Überfordert mit Job und 2. Schwangerschaft

Achtung langer Text :/

Hallo zusammen,

ich weiß gar nicht wie ich das hier anfangen soll. Ich hab irgendwie niemanden, mit dem ich meine Gefühle aktuell teilen kann.

Ich bin gerade zurück aus der Elternzeit wieder in den Job gestartet. Hab mich total gefreut, dass es mit unserer Tochter in der Kita gut klappt, hab angefangen wieder joggen zu gehen, irgendwie wieder ein bisschen was für mich zu machen. Jetzt bin ich wieder schwanger geworden. Es war jetzt nicht direkt geplant aber trotzdem gewünscht, wir wollten ja ein zweites Kind. Dass es so schnell ging, nachdem das mit dem ersten so lange gedauert hat, damit haben wir nicht gerechnet.

Soweit so gut. Langsam aber sicher merke ich aber, wie ich an meine Grenzen komme. Ich arbeite Vollzeit 40h, die Kita hat nun wegen der Notbetreuung noch verkürztere Öffnungszeiten als sie eh schon hat. Das mit dem Sport funktioniert leider nicht mehr, dank Arbeit und mittlerweile auch den ersten starken Schwangerschaftssymptomen. Mein Kind ist extrem anhänglich und will nach der Kita oft nur mit mir Zeit verbringen und nicht mit Papa, sodass ich dann nachdem sie im Bett ist, noch bis 22 Uhr meine Stunden nacharbeiten muss. Dazu kommen Kita Krankheiten, die ich bzw wir natürlich auch mitnehmen.

Es ist mir alles grad echt zu viel und ich bekomme Panik vor dem zweiten Kind, obwohl wir uns so gefreut haben. Ich fühle mich manchmal auch etwas allein gelassen von meinem Partner. Es ist vermutlich unfair, aber ich finde, ich hab einfach eine höhere Belastung als er, weil ich den Großteil der Carearbeit übernehme und eben jetzt auch mit der Schwangerschaft zu kämpfen habe. Ich weiß, wir sollten einfach darüber reden. Gerade läuft das aber nicht so gut, wir sind beide ziemlich durch irgendwie und ich seh es als zusätzliche Belastung, dass jetzt auch noch klären/besprechen zu müssen.

Ich hab leider auch keine Freundinnen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden. Irgendwie wird eher noch erwartet, dass ich Zeit für das 100. Beziehungsgespräch mit Analysen zum Verhalten des Freundes habe, wofür mir einfach die Kapazitäten fehlen. Ich merke, wie dadurch auch Freundschaften leiden und frage mich, ob es an mir und meiner Situation liegt, oder ob die Art Freundschaften einfach immer ungesund unausgeglichen waren.

Geht es jemandem da draußen auch so? Wie schafft man es, sich nicht selbst zu verlieren, mit Menschen zu umgeben, die einem auch gut tun? Wie schafft man es mit zwei Kindern und VollzeitJob nicht durchzudrehen? Kann man alles inklusive Haushalt unter einen Hut kriegen?

Danke, wenn ihr bis hierhin gelesen habt und ich hoffe, ich klinge nicht all zu wehleidig.

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Hey du Liebe,
fühl dich erstmal gedrückt ❤️ Also wenn ich eine Freundin von dir wäre würde ich dir jetzt ganz ehrlich raten: Achte auf dich und sorge besser für dich. Daher sprich mit deinem Partner, aber genauso wie du es hier schreibst - einfach aus der Ich-Perspektive. Das du gerade ziemlich durch bist, du weißt er ist genauso belastet und wie ihr es vielleicht für euch beide besser hinbekommen könnt. Beispielsweise in dem es einen festen Abend gibt an dem du zum Beispiel sporteln kannst und einen Abend für ihn. Sei ehrlich zu deinen Freundinnen, wenn dir diese Gespräche gerade zu viel sind - echte Freunde werden das mehr als verstehen. Für mich klingt es so als wärst du ein sehr empathischer Mensch der gerne für andere da ist, umgekehrt darfst du das auch mal einfordern oder sagen, wenn dir etwas zu viel ist! Du schaffst das ❤️ - es wird sich vielleicht ungewohnt anfühlen aber ich hi. sicher deine Lieben geben auch gerne etwas zurück.

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Hallo :-) also du musst echt was wegstecken. Ich hab nach meiner EZ mit nur 20h begonnen, weil ich eben nicht in der Lage wäre alles zu vereinen.

