Bitte um Erfahrung bzgl. Sorgerecht und Umgang

Hallo, ich hoffe, hier können mir einige von ihren Erfahrungen berichten und mir vllt auch etwas Mut machen. Ich erwarte im November meine Tochter. Seit August bin ich vom KV getrennt. Es kam öfters zu häuslicher Gewalt. Ohrfeigen, erzwungener Sex, Beleidigungen und Tritte kamen vor allem die letzten Wochen immer häufiger vor. Ich wollte ihn desöfteren verlassen, jedoch drohte er mir dann immer, er würde mir meine Tochter nehmen, mich finanziell ruinieren und mein Leben zerstören. Also blieb ich. Bis er mir im August im Rausch das Knie in den Bauch rammte usw. Ich rief die Polizei, er wurde der Wohnung verwiesen. Trotzdem zog ich aus, da die Miete für mich alleine zu hoch ist. Er wollte mich darauf hin anzeigen, wegen Verleumdung, versuchte, mich einweisen zu lassen, da ich in seinen Augen psychisch krank bin. Er fotografiert irgendwelche Abfälle und beschuldigt mich ein Messi zu sein. Er zeigte mich an wegen Diebstahl (ich hätte eine Spardose geklaut) usw.
Wir waren bei Profamilia zur Beratung. Diese verlief aber anders als gedacht. Dort wurde darauf hin gearbeitet meine Fehler zu lösen. Es ging nicht um die häusliche Gewalt, es ging nur darum, wie schlimm ich als Partnerin wäre und deshalb diese Gewaltausbrüche auslöse. Völliger Schwachsinn in meinen Augen. Natürlich will mein Ex nun erst mal einen Vaterschagtatest. Fordert aber trotzdem sofort ab Geburt das gemeinsame Sorgerecht und will so viel Umgang wie nur möglich. Ich bringe das aber nicht mehr über mein Herz. Er hat mich über Monate geschlagen (es existiert ein 10 minütiges Video, darin beleidigt er mich besoffen durchgehend), hat mich psychisch sehr lange klein gehalten, mich nieder gemacht, verleumdet mich und zerstört meinen Ruf. Ebenfalls war er derjenige, der bereits vor Jahren wegen Depressionen in Behandlung war. (Allerdings steht das nicht in seiner Akte, weil bar bezahlt). Er hat vor einigen Wochen SMS verschickt in denen er mit selbstmord droht.
Ich habe wirklich Angst davor, ihn nochmal sehen zu müssen, geschweige denn, ihm ein Baby anzuvertrauen, da er schon imme drohte, mit dem Baby dann abzuhauen (nur mündlich - es gibt keine Beweise dafür). Jetzt habe ich schon viele horrorgeschichten gelesen, dass Väter trotzdem das gemeinsame Sorgerecht und ein umgangsrecht bekommen.
Tut mir leid für den langen Text, ich hoffe ihr konntet mir folgen und mir vielleicht auch etwas die Angst nehmen.

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Warst du mal bei einem Anwalt?
Würde ich dir dringend zu raten.
Auch wenn bestimmt gleich böse Worte von anderen Userinnen gegen mich kommen .... verlass die Stadt, weit weg und gib erstmal keinen Vater an

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Ich war bei der Anwältin, die meinte, ich hätte keine Chance. Wobei sie noch nicht die ganzen Hintergründe kennt. Einen ausführlichen Termin habe ich erst noch. Beim JA war ich zur Beratung. Der Berater meinte, der KV bekommt kein Sorgerecht und wenn überhaupt nur begleiteten Umgang durch den Kinderschutzbund. Im Internet in etlichen Forenbeiträgen lese ich aber ausschließlich gegenteiliges. Jetzt ist die Angst wieder hier. Wegziehen ist keine Option, ich habe bereits eine Tochter. Sie hat ein tolles Verhältnis zu ihrem Papa (anderer KV), es würde ihr und der ganzen Familie das Herz brechen, könnten Sie sie nicht mehr so oft sehen. Außerdem bin ich mit meinem Studium noch nicht durch und würde somit ohne alles dastehen.

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Das ist eine blöde Situation so. Ich möchte vorab sagen, dass ich dir deine Erlebnisse glaube.

