Wie gehe ich mit Trauer bei einem 3 jährigen um? Bin ratlos :-(

Hallo!

Mein Schwiegervater ist letzte Woche verstorben (genau auf dem Geburtstag unseres Sohnes) und heute ist die Beerdigung.
Ich habe unserem süßen erklärt, dass Opa nun bei den Sternen ist (bei Uroma und Uropa, der im Feb. gestorben ist, zu dem Linus allerdings nicht so den Kontakt hatte) und habe auch von einer Freundin das Buch "leb wohl lieber Dachs " bekommen.
Erst hat er es ziemlich gut aufgenommen, das Buch will er nicht lesen. sobald er den ersten Satz gehört hat lenkt er ab und will was anderes spielen. Nun ist es so, dass Linus (vor allem mir und seiner Oma gegenüber) ziemlich agressiv wird. Er haut, kratzt, und gestern hat er mich bewußt angespuckt. Dann kommt er wieder an und will schmusen. Wie gehe ich auf ihn ein? Wie gehe ich damit um. Wenn das Thema Opa aufkommt und er von sich aus über ihn redet, dann gehen wir darauf ein, wenn er schmusen will, dann nehme ich ihn auch in die Arme und wenn er sein Böckchen hat versuche ich auch erst ruhig zu bleiben (aber konsequent) und erkläre es auch anderen gegnüber, die merken, dass seine "Trotzphase" jetzt extremer geworden ist. Aber irgendwann ist mein Akku auch leer, manchmal gibt es Situationen (wie z.B. das Spucken) da komme ich mir so hilflos vor. Ich verstehe ja, dass er das ja auch alles verarbeiten muss, dass er nicht alles versteht (kann) und ich ihn da unterstützen muss, aber wie? Und ich kann ihm ja auch nicht alles durchgehen lassen nach dem Motto, das arme würmchen...
Kann mir einer helfen?
Achja, dass Trauer normal ist usw. versuche ich ihm auch so gut wie mgl. zu vermitteln, weine auch, wenn mir danach ist und erkläre es ihm.

LG

curlysue

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hallo

mein beileid

wir haben am 13.04 diesen jahres unseren schwiegervater/opa verloren und meine jungs 2 und 4 hingen sehr an ihm

schwierig zu sagen wie man als mutter damit umgehen soll wenn ein kind trauert.
wir haben auch erzählt das opa jetzt bei den sternen ist bzw haben wir erzählt das opa jetzt der hellste stern am himmel ist und wie es der zufall so wollte haben wir an dem tag auch einen riesen dicken fetten stern am himmel gehabt das war für uns eine gute gelegenheit meinen jungs den stern zu zeigen.
so haben sie jetzt was woran sie glauben können und sagen jeden abend gute nacht
wir nehmen sie auch mit auf den friedhof jeder hat seine eigene gießkanne und der große redet aufm friedhof ab und zu mit dem opa das finde ich sehr schön auch zu opas geburtstag hat er ein bild gemalt und hat es ihm aufs grab gelegt. zur beerdigung hatten wir sie allerdings nicht dabei, wir sind danach mit den jungs zum grab
der große hat viel geweint und war mehr oder weniger sauer oder wütend das opa jetzt nicht mehr da ist
abends wo er im bett lag haben wir noch darüber geredet und er hat geweint es kam von ihm aus .

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Mein herzliches Beileid für euch!

Es ist jetzt eine schlimme Zeit, die bestimmt die ganze Familie stark belastet. Und jeder hat sein eigenes Tempo und seine eigene Art, mit dem Verlust umzugehen - auch Linus.
Auch Trauer bei Kindern verläuft in verschiedenen Phasen, ähnlich wie bei Erwachsenen. Wut und Aggression, dass der Opa gestorben ist, dass ihr als "allmächtige Erwachsene" (so erlebt Linus euch noch mit seinen 3 Jahren) nichts dagegen unternommen habt sind vollkommen normal, verständlich und müssen sein!

Danach werden andere Phasen kommen...

Ihr als Erwachsene müