Traurig - obwohl ich glücklich sein sollte!

Hallo zusammen,

Vermutlich werde ich hier auf ein wenig Unverständnis stoßen, aber ich muss mich trotzdem mal etwas "ausheulen"...

Ich bin 29 Jahre alt und erwarte dieses Jahr mein erstes Kind, der ET ist ungefähr zwei Monate vor meinem 30. Geburtstag. Witzigerweise hatte ich immer gesagt, dass ich mein erstes Kind auf jeden Fall mit unter 30 bekommen möchte - das klappt jetzt zwar (gerade noch so), aber vorgestellt hatte ich es mir so eigentlich nicht.

Ich bin mit meinem (mittlerweile) Mann seit 8,5 Jahren zusammen. Am Anfang habe ich studiert, er hat gearbeitet. Wir waren jung, Anfang 20, und ich hatte eigentlich vom Beginn unserer Beziehung an einen starken Kinderwunsch. Ihm ging es genauso. Aber wir waren ja vernünftig, weil ich mitten in meinem Studium steckte und finanziell zu einem großen Teil von meinen Eltern abhängig war (und auch nicht unabhängig werden konnte, obwohl ich es gerne wollte; den Grund möchte ich aber nicht erläutern). Es war also klar: Ich muss zuerst mein Studium beenden.

Mit 24 war ich dann mit dem Bachelorstudium fertig und mein Mann ist aus der Armee ausgetreten. Der Kinderwunsch war mittlerweile sehr groß, aber mein Mann wollte dann studieren und darum dachte ich mir nagut, dann arbeite ich jetzt ein Jahr und dann gehen wir es an - dann sind wir ja immer noch jung. Mit meinem Abschluss war es aber leider nicht so einfach, einen Job zu bekommen, sodass ich dann noch meinen Master drangehängt habe. Allerdings haben mein Mann und ich dann leider in zwei verschiedenen Städten studiert, d.h. der Kinderwunsch wurde wieder aufgeschoben. Nach meinem Master war ich dann also bereits 26 - da ich im Studium ins Ausland musste und sich das Ganze so etwas verlängert hat, tatsächlich sogar "schon" 26,5. Das war zwar nicht mehr ganz so jung, aber noch okay. Das Problem war nur, dass mein Mann nach dem Studium keinen Job gefunden hat. Als Ausländer hätte er zudem sowieso keine Unterstützung vom Staat bekommen, hatte also wirklich gar kein Geld. Also bin ich natürlich arbeiten gegangen, um uns zu finanzieren. Nach einem Jahr (ich war also 27) hat mein Mann dann einen Job gefunden und wir sind den Kinderwunsch - endlich! - angegangen.

Tja. Wie es dann eben immer so ist, hat es natürlich nicht direkt geklappt. Schwanger geworden bin ich, als ich bereits 29 war. Entbinden werde ich - wie gesagt - kurz vor meinem 30. Geburtstag. Und obwohl ich mich einfach nur freuen sollte, dass es nach einer langen Kinderwunschzeit (und dann einer sehr langen Hibbelzeit von deutlich über einem Jahr, nachdem wir den Kinderwunsch dann aktiv angingen!) endlich geklappt hat, bin ich gleichzeitig traurig.

Viele Freundinnen von mir haben früher Kinder bekommen - weil sie sich einfach was getraut haben und nicht, wie ich, verkopft immer durchrechnen mussten, ob das dann auch klappt. Meine beste Freundin hat ihre Kinder mit 22 und 24 bekommen. Eine andere Freundin mitten im Studium. Meine Cousine mit knapp 26 nach Abschluss ihres Studiums, ohne Job, und ist jetzt erst mal in Elternzeit bevor sie sich bewirbt. Eine andere Freundin ist jetzt, mit 25, auch mitten im Studium schwanger.

Ich bewundere diese Leute. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich sie leider auch ein bisschen beneide. Sie hatten - wie ich! - einen frühen Kinderwunsch und sind ihn, im Gegensatz zu mir einfach angegangen. Ohne sich die ganze Zeit zu fragen, ob es jetzt passt, ob es finanziell klappt, ob wir es arrangieren können, in der gleichen Stadt zu wohnen etc.

