Wann beginnt Erziehung und vor allem wie?

Hallo,

mich würde mal interessieren wann fängt man mit der sog. "Erziehung" an und was ist das überhaupt?
z.B.
Unser Kleiner ist jetzt 8 Monate alt und bisher habe ich ihn nie schreien oder weinen lassen. Ich springe zwar nicht ohne Hose vom Klo nur weil er mal etwas quackelt aber ich beeile mich dann schon schnell nach ihm zu sehen und nehme ihn dann auch auf den Arm etc.
Echtes Schreien haben wir eher selten und ich nehme ihn dann immer, auch Nachts oder Abends auf den Arm, es sei denn er schreit weil ich ihn gerade anziehe oder wickel... da kann ich dann ja auch nicht viel machen außer zu versuchen ihn abzulenken... aber das muss ja nunmal sein.

Aber da er jetzt schon ein echter Krabler und Hochzieher ist macht bzw. möchte er jetzt natürlich viele Dinge machen die er besser lassen sollte (z.B. nähere Begutachtung des Katzenklos) wenn ich ihn das dann nicht machen lasse weint er erstmal. Ich lenke ihn dann meist schnell ab.
Kann er jetzt schon Nein lernen? Oder lenke ich ihn einfach besser weiter von den Dingen ab von denen ich nicht möchte das er sie tut?

Außerdem hat er im Augenblick immer wieder Phasen in denen er Abends nicht einschlafen kann.
Bisher lasse ich ihn dann immer noch ein bischen wach bleiben, im schlimmsten Fall bis ich selber ins Bett gehe, wo er dann problemlos neben mir einschläft.
Mein Mann hat jetzt Angst das er so lernt immer seinen Willen zu bekommen und er ein rechter Dickschädel wird.
Hat mein Mann recht? "Verziehe" ich meinen Sohn?
Ich sage immer mit Liebe und Zuwendung kann man sein Kind nicht verziehen und im 1. Lebensjahr sowieso nicht...
Wie seht Ihr das? Beginnt Erziehung schon vor dem 1. Geburtstag?

Liebe Grüße
Ameli


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Für mich ist Erziehung alles das, womit ich Einfluss auf das Verhalten meines Kindes nehme / nehmen will - und beginnt somit quasi ab der Geburt.

Nein - ich habe meine Kinder soweit möglich auch nie schreien lassen (soweit wie möglich: Manchmal kann ich es nicht verhindern. Wenn die Große auf der Wickelkommode sitzt und der Kleine fängt an zu schreien, dann ist das LEIDER so... Deswegen kann ich die Große da aber nicht sitzen lassen... Ich kann mich nur beim Weiterwickeln beeilen...) Aber das ist für mich auch keine Erziehung - oder zumindest keine Gute...

Ich habe aber schon mit dem NEIN begonnen sowie Judith anfing, Dinge zu tun, die sie nicht tun sollte - und das war der Fall als sie kullern konnte. Die Frage ist ja, was passiert, wenn die Kleinen nicht auf NEIN hören - bei uns ganz einfach - sie wird aus der Situation rausgeholt - mehr nicht! (OK - klar ggf wird ne Alternative angeboten - aber es folgt keine weitere Sanktion) Denn - überspitzt gesagt - für ne Woche Hausarrest sind die Kinder dann doch noch zu klein... Aber wie soll ein Kind denn verstehen, dass es anfangs ok ist, die ERde aus dem Blumentopf zu graben (weil Mama meint, dass das Kind noch kein NEIN versteht) und plötzlich ist es nicht mehr ok (weil Mama meint, dass das Kind nun das NEIN lernen muss)? Da finde ich es einfacher, wenn die Blumenerde von anfang an tabu ist...

Für wirkliche Sanktionen / logische Konsequenzen ist noch genug Zeit, wenn die Kleinen sprechen und die Zusammenhänge besser verstehen können, für den Anfang reicht ja ein NEIN (+Erklärung) und ein Herausholen aus der Situation...

LG
Frauke mit Judith (*24.04.07) und Felix (*13.10.08)

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Ich hab bei meinem sohn auch schon recht früh angefangen, ihm ein "nein" beizubringen. ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern, ob er dann immer geweint hat.... aber insgesamt hat er bald verstanden um was es ging. also er dürfte auch so 9-10 monate gewesen sein, also er das krabbeln anfing.

