Schläge-Klaps-gewaltfreie Erziehung?

Hallo

Sicher hier schon mal als Thema aufgetaucht, trotzdem interessiert mich was ihr dazu meint.

In meiner pädagogischen Praxis erlebe ich immer wieder Eltern die in Konfliktsituationen ihren Kindern einen leichten Klaps geben. Z.B. auf Hand, oder Po. Die Kinder tragen davon weder blaue Flecken, nicht mal eine Rötung der Haut davon. Interessant ist, dass zu diesen Eltern durchaus auch Pädagogen, wie Lehrer zählen und in Elterngesprächen auch offen dazu stehen.

Auch im pädagogischen Team in dem ich arbeite spricht sich kaum jemand strikt gegen Klapse und Ohrfeigen aus. Werden solche Szenen zwischen Eltern und Kindern beobachtet, schauen die Kollegen weg.

Ich muss sagen es macht mich etwas konfus. Ist "gewaltfreie Erziehung" etwa Auslegungssache? Zählt der Klaps nicht als Gewalt?

Und trotzdem hört man doch so oft "gewaltfreie Erziehung", "keine Ohrfeigen", "wir schlagen nicht".


Unterscheidet ihr zwischen Schlagen (also heftig mit Rötung der Haut, oder gar schlimmerem) und einem leichten Klaps (ohne sichtbare Zeichen danach)? Was ist vertretbar, bzw. im alltäglichen Umgang mit Kindern manchmal eben doch Praxis weil wir alle nur Menschen sind und an Grenzen stoßen, was geht gar nicht?

Fühlt ihr euch manchmal unter Druck, weil ihr den Ansprüchen "Kinder gewaltfrei zu erziehen" in euren Augen nicht ganz genügen könnt?


Ich finde die Fragen ganz spannend und bin mal gespannt auf ehrliche Antworten.

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Ich glaube es ist unmöglich, eine generelle Antwort zu finden. Und auch die Frage der Definition halte ich für einen Nebenschauplatz. Es geht ja schließlich nicht nur um die Unversehrtheit des Körpers.

Ich meine, es wäre sinnig nachzuvollziehen, was wohl in den geklapsten Kindern vorgeht.

Ich stelle mir also vor, ich wülles drüber rde von einem anderen Erwachsenen einen Klaps bekommen, von dem ich vollkommen abhängig bin. Das ähnelt der Ausgangssitiuation zwischen Kind und Elternteil.

Tun wir mal so, als hätte ich so einen Chef.

Wenn der mir einen Klaps gäbe, weil ich einen Fehler gemacht habe, wäre ich sicher fassungslos. Dann ohnmächtig wütend. Und ich würde das Vertrauen in die Souveränität seines Handelns verlieren, ich würde ihn nicht mehr achten - höchstens fürchten.

Da Kinder ihre Eltern bedingungslos lieben, (ich den Chef aber nicht :-) ), dauert es sicher eine Weile, bis das Verhältnis schlimm gestört ist - ein Ausrutscher macht wohl nicht gleich alles kaputt. Alles drüber hinaus weist auf einen gehörigen inneren Abstand der Eltern zu ihrem Kind hin.

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Hallo

Danke für deinen Beitrag.

Glaubst du Kinder sind gleichzusetzen, gleichzubehandeln wie Erwachsene?
Es gibt hierzu Diskussionen, dass dies nicht sinnvoll ist. Gerade in Bezug auf dein Beispiel mit dem Chef. So ist ein Kind noch zu erziehen und zu leiten. Dadurch geraten Eltern im Alltag zum einen an eigene Grenzen, zum anderen hilft in manchen Situationen Argumentation kein Stück weiter. Ein Erwachsener würde sich ja auch kaum brüllend auf den Boden werfen, weil der Chef ihn kritisiert hat.

Hm. Spannend. :-)

lg bine

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Nee, ich glaube nicht an Gleichbehandlung, Kinder sind schon anders ....
Nur die Achtung sollte die gleiche sein.
Ansonsten war das eine Art Eselsbrückeum mal zu gucken, wie man sich so fühlt als geklapster Mensch.

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ups, ich hab mich irgendwie vertippt. unverhunzt heißt es:


Ich stelle mir also vor, ich würde von einem anderen Erwachsenen einen Klaps....

