Schwanger trotz Depressionen

Ihr Lieben,
Ich würde gern mal ein etwas heikleres Thema anschneiden...
Ich leide seit ziemlich genau 1 Jahr unter einer ausgeprägteren Depression, die unter anderem auch mit der Geburt meiner ersten Tochter zusammen hängt. Die zweite Schwangerschaft war eigentlich erst später geplant, wenn ich mich genügend erholt hätte, aber es kam halt anders. Ich freue mich auf mein Baby aber gleichzeitig habe ich oft das Gefühl, dass ich psychisch und kräftemäßig/ nervlich noch gar nicht bereit für ein zweites Kind bin. Für den Schlafmangel, das Geschrei usw... vor allem weil ich viel allein sein werde, da mein Mann beruflich viel im Ausland ist.

Hat jemand Erfahrung mit dem Thema? Oder litt / leidet selbst unter Depressionen vor / während / nach der Schwangerschaft?? Ich habe meine Medikamente im 5. Monat zu Gunsten meines Babys abgesetzt und komme „halbwegs“ klar. Ich habe aber Panik das es nach der Geburt schnell wieder Bergab geht!
Vielen Dank schon mal für eure Antworten!

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Ich kanm dir leider nicht weiterhelfen oder tipps geben diesbezüglich!
Aber möchte dich einfach kurz unbekannterweise ganz ganz doll festhalten und dich in arm nehmen!

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Danke trotzdem!! Das ist sehr lieb :-)

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Ich leide seit 10 Jahren an Depressionen und PTBS, mal mehr, mal weniger schlimm. Hatte auch einige Klinikaufenthalte und öfter Medikamente genommen.
Ich wurde ungeplant schwanger, auch noch während der Ausbildung. Ich hatte dieselben Ängste wie du.

Komischerweise ging es die erste Zeit erstaunlich gut, obwohl es einige Baustellen gab. Mir tat gut, dass mein Mann und meine Familie da waren. Immer, wenn es nötig (und möglich) war, kam jemand vorbei oder ich fuhr hin. Einfach, dass jemand da war, tat unheimlich gut.
Gibt es bei dir ein familiäres Netz oder gute Freunde? Das ist meiner Meinung nach wichtig. Es geht gar nicht um große Gesten, wirklich nur dass jemand da ist, in deinem Fall vielleicht die Große etwas bespaßt und dir Luft verschafft.
Ich brauche meine Freiräume. Einfach eine Stunde komplett ohne Kind, in Ruhe etwas lesen, faul rumliegen, Netflix. Da sind die Akkus schnell wieder voll.
Bist du in Therapie? Oft wartet man ja ewig auf einen Platz. Vielleicht solltest du dich jetzt um einen kümmern, dass du für den Fall der Fälle nach der Geburt einen Therapeuten sicher hast.
Wie sieht es mit einer Nachsorgehebamme aus? Die haben ja auch oft ein offenes Ohr.

Auch wenn das jetzt nicht positiv ist, aber mein Sohn ist jetzt 1 Jahr alt und ich funktioniere Tag für Tag für Tag. Für ihn bin ich Supermama, immer gut drauf, immer spielen und lesen und Quatsch machen und kuscheln. Klar soll man nicht alles in sich hineinfressen, aber anders geht es bei mir nicht. Ich bin dauermüde und erschöpft, obwohl der Kleine durchschläft. Kann mich kaum konzentrieren, habe wenig Appetit, täglich Kopfschmerzen, Albträume. Aber the show must go on 🤷‍♀️
Ich rede mit meinem Mann, wenn was ist, das hilft schon. Therapie oder Medikamente möchte ich nicht, das entscheidet ja jeder selber. Klar sind Depressionen schei*e, aber ich hab mich damit arrangiert. Es ist bei mir ja kein Dauerzustand, sondern auch mal ne gute Woche dazwischen. In meinem Umfeld weiß auch keiner davon, sich hinter einer Maske zu verstecken hab ich mit 16 schon gemacht und mittlerweile mache ich das automatisch.

