3,5 Jähriger ohne Geduld und nur am meckern....

Hallo ihr Lieben - ich brauche euren Rat.

Mein Sohn ist 3,5 Jahre alt und meine Kleine 1,5 Jahre.
Es geht um meinen "Großen"
Im Großen und Ganzen kommen wir gut zurecht, aber seit ein paar Wochen ist "der Wurm drin".

Mein Sohn ist immer nur am meckern, hat keine, wirklich keine Geduld, kein Mitgefühl, bringt kein Verständniss für gewisse Situationen auf, ist richtig frech und testet seine Grenzen bis zum erbrechen.

Wir zweifeln plötzlich sowas von an uns....

Hier ein paar Beispiele, Situationen die sich immer wieder so oder so ähnlich abspielen, bei denen ich mal Rat bräuchte:

- Er "fährt" extrem doll mit einem Auto übers Laminat, ich ermahne ihn, erkläre das der Boden davon kaputt geht und er sagt "dann kaufen wir eben neuen" und grinst - ich bin sprachlos, denn bei uns gibt es nicht alles neu was kaputt geht und auch sonst halten wir unsere Kinder "eher kurz"

- Ich hatte einen Hexenschuss, musste mich ein wenig schonen, er zeigt kein Verständniss, kein Mitgefühl, kann und will nicht 20 min allein spielen- was sonst aber sehr wohl geht - kann ein 3,5 Jähriger schon Mitgefühl haben/ zeigen ???

- Wir ziehen uns an, ich helfe seiner Schwester, er braucht auch Hilfe (bei etwas was er eigendlich schon alleine kann) und muss aber einen Moment warten - Gebrüll das man fast taub wird

- Wir sitzen am Tisch, er hat Schmutz an den Händen und schüttelt die Hände so stark, das alles durch die gegend fliegt, ich ermahne ihn, er macht es mit breitem grinsen im Gesicht wieder und ich ermahne ihn wiedr und schicke ihn dann raus - Gebrüll - ich erkläre nochmal, er setzt sich wieder an den Tisch, es vergehen keine 3 min. er macht es wider, zwar nur schwacher, aber er macht es.

- wir gehen den Hausflur runter, er lässt seine Mütze durch die Brüstung in den Keller fallen - ich habe vorher gesagt, das er die Mütze alleine holen muss - Gebrüll als er das nun wirklich machen soll - er macht es, brüllt aber so, das sämtliche Nachbarn schauen kommen

Ich weiß das sind alles nur Kleinigkeiten, aber das häuft sich so sehr und das ist alles so nervig und ich zweifle so an mir....


Gebt mir doch bitte ein paar Denkanstöße und ein paar Lösungsansätze #danke

Vielen lieben Dank für eure Antworten !!!

Steinchen mit Kids.

1

Ach ja, die Meckerei habe ich jetzt ganz vergessen...

Er meckert immer:
- wer hat meinen Stuhl schief hingestellt...
- wer hat mein Kissen schief gemacht....
- warum ist meine Apfelschorle leer...
- hilf mir...
- mach mir...

und immer in einem Ton, der mir sowas von gegen den Strich geht...

Ich ingnoriere ihn dann oder sage das ich ihn nicht verstanden habe...
Aber besser wird es nicht.

Eure Meinung ?

Danke !