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hey,

spannendes thema.

ich selbst habe für mich festgelegt, dass mein sohn gewaltfrei erzogen wird. ich selbst habe eine etwas unschöne kindheit erlebt mit viel schlägen usw. das möchte ich meinem kind ersparen.

leider ist es mir auch schon passiert, dass ich meinen sohn einmal gehauen habe. dafür habe ich mich bei ihm entschuldigt aber ich war stink sauer auf mich selbst, weil ich "es" doch getan habe.

mein lebensgefährte meint, "ein klaps" auf den po hätte noch nie jemandem geschadet, dabei hat er in der kindheit nie schläge bekommen.

das ist ein großes streitthema zwischen uns.

ich denke, man darf nicht unterscheiden zwischen klaps oder ohrfeige oder schlägen, gewaltfrei ist für mich nicht auslegbar, sondern ganz klar.

ich finde es traurig, wenn man sein kind nur durch klapse oder schläge zum hören bewegen kann und möchte nicht, dass mein sohn angst vor uns haben muss.

ich selbst habe wie gesagt erlebt, wie es sich anfühlt, geschlagen zu werden und mein heutiges verhältnis zu meinen eltern hat viel mit dem damals erlebten zu tun...

lg claudia

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Guck dir die Kinder von heute an.

Es gibt selten Eltern, die Ihre Kinder gewaltfrei und vor allem auch psychisch gewaltfrei zu gescheiten Erwachsenen erziehen können.

Früher war das sicher anders. Ich hab regelmäßig mit dem Kochlöffel den Hintern voll bekommen.
Deshalb hatte ich aber keine Angst vor meiner Mutter.
Es war Ihre Methode um mich zu bestrafen.

Über dieses Thema lässt sich wahrlich streiten.

Heute würde ich es niemals so wie meine Mutter machen, obwohl ich sagen muss, es hat wohl seinen Zweck erfüllt.

Meine Kinder werden nicht verprügelt. Es kommt aber vor, dass sie mal einen "Klapps" auf die Finger kriegen.
Das kann ich bisher an einer Hand abzählen und das wird auch so bleiben.

Das war meine ehrliche Antwort und auf sinnfreie, rethorische Gegenfragen gibts von mir keine Antwort :-p

Grüsse

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Hallo,

für mich persönlich fängt gewaltfreie Erziehung noch weit früher an. Mein Maßstab ist immer die Frage, würde ich so auch mit meinem Mann umgehen. Denn genauso wie ich Ihn, seine Bedürfnisse und seine Meinung respektiere, will ich auch unsere Kinder respektieren (lernen). Das Lernen bezeht sich darauf, dass es eine größere Herausforderung ist, einem Menschen, der noch gleichzeitig von Dir geprägt wird auf gleicher Höhe zu begegnen. Es ist einfacher sich selbst ein Machtgefälle zu erlauben, in dem man den anderen einfach überrollt. Mein Mann sieht das übrigends genauso.

Wir sind bemüht unsere Kinder nicht anzuschreien. Außer als Warnung (Straße) ist das bei unserer Zweijährigen auch noch nie passiert. Wir schreien uns ja auch nicht gegenseitig an, nur weil wir von dem Verhalten des Anderen genervt sind. Und hier kommt noch hinzu, dass ein Kind einem ja niemals gewachsen ist.

Klapse und Schläge jeglicher Art sind ein absolutes NoGo. Das passiert einfach nicht. Und auch hier wieder, wir schlagen oder klapsen uns ja auch nicht gegenseitig und das obwohl wir uns in 12 Jahren Beziehung schon so manches Mal bis aufs Blut gereizt. Das wäre ein Zeichen mangelnder Achtung und das bin ich nicht bereit gegenüber meinen Kindern zu setzen.

Im Übrigen weigere ich mich auch mein Kind zu erpressen. Erziehungsmethoden a la "Wenn Du damit nicht aufhörst, passiert irgendeine angeblich folgerichtige Konsequenz", lehne ich ab.

Ich bin mir fast sicher, dass man mir gleich sagen wird, dass meine Kinder ja noch klein sind und ich schon noch sehen werde, was ich davon habe. Aber ja, das werde ich und ich freue mich auf das Ergebnis. Ich freue mich heute schon jeden Tag daran zu sehen, wie ich eine aufgeschlossene, verständige 2-jährige auf ihrem Weg begleite, die ihre Gefühle und Bedürfnisse kennen lernt und lernt die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu erkennen und zu respektieren.

