Kontakt zum Vater ganz abgebrochen

Seit Oktober 14 ist der Kontakt zwischen meinem Ex und seinen Söhnen ganz abgebrochen.

Er ist psychisch krank, allein konnte ich ihn keine Sekunde mit den Kindern lassen. Im Grunde hat er auch nichts mit ihnen oder für sie gemacht. Es gab z.B. kein einziges Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk in 9 Jahren, keinen Ausflug, keinen Besuch im Krankenhaus, nichts was irgendein Indiz für ein liebevolles Verhältnis gewesen wäre.

Für mich ist das erst einmal eine Entlastung. Mir macht es Sorge, dass die Kinder so gar nicht nach ihm fragen. Er ist telefonisch nicht mehr erreichbar, wohnt aber noch in seiner Wohnung. Sie verlieren kein Wort darüber.

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Gefahrensignal ist oder eben doch ein Zeichen dafür, dass sie aus Erfahrung wussten, dass mit ihrem Vater nichts anzufangen ist. (Es hat vor Jahren mal ein einschneidendes Erlebnis gegeben: Ich musste unvorhergesehen mit einer Herzmuskelentzündung ins Krankenhaus, Er versprach sie zwei Stunden lang zu betreuen, beauftragte aber stattdessen das Jugendamt sie die ganze Nacht zu verschleppen. Das hatte dann noch erhebliche Folgen - und das war durchaus vorhersehbar.)

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Hallo, was genau macht Dir denn Sorge? In welcher Richtung siehst Du ein Gefahrensignal? Deine Kinder hatten offensichtlich nie eine wirkliche Bindung zu ihrem Vater, was sollen sie denn jetzt vermissen? Ich finde ihre Reaktion gänzlich normal. Aber vielleicht erklärst Du Deine Sorge etwas näher.
Ich selbst bin in einer ähnlichen Situation, Umgang (eigenständig) ab Oktober 2014 eingestellt, die Oma hat meinen Sohn alle 3-4 Wochen für einen Tag zu sich geholt, sein Vater kam später hinzu. Aber auch das läuft nicht mehr, mein Sohn verweigert jeglichen Kontakt zu seinem Vater. Und dieser hat sich in den letzten Jahren gekümmert, mein Sohn war 14tägig übers Wochenende und die Hälfte der Ferien bei ihm, es gab immer Geschenke, Ausflüge... Nach außen hin der perfekte Papa. Leider hat er über die Jahre aber auch massiven emotionalen Druck auf meinem Sohn ausgeübt, dies war gegen Ende hin so massiv, das ich von seelischem Missbrauch spreche. Insofern kann ich meinen Sohn durchaus verstehen und da er bereits 12 ist, dränge ich ihn in keine Richtung. Er fragt nie nach ihm. Darum auch meine Frage, was Dir Sorgen macht, denn vielleicht bin ich da zu blauäugig.
LG Dani

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Mir macht Sorge, dass sie die völlige Trennung achselzuckend hinnehmen. Sie wissen, dass ich noch einmal versucht habe Kontakt abzubahnen und abgeblitzt bin.

Sie haben von ihrem Vater keine Geschenke bekommen und keinen einzigen Ausflug mit ihm gemacht. Sie waren auch nie mit ihm allein - auch nicht, wenn ich mal krank war.

Aber fressen sie nicht etwas in sich hinein?

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Hm, ich glaube nicht, dass sie etwas in sich reinfressen. Wie gesagt, sie kennen es ja nicht anders. Darf ich fragen, wie alt Deine Söhne sind? Denn das Alter spielt beim Umgang mit einer solchen Situation sicher eine große Rolle.

Bei uns war es so, dass mein Sohn lange gerne zum Vater gegangen ist, da war er noch klein und hat das alles, was dort passiert, nicht verstanden, da standen tatsächlich die "tollen Dinge", die der Papa mit ihm macht, im Vordergrund. Der Prozess begann, als Leo so in der 2. Klasse war und heute sieht es ganz anders aus, er schaut sich nicht mal mehr Fotoalben an, weil er nicht an seinen Vater denken möchte und je älter er wird, desto krasser wird das, wie gesagt, inzwischen will er ihn nicht mal mehr bei den Großeltern sehen. Davon bin ich auch nicht begeistert, aber ich werde meinen Sohn nicht überreden, er hat lange genug gelitten.

Redest Du mit Deinen Jungs über den Vater? Auch da spielt natürlich das Alter eine Rolle. Sollten Deine Jungs nicht mehr ganz so klein sein, kannst Du sie doch gut drauf ansprechen und Deine Sorgen direkt äußern, dann können sie sagen, ob sie unter der Situation leiden oder ob sie es einfach so abtun, als wäre es irgendein ferner Verwandter, denn nur, weil er der Erzeuger ist, müssen sie nicht zwingend Gefühle haben und das Nicht-da-sein als Problem sehen. Aber wie gesagt, ich könnte mir vorstellen, dass sie das ganze gar nicht groß hinterfragen, meist sind wir Mütter diejenigen, die sich Sorgen machen und die Kinder schützen wollen. Vielleicht hinterfragen sie das ganze, wenn sie älter sind und eine eigene Familie gründen wollen.
LG Dani

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Ich würde eine gute Kinder- und Jugendpsychologin einschalten. Vaterverlust verursacht Kummer. Auch dann, wenn der Vater nichts taugt und auch dann, wenn es offensichtlich ist, dass kein Vater besser ist, als so einer. Gerade abwesende Väter lösen trotzdem eine Vatersehnsucht aus, die natürlich nicht erfüllt werden wird.

Wie alt sind Deine Kinder?

Gruß

Manavgat

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noch ein Hinweis, schau mal hier:

http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Abteilung2/Pdf-Anlagen/facetten-vaterschaft,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf

Empfehlen kann ich auch von John Bowlby. "Verlust. Trauer und Depression" sowie "das Drama der Vaterentbehrung" von Horst Petri. Seine politischen Ansichten kann man beiseite schieben, aber das Konzept Vaterschaft aus psycholanalitischer Sicht hilft, zu verstehen warum der Vater, auch wenn er defizitär ist, den Kindern fehlt.

Gruß

Manavgat

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den Autor finde ich schwierig, aber grundsätzlich brauchen Kinder schon Kontakt zu ihrem Vater.

Meine Kinder sind 9 und 10, er ist in der 2. Schwangerschaft abgehauen und seither habe ich Umgang zwischen Vater und Kindern ermöglicht, indem ich mich daneben gesetzt habe.

Das reicht.

Es kann schon sein, dass den beiden dennoch etwas fehlt - aber daran ändert ein Psychologe auch nichts.

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