Ich hab ihn auch nie schreien lassen, war immer bei ihm wenn er mich brauchte und er ist nicht verzogen.
Beim nein hab ihc es dann noch so gemacht, dass er mit Mama ganz viele Dinge machen durfte, aber eben niemals alleine. Schubladen auf, oder an den Herd gehn....
mit Mama durfte er den Herd erkunden aber alleine darf er da nicht ran. Und bei Schubladen war es genauso. So hat er schon mit 10-11 Monaten gewusst, wenn er was will, dann soll er Mama holen und Mama nimmt sich dann auch die Zeit und stöbert mit ihm in der Schublade, aber auch da gibt es Dinge, die durfte einfach nicht anfassen.
Auf jeden Fall ist er NIE alleine an Dinge, er hat IMMER mich geholt um sozusagen "um Erlaubnis zu fragen"
Im Grunde hat das nicht aufgehört, jetzt ist er 3,5
Klar gibt es Sachen in der Trotzphase, da macht er dann doch mal den Tv an, aber wenn ich ein Machtwort spreche, dann ist der TV auch wieder aus :-)

Aber ja, ich hab auch sehr früh angefangen mit NEIN und dann hab ich noch beobachtet, wann er sich im Spiegel erkannt hat, das war mit 16 Monaten. Und von dem Moment an hab ich das NEIN ausgeweitet und eine Konsequenz dahinter gesetzt und diese auch durchgezogen und es hat prima funktioniert!

LG und kein Sorge, du verziehst ihn nicht,

Maren

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Hallo!

Erziehung bedeutet doch nicht nur "Nein" zu sagen. Erziehung verstehe ich als Begleitung des Kindes durch seine Kindheit, um es als erwachsenen Menschen, der für sich selbst sorgen und Verantwortung übernehmen kann, aus meiner ständigen Obhut zu entlassen.

Dazu gehört dem Kind zu zeigen, wie es in der Welt so läuft. Und das geht doch ab Geburt los - das Kind lernt, dass es einen Tag-Nacht-Rhythmus gibt. Ich habe da schon Erziehungsmaßnahmen: Nachts wird nur das Nötigste gemacht, also kein großes Licht, nur gestillt und notfalls!! gewickelt (ist ganz selten nötig), möglichst wenig gesprochen und nicht gespielt. Und das hat nichts mit Verboten, Strafen und ähnlichem zu tun.

"Nein" ist für gefährliche Situationen reserviert, für ganz wichtige Grenzen. Wenn mein Kind sein Leben gefährdet, gibt's ein "Nein!", sonst wird es nicht überstrapaziert - viele Kinder werden bei zu viel "Nein" auch elterntaub ;-).

Ich stimme dir zu - mit Liebe und Verständnis ist noch kein Kind verzogen worden. Verständnis heißt ja auch, die Bedürfnisse des Kindes zu erfüllen, aber eben nur die wirklich vorhandenen und keine reinzuinterpretieren.

LG
Steffi

4

Meine Tochter hört fast nie ein "Nein". Sie wurde und wird weder schreien noch meckern gelassen. Emotional gesehen bekommt sie grundsätzlich ihren Willen.
Und das Ergebnis ist kein trotzendes, auf seinen Willen beharrendes, verzogenes Kleinkind, sondern ein selbständiges, kompetentes, soziales und kooperatives Kleinkind.
Trotz- und Bockphasen gabs hier noch nie. Ok, sie ist erst 17 Monate, dennoch glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Ich bin der Ansicht, dass es an der Erwartungshaltung der Eltern an ihr Kind liegt, wenn Kinder beginnen, sich gegen die Eltern aufzulehnen. Trotz und Bock ist ja eigentlich nur der Ausdruck des Kindes, dass es sich falsch behandelt fühlt. Und an dem Punkt müssen wir als Eltern einfach umdenken.
Meine Tochter darf mitnichten alles, aber das kann man alles auch ohne permanente Neins lösen, indem man einfach kooperiert. Jedes Kind ist kooperativ, man muss sich als Eltern eben nur drauf einlassen.
Das Problem ist halt, dass in den Köpfen einfach noch dieses Denken drin ist, dass das Kind ja total verwöhnt und ein Dickschädel wird, wenn man "immer nachgibt" (was in meinen Augen nichts anderes als Kooperation ist).
Wie gesagt, ich sehs an meiner Tochter und auch am Sohn meiner Freundin (er ist mittlerweile fast 2einhalb Jahre), dass es anders geht.

LG

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Total Off-Topic aber ich find dein VK Motto sooooo super #pro

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Huhu,

habe da mal eine Frage an dich:
Wie bringst du denn deinem Kind bei, dass es manche Sachen nicht tun soll so ohne "NEIN"?

Ich finde deine Erziehungsart sehr interessant. Also mit dem Kind kooperieren und so. Aber ich frage mich eben, wie ein kleines Kind (meiner ist jetzt 11 Monate) kooperieren kann.

Wir hatten heute wieder das Thema:
Neo krabbelt mittlerweile und zieht sich an Möbeln hoch. So auch am Wohnzimmertisch. Dieser hat eine Glasplatte. Heute hat Neo herausgefunden, dass man da super mit der flachen Hand draufschlagen kann und das richtig schön viel Krach macht. Auch findet er alle Sachen, die auf dem Tisch liegen (Fernbedienungen, Galsschale mit Kerzen, usw.) sehr interessant. Die möchte er immer runterwerfen.
Einerseits wollte ich nicht alles wegräumen, damit er an nichts rankommt, weil die denke, dass das der falsche Weg ist. Ich kann ja bei Besuchen woanders auch nicht verlangen, dass alles "aus Reichweite" geräumt wird.

Wie also würdest du reagieren, wenn er den Tisch abräumen und "zusammenschlägt"?

Danke schonmal für deine Antwort.

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Huhu,

dazu fällt mir gerade ein, dass meine Mutter immer behauptet (hat), Erziehung würde ab dem 1.(!) Tag anfangen, wenn das Kind da ist! Also DER Meinung bin ICH aber ABSOLUT NICHT, denn was gibt es denn da schon zu erziehen, wenn das Kind noch ganz, ganz klein - also noch ein ganz winziger Säugling - ist?! Und was soll da Erziehung überhaupt bedeuten und bewirken - in dem man ihm schon beizeiten "beibringt", dass Muttern oder Vater nicht sofort gerannt kommt, wenn es nur einen kleinen Muckser tut? Natürlich nicht - und vollkommener Blödsinn, wie ich meine - und von daher finde ich solch eine Ansicht und Meinung einfach total vermessen und unrealistisch!

Ganz klar beginnt die Erziehung schon sehr früh (und eben NICHT ERST mit 3 Jahren!), aber doch nicht schon vom 1. Tag an - du meine Güte!#contra#contra#augen#kratz


Gruß

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Hallo,

er kann jetzt schon "nein" lernen. Wenn du Spaß daran hast, ihn abzulenken, kannst du das aber auch machen.

Ich finde ein klares "Nein" fürs Kind besser.

Gruß Marion

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Für mich beginnt die Erziehung mit der Geburt. Ich finde man sollte die Kinder auch mal weinen lassen. Nicht stunden lang aber fünf bis zehn Minuten fand ich schon angebracht und es kommt ja auch immer auf die Situation an. Wenn man direkt springt finde ich dies auch keine gute Lösung denn ich finde sie sollten wissen dass nicht alle springen sobald es mal pieps macht. Nach einiger Zeit kann man das Weinen ja auch unterscheiden.
Also wie gesagt mit Erziehung, so finde ich, kann man nie zu früh anfangen.

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Hallo,

hmmm... neee sehe ich wie gesagt vollkommen anders.
Fünf bis zehn Minuten sind für ein Baby eine Ewigkeit.
Ich glaube eher das man seine kinder so zum weinen und schreien erzieht.
Mein Sohn weiß das ich für ihn da bin wenn er nur mal pieps macht und zum Dank macht er eigentlich so gut wie nie "pieps" und ist eines der ausgeglichensten und fröhlichsten Kinder die ich so im Freundes- und Bekanntenkreis kenne.
Aber natürlich muss diese Entscheidung jeder selbst treffen.

Grüßlis
Amli