Wie wir denn erziehen?
Wir erziehen mit Liebe und Respekt, gehen davon aus, dass unsere Kinder durch Nachahmung lernen und in bestimmten Fällen unsere Hilfe brauchen, um ihre Gefühlswelt zu verstehen und ihre Bedürfnisse zu äußern. Wir fragen viel. Bennen Ihre und unsere Gefühle, positive wie negative und machen wenn notwendig, klare Ansagen, wie es weitergeht.

Beispiel gefällig:
Unsere "Große" haut den Kleinen. Wir stoppen das und fragen nach, was sie fühlt. Bist Du wütend? Ist Dir langweilig? Bist Du traurig? etc. pp. Sie sagt dann z.B: dass sie sich furchtbar ärgert. Warum? Ergebnis: Weil der Kleine nicht mit Ihr spielt und sie das doch so gerne möchte. Wir erklären, dass wir uns freuen, dass sie mit ihm spielen möchte und er das sicher auch gerne würde, aber noch nicht kann. Dann wird sie ziemlich genannt. Und wir fragen nach, ob sie noch was fühlt. Raus kommt, dass sie sich schämt und sich entschuldigen möchte. Das darf sie natürlich und wir erklären ihr noch, dass wir sauer werden, wenn sie den Kleinen schlägt, weil wir das nicht wollen und das der Kleine dann auch sehr traurig ist. Dann bitten wir sie das nicht mehr zu machen und sie verspricht das (zum wegschmelzen süss, hält aber natürlich nur eine Weile;-)).

Diese "Erziehung" wirkt zeitaufwändig, spart aber meiner Meinung nach Zeit ein, weil man sich nicht in Machtkämpfen und ähnlich unproduktivem ergeht.

Empfehlen hierzu, für die, die es interessiert, kann ich:

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation
Jesper Juul: Das kompetente Kind

LG,
die Landmaus

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Vielleicht noch zur Ergänzung.

Da man ja nicht unfehlbar ist, halte ich es für wichtig, wenn etwas passiert, dass man eigentlich für sich ausgeschlossen hat, dem Kind gegenüber offenzulegen, wie das geschehen konnt. Und sich aufrichtig und ehrlich zu entschuldigen.

Dass die Kommunikation kindgerecht stattfinden muss, versteht sich hoffentlich von selbst.

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Sorry, aber wie kann Dein Maßstab das Verhalten gegenüber Deinem Mann sein? Die Beziehung zu einem Erwachsenen kann man doch wohl kaum der Beziehung zu Kindern gleichsetzen, denn Kinder können noch nicht für sich selbst Verantwortung übernehmen, das müssen die Eltern für sie tun. Das heißt, ich muss manchmal dafür sorgen, dass sie etwas tun (bzw. eben nicht tun), obwohl sie damit überhaupt nicht einverstanden sind.

"Wenn...dann..." Sätze gehören bei uns absolut zur Tagesordnung, und ich kann daran nichts Schlimmes finden. Meine vierjährige Tochter weiß nämlich ganz genau, dass ihr Bruder es nicht toll findet, wenn sie ihm ein Spielzeug aus der Hand reißt und wenn sie ihm das Spielzeug nach wiederholter, freundlicher Aufforderung nicht wiedergibt, dann folgt von mir ganz klar die Ansage: "Wenn Du Deinem Bruder jetzt nicht SOFORT das Auto zurückgibst, dann musst Du eine Weile aus dem Zimmer gehen und Dir diese Sache mal in Ruhe überlegen." Für mich ist das keine Erpressung, sondern schlicht und ergreifend ERZIEHUNG.

Schläge sind allerdings bei uns absolut tabu. Anschreien kommt gelegentlich vor, leider, und das finde ich im Prinzip auch nicht sehr gut. Aber auch ich bin nur ein Mensch, und manchmal liegen meine Nerven blank. Wobei ich allerdings niemals beleidigend werde oder Schimpfwörter benutze. Wenn meine Tochter z.B. nach der 3. Aufforderung ihre Schuhe noch immer nicht anzieht, weil sie immer wieder irgendeine Ausrede hat (und ich ihr mehrmals gesagt habe, dass wir nun WIRKLICH losgehen müssen) dann kann es mal passieren, dass ich etwas lauter werde: "LOS, JETZT ZIEH ENDLICH DIE SCHUHE AN".

lilas

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Hallo,
Ich würden nur meine Kinder Klappsen oder Ohrfeigen wenn ich möchte das die es mit mir und anderen Menschen machen sollen.