Insgesamt muss man sagen, dass wir uns wohl auch einfach nicht getraut haben. Ich war mir nicht sicher, was meine Eltern dazu sagen würden (da ich ja von ihnen abhängig war), wusste nicht, wie das gehen soll, wenn wir in unterschiedlichen Städten wohnen und habe erst mal keinen Weg gesehen, wie wir in die gleiche Stadt können. Wegen unserer Studiengänge bzw. NCs/Zulassungsbeschränkungen ist man ja doch nicht immer so frei, wie das bei der Wahl der Uni oft zunächst klingt.

Und wenn ich dann in diesen Gedanken festhänge, sage ich mir immer selber, dass es nichts bringt, jetzt darüber traurig zu sein - und ich mich darüber freuen sollte, dass es endlich geklappt hat. Ich freue mich ja auch! Aber gleichzeitig ist da eben immer so ein "Beigeschmack", wenn in meinem Umkreis mal wieder jemand mit Anfang/Mitte 20 schwanger wird oder entbindet. Ich gönne es allen von ihnen von Herzen, damit hat das gar nichts zu tun. Es macht mich nur traurig, dass ich selbst nicht mutig genug war, mir meinen größten Wunsch - jung Mutter zu werden! - zu erfüllen.

Ich weiß gar nicht, was ich mir hier jetzt erhoffe... vielleicht musste ich das einfach nur mal loswerden.

Geht es jemandem hier ähnlich?

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Also ich muss leider ehrlich sagen, dass ich deine Traurigkeit überhaupt nicht verstehen kann sondern es eigentlich wirklich gut finde und du meinen größten Respekt hast, dass du so vernünftig warst und erst mal dein Leben in sichere Bahnen gelenkt hast, bevor du deinem Kinderwunsch nachgegangen bist.

Für mich sollte man nicht "mutig" sein und seinen Kinderwunsch durchsetzen obwohl die Rahmenbedingungen überhaupt nicht passen.

Ich selbst wollte eigentlich auch immer mit Mitte 20 Mutter werden aber auch bei mir hat es zu dem Zeitpunkt nicht gepasst. Zum einen weil ich auch studiert habe (Bachelor+Master) und dann erst mal einen sicheren Job haben wollte und zum anderen, weil ich noch nicht den richtigen Mann gefunden habe.
Nun bin ich auch 31 wenn mein erstes Kind kommt und finde es den absolut besten Zeitpunkt. Ich habe meine "Jugend" ausgelebt, habe die Welt bereist und hab ein sicheres Nest für meine Familie geschaffen und kann jetzt ohne Sorgen meine SS und mein Baby genießen.

Mach dir doch keine Gedanken jetzt um dein alter sondern freu dich auf die Zukunft mit dem kleinen Kind, dass du dir doch so lang gewünscht hast 😊 du wirst eine ganz großartige und vor allem Verantwortungsvolle Mutter.

alles Gute dir

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Du bist erst 29. damit wahrscheinlich immer noch unter dem altersdurchschnitt fürs erste Kind.

Man kann leider nicht alles haben, das ist eben so. Überleg doch mal, was du in den vergangenen Jahren alles noch erleben konntest.

Ich bin zwar auf der einen Seite froh jung Mutter geworden zu sein - andererseits bin ich auch „neidisch“ auf meine Bekannten und Freunde, die einfach noch ihr Leben ohne Rücksicht auf Kinder leben können.
Grad aktuell sind mein Mann und ich im Home Office, es ist sehr anstrengend, wenn nebenher noch eine 3-jährige rumturnt. Zeit für uns und jeden selbst bleibt eigentlich kaum mehr. Tja - kinderlose können die Zeit wunderbar für sehr viele Dinge nutzen.

So ist das nunmal. Man kann es nicht ändern, nur die positiven Seiten sehen.

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Hey, erstmal fühl dich mal gedrückt!
Ich habe eins gelernt, gerade in Hinblick auf den Kinderwunsch kommt es immer anders als geplant! Ich werde dieses Jahr auch 30 und wollte bis ich so „alt“ bin schon durch sein mit dem Thema Kinder bekommen. Jetzt bin ich ganz frisch mit dem 2. Kind schwanger. Ich werde also über 30 sein wenn mein Kind kommt. Aber das ist okay! Wir sind immer noch tolle, junge Mütter!!!