Was bleibt dir?
Entweder vollzieht arbeiten, carearbeit 50/50 mit deinem Mann aufteilen, du bist 100% gleichberechtigt! Und jemanden einstellen für Hausarbeit und oder Babysitter.

Oder Stunden reduzieren, care Arbeit zu 80% übernehmen, aber so gestalten, dass es entspannter für dich ist und so den Spagat schaffen. Dabei kann es aber trotzdem passieren, dass du keine zeit dich hast. Ich hatte zumindest nur abends zur schlafenszeit die Möglichkeit was für mich zu machen, da beginnt allerdings unsere paarzeit, somit hat die Zeit für mich darunter gelitten.

Alles stemmen und dabei gut gelaunt, glücklich und ausgeglichen durchs Leben gehen ist mMn unmöglich.

LG

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He,, das ist total anstrengend. Und um das Gespräch kommst du nicht drum rum. Sag, dass und was du abgeben musst. Damit du wieder Freiräume findest, im Kopf und im Tag.
Bei mir hat es gedauert dann funktioniert, Themenbereiche (einkauf/Vorrat, wäsche, Entscheidungen, recherchen) mal auszusprechen und dann sm Ende doch nach Neigung oder Eignung zu verteilen statt blind 50/50. Dadurch hab ich mehr kopf/load, muss aber praktisch weniger machen (einkaufen. Putzen). Klar formulieren, was man wann will und braucht und die beiden such mal zwei Stunden Raumschiffen. Wenn man selbst nicht dabei ist, geht es ja auch besser, jeder hat abwechselnd ne miniauszeit.
Und sei es nur eine Stunde allein.
Und check, wen du mit einbinden kannst. Kitaeltern, Großeltern?
Wichtig ist glaube ich zu prüfen, wo dich etwas ändern lässt. Und dann kleine Schritte.
Viel Erfolg

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Danke euch für eure lieben Worte. Ich fühle mich verstanden und auch ermutigt, etwas zu verändern. Auf Dauer ist das Pensum vermutlich so nicht machbar.

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Hallo,
Ich kann dich so gut verstehen! Ich hatte das vor ca. 3-4 Wochen in genau der gleichen Situation in der du dich gerade befindest!
Endeffekt Daheim nur noch Zoff, abgespannt auf Arbeit und Wohnung ein Chaos. Bin dann irgendwann abends nur noch weinend zusammengebrochen und dann ging das mit dem sprechen mit meinem Mann super. Er hat mich endlich mal ernst genommen, und mir wirklich zugehört. Das war sehr wichtig für uns und mich!
Ich bin eigentlich ein echtes Arbeitstier aber dauerhaft unter 4h Schlaf, Vollzeitjob, Kleinkind, Corona etc. war dann selbst für mich der KO Schlag. Also mach dir keine Vorwürfe! Du stemmst ein enormes Pensum und kannst dir jetzt erst mal auf die Schulter klopfen, dass du da so packst!
Das wichtigste - hole deine Freunde/Familie/Mann ins Boot! Gleichberechtigt in der Partnerschaft heißt auch das er abwäscht, Kindkrank macht etc. Wenn möglich Freunde einbinden, statt Kaffeeklatsch Babysitten und beim abholen noch einen Schwatz. Oma/Opa einbinden und einen festen Oma/Opa Tag einführen. Ganz wichtig, Arbeit auch mal liegen sehen können - bei uns ist nicht täglich gesaugt, da liegt auch mal ne Tasche in der Ecke - egal 😅.
Ansonsten kannst du noch mit deinem Arzt/Chef über eine Reduzierung der Arbeitszeit sprechen. Als Schwangere hast du ja einige Möglichkeiten.
Ich wünsche dir alles Gute und wir schaffen das - immer schön positiv bleiben!
LG

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Wow das klingt auch super anstrengend bei dir. Manchmal ist es so, dass man nur noch weinen kann. Ich mach das leider eher für mich. Ich glaube, ich muss echt lernen meine Bedürfnisse klarer zu formulieren. Es geht ja vor allem gerade um reine Stressreduktion und nicht darum, dass ich nen Wellnessurlaub alleine machen will. Versteh mich da selbst nicht, weshalb ich das so in mich rein fresse.

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Ich glaube, das ist der Stolz, der es uns so schwer macht. Wir wollen halt in allem perfekt sein und alles schaffen. Da kann es schon mal eng werden.
Das mit der Haushaltshilfe weiter unten finde ich auch gut, p erlege ich auch tatsächlich, ob ich das mal probiere, dann schafft man wenigstens die Wochenenden frei.

