Verabschiede mich nach Fehlgeburt (lang)

Ihr lieben Juni-Mamas und anderen,
bis vor wenigen Tagen war ich noch eine von Euch.

Dann gab es am Donnerstag abend die schreckliche Nachricht, daß unser Würmchen aufgegeben hat. (Mehr Info in der VK)
Wer mag, hört hier auf zu lesen.

- Katja



Für die anderen:

Bei 8+3 hatte ich noch eine intakte Schwangerschaft inklusive pochendem Herzchen. Bei 9+6 wurde der Tod festgestellt.
Die FÄ wollte mich direkt am nächsten Morgen im Krankenhaus sehen. Für mich wäre das völlig überstürzt gewesen, konnte noch nicht loslassen. Also haben wir uns auf heute, Montag, für die Ausschabung geeinigt. Medizinisch ebenfalls völlig vertretbar.

Unsere kleinen so früh verstorbenen Babys "vergiften" uns nicht. Wenn wir sie noch einen Tag oder zwei behalten wollen, statt sie uns so unverhofft entreißen zu lassen, dann ist das völlig ok. Viele Ärzte meinen, es würde uns seelisch weniger belasten, wenn möglichst schnell jedes Anzeichen, jeder physische Rest, verschwunden ist. Und Frauen fühlen da sicherlich auch unterschiedlich.

Für mich jedoch war meine Entscheidung genau die richtige.
Denn am darauffolgenden Tag war ich erst mal am Heulen! So langsam ist die Erkenntnis bei mir angekommen. Für meine kleine Hannah ein verwirrender Tag. Eine lebhafte Einjährige ist sicherlich das beste Mittel gegen den Schock, denn sie hat keinerlei Verständnis dafür, daß Mama nicht funktioniert.
Und ja, wäre diese Schwangerschaft meine erste gewesen, hätte ich meinen/unseren Verlust noch viel schlimmer empfunden. Ich habe Hannah viel festgehalten dieses Wochenende. Ihre warme Haut gespürt. Und mich an dem Gedanken festgehalten, daß uns niemand dieses quicklebendige Energiebündel wegnimmt.

Die Blutung war in diesen Tage noch ziemlich schwach. Aber gestern in der Mittagszeit begannen dann die wehenartigen Krämpfe und die Blutung wurde superstark mit viel Schleimhaut etc. Wir waren dummerweise noch auf Verwandtenbesuch, sind dann auf meinen Wunsch hin heimgefahren. Für meinen Mann habe ich noch versucht, alles harmloser wirken zu lassen, aber angsteinflößend ist das schon. Saß dann eine Stunde auf dem Klo. Habe wieder und wieder Blut abgewischt, habe es tröpfeln lassen, habe die Spülung betätigt. Und irgendwann war klar, daß ich ins Krankenhaus sollte, denn bis zum OP-Termin am nächsten Morgen, wäre das Ganze schon gelaufen gewesen.

Eines muß ich sagen: Gleichzeitig war es wirklich gut für mich zu erleben, daß mein Körper den Verlust von selbst bemerkt hat und anfing, unsere "Leibesfrucht" loszulassen. So konnte ich auch seelisch unser Sternenkindchen besser loslassen.

Also bin ich doch noch mit dem Taxi ins Krankenhaus, während mein Mann auf die Kleine aufgepaßt hat. Ja, war schon ein Abortus incompletus, das Ganze im Gange. Die Ausschabung unter Kurz-Narkose war im Gegensatz zum vorherigen Geschehen ganz und gar nicht schlimm. Ich hatte auf meinem Beistelltischchen hinterher ein Foto von meinem Mann mit Hannah stehen. Dazu eine Duftkerze. Später wurde ich von den beiden abgeholt.

Ich habe mir bereits am Samstag die homöopathischen Mittel für die Erstversorgung nach einer Fehlgeburt besorgt und gestern noch die ersten Globuli genommen.

