Schichtarbeit und Schwangerschaft, habe ich richtig gehandelt? Mutterschutz

Guten Morgen,

Ich bin heute bei 7+1 und arbeite in einer Jugendhilfeeinrichtung mit 12 Jungs/Männern zwischen 14-19 Jahren.

Wir sind eigentlich chronisch unterbesetzt, es fehlen i.d.R. immer einige Mitarbeiter wegen verschiedener Gründe.
So sieht es auch für die kommenden 2 Monate aus, was bedeutet, dass über die Feiertage schon 2 Schichten a 23-25 Stunden fällig werden und auch der ein oder andere Tagdienst.

Getern habe ich z.B. um 10 Uhr morgens angefangen und werde dann heute gegen 11:00 Uhr richtung Nachhause aufbrechen...sprich: 25 Stunden mit Schlafenszeit von 23 Uhr bis 6 Uhr - dann ist Aufstehen, Wecken, Frühstück für Schule etc.


Ich wollte es eigentlich unbedingt für mich behalten, weil ich auch große,große Angst habe das Kind zu verlieren, da will ich meine Wunden alleine lecken und nicht meinem Arbeitgeber darüber erzählt haben, allen Kollegen erst recht nicht!!

Nun wissen sie also seit gestern Bescheid, aber nicht genau wie das arbeitsrechtlich ist, daher bin ich dann auch für die Nachtschicht geblieben..
Schlimm ist, dass über Weihnachten natürlich einige Urlaub haben, ein Kollege wurde erst vorgestern gekündigt und ich falle schätzungsweise auch für die Nachtschichten aus...die ich einerseits weitermachen würde, andererseits weiß ich nicht wie sinnvoll das ist 25 Stunden am Stück mit teilweise impulsiven, raufenden, streitenden Jungs alleine im Dienst zu sein.


Achja, das kommt hinzu..Also ich arbeite die Nachtschichten ca. ab 18:00 Uhr, manchmal ab 21:00 Uhr alleine bis zum nächsten Morgen 10:00 Uhr.

Nun bin ich also echt in der Zwickmühle. Habe das Gefühl meine Kollegen im Stich zu lassen, bzw. ggf. auszufallen, habe Angst mehr Leute "eingeweiht" zu haben, wenn es halt schief geht usw. Vielleicht kann sich jemand in die Lage hineinversetzen - ich bin sowieso schon so ein total ängstlicher Mensch, wenn es um das Thema Schwangerschaft geht. Am liebsten würde ich alle zwei Tage zum Arzt und alles abchecken lassen - das geht natürlich nicht :-(


LG

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Natürlich hast du richtig gehandelt. Wenn dein AG von der SS weiß, gilt ab sofort das MuSchuGesetz für dich!!! Die Schichtarbeit z.B. Geht gar nicht / du darfst nur maximal 8,5 Std pro Tag arbeiten und dein AG muss das in der SS anpassen, oder falls das nicht möglich ist, dich ins BV schicken...du brauchst auch überhaupt keine Gedanken haben du lässt deine Kollegen im Stich. Du bist schwanger und die Gesundheit deines Babys ( und natürlich deine ) steht an erster Stelle jetzt. Alles gute für dich und ❤️ Glückwunsch zur SS

https://www.lexware.de/artikel/mutterschutz-diese-regeln-gelten-fuer-schwangere-und-junge-muetter/

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Ich glaube so ein Arbeitsplatz ist nix für schwangere. Zu gefährlich.
Und wie schon geschrieben, Schichten jetzt eh nicht mehr.

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Ich sage oft, "wie gut, dass es Dinge gibt, die wichtiger sind als Arbeit"

Wie sind "deine Jungs" denn so drauf? Würden sie dich auffangen, dir helfen wenn es dir schlecht geht, oder bricht dann das Chaos aus? Ist zu erwarten dass sie dir gegenüber handgreiflich werden? Traust du dir zu die Nachtschicht zu übernehmen? Reicht dir der Schlaf in der Frühschwangerschaft? - das wäre ja auch ein grund auf das Mutterschutzgesetz zu pochen.

Soweit ich weiß, darf man auch, auf ausdrücklichen Wunsch der Schwangeren, ab Januar 2018 Schichtarbeit leisten. Das kann man auch jeder Zeit widerrufen.