Steinchen

3

ich hatte auch so einen Tyranen.
Immer wieder haben wir es mit Geduld, Erklären und Liebe versucht das Ganze irgendwie hinzubekommen.
Es war nichts zu machen.
Je mehr wir auf ihn eingingen,desto mehr Gewalt hatte er über uns.
Mir ist dann mal irgendwann der Kragen geplatzt. So wie er war mit Hemd und Hose habe ich ihn mir geschnappt und ihn strampelnd.......unter die Dusche gestellt .Auf diese Situation war er nicht gefasst. Er schrie zwar immer noch ,aber ich liess das warme Wasser über ihn mit samt Klamotten laufen und habe dann irgendwann gesagt"so jetzt ist Schluss,ich möchte wieder meinen lieben Kleinen zurück"
Ich war damals nicht besonders stolz auf meinen Akt.
Es hat aber sehr gut geholfen ,denn danach hatte mein kleiner Mann Respekt vor mir.
Ich habe das nie wieder gemacht .Es gab dann und wann mal ein Böckchen aber so eine richtige Krise nicht mehr.Er hat ab dem Moment irgendwie gelernt langsam mit Frust und schlechter Laune umzugehen.
Heute ist er 17 .Er kann sich nicht mehr an diese Anekdote erinnern ,hört diese Geschichte aber immer wieder gern.
Vielleicht brauchst du ihn ja nun nicht gerade unter die Dusche stellen.Aber versuche es einmal mit Antilogik.Handele so wie er es nicht erwartet. Irgendwann bringt es auch nichts immer auf ihn einzugehen. Respekt ist ein Lernprozess und er beruht auf Gegenseitigkeit...

7

Hallo,

Ich habe sehr viel Respekt vor meinem Kind... besonders weil ich weiß wie wichtig das ist, da ich das selbst in meienr Kindheit nicht erfahren durfte...

Ja, du hast recht umso mehr ich auf ihn eingehe umso mehr hat er mich im Griff und leier ist er mit seinem Gebrüll viel stärker als ich - das muss ich schnell ändern.

Aber das mit der Dusche lasse ich mal lieber aussen vor ;-)

Vielen Dank für deine Antwort :-)

Schönen Abend noch.

Steinchen

2

Hallo!

Unternimmst Du auch etwas allein mit ihm???

Zu den Situationen:

- Auto auf Laminat ( meinst Du Rutschauto?) würde ich konsequent einsammeln.

- mit Schmutzhänden käme mir niemand an den Tisch, waschen lassen!

- Hausflur, er hat sie runter geschmissen, und wenn er sie nicht holt, bleibt sie dort.

Durchatmen, sind alles nur Phasen ;-)

6

Hallo,

Danke für deine Antwort.

Mit "Auto" meine ich ein Matschbox Auto... er ist nicht normal damit gefahren, sondern hat es über den Boden gekratzt, so richtig mit Druck... er weiss das er das nicht darf...

Er war nicht mit Schmutzhänden am Tisch, er hatte einen Berliner mit Zucker und den schüttelte er quer über den tisch und in die Haare seiner Schwester...

Durchatmen - das mach ich und ich muss mich etwas besser ornen udn ein paar Regeln besser durchziehen.

Vielen Dank, ich wünsche dir noch einen schönen Abend.

Steinchen

10

Hallo Steinchen,

Also den Berliner nächstes mal einsammeln, wer schmiert hat auch keinen Hunger.
Und das Auto auch einsammeln, bis er daraus lernt.

Kopf hoch #liebdrueck

LG

4

Dazu fällt mir nur eines ein....

Konsequenz


*ich ermahne ihn wiedr und schicke ihn dann raus - Gebrüll - ich erkläre nochmal, er setzt sich wieder an den Tisch, es vergehen keine 3 min. er macht es wider, zwar nur schwacher, aber er macht es. *


FALSCH

Wenn du das bei vielen Dingen so machst verstehe ich warum dein Sohn so ist.

So mache ich das....

Ich erkläre 1x mal die Regeln.
Ich ermahne 1 x
Dann wird Konsequent das durch gezogen was besprochen wurde.
OHNE darüber zu Diskutieren.

Mit Kindern zu Diskutieren über Dinge die sie wissen...ist nichts anderes als ein Kampf zu führen mit dem Kind ...den das Kind längst gewonnen hat...sobald man sich darauf auch nur einlässt.

Beispiel 1....

wenn er wieder so fährt kommt das Auto für 1std. weg.
Fährt er wieder so...dann ohne ein Kommentar das Auto für 1 std. wegräumen. Oder kürzer je nachdem....

Warum erlaubst du es ihm überhaupt wenn es dich so stört. Man muss keinem Kind das Boby car fahren in der Wohnung erlauben. Das kann man auch draußen machen.
Oder Flüsterreder kaufen.

Beispiel 2...

biete ihn an ein Bilderbuch zu holen was ihr zusammen anschauen könnt. Das kann man auch mit einem Hexenschuss...habe ich selber oft genug.

Beispiel 3...

klare Absprache was er machen soll wenn ihr geht und das du seiner Schwester helfen musst. Und das was er alleine kann macht er auch alleine.
tut er es nicht...z.B. schuhe anziehen ...dann geht er Barfuss.
OHne ein Kommentar.
Nimm die Schuhe mit.

Beispiel 4...kenne ich noch von meiner zweiten Tochter :-D

sage ihm das er ordenltich essen soll oder der Teller kommt weg. Und dann nimm ihn den Teller weg. Und lass dich bloss nicht auf seine Toberei ein. Ignoriere ihn.
Das Essen wird beim 3 mal echt eine Freude werden...ehrlich.

Beispiel 5....lass ihn brüllen. Geh rein oder raus tu was du vorhattest und lass ihn gehen. Ignoriere ihn. Er wird seine Mütze holen wenn er merkt das du nichts sagst das es dich nicht interressiert.

Solange du mit dir spielen lässt, spielt er auch mit dir.

Klare Regeln, klare Konsequenz. Lass dich nicht darauf ein wenn er Diskutieren will.
Wenn du ihm sagst du bekommst ein Eis...versteht er das ja auch :-)

Keine Diskussionen. Er wird toben und kämpfen aber wenn du durchhälst werden all die Dinge schnell aufhören und er wird wieder hören.

Kinder brauchen feste Grenzen, die sind für sie die Geländer im Leben...ohne die fühlen sie sich unsicher und das leben sie dann so aus. Sie wollen damit eigentlich nur sagen...Mama, halt mich und helf mir. Ich fühle mich unsicher. Eine Mutter auf die man sich verlassen kann- auch wenn sie ein verbot ausgesprochen hat und es hält ist so eine Mutter oder genau deshalb ist sie so eine....das ist das was Kinder brauchen.

Liebe Grüße Kerstin



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Hallo liebe Kerstin,

Vielen Dank für deine Antwort.

Ja, er spielt mit mir... - ich muss mir das jeden tag mehr eingestehen.

Er ist ein sehr pfiffiger Junge, weiß ganz genau was richtig und was falsch ist und weiß ganz genau mit welchem Blick er mich "um den Finger wickelt".

Ich muss ehrlich zugeben, das ich oft sehr unsicher bin... ich selbst wurde mit "liebesentzug erzogen" - leide bis heute darunter... ich will nur alles richtig machen und das ist mein größtes Problem.

Es ist nicht so, das es bei uns keine Grenzen und Regeln gibt aber leider ist er mit "sehr lautem Gebrüll" in letzter Zeit oft stärker als wir und das müssen wir dringen wieder abstellen, sonst wird er ein kleiner Tyrann - wenn er das nicht schon ist ;-)

Oft weiß ich nicht was die richtige bzw. angemessene Konsequenz wäre.
Letztes WE zum Beispiel, wollten wir auf eine Kirmes...
Es ging ans anziehen und das Geschrei ging los... "ich kann das nicht, meine Hose kneift, die Jacke ist doof, hilf mir die Schuhe anziehen" Er kann das alles alleine...
Als es richtig ausartete (Schuhe flogen durch den Flur...) sagte meine Mann das wir daheim bleiben wenn er jetzt nicht aufhört zu schreien und sich anzieht.
Und... wir blieben daheim - er heulte richtig, flehte und weinte und tat uns so leid...
Ob er was dabei gelernt hat... weiß ich ehrlich gesagt nicht und angemessen fand ich die Reaktion von meinem mann nicht...

Ich will immer einlenken, will das er sich geliebt fühlt und verstanden fühlt... aber auch mit Regeln und Grenzen fühlen sich Kinder verstanden und geliebt... das weiß ich.

