile der Kleine Bruder hat - und das schafft Eifersucht. Denn "Kleine Brüder" werden immer bevorzugt - was völlig unvermeidlich ist: Weil er viele Dinge halt noch nicht kann.

In wiefern Ihnen das Kinderarzt da helfen kann, weiß ich natürlich nicht. Aber - suchen Sie doch einfach mal eine Erziehungsberatungsstelle auf. Die werden sicherlich noch viele weitere Tipps für eifersüchtige "Große Brüder" haben. Sie müssen die Dinge einfach mal aus seinen Augen sehen: "Wenn ich mich daneben benehme, bekomme ich sofort Mamas Aufmerksamkeit. Wenn ich friedlich mit dem kleinen Geschwisterkind spiele - nicht!" Packen Sie da an und ändern es.

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Hallo!

Endlich hör ich das mal aus einem anderen als meinem eigenen Mund:-)
Man erlebt es überall, dass älteren Kindern Spielzeug weggenommen wird mit der Begründung, sie müssten lernen zu teilen. Ich sehe das ähnlich wie Sie. Man muss nicht teilen, und schon garnicht alles.
Dieses Wissen gibt den Kindern meiner Meinng nach auch erst die Sicherheit, von sich aus zu teilen. Man MUSS nicht, ABER gemeinsam macht vieles mehr Spass. Und wer teilt, freiwillig und von sich aus, erlebt viel besser, dass ein anderer sich darüber freut, etwas einfach zu bekommen, anstatt es sich erstreiten zu müssen. Hört sich sehr idealisiert an, aber ich glaube daran:-p Meine Kinder sollen in jedem Fall lernen, dass es schön ist zu teilen. Dass es mehr Spass macht, zu zweit Lego zu spielen. Und dass andersrum der größte Haufen Lego nichts ist gegen den Bruder, der mit einem damit spielt.

O.