Vor dem Jugendamt oder Gericht ist es eben so, dass vor deren Augen und Ohren eben zwei verschiedene Geschichten erzählt werden. Und leider gibt es nicht wenig Mütter, die üble Geschichten erfinden, um den Ex und Vater des Kindes loszuwerden. Damit leisten diese Frauen echten Opfern einen Bärendienst.

Deshalb ist es leider wirklich so, dass du um das alleinige Sorgerecht behalten zu können beweisen musst, dass das gemeinsame Sorgerecht dem Kindeswohl schadet. Er muss also nicht beweisen, dass er für fürs Kind ist, sondern du das Gegenteil.

Mitgeben musst du das Baby nicht. Wenn du ihm nicht traust, kannst du versuchen Umgangsbegleitung zu bekommen.

Das für dich Gute ist: du musst nicht aktiv werden. Er muss Umgang und Sorgerecht aktiv einfordern.

Du solltest alles dokumentieren, gut, dass schon ein Angriff polizeibekannt wurde. Und du solltest zusehen, dass du einen rechtlichen Beistand mit genügend Biss hast.

Sollten sich Begegnungen nicht vermeiden lassen, solltest du darauf achten, dass immer jemand dabei ist. Familienmitglieder, Freunde....

LG

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Das ist ja wirklich unschön und tut mir sehr leid für dich.

Also, automatisch bekommt er kein Sorgerecht. Du musst ihm das geben und wenn du das nicht möchtest, dann muss er das vor Gericht einklagen. Ein Sorgerecht ist nicht dafür da, den ex-Partner zu schädigen sondern dafür dass es dem Kind damit besser geht. Erstmal würde ich mir darüber keine Gedanken machen, da das Sorgerecht ja erst mit Kita Entscheidung etc eintritt. Die Alltagssorge hast du ja sowieso für alles was das tägliche Leben bestimmt.


Da er die Vaterschaft bestreitet, könntest du dir überlegen, ob du ihn überhaupt auf der Geburtsurkunde eintragen lässt, wenn er dem denn zustimmt. Das wäre im Moment wohl erstmal die wichtigste Überlegung.

Umgangsrecht ist was anderes und das kann er so oder so haben. Du entscheidest, wann er das Kind haben kann und wenn er damit nicht zufrieden ist, kann er vor Gericht ziehen! Das ist nunmal die rechtliche Situation. Dass man das bei einem fürsorglichen Vater natürlich anders sieht und handhabt ist die eine Sache aber nach deinen Beschreibungen ist er das ja nicht und wenn Alkohol und körperliche Gewalt im Spiel ist, muss zum Wohle des Kindes das wohl so durchgesetzt werden.

Vielleicht ändert sich das ja auch alles wenn im November das Kind da ist und er merkt dass das dann anstrengend ist, wenn er zu bestimmten Zeiten da zu sein hat etc. Bis November kannst du auf jeden Fall den Kontakt zu ihm abrechen um etwas Pause zu haben.

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Danke für die Antworten. Eine Pause von ihm bekomme ich leider nicht. Er belästigt mich und meine Familie am laufenden Band.
Klar gibt es für manche Ausbrüche Zeugen, manchmal war ja auch meine Tochter anwesend. Ob das allerdings reicht, weiß ich nicht. Da meine große Tochter sehr oft zu ihrem Papa darf und ich diesen Umgang sehr fördere, müsste ein Richter eigentlich schon glauben, dass ich nicht "so eine Mama" bin, die dem Ex nur was ausschmieren will. Mein Ex ist aber sehr manipulativ, verkauft sich wahnsinnig gut und er wird vor Gericht den sorgenden Papa spielen. Was er aber eigentlich nicht ist. Er meinte von Anfang an, er würde nachts nicht aufstehen, keine Windeln wechseln oder sonstiges. Ich bin die Frau, das wäre meine Aufgabe. Natürlich streitet er das alles wieder ab jetzt. Um ehrlich zu sein will ich ihn wirklich nicht mehr sehen, was ganz klar ist. Deshalb bin ich aber nicht gegen den Umgang. Ich habe jedoch wirklich Angst vor ihm und um mein Kind. Er trinkt, ist gewalttätig und hat mit selbstmord gedroht. Abgesehen noch von den anderen Drohungen, dass er mir das Kind sowieso nehmen wird und er mein Leben zerstören wird, weiß ich nicht, wie so jemand sich um ein Kind kümmern soll. Der Jugendamtsmitarbeiter hat mich dahingehend sehr beruhigt und meinte, wenn, bekäme er nur begleiteten Umgang. Im Internet steht aber nur das Gegenteil..