Wir Erwachsene sind Vorbilder !
Wir sind nicht perfekt und Kinder auch nicht.
Aber wer sich Respekt wünscht soll auch anderen mit Respekt begegnen.

Wenn zBs. ein Kind ein anderes schläg, würde ich zwischen gehen und das schlagende Kind fest am Arm nehmen und mit die Stimme arbeiten.

Man muss nicht die Hand die was verbotenes tut "klappsen" man kann sie auch wegnehmen.

Statt auch dem Po zuhauen kann man da Kind festhalten und streng reden.

Plötzliche Gefahren da würde ich auch ganz laut schreien "Auto Kommt" "Hör auf" usw.


LG Carina



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>>>spricht sich kaum jemand strikt gegen Klapse und Ohrfeigen aus. <<<

Was sind DAS denn für Pädagogen?
Es gibt kaum eine größere Demütigung, als ins Gesicht geschlagen zu werden... und das noch von den eigenen Eltern.
Vielleicht bewirkt eine kleine Auspeitschung ab und zu auch Wunder in der "Erziehung"... #augen

Man kann Kinder auch ohne Klaps und Schlagen erziehen.

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Hallo!
Ich denke das Problem liegt im Menschen selbst: Ich mache mir Pläne, Entwürfe, wie ich mein Kind unbedingt erziehen will. Da fließt mit hinein: Meine eigene Kindheit, meine Werte, meine Sozialisation. Was bei mir falsch gemacht wurde, möchte ich bei meinen Kindern nicht wiederholen (wenn ich denn so reflektiert bin, dass ich das erkennen kann). Was mir wehgetan hat, soll meinen Kindern nicht wiederfahren. Schön und gut.
Das große Problem liegt darin, das auch durchzuhalten.