Ich habe nach dem Abi eine Ausbilung gemacht und direkt im Anschluss noch eine Fortbildung dran gehängt. Mit 24 war ich fertig aber nicht glücklich in meinem Beruf. Ich wäre gerne noch studieren gegangen. Aufgrund des starken Kinderwunsches bin ich nicht studieren gegangen. Wir haben dann geheiratet und haben es drauf angelegt. Mit 25. war ich dann das erste mal schwanger. Leider hatte ich eine Fehlgeburt. Mit 26 hatte ich eine Eileiterschwangerschaft und mit 27 noch eine Fehlgeburt. Mit 28 bin ich dann endlich Mutter einer ganz zauberhaften Tochter geworden.

Ich frage mich aber fast täglich, was gewesen wäre, wenn ich mich getraut hätte das Studium noch aufzunehmen.

Du siehst bei mir ist die Situation eigentlich genauso nur andersherum. Also Kopf hoch, freu dich auf das Wunder, welches dir geschenkt wird und werde die coolste Mutter die sich dein Kind wünschen kann. Hey wir sind mit 30 dich noch super jung (alles eine Einstellungssache)

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Nicht böse gemeint, aber ich glaube du hast zu viel Zeit zum Grübeln... ;-) du kannst dich so glücklich schätzen, dass du bald Mama wirst. Andere dürfen das nie erleben, weil es entweder nicht klappt, sie nicht den richtigen Partner finden oder was auch immer. Die Vergangenheit ist vorbei, und du bist mit nicht einmal 30 immer noch eine junge Mutti. Die Entscheidungen die ihr getroffen habt, habt ihr alle aus einem Grund getroffen. Hättest du dich eher für ein Kind entschieden unter ungünstigen Umständen würdest du jetzt wahrscheinlich sagen "vielleicht hätte ich warten sollen". Ich hatte auch immer gedacht, dass ich mit spätestens 30 Mama bin, aber die Natur hat anders entscheiden. Ich bin überglücklich, dass ich das nun - mit 32, zur Geburt bald 33 - doch noch erleben darf.

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Da sieht man mal wie Meinungen auseinander gehen...

Ich bin 29 und werde mein Baby mit 30 bekommen. Und das ist auch gut so. Ich habe jetzt erst Mal gearbeitet und erst seit einem Jahr haben wir überhaupt den Wunsch ein Kind zu bekommen. Davor haben wir unsere Unabhängigkeit und Spontanität genossen und sind auch mal am Freitag nach Italien und Sonntag wieder zurück. Ich möchte keine Sekunde davon missen.
Ich bin also jetzt erst überhaupt "reif" für ein Baby. Kaum einer aus meiner früheren Abi Klasse hat im übrigen jetzt schon ein Baby.

Also genieß deine Schwangerschaft und freue dich auf dein Baby, es gibt gerade glaub anderes worüber man sich Sorgen machen müsste.

Alles Gute für dich. :-)

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Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft - eine schöne Kugelzeit wünsche ich dir.

Wenn ich deinen Beitrag lese, verstehe ich eigentlich gar nicht, warum dir deine Altersgrenze solche „Schmerzen“ bereitet.
Du hast schon so viel in deinem Leben erreicht und dir war halt immer eine sicher Basis wichtig. Ich nehme dies als sehr verantwortungsbewusst wahr.

Ich bin 35 und 10 Jahre mit meinem Partner zusammen. Unser Kind werde ich mit so ziemlich genau 36 Jahren bekommen. Damit liege ich 1 Jahr über meiner Grenze, die ich mir immer mal wieder so gesetzt habe.
In den vergangenen 15 Jahren habe ich mir eine Karriere aufgebaut und beruflich alles erreicht - da gibts nichts mehr, wohin ich noch möchte. Ich habe sogar meinen Beruf noch mal komplett gewechselt. Außerdem habe ich mein Erwachsenwerden genossen. Um ehrlich zu sein, fühle ich mich erst heute wirklich bereit für ein Kind. Mag sagen, manchmal passt es im Leben nicht und Pläne ändern sich. Sei offen dafür und häng nicht in der Vergangenheit fest, da kannst du nichts mehr ändern.

