Zu viel

Ich möchte mir hier jetzt alles anonym von der Seele schreiben, eine Bitte: meckert nicht mit mir....ich schäme mich genug. Ich bin schwanger, viel der SS ist geschafft, jetzt letztes Trimenon. Es war nicht leicht schwanger zu werden, hat lange gedauert. Seit Beginn der SS treiben mich starke Ängste um , dass wir das Mäuschen verlieren. Das übersteigt auch das normale. Ich suche Hilfe, ist aber nicht so leicht. Ich geh privat schon zu einer Therapeutin aber Wunder kann die ja auch nicht verbringen. Meine SS begann auch so, dass ich einen Anaphylaktischen Schock hatte ( wegen etwas anderem) heißt ich hab auch ziemlich das Vertrauen in meinen Körper verloren. Ich kämpfe, versuche niemand zu belasten aber natürlich merkt das Umfeld auch das es mir nicht gut. Mein EM zeigt sich, vielleicht zu recht, sehr verständnislos, meckert eher mit mir wenn ich ihm ehrlich sage das es mir schlecht geht. Er denkt ich Steiger mich dacrein, dabei kämpfe ich so eine glückliche Schwangere zu sein. Meine Mutter ist seit letztem Jahr schwer krank, wir bekommen gerade jeden Tag einen neuen Anruf mit Hiobsbotschaften was bei ihr los ist. Ich bin Einzelkind ohne Papa, heißt das ist auch meine Aufgabe. Es tut so weh selber Mama zu werden und die eigene Mama so zu sehen. Meinen Job, den ich sehr geliebt habe, kann ich gerade durch die ss nicht ausüben, meine Leitung hat mir auch klar gesagt, dass ich nicht zurückkommen brauch. ( trotzdem festvertrag...die Sorge hab ich also nicht). Ich kann einfach nicht mehr! Ich steh morgens ungern auf, dauend renn ich zu meinem Gyn aus Angst dass es meinem Schatz nicht gut geht, alle Kraft aufgebracht. Die Schwangerschaft die ich mir über Jahre gewünscht habe ist eigentlich nur schlimm. Glücklich bin ich gerade nur wenn ich das Mäuschen doll spüre oder am ctg hänge. Ich war vor der SS total lebensfroh, immer unter Leuten. Ich bin selber total erschrocken. Wie soll ich denn den Rest der SS schaffen? Was ich hören will weiß ich nicht, aber ich musste mal alles rauslassen.

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Ich finde das romantische Bild der Schwangeren, die sich versonnen den Bauch streichelt während im Hintergrund Einhörner mit Delfinen unter dem Regenbogen tanzen als Erwartungen an Schwangere übertrieben. Du hast Sorgen um Deine kranke Mutter, um die Gesundheit deines ungeborenen Kindes... das ist normal und menschlich. Sobald das Kind da ist bist Du wahrscheinlich die beste Mutter!

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Es ist gut dass du in therapeutischer Betreuung bist. Ich sag's dir nur ungern, aber stelle dich darauf ein, dass die Sorgen ums Kind nicht enden werden.
Hör auf zu erwarten du müsstest glücklich schwanger sein. Das schreibt niemand vor.
Ich finde es schade, dass dein Mann so reagiert.

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Lass Dich von Deinem Hausarzt oder Frauenarzt zu einem Arzt mit Fachgebiet Psychologie überweisen. Vielleicht kann er Dir helfen, dass Du nicht ewig auf einen Termin warten musst. Sich so durchzuquälen, nimmt Dir ja jede Freude am Kind, das ist sehr schade.
Hast Du keinen guten Draht zu Deiner Therapeutin oder warum kann sie Dir nicht helfen? Bist Du auch offen ihr gegenüber? Man muss auch annehmen können, was einem gesagt wird und nicht nur denken, die hat leicht reden, bei mir ist es doch ganz anders usw. Solche Fälle kenne ich nämlich auch. Wunder wirken kann kein Therapeut, aber Denkanstöße geben.
Man kann nicht "kämpfen" eine glückliche Schwangere zu sein, aber man könnte sich Mühe geben, mal die schönen Seiten zu sehen, das Zimmer fürs Baby einzurichten, einzukaufen, sich mit Freundinnen treffen, um einfach mal die trüben Gedanken zurückzudrängen.
Die Krankheit Deiner Mutter ist sicher schlimm, aber Du bist nicht alleinverantwortlich für sie, es gibt in der Familie sicher auch noch andere, die mal nach ihr schauen können. Den Partner ersetzen kannst Du sowieso nicht.
Mein alter Hausarzt sagte mal zu mir, als es mir psychisch sehr schlecht ging:"Sie sind nicht Gott und können alles regeln, aber das kann nicht mal er. Sie können anderen nur helfen, wenn es Ihnen selber gutgeht."
LG Moni

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Ich hatte mir am Anfang auch sehr starke Sorgen um das Baby gemacht, musste wegen Blutungen und starken Schmerzen jeden zweiten Tag zur Kontrolle. Aber anstatt dass es mich beruhigt hat, wurde ich noch nervöser. Ich bat die Ärztin mich nicht so oft zu untersuchen. Seitdem geht's mit viel besser. Ich finde so eine Arztpraxis Atmosphäre macht schon etwas mit einem. Vielleicht versuchst du nächstes Mal nicht zum gyn zu gehen auch wenn du aus Gewohnheit sofort hinwillst. Angst spiegelt ja nicht die Realität wider.

Vielleicht helfen dir auch so achtsamkeits CD's oder Yoga?

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Ich weiß, was du meinst! Ich bewundere das sehr was du da schreibst, du hast es geschafft den Kreislauf aus Arzt und Angst zu unterbrechen! Mich treibt der Gedanke die ganze Zeit um, dass ich Angst hab einmal zu wenig zu gehen. Aber so wie du es machst ist absolut toll und richtig! Ärzte können auch das gesunde Bauchgefühl zu dem Kind stören, also macht man das mit dem Arztrennen schlimmer. Ich bekomm es nur gerade nicht hin😢

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Hast du sonst eine Hebamme?. Ich hatte aufgrund meiner Vorgeschichte auch Schwierigkeiten dem Ganzen zu vertrauen und ständig Angst.
Meine Hebamme hat mich da besser betreut als der Frauenarzt. Die Atmosphäre war einfach eine andere und wir haben gelegentlich bei einem netten Gespräch die Herztöne angehört. So musste ich nicht ständig in die Arztpraxis und war trotzdem etwas beruhigter. Sie hat das übrigens immer Freitags gemacht damit ich das Wochenende genießen konnte 😁 da habe ich dann auch viel unternommen um mich abzulenken.

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Dass du in Therapie bist, ist schon mal gut.

Weitere Hilfen sind möglich

- Mutter-Kind-Kur (wenn das Kind größer ist)

Die Info, dass es Wege gibt, wenn das Kind da ist und du nicht alles alleine stemmen musst, hilft oft enorm. Einfach zu Wissen: es endet nicht. Auch dann gibt es Möglichkeiten

- Hebamme: vielleicht hat sie Tipps, Adressen
speziell für Schwangere

- Pro Familia, Caritas
Tipps für Anträge, Probleme mit Arbeitgeber, Adressen, ,Konflikte in der Partnerschaft während der Schwangerschaft
mal die Sorgen rauslassen, vielleicht haben sie Adressen oder können dir die Bereiche gedanklich aufdröseln

Wenn du vor lauter Bäumen den Wald nicht siehst
- Baum: Pflege
- Baum: Partnerschaft
- Baum: Arbeit/Finanzielles
- Baum: Schwangerschaft
- Lichtung

Bei Caritas und co auch fragen, ob sie Selbsthilfegruppen oder Tipps für Pflegende Angehörige kennen!

Austausch mit anderen kann sehr gut sein!

Mit meinen Geschwistern habe ich die Pflege aufgeteilt, jeder hatte seinen Part.
Zum Reden hatte ich andere Menschen!
Sorgen teilen, Erfahrungen teilen, wie es sich anfühlt seine Eltern so zu sehen

Was kann man outsourcen, was kann man guten Gewissens in andere Hände abgeben
wer berät über finanzielles
wer hilft bei Anträgen (Krankheit, Pflege der Eltern)
wer kennt diese Ängste
wer ist einfach schweigend da und versteht
wo gibt es Tipps für praktische Hilfe
wo gibt es Tipps für seelische Hilfe, selbst nicht alleine sein mit der Situation

Manche Stellen haben auch sowas wie Nachbarschaftshilfe oder kennen Adressen von Seelsorgern. Das ist dann zwar keine Therapie, aber sehr viel wert, wenn man nicht damit alleine ist.

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Mädel, du stemmst gerade ein Höllenpensum an allen Fronten. NIEMANDEM, schwanger oder nicht, würde da die Sonne ausm A.. scheinen.
Sorry für den etwas drastischen Auftakt. Aber das bringt es auf den Punkt. Nimm dir bitte die eigene Erwartungshaltung an dich selber.
Wenn dein Mann als Seelenmülleimer nicht taugt, binde ihn entlastend ein. Nach deiner Mama sehen. Dir einen Tee kochen.

Für Dein Mausi ist jetzt ganz wichtig dass du dich nicht nur duscht sondern auch seelische Hygiene betreibst. Du hast sonst eine schlechte Ausgangslage für eine postpartale Depression. Bitte sprich deine Gyn und Deine Hebamme darauf an...
Spürst du das Mausi schon? Kuschelstunde einführen 2 Mal täglich und den Bauch streicheln, gucken ob sie zur Hand kommt. Da merkst du auch ob es dir gut geht.
Sei gut zu dir selbst bitte!!!