Meine eigene Persönlichkeit ist, wie soll ich sagen, sehr wechselhaft;-). Ich bin launisch, woran das auch immer liegen mag (ja, es liegt eigentlich in der Familie mütterlicherseits, wird aber von Generation zu Generation weichgespült;-) Soll heißen mein Opa war ein prügelnder Tyrann, meine Mutter ist eine Frau, die häufig mit psychischem Druck gearbeitet hat, und jetzt komme ich und bemühe mich, erst zu denken und dann zu handeln#schwitz). Meine Nerven sind bei Weitem keine Drahtseile. Schreiende Kinder, die zu jedem Wort ein Widerwort haben, die jeden 2. Satz mit "Aber..." anfangen, können mitunter sehr anstrengend sein. Kinder, die anatomisch normale Ohren haben, aber auf Durchzug stellen, besonders wenn man unter Zeitdruck steht, können mich rasend machen, was der Große auch weiß und einzusetzen weiß...;-). Ich kann nicht jedes Mal, wenn Konflikte im Anmarsch sind, nach den Gefühlen meiner Kinder fragen, wenn meine eigenen Gefühle gerade Kopf stehen. Dazu bin ich selbst zu unausgeglichen. Leider.
Sicherlich haben Eltern eine Verantwortung. Sicherlich sollen sie Vorbilder sein. Sicherlich sollte man vorher wissen, worauf man sich einläßt, wenn man Kinder bekommt und diese dann erziehen will. Aber die Praxis ist nicht für jedermann so leicht, wie man es sich vorgestellt hat.
Mit meinem Wortschwall #schwitzwill ich es nicht legitimieren, dass Eltern ihre Kinder schlagen. Keineswegs. Aber wenn Eltern, die sich wirklich Gedanken machen, die sich nach ihren Fähigkeiten bemühen, ihren Kindern eine schöne Kindheit zu ermöglichen (was auch immer das heißt, das sollte noch definiert werden, oder? Würde hier aber den Rahmen sprengen...), wenn diese Eltern die Nerven verlieren und ihr Kind anbrüllen. Wenn sie es im Affekt klapsen, weil sie gerade in dem Moment ihre eigene Grenze überschritten haben, dann verstehe ich das. Das ist mir auch schon passiert. Wäre ich ausgeglichener und weniger emotional, dann wäre mir so etwas nicht passiert. Aber ich bin emotional und auch mal unausgeglichen.
Wichtig ist, denke ich, dass die Kinder erfahren, dass sie geliebt werden. Bedingungslos. Dass sie wissen, dass im Prinzip nicht sie falsch sind, wenn die Eltern brüllen oder klapsen (Schlagen mit Folge von Spuren, Schmerzen etc. ist auch für mich ein NoGo-Area. Hach, hört sich das gut an#augen), sondern dass die Eltern etwas falsch machen. Jeder Mensch macht Fehler, auch die Erwachsenen.
Also, mir ist es schon passiert, dass ich in einigen Situationen derart überfordert war, dass mein Sohn einen Povoll (genau 2 mal war es bisher so weit) bekommen hat. So. Und danach habe ich mich aufrichtig entschuldigt, ihm erklärt, dass ich selbst etwas falsch gemacht habe, dass ich da ein Problem hatte etc. Ich habe versucht, ihm das zu erklären. Mittlerweile bin ich so weit, dass ich ihn rechtzeitig warnen kann: Pass auf, ich bin gerade so gereizt, laß mich in Ruhe, gleich gehts wieder. Oder so ähnlich. Und das hilft enorm. Er weiß bescheid, ich brauch Abstand, er kann gleich weiter bohren, aber genau jetzt ist Ruhe besser. Für uns alle;-). Nun ja, und mittlerweile merke ich, dass meine kleine Maus ähnlich aufbrausend ist... Also setzt sich die Persönlichkeitsstruktur da bei ihr fort, und es liegt an mir, diese Emotionalität in die richtige Richtung zu lenken. Mia und ich haben große Kämpfe, weil sie mir in dieser Hinsicht so ähnlich ist. Aber seltsamerweise verliere ich gerade deswegen nur sehr selten die Nerven. Denn wenn ich sie ansehe, sehe ich mich selbst (dabei sieht das Kind eher aus wie meine Schwiegermama:-))...
Ja. So ehrlich bin ich dann jetzt mal gewesen. Bine, deine Frage ist eine halbe Supervisionstunde, nur ohne unmittelbare Reaktionen der Supervisorin, vielen Dank.:-)
Ich glaube, so langsam sollte man mir eine Schreibsperre einrichten;-), aber was stellst du auch so gute Fragen.

L G
Gunillina

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Hi Gunillina!

Das ist gemein, Du warst schneller#schmoll;-) In dem Text schreibst Du auch über mich *gg - bis auf ein paar kl. Abweichungen, aber das Meiste trifft auch auf mich zu (vor allem mit der "wechselhaften Pesönlichkeit" und das es auf der mütterlichen Seite der Familie vertreten war/ist. Mein Opa war Choleriker, meine Mutter hat den Kochlöffel geschwungen und ich versuche auch erst zu denken und dann zu handeln. Mit dem Ergebnis wie Du es so schön beschrieben hast).

Auch ich denke, es kommt dann auch immer noch mit darauf an, wie man mit diesen Situationen im Nachhinein umgeht und wie das Grundgerüst der Beziehung zum Kind aussieht, bzw. dass es spürt und weiß, dass es trotz der gelegentlichen Gewitter geliebt wird wie es ist.

Ich selber habe mir auch vorgenommen es niemals so zu machen wie meine Mutter und unseren Sohn gewaltfrei zu erziehen. Aber ich muss gestehen auch ich habe ihn (kann ich zum Glück auch an einer Hand abzählen) schon mal auf den Po geklapst oder angeschrien und mich hinterher tierisch über mich geärgert und geschämt dass ich mich nicht besser unter Kontrolle hatte. Ich hatte es mir in der Theorie so einfach vorgestellt aber da hat mir die Praxis in der Realität doch tatsächlich ein Schnippchen geschlagen und es ist schwieriger als vermutet. Aber ich denke solange man um seine Fehler weiß, sie den Kindern gegenüber altersgerrecht zugeben, erklären und sich entschuldigen kann und an den Fehlern arbeitet werden unsere Süßen dennoch eine glückliche Kindheit haben ohne große Schäden davonzutragen (hoffe ich doch#kratz).