Freu dich auf dein kleines Wunder (!!!). Stell dir vor du wärst heute 20 Jahre und neben dem Kind hast du einen Berufswunsch, welchen du dann hinter dein Kind stellen müsstest. Das Leben hat keinen festen Plan, aber wir haben immer feste Muster im Kopf, die uns davon abhalten, wirklich zu sehen, was jetzt im Moment gerade ist. Du bist schwanger, also lebst du gerade deinen Wunsch - genieß es 🥰.

Alles Liebe.
Nadine + Johanna inside 18 SSW

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Danke euch!

Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, weiß ich, dass ihr alle Recht habt. :-)
Ich habe heute nur die Nachricht bekommen, dass eben eine Bekannte von mir - vier Jahre jünger als ich! - einige Monate nach mir entbindet und das hat irgendwie was in mir getriggert.

Ich glaube, mir musste einfach mal jemand den Kopf waschen. ;-)

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Manchmal reicht ein Wechsel der Blickrichtung 😊

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Hey,

Ich kann dich verstehen, möchte dir aber auch eine andere Sichtweise aufzeigen. Denn ich habe genau das gleiche erlebt.
Habe erstmal studiert, Referendariat gemacht und alles in feste Bahnen gelenkt. Dann mit 30 war die Zeit reif für ein Kind. Ich war oft (vor der Schwangerschaft) wehmütig, dass ich so verkopft denke.
Und jetzt kam der Supergau! Eine Schwangerschaft, die nicht wie im Bilderbuch war - unabhängig vom Alter! Ein Kind, das viel zu früh geboren wurde. Wirklich sorgenfrei bezüglich der Existensängste, kann ich nur sein, weil ich auf diesen Zeitpunkt gewartet habe!
Im Studium oder finanziell abhängig hätte ich diese Situation jetzt nicht überstehen können.
Ich wünsche das niemandem, aber man muss auch im Hinterkopf behalten, dass nicht immer alles problemlos abläuft. Und dann wird dir dein besonnenes Handeln nützlich sein.

Genieße deine Schwangerschaft und denk nicht zu viel nach! Du hast für dein Baby das bestmögliche getan!

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Ich kann das voll nachvollziehen. Finde es aber trotzdem super, dass ihr erstmal auf den „richtigen“ Zeitpunkt gewartet habt.

Ich wollte auch immer spätestens Mitte 20 Mutter werden.
Hatte mit 25 auch einen Job und einen Verlobten. Er hatte aber auch Probleme in seinem Berufsleben. Oft den Arbeitgeber gewechselt, wir hatten 1 Jahr Wochenendbeziehung.
Er wollte unbedingt vorher heiraten und in die Flitterwochen.
Als wir es dann in den Flitterwochen angegangen sind, war ich 26 Jahre.
Fast 1 Jahr hat es dann gedauert bis ich schwanger wurde.
Unser Sohn kam dann knapp 1 Woche nach meinem 28. Geburtstag.

Ich war auch sehr neidisch auf meine Freundin die ohne Hochzeit und mitten im Fernstudium mit 25 ihr erstes Kind bekam und jetzt mit 28 das 2. Kind. Genau wie meine Schwägerin, die vor 30 2 Kinder bekommen hat.

Wir möchten noch mehr Kinder. Haben uns vorgenommen im Herbst damit zu starten. Dann bin definitiv mindestens 30 wenn das Kind kommt, auch wenn es sofort klappen sollte.

ABER:
Ich bereue nichts!
Wir hatten eine wunderschöne Hochzeit. Super tolle Flitterwochen auf Hawaii. Das hätten wir mit Kind auch hinbekommen. Aber nicht so unbeschwert.
Ich habe meinenTraum-Arbeitsplatz gefunden.

Die Jobsituation von meinem Mann ist zwar immer noch nicht besser. Aber er ist nie arbeitslos gewesen. Nur unzufrieden.

Wie gesagt, ich finde ihr habt alles richtig gemacht. 👍🏻