Klar überkommt mich jetzt noch die Trauer. Aber ich kann erstaunlich gut mit dem Verlust leben.
Keine Frau ist ja nur mit einem Zellklumpen schwanger. Wir alle sind schwanger mit einem Baby, mit dem Gedanken an die Geburt, Vorfreude auf diesen ganz speziellen Babyduft, auf Kinderlachen, mit der Frage wie sich unser Leben ändern wird.
Und all das gilt es zu betrauern. Und gleichzeitig bleibt uns die Erinnerung an die Vorfreude, an all die schönen Gedanken, die uns in der frühen Schwangerschaft bewegt haben, an das gesicht unseres Mannes/Partners, als er vom kommenden Baby gehört hat - und an vieles mehr.
Ja, ich hadere noch mit der Natur, mit Gott - aber die Dankbarkeit überwiegt.

So, jetzt gönne ich mir und meinem Mann und meinem Körper Zeit, zu heilen und zu regenerieren. Und in ein paar Monaten schauen wir, ob nicht doch ein Geschwisterchen für Hannah zu uns kommen mag.

Fast habe ich ein schlechtes Gewissen, daß ich scheinbar auf dem besten Weg bin, die Erfahrung der Fehlgeburt für mein Leben klaglos zu akzeptieren und unbeschadet daraus hervorzugehen. Aber wer weiß, welche dunklen Gedanken mich in nächster Zeit noch überfallen.

Abschließend möchte ich auf zwei Webseiten hinweisen, die mir sehr gut getan haben im ersten Schock, in den ersten trauernden Tagen und im Hinblick auf praktische Fragen:
www.kinderwunschhilfe.de (unter "einzelne Themen" - "Fehlgeburt")
www.muschel.net/

Sooo, das war lang.
Danke für´s Lesen.
Wenn eine von Euch noch Fragen hat, gerne auch konkrete, dann kontaktiert mich gerne.
Ich muß gestehen, ich hätte solche gehabt - und habe mich nicht getraut zu fragen.

- Katja

1

Hallo Katja,

ich zünde eine #kerze an für Dein #stern

Ein wirklich bewegender Artikel! Ich wünsche Dir alles Gute und die Kraft, schnell mit dem Verlust fertig zu werden!

Liebe Grüße
Kerstin #blume + #baby Alexander (*08.07.05) + #ei 9+2

2

Hallo Katja,

eine #kerze für dein Baby und eine #kerze sowie eine feste #liebdrueck für Dich.
Ich drücke Dir die Daumen, dass Du so tapfer bleibst und Du und deine Familie, diesen Schicksalsschalg bald verarbeitet habt.
Und wenn doch die 'Dämonen' kommen ... lass sie zu. Sie gehören zu Dir.

Alles Liebe für Dich und deine Lieben
Katinka

3

*schluck* und hut ab. ersteinmal eine #kerze für eure kleine maus.

ich bin beeindruckt, wie sehr du auf dich und deinen körper gehört hast und dich auch intensiv mit der schmerzhaften situation auseinandergesetzt hast. auch dein umgang damit und deine vorgehensweis. mir fällt leider nicht viel kluges dazu ein, ausser dass du sicher kein schlechtes gewissen haben musst.

ich sehe es auch so, dass die natur ihre gründe hat, wo diese auch immer liegen. und das akzeptieren jedes schicksalsschlages (egal welcher es ist) ist in jedem fall ein wichtiger schritt (wenn nicht der wichtigste) in die richtige richtung.

ich wünsche dir weiterhin die kraft, der natur und dir (oder auch gott) zu vertrauen. ich bin überzeugt, du bist damit auf dem richtigen weg und näher bei dir und einem körper als manch andere von uns.

ich ziehe meinen hut und wünsche dir/ euch von herzen alles gute. #liebdrueck
das alles wird sicher nie ganz aus deinem kopf und herz verschwinden, aber genau das darf es auch nicht. es gehört leider zum leben und geboren werden dazu, auch wenn ich das niemandem wünsche.