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Begleiteter Umgang müsste gerichtlich angeordnet werden und natürlich auch dann entsprechend durchgeführt. Ziel ist aber immer die Prüfung, ob der Umgang auch unbegleitet erfolgen kann. Wenn also vor dem Umgangspfleger keine Auffälligkeiten bestehen und er sich vernünftig anstellt, wird der Umgang auch irgendwann unbegleitet erfolgen. Begleiteter Umgang verursacht ja auch Kosten, so dass es nicht im Interesse des Staates sein wird, diesen künstlich lange durchzuführen.

Dein Joker liegt vermutlich wirklich darin, dass er die Vaterschaft nicht anerkennen will. Das ist die einzige Art ihn dir vom Hals zu halten. Hätte aber auch die Folge, dass du dich alleine finanzieren musst, weil jede öffentliche Stelle den Kindesvater wissen will, um dort die Leistungen einzutreiben.

Wenn du also nicht gerade einen schwulen Bekannten hast, der Kinder will und bereit wäre mit dir eine Personenstandsfälschung zu betreiben, indem er die Vaterschaft anerkennt, stehen deine Chancen schlecht, ihn von dir fern zu halten. Du musst wirklich dokumentieren was das Zeug hält, was er dir so androht.

Vielleicht solltest du mal nach einer Beratung für Frauen recherchieren, die aus Gewaltbeziehungen kommen. Diese Stellen haben vermutlich noch bessere Ratschläge, juristische Berater und Fachwissen.

LG

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Zuerst will er ja einen Vaterschaftstest. Das spielt Dir in die Hände, da Du ihn jetzt erst einmal nicht als Vater eintragen lassen musst, so lange Du nicht staatliche Leistungen (UVG oder ALGII o.ä.) beantragen oder Unterhalt von ihm einfordern möchtest.
Denn: So lange er nicht offiziell der Vater ist, hat er nicht mehr Rechte und Pflichten am Kind, als der Nachbar. Den Vaterschaftstest müsste er selbst und alleine bezahlen und dazu kommt ja, dass er ihn nur durchführen lassen kann, wenn Du damit einverstanden bist. Das heisst, nach der Geburt hat er zunächst gar nichts zu melden, hat kein Sorge- und kein Umgangsrecht. Allerdings gäbe es dann auch keine finanziellen Leistungen für Dich.

Natürlich kann er dann auf den Trichter kommen, dass das Kind auch ohne Test von ihm ist und natürlich kann es sein, dass er die Vaterschaft anerkennen will, um diese Rechte einfordern zu können. Dann müsste er aber auch Unterhalt zahlen, wobei hier fraglich ist, ob er das überhaupt möchte? Positiv ist hierbei, dass das Jugendamt bereits involviert ist und der Sachbearbeiter schon von begleitetem Umgang spricht. Das wäre auch definitiv das Einzige, was in den ersten Monaten in Frage käme und wenn der Umgang in den Räumen des Jugendamtes unter Aufsicht stattfindet, verliert Dein Ex vielleicht sogar schnell die Lust daran.

Ich würde mich, wie bereits geraten wurde, an eine örtliche Organisation zum Schutz von Frauen nach häuslicher Gewalt und ggf. noch an den DKSB wenden. Hol Dir so viel Beistand wie möglich, führ ein Protokoll mit seinen Ausfällen und überleg Dir sogar, ob Du und Deine Familie ihn nicht wegen Belästigung anzeigen könntet, damit bekannt ist, dass er euch trotz eurer Bitten nicht in Ruhe lässt. Eventuell gibt das dann sogar eine einstweilige Verfügung, je nachdem wie heftig seine Attacken sind.