Ich weiß das ich zu viel mit ihm "labere" ;-)

Vielen lieben Dank für deine Worte !
Ich werde mich "ordnen" und ihm festere Grenzen setzen und ihn wirklich mal im Schlafanzug in den KiGa bringen ;-)

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.

Steinchen

9

Hallo Steinchen,

ich weiss ja nciht, wieviel Zeit ihr ihm zum Anziehen gebt, aber hilfreich in solchen Situtionen ist es vielleicht kurz vorher ankündigen .." wir wollen uns gleich anziehen und losgehen." Also damit meine ich, nicht aus dem Spiel z. B. rausreissen und dann muss alles schnell gehen. Brüllt er, ignorier ihn oder schiebe ihn sachte, aber bestimmt in sein Zimmer und macht Euch weiter fertig. Wenn er nicht fertig ist, geht ihr so wie er ist. Ohne Jacke kann er kein Karussell fahren, weil das zu kalt ist. Spätestens beim 2. Karussell hat er die Jacke an...und das ganz ruhig.
Und er weiss, daß Du ihn liebst. Lob ihn, wenn er was tolles macht, aber geh nicht auf sein niveau ein und werde nicht laut.
Die Phase vergeht wieder.
LG

8

Hat sich denn in den letzten paar Wochen irgendetwas grundlegendes für Ihren Sohn geändert?

Grundsätzlich wird er mit 3 1/2 immer mal aus Trotz auf stur schalten, Grenzen testen und (angesichts seines Schwesterchens) ihre Aufmerksamkeit suchen. Trotz würde ich zumindest bei Ihren Beispielen ausschließen, weil er hier nicht seinen Willen durchsetzen möchte, sondern eindeutig versucht, sie zu provozieren. Das tun Kinder in dem Alter eigentlich, wenn sie zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.

Gerade junge Kinder haben immer wieder das Problem, dass sie für Ihre Entwicklung unbedingt auch mal die alleinige Aufmerksamkeit von Papa oder Mama brauchen. Also eine Zeit, wo das andere Geschwisterkind nicht dabei ist. Bekommt es diese nicht, wird es sich sie ganz einfach holen. Denn jedes Kind weiß, wie es Mamas alleinige Aufmerksamkeit bekommt: Schlechtes benehmen, nicht hören und provozieren. Ich würde Ihnen hier einfach den Tipp geben, eine gemeinsame Mutter und Sohn Zeit einzurichten, in der Ihr Sohn ihre alleinige Aufmerksamkeit bekommt. Z.b. wenn seine Schwester Mittagsschläfchen hält - oder - vielleicht können Sie sie ja auch mal 1-2 Tage in der Woche für eine Stunde bei Ihren Großeltern lassen, damit sie mal wieder mit Ihrem Sohn alleine auf den Spielplatz gehen können oder mit Ihrem Sohn etwas unternehmen können, was ihm besonders viel Spass macht. Im Regelfall bessern sich dadurch eifersuchtsbedingte Provokationen ziemlich schnell.

Ansonsten sollten Sie in den Situationen konsequent bleiben. Fährt er mit seinem Auto über das Laminat, sollte man ihm freundlich bitten, damit aufzuhören und ihn ruhig auch erklären, warum er damit aufhören soll. Tut er das nicht, kann man ihn ermahnen und dabei eine Konsequenz androhen (dann kommt das Auto weg). Macht er es trotzdem oder gibt eine freche Antwort, sollte man ihm dieses Auto erst einmal für einen Tag wegnehmen. So kann Ihr Sohn diese Situation als sichere Grenze wahrnehmen. Das ist übrigens eine sehr schöne Konsequenz: Sie hindert Ihren Sohn sofort daran, mit dem Auto über das Laminat zu fahren, Ihr Sohn wird ihre Handlung nachvollziehen können und er wird natürlich auch motiviert sein, sich beim nächsten Mal anders zu verhalten: Er möchte das Auto schließlich kein zweites Mal verlieren.

3,5-Jährige und Mitgefühl - das ist eine wirklich spannende Frage. Wenn einem Kind etwas nahe geht, sicherlich. Ansonsten wird es hauptsächlich die Gefühle seiner Umgebung spiegeln. Geht es Ihnen gut, geht es ihrem Sohn gut. Geht es Ihnen schlecht, geht es ihrem Sohn schlecht. Wenn Sie sich also z.B. schonen möchten und situationsbedingt dadurch etwas gereizter reagieren, werden Sie von ihm keine Handlung erkennen können, die sich als Mitgefühl interpretieren lassen könnte. Zumal ein 3 1/2-Jähriger keine Möglichkeit hat, sich in einer Hexenschuss-Situation hineinversetzen zu können. Kann er das nicht, kann er auch kein Mitgefühl empfinden. Würden Sie zusammen mit ihrem Sohn spielen und sich dabei irgendwo stossen, würden Sie hingegen ziemlich viel Mitgefühl von ihm bekommen. Weil Ihr Sohn so eine Situation kennt und nachvollziehen kann, dass es weh tut.

Zum Anziehen vielleicht folgender Tipp: Ihrer Tochter wird es noch ziemlich egal sein, ob zuerst Sie oder Ihr Bruder angezogen wird. Von daher ziehen Sie zuerst ihren Sohn an, dann gibt es hier auch gar keinen Grund mehr für Theater. Wenn ihre Tochter dann älter wird und selbst „erster“ sein möchte - sollten Sie klare Absprachen mit ihren Kindern treffen, wie: „Montags wird die Tochter zuerst angezogen, Dienstags zuerst der Sohn“. Das kann man Kindern ziemlich friedlich beibringen.

Ihr Tischbeispiel hingegen ist ein klarer Machtkampf. Sie erkennen den Verlierer daran, dass er dem Gewinner immer und immer wieder etwas erklärt oder ermahnt. Ich hoffe, Sie verstehen diese Allegorie. Sie können da ganz einfach als Sieger rausgehen. Am Küchentisch wird sich benommen, wer das nicht hinkriegt, darf auch nicht am Küchentisch sitzen. Das ist gar nicht so grausam, wie es klingt. Macht Ihr Sohn nämlich Terz, führen Sie einfach einen stillen Stuhl ein. Auf den muss sich Ihr Sohn für 3 Minuten setzen, um sich wieder beruhigen zu können. Der Stuhl sollte im gleichen Raum sein, wo auch Sie sich gerade aufhalten, damit er weiß, dass alles in Ordnung ist. Für diese Sicherheit braucht er nämlich Ihre Nähe. Wenn er sich wieder richtig beruhigt hat, darf er natürlich weiteressen. Wenn Ihr Sohn keinen Terz macht und friedlich in sein Kinderzimmer spielen geht, ist alles in Ordnung. Er wird sich dann schon melden, sobald er Hunger bekommt. Meisten dauert das keine 10 Minuten, bis die Kids dann wiederkommen und spürbar friedlicher sind. Dann dürfen sie natürlich weiteressen.

Es kann natürlich immer mal vorkommen, dass Kinder eine Grenze noch ein zweites oder drittes Mal überschreiben müssen, um sie wirklich akzeptieren zu können. Midas Dekkers schrieb dazu einmal ziemlich passend: „Als Kind lernt man oft erst durch leidvolles Ausprobieren, ob der Vater wirklich böse ist oder nicht, ob man tatsächlich ins Bett muss oder ob es noch Verhandlungsspielraum gibt.“ Und er hat damit Recht, denn ein Kind kann nur durch ausprobieren lernen. Und gerade Grenzen sind etwas, was mühselig erprobt werden muss. Denn erst, wenn Ihr Sohn sich 100%tig darauf verlassen kann, dass seine Grenze von Ihnen (fahre bitte nicht so feste mit dem Auto über das Parkett, sonst nehme ich es dir weg) sich auch tatsächlich in eine Grenze verwandelt (sie nehmen ihm das Auto weg), wird er anfangen, sich darauf einzulassen, ihre Grenzen auch zu akzeptieren, wenn Sie sie nur aussprechen. Das ist aber ein Prozess, der Zeit kostet. Je mehr „zweite und dritte Chancen“ Sie ihm geben, so mehr nehmen Sie ihm natürlich die Sicherheit, dass eine Grenze, die Sie aussprechen, wirklich eine Grenze ist. Daher ist es auch so wichtig, Konsequenz zu bleiben, wenn Sie wollen, dass diese Phase schneller endet.