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Hey! Du bist überhaupt nicht wehleidig. Hast du dir überlegt eine Haushaltshilfe zu nehmen. Wenn möglich. Vielleicht entlastet das etwas

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Die hätte ich tatsächlich sehr gern, ist nur alles gerade eine finanzielle Frage. Wir haben einen Immobilienkredit abzuzahlen, deswegen versuche ich das auch mit dem Vollzeitjob durchzuziehen, damit das Elterngeld dann nicht so mager ausfällt. Aber vielleicht sollte man zumindest ab und zu jemanden kommen lassen, dass man nicht noch am Wochenende putzen muss.

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Ich habe vor jeder Mutter einen großen Respekt, die 40 h arbeitet. Werde im Mai 2022 mit 30 h starten und das wird hart werden. Alles Gute wünsche ich dir! Aber trete bitte kürzer, bevor deine Gesundheit leidet! Lg

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Ich würde aus meiner jetzigen Erfahrung sagen: Mit sehr kleinen Kindern ist es schlecht machbar, wenn beide 40 Stunden arbeiten. Es geht sicher, irgendwie geht es ja immer, aber man bleibt selbst auf der Strecke. Und wer seinen Job ernstnimmt, eine saubere Wohnung liebt, nicht immer nur Fastfood auf dem Tisch sehen will und nebenbei auch noch das Kind bespaßen muss, gerät an seine Grenzen. Ich halte das für völlig normal und musste auch selber lernen, dass es so - zumindest für uns - nicht funktionieren kann. Momentan arbeite ich durch den Ausfall einer Kollegin auch voll und merke, wie das an die Substanz geht.

An deiner Stelle würde ich, wenn eine Reduzierung der Stunden aus finanziellen Gründen so gar keine Option ist, schauen, wie ich auf andere Weise Entlastung schaffen kann, beispielsweise durch eine Haushaltshilfe oder einen Putzplan, damit fahren wir ganz gut. Was das Kind betrifft: Wenn nur der Papa da ist und du gar nicht in Erscheinung trittst, geht es ja vielleicht? Und du tust in der Zeit einfach was für dich. Vielleicht kann man auch ein festes wöchentliches Date mit Oma und Opa arrangieren, wo ihr als Paar Zeit für euch habt.

Was die Freundschaften betrifft: Es ist immer schwierig, wenn man sich in unterschiedlichen Stadien befindet und aus den Treffen keine Kraft ziehen kann, weil man so wenig Reserven hat, sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen. Das schlaucht nur noch zusätzlich, gibt einem aber nichts. Wir haben deswegen teilweise einfach vorher schon gesagt, dass gewisse Themen an dem Tag tabu sind und wir nur über nette Dinge reden - irgendwas Aufbauendes eben. Frauen versinken sonst oft in sinnlosen Problemanalysen ;-) Und erfahrungsgemäß wird das besser, wenn man an anderen Stellen im Leben bisschen Entlastung geschaffen hat...dann hat man Kapazität für Probleme anderer.

Ich kann nur empfehlen, sich Freiräume zu nehmen. Jeder hat z.B. einen Abend nur für sein Hobby (oder irgendwas anderes), der andere ist für das Kind zuständig. Öfter gibt es bei uns auch getrennte Unternehmungen, der Mann zieht am Samstag mit Kind, männlichen Freunden oder Brüdern los und ich mache in der Zeit irgendwas anderes. Man muss auch bisschen schauen, wer was braucht, welche Kraftquellen jeder hat. Ich erhole mich z.B. vom Stress der Woche tatsächlich besser, wenn ich am Samstag alleine die Wohnung putze (muss ja gemacht werden) und anschließend irgendwas Nettes mache, gerne auch völlig alleine - für mich wäre es deutlich, deutlich anstrengender, mit dem Kind und Freunden Wandern zu gehen, mein Mann ist da völlig tiefenentspannt und blüht auf :-D Das würde ich mal in einer ruhigen Minute analysieren.

Auf alle Fälle sei dir sicher: Es geht anderen auch so. Es liegt keinesfalls an deinem Unvermögen!

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Danke für deine Tipps, ich werde jetzt definitiv etwas ändern und starte mit einem Gespräch mit meinem Mann. Ihr habt mir alle viel Mut gemacht und auch nochmal vor Augen gehalten, dass es tatsächlich einfach ein enormes Pensum ist, dass man so nicht dauerhaft halten muss. Ich versuche jetzt mehr an mich bzw das Baby zu denken, das möchte und soll ja auch gesund auf die Welt kommen.