8

Liebe Jenny,
da gibt es keinen Hut zu ziehen. Ich bin definitiv nicht weiser als andere. Ich hatte aber das Glück, das ich in diesem Moment meines Lebens das für mich Richtige getan habe.

Dank Dir für die lieben Worte.
- Katja

4

Hallo Katja,

ich habe deinen Bericht gelesen und grade in paar Tränen für dein #sternchen geweint.
ich wünsche Euch alles Gute.

Gruß, mum07 + Fabian 30+4#baby

5

Hallo liebe Katja...
du hast deine Gefühle wirklich wunderbar umschrieben. Ich selbst hatte schon zweimal die traurige Erfahrung gemacht mein Kleines gehen lassen zu müssen....ich sage mir nun immer,dass die Natur es so wollte und unser Körper von Anfang an wusste,dass da was nicht stimmt...Nun bin ich in der 25 SSW und kann es bis jetzt immer noch nicht glauben,dass wir bald wirklich ein lebendiges Kind im Arm halten werden....werde es erst wahrhaben können,wenn es soweit ist. Die Internetseiten haben mir damals auch unheimlich geholfen...doch vergessen kann man das nie.
Ich wünsche dir und deiner Familie nur das Beste und weiss.dass es auch für euch gutgehen wird....
#liebdrueck vom ganzen Herzen,
Karina 25 SSW

9

Liebe Karina,
laß mich Dich mal zurück-drücken #liebdrueck.
Ich habe wirklich großes Glück, daß ich diese Fehlgeburt erst erleben mußte, nachdem wir Hannah schon geschenkt bekommen haben.

Und ja, mir ist nun ein Stückchen Naivität und Vertrauen in die Dinge abhanden gekommen.
Eine nächste Schwangerschaft wird wohl unweigerlich von mehr Sorgen begleitet sein.

Ich wünsche Dir für die nächsten Monate noch alles Gute, dann eine gute Geburt - und daß Du spätestens dann Euren Schatz einfach nur noch GENIESSEN kannst!

Lieben gruß von
Katja

6

Liebe Katja

ich habe keine Fragen. Möchte dir aber schreiben, weil mir die Geschichten anderer Momentan bei der Verarbeitung helfen. Mir kullern die Tränen, weil ich jeden Satz von dir mitfühlen kann

Wir machten am 17.11.06 die gleiche ERfahrung. AUch wir haben bereits eine Tochter (Jana 18 Monate alt), auch für uns war das Baby ein Wunschkind, auch wir verloren es völlig unverhofft (Herz hörte in der 10 Ssw auf zu schlagen)...
Mir tut der Austausch im Forum wahnsinnig gut. Nie hätte ich gedacht, dass so viele Paare die gleiche traurige Erfahrung durchmachen müssen. Für uns war ein Abschiedsritual sehr wichtig und hilfreich. (Wir haben die Ultraschallbilder und unsere Trauerbrifchen inklusiv kleiner Kerze auf einem selbstgebastelten Schiffchen in einen Fluss gelassen).

#liebdrueck Laura

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Liebe Laura,
ach Du... es ist erst so wenig Zeit vergangen, daß Ihr diesen Schmerz erfahren habt. Da ist die innere Wunde noch riesengroß. Und Trauer ist einfach nicht meßbar, unermeßlich und jede von uns erlebt sie anders ohne sich rechtfertigen zu müssen.

Irgendwo im Netz habe ich dieser Tage dieses gelesen:
"Die wir lieben, sind nur geborgt.
Wann sie gehen, entscheiden wir nicht.
Wir entscheiden, ob wir die Erinnerung als Geschenk annehmen wollen."

Das ist jetzt vielleicht noch zu früh für Dich, ich weiß. Aber mir hat es gut getan.

Ein Abschiedsritual wollte ich auch durchführen. Am Sonntag, dazu ist es jetzt erst mal nicht gekommen, weil ich da schon mittendrin gesteckt habe. Aber das wird noch kommen.

Und ich muß gestehen, daß ich mein eines Ultraschallbild, das ich von unserem Krümelchen habe, einfach noch nicht hergeben mag.
Dafür ist es für mich noch zu früh...

- Katja

7

Hallo!

Auch ich möchte eine#kerze für dich und deine Familie anzünden....
Es ist immer wieder sehr bewegend für mich soetwas zu lesen, ich kann es sehr gut nachvollziehen...
Was mir gut getan hat, war, dass meine letzte Ausschabung in einem evangelischem Krankenhaus stattfand, und es eine von dem Krankenhaus organisierte Beerdigung gab (obwohl ich erst in der 8.ssw war).
Es war eine Sammelbeerdigung von meinem und anderen Babys.
Was die Priesterin sagte hat sehr gut geholfen loszulassen, ich hatte die Gelegenheit am Grab noch einmal richtig alles raus zu lassen und auf eine gewisse Art und Weise abzuschließen (ganz aus dem Herzen streichen wird man es nie:-()...Man hatte auch die Gelegenheit dem Baby das Kuscheltier (oder etwas Anderes,extra für das Baby gekaufte) das man eventuell schon in der Vorfreude gekauft hat mit auf seinen Weg zu geben...es wäre für mich eh unvorstellbr gewesen die Dinge die für mein verlorenes Baby bestimmt waren, für ein "neues" zu gebrauchen....
Allerdings glaube ich auch an eine indianische Weisheit die besagt, dass im Himmel ein Kreis von Seelen schwebt (Kinderseelen), jede Seele sucht sich eine Familie zu der es will. Sobald man schwanger ist, ist diese bestimmte Seele bei dir.
Verlierst du das Baby, wird die Seele nicht wieder im Kreis weiter laufen, sondern über dir stehen bleiben und warten bis sie erneut von dir empfangen werden kann....Das heißt, es ist Dein Seelenkind und es wird wieder kommen....
Naja...Mir hat das sehr geholfen, ich habe fest daran geglaubt.
Als ich nach einem halben Jahr nicht mehr daran glaubte schwanger zu werden (nach der Ausschabung) wollte ich wieder verhüten (insgesamt haben wir 1,5 Jahre versucht ss zu werden...), um endlich von meinem Traum loszulassen und mein Leben wieder in andere Richtungen zu lenken.
Als ich die Verhütungsmittel gekauft hatte bekahm ich meine Tage nicht....ich war (bin) schwanger.
Da wusste ich :mein seelenkind wollte zu uns, und hat seine vorerst letzte Chance genutzt, dass ist und war mehr für mich als Zufall oder Schicksaal.

Vielleicht findest du das albern...Oder aber es gibt dir Kraft.
Ich wünsche dir und deiner familie zumindest alles Liebe und Gute. Ich drücke dir die Daumen!!

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Liebe Alina,

ich danke Dir für Deine Antwort. Es tut mir (und meinem mann, der gerade meinen Beitrag und Eure lieben Zeilen gelesen hat) sehr gut, daß hier so viele mit uns fühlen können.

Diese indianische Sichtweise finde ich schön. Meine amerikanische Yogalehrerin (wir haben während der Schangerschaft mit Hannah in den USA gewohnt) hat mal dieses gesagt:
Unsere Seelen sind ewig. In jedem Leben sammeln wir Erfahrung und werden an Lernerfahrungen herangeführt. Es gibt aber Seelen, die kommen nur in diese Welt für die Erfahrung, daß sie von Herzen willkommen geheißen werden. Danach können sie bereits wieder gehen.

Und ich sammle daraus ein bißchen Trost: Das Seelchen, das wir wieder haben gehen lassen müssen, war ersehnt, in Liebe empfangen und von Herzen willkommen.

- Katja

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Das ist eine echt schöne Ansicht die ihr da von eurer Yoga Lehrerin habt. Das klinkt sehr schön.

Ich wünsche euch weiter hin alles Liebe und nur das Beste!!Ich drück euch die Daumen.
#liebdrueck
#blume