Ihr Hausflur-Beispiel gefällt mir besonders gut. Wenn er seine Mütze die Brüstung hinuntersegle lässt (ist ja erstmal ganz lustig für Kinder), geht das völlig in Ordnung. Ein 3 1/2-Jähriger hat hier eigentlich gar nicht die Erwartungshaltung, dass seine Mutter diese Mütze dann wiederholt. Wenn sie ihm jedoch sagen, dass er dann die Mütze alleine holen muss, verunsichern Sie einen 3 1/2-Jährigen damit gewaltig. Denn, Sie zwängen ihm den Machtkampf (vielleicht holt Mami ja doch die Mütze) damit förmlich auf. Also beim nächsten Mal: Schmeißt er seine Mütze darunter, nehmen Sie das kommentarlos hin und gehen mit Ihrem Sohn einfach dahin, wo sie hingehen wollten. Er wird dann schon von ganz alleine auf den Trichter kommen, die Mütze wiederholen zu müssen. Wenn Sie an der Haustür angelangt sind, und Ihr Sohn keine Anstalten gezeigt hat, die Mütze zu holen, fragen sie ihn einfach ganz freundlich: „Möchtest du deine Mütze nicht noch holen? Sonst findet die nachher noch ein anderer Junge und behält die dann für sich.“ Wenn ihm das egal ist, lassen Sie Mütze da einfach liegen, sammeln sie auf den Rückweg selbst ein und vergaben die erst mal ganz tief im Schrank. Wenn ihr Sohn sie nicht vermisst, wollte er die Mütze eh nicht haben, wenn er Sie vermisst, wird er sich irgendwann melden. Dann können Sie eine viel liebevollere Konsequenz unter die Nase binden.

Sie brauchen aber nicht an sich zu zweifeln. Wir alle haben mal Kleinkinder großgezogen und wissen, dass es manchmal eine Berg und Talfahrt ist :-)

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Lieber Jazzbassist :-)

Vielen Dank für ihre tolle und ausführliche Antwort !

Mir sind die Tränen gelaufen und ich habe mich "wiedergefunden" in Ihren Worten - dafür vielen Dank.

Für meinen Sohn hat sich in letzter Zeit einiges geändert.
Seit Mai gehe ich wieder arbeiten.
Im August war er 3 Woche mit Oma und Opa unterwegs (mit Schwester und auch 10 Tage davon mit Papa).
Seit 1. Sept. geht er ganztags in den KiGa und seit Anfang dieser Woche ist Papa auf Dienstreise.

Meine Mutter ist hier zum hlfen, da ich morgens um 6 Uhr das Haus verlassen muss. Er lehnt die Oma strikt ab und zeigt das sehr deutlich.
Mir ist sein Verhalten durchaus erklärbar - aber der Oma ist das nur schwer verständlich zu machen.
Sobald sie weg ist (einkaufen oder so) ist er das beste Kind - mein Junge, wie immer - kommt sie wieder dreht er sowas von durch und zeigt im wahrsten Sinne des Wortes wer hier der Boss ist.

Morgen ist der Spuk vorbei und mein Vater kommt - mit dem versteht mein Sohn sich schon von Haus aus besser - ich hoffe ds hier dann wieder etwas Ruhe einkeht.

Auch wenn sich die Situation im Moment erklären lässt, muss ich wieder einen besseren Weg finden mit meinem Sohn umzugehen.. ich muss mein Verständniss und vorallem meine Sicherheit im Umgang mit ihm wiederfinden... umd wieder "Kämpfe gewinnen" ;-)

Nochmal vielen lieben Dank für die Antwort !

Steinchen