Denk dran: Du bist eine tolle Mutter und das wirst du auch für zwei Kinder sein! 💕

Liebe Grüße ☺

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Hallo meine Liebe,
erstmal Hut ab, dass Du das so offen ansprichst.
Ich selber werdeseit der Geburt meiner Tochter 2016 gegen Depressionen behandelt. Wie es eben so ist, geht es mal gut, mal weniger. Nun bin ich wieder schwanger, weswegen ich auch die Medikamente abgesetzt habe (natürlich ärztlich begleitet). Kurz danach ging es mir deutlich schlechter, sodass ich wieder auf ein in der Schwangerschaft besser erforschtes Medikament eingestellt wurde.
Auch ich habe Angst, dass es schief gehen könnte. Mein Mann arbeitet viel und fährt lange, sodass ich auch viel alleine sein werde. Andererseits denke ich daran, dass es mir nach der Geburt meiner Tochter sehr viel schlechter ging und trotzdem alles gut geklappt hat. Jetzt hoffe ich, dass die zweite Geburt nicht so schrecklich wird wie die erste und so die Startbedingungen schon besser sind. Ich werde für diese Zeit engen Kontakt mit meinem Therapeuten und Arzt halten, falls es doch zu einer Krise kommen sollte. Ich spreche viel mit ihm darüber, waß mir schon ganz gut hilft.
Ich wünsche Dir alles Liebe!

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Hallo,
Erstmal: Super, dass Dh damit so offen umgehst. Das ist gar nicht so leicht.
Ich selbst bin seit gut vier Jahren in psychiatrischer Behandlung, wegen Depression bzw. auch bipolarer Störung. In dieser Ss kam zusätzlich ein Trauma von vor ein paar Jahren wieder hoch, was mich schließlich wieder in die "Obhut" einer Psychiaterin und einer Psychologin getrieben hat. Nach der Geburt meiner Tochter damals bin ich regelrecht zusammengebrochen! Und ich habe nun gesagt, obwohl mein zweites Kind ein Wunschkind ist, ich weiß nicht, wie ich das diesmal schaffen soll, wenn das wieder passiert. Ich hatte große Angst.
Mittlerweile habe ich kaum noch Angst, da ich mich nun in guter Betreuung weiß und mir von der Klinik immer wieder versichert wird, ich sei in besten Händen, denn sie haben sehr gute Programme speziell für Mütter und Schwangere. Auch ein Medikament soll ich nach der Geburt wieder bekommen (habe mein altes abgesetzt, kurz bevor ich das erste Mal schwanger wurde).

Ich kann nur empfehlen, mit dem FA mal drüber zu sprechen und sich gut betreuen zu lassen. Für mich gibt es kein besseres Mittel, als das Wissen, dass man die richtige Hilfe bekommt und wo.

Es ist auf jeden Fall möglich. Und auch mit psychischen Erkrankungen kann man eine gute Mutter sein. Man darf aber keine Scheu haben, sich helfen zu lassen.

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Vielen Dank ihr Lieben für die offenen und ehrlichen Antworten!
Ich bin auch generell der Meinung das endlich mal mit dem Klischee aufgeräumt werden muss, das man direkt einen an der klatsche hat oder verrückt ist, wenn man sagt, das man psychisch erkrankt ist. Leider wird man von der Gesellschaft zu schnell stigmatisiert und es wird einem sehr schwer gemacht offen damit umzugehen!!

Die ersten 2 Monate wird mein Mann an meiner Seite sein. Ab dann hab ich eben die Sorge das es schlimm werden könnte. Ich muss versuchen die ersten 8 Wochen ein gutes Konzept auf die Beine zu bekommen für mich. Ich bin in Behandlung , was mir auch gut tut. Meine Eltern, mein Bruder und 3 enge Freundinnen wissen auch Bescheid. Sie arbeiten aber alle Vollzeit und ich hoffe einfach, das wenn ich Hilfe brauche einfach jemand kommen wird!!

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Da hast Du leider recht. Das ruft in den meisten Leuten nur negative und schräge Assoziationen hervor. Was man ruhig auch mal sagen sollte ist, dass man nie etwas dafür kann und verdammt stark sein muss, um es immer wieder aus solchen Phasen herauszuschaffen.
Eltern müssen auch immer gut auf sich selbst achten. Je kleiner die Kinder, desto wichtiger ist Stabilität.
Für mich ist es immer das A und O, im Ernstfall vorbereitet zu sein und einen Plan A, B und C zu haben für Notfälle, auch wenn man diese dann zum Glück selten braucht :-) Und vergiss nicht, dass Du nicht die einzige bist, der es so geht.