Dein Arbeitgeber sollte sich dennoch schleunigst darum kümmern, dass die Mutterschutzrichtlinien eingehalten werden.

Ich bin Erzieherin in der Kita und bei mir ist es so, dass man bei Bekanntgabe direkt nach Hause geschickt wird... Erst wenn der Betriebsarzt das "okay" gibt, darf man wieder arbeiten. In meinem Fall gab er kein okay....

Mach dir aber bitte keine Gedanken oder ein schlechtes Gewissen. Ich finde es zwar löblich, wenn man sich für den Job aufopfert aber es gibt definitiv Dinge im Leben, die Priorität haben. Es ist nicht deine Schuld, dass der Kollege gekündigt wurde und da man bei Personalmangel nicht einfach so Leute rausschmeißt, wird das schon seine Gründe haben....

Daran trägst du keine Schuld. Und dein Baby geht vor. Glaubst du die anderen haben ein schlechtes Gewissen wenn sie krank sind? Gerade wenn du sagst, dass du Angst um dein Baby hast, würde ich auf die Signale achten, die mein Körper mir sendet und rechtzeitig die Reißleine ziehen.

Dass du es bereits gesagt hast, ist doch gut, nur so kann dein Arbeitgeber den Mutterschutz einhalten. Passieren kann immer was. Die ersten 12 Wochen geben keine Garantie auf ein gesundes, lebendiges Kind.
Ich habe in dieser SS schon bei Ausbleiben der Monatsblutung in der Teamsitzung verkündet, dass ich einen positiven Schwangerschaftstest gemacht habe und voraussichtlich wieder weg bin. Falls ich bald wieder da bin, möchte ich auf der Arbeit nicht darüber sprechen.
Das hat einen Grund. Ich war schonmal schwanger, und fehlte auch früh, so in der 6. Woche.... Natürlich wurde getuschelt und das bekamen auch die Kinder und Eltern mit. Nun war es so, dass wir in der 9. Woche gesagt bekommen haben, dass unser kind sehr wahrscheinlich sterben wird. Wir waren dann spazieren um den Kopf frei zu bekommen und da traf ich dann eine Mutter, die mich fragte wie es dem Baby geht. Das war hart und ich machte den Kollegen so klar, dass ich dieses mal nicht möchte, dass über mich vor den Kindern geredet wird.

Obs geklappt hat, weiß ich nicht, zumindest wurde ich nicht angesprochen...


Sollte es zu einer Fehlgeburt kommen, was ich dir nicht wünsche, dann wird das wahrscheinlich am Anfang schwer sein aber ganz schnell wieder Alltag einkehren. Meine Tochter starb im 7. Monat und auch ich wurde nur selten darauf angesprochen. Die Leute reden nicht gerne darüber. Und die mittleidigen Blicke halten sich auch in Grenzen.


Alles Gute dir.

Yunima mit Kämpferchen fest im Herzen und kleiner Hoffnung im Bauch

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Wie passt denn das zusammen: 12 streitende Jungs/Männer und eine überängstliche Sozialarbeiterin? War das schon vor der Schwangerschaft so?

Und was ist jetzt deine Frage konkret?

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Hallo Momo..

Was hat denn die Angst einer Schwangeren um ihr Kind mit der Kompetenz am Arbeitsplatz gemein?

Meine zahlreichen Fragen sind doch eigentlich meinem Post zu entnehmen?

Viele Grüße,

Laura

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Nur weil sie bzgl. Dieser Situation unsicher ist, heißt doch das nicht dass sie in ihrem Beruf unsicher ist...

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Dass Dir Deine Kollegen und die Betreuten nicht gleichgültig sind, zeugt von Deinem hohen Arbeitsethos. Und da ist das schlechte Gewisen eben ein normaler Begleiter. Dass Ihr (wie vermutlich fast alle Einrichtungen in dem Bereich) chronisch unterbesetzt seid, kann aber nicht Dein Problem sein. Der Gesetzgeber hat Nachtdienste für Schwangere nicht umsonst ausgeschlossen, die sind halt der Gesundheit nicht so wirklich zuträglich.

Ich persönlich halte auch nichts davon, mit der Bekanntgabe der Schwangerschaft zu warten, bis diese "stabil" ist, zumindest dann nicht, wenn die Arbeitsbedingungen nicht mutterschutzgerecht sind. Denn: Wann ist die Schwangerschaft stabil? Ich hatte einen Missed Abort in der 13. SSW. Und vor allem: Benötigt die Schwangerschaft nicht vor allem anfangs Schutz, so lange sie noch nicht so "stabil" ist?