LG

curlysue

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Hallo

Vielen Dank für deinen Roman. :-)
Du sprichst viele Aspekte an und auch unsere eigenen Fehler als Menschen, egal wie vernunftbegabt wir sind, oder besser gesagt sein wollen.
Ja, ich denke auch das es nicht unbedingt bei jedem funkioniert ohne Klaps zu erziehen. Denn oft sind es Situationen die ganz plötzlich entstehen, ohne Vorbereitungszeit. Das geht 100 mal gut, mit Argumenten, mit einem großen und eindeutigen NEIN an das Kind. Und dann kommt Situation 101, wo die Erwachsenen einen sch*** Tag hatten, wo alles irgendwie zusammen kommt, man selbst nicht im seelischen Gleichgewicht ist. Dann handelt man einfach aus der Situation und aus dem Bauch heraus. Schon ist er passiert, der Klaps auf die Finger.

Was mich beunruhigt ist wie zweigesichtig die Gesellschaft heute damit umgeht. So erlebe ich doch in der Praxis wie Lehrer ihre eigenen Kinder klapsen und wie meine Kollegen dabei wegschauen. Andererseits auch hier in der Diskussion wieder scharfe Kritik.
Bewundernswerte Mütter die so ausgeglichen sind und beherrscht und ganz reinen Gewissens behaupten können sich nie vergessen zu haben. Nicht der kleinste Schlag, kein Kneifen... und nicht zuletzt keine verletzenden, entwürdigenden Sprüche (was ja manchmal noch mehr verletzten kann als der Klaps auf die Finger).
Aber noch bewundernswerter finde ich ehrlich gesagt die Mütter die gerade in dieser Gesellschaft sich der Kritik aussetzen auch dieses Erziehungsmittel gelegentlich einzusetzen. Wobei natürlich die Frage gestellt werden kann ob bei einem Klaps von "Erziehungsmittel" gesprochen werden sollte.

Ich denke doch es sollte unterschieden werden zwischen einem leichten Klaps auf die Finger. Was nicht mal weh tun muss, sondern eher als "wachrütteln" dient und aus der Situation heraus geschieht. Und dem a) bewusst geplanten gewaltvollen Handeln, b) kräftigen Schlägen, Tritten evt. auch mit Hilfsmitteln (schauder) und aber auch c) der Abwertung des Kindes mittels Sprache.

Wichtig ist aber auch, wie du schon schreibst, sich selbst zu reflektieren. Ich finde deinen Weg ganz gut. Zu versuchen rechtzeitig das große STOP auszusprechen. Bis hierhin und keinen Schritt weiter, denn dann kann es passieren das ich mich nicht mehr im Griff habe.

Ich selbst wurde als Kinder von meiner psychisch sehr instabilen und keineswegs standhaften Mutter nie geschlagen, oder geklapst. Sie hatte es nicht geschafft mir als Kind Regeln und Grenzen zu setzen. So hat sie zwar nicht versucht sich mit Hilfe von Schlägen durchzusetzen, dafür kamen ständig verletzende Sprüche und angebliche Weisheiten über mich als Person. Als ich dann in die Pubertät kam und damit nicht gerade einfacher wurde, meinte sie tatsächlich sie hätte mir als ich klein war doch Ohrfeigen geben sollen. Tja, ich dachte nur "hättest du doch mal".


Naja, so ist das eben. Jede Generation beschwert sich doch über die Eltern und was sie alles falsch gemacht haben. Wer weiß was die Kinder mal über uns sagen werden. ;-)

lg bine

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Ich lehne Klapse und alles andere völlig ab. Es geht mir nicht um "ein Klaps hat noch niemandem geschadet", also ich finde die Argumentation aufgrund möglicher Folgen völlig sinnlos. Es geht um eine grundsätzliche Einstellung zum Kind, so wie es eben auch um eine grundsätzliche Einstellung zum Partner geht. Den "klapst" man auch nicht, fertig. Ich verurteile sicher keine Eltern, die in der Überforderung mal geklapst haben. Aber ich finde, man sollte es nicht rechtfertigen als "es schadet nicht", sondern sich entschuldigen und es versuchen zu lassen, so wie man auch mit jedem anderen Menschen umgehen würde, den man in irgendeiner Form verletzt haben könnte.