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Also in der Kinder und Jugendpsychiatrie in der ich gearbeitet habe, war man als Schwangere ab dem Tag an dem man es dem Chef gesagt hat freigestellt... da war egal in welcher Woche man musste sich lediglich ein Berufsverbot vom Frauenarzt holen...

Aber generell hast du nun andere Rechte zum Beispiel nur noch bis 20:00 arbeiten ( also keine Nachtdienste mehr egal ob Bereitschaft oder nicht) und musst glaub jeder Zeit die Möglichkeit haben dich hin zu legen also muss mit dir immer jemand im Dienst sein und so... also so kenne ich es ...

Lg Lina

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"Also in der Kinder und Jugendpsychiatrie in der ich gearbeitet habe, war man als Schwangere ab dem Tag an dem man es dem Chef gesagt hat freigestellt... da war egal in welcher Woche man musste sich lediglich ein Berufsverbot vom Frauenarzt holen..."

Du hast das gemacht, wie man es Dir gesagt hat, aber Dein Arbeitgeber scheint gar keine Ahnung zu haben. Er kann Dir keinen mutterschutzgerechten Arbeitsplatz zur Verfügung stellen, also muss er Dich ins Beschäftigungsverbot schicken. Da hat Dein FA gar nichts mit zu schaffen. Irgendwie geht beim Thema Beschäftigungsverbot ganz viel quer, und das liegt offensichtlich nicht nur daran, dass bei den Schwangeren falsche Vorstellungen herrschen, sondern eben auch daran, dass Arbeitgeber udn Frauenärzte auch nicht so richtig informiert sind.

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Hallo Very,

so sieht es aus und ich gebe offen zu, dass ich nur ganz ungefähre "Vorstellungen" habe.

Ich habe natürlich gegoogelt und diverse Infors gefunden, aber so richtig ne Ahnung hat niemand in meinem näheren Umfeld. Heute wird erst einmal der Betriebsarzt kontaktiert..

Ich tappe gewissermaßen so richtig im Dunklen umher. Was darf ich, was soll ich, was soll ich nicht, wie oft und wann und vor allem - ich würde ja gerne, will aber natürlich nichts falsch machen. LG

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Dein Arbeitgeber ist verpflichtet eine Gefährdungsbeurteiling durchzuführen. Daraus ergibt sich dann, in wie weit dein Arbeitsplatz für dich in der Schwangerschaft geeignet ist bzw. wie er verändert werden MUSS, damit die Mutterschutzrichtlinien eingehalten werden.

LG Svea

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Wenn ihr schlecht besetzt seid, ist es das Problem des Arbeitgebers. Ich würde nichts riskieren- dafür gibt es das Mutterschutzgesetz ja!

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Huhu....

Also meine Erfahrung als Heimbereichsleiterin in einem psychiatrischen Wohnheim mit 34 Bewohnern und aufgrund von Personalmangel allein Dienste zu schrubben ist die, dass es kein Bienchen geben wird, wenn du dein Wohl und das deines Kindes riskierst. Auch ich liebe meinen Job und mir war die Personallage von Anfang an bewusst, dennoch glaube ich, sollte wir uns öfter vor Augen halten welche Prioritäten das Leben vorgibt und die Kosten-Nutzen-Rechnung genau unter die Lupe nehmen. Mein Arbeitgeber hat mich gebeten bis zum 4. Schwangerschaftsmonat weiter zu arbeiten, quasi auf freiwilliger Basis weil ich 'gebraucht ' werde, hatte allerdings die Option das zu verneinen und ins BV zu gehen. Nach reichlichem Überlegen war mir klar, so gern ich meine Arbeit und die Menschen dort mag, nachdem es sich um psychisch kranke, teilweise impulskontrollgestörte und fremdagressive Bewohner handelt, denen ich tagtäglich allein gegenüber stehe, kommt es für mich nicht in Frage das Risiko einzugehen. Jeder Mensch ist an seinem Arbeitsplatz ersetzbar. Das eigene Kind nicht. Sprich mit deinem Arbeitgeber und dem Betriebsarzt und wäge gut ab wo deine Prioritäten liegen.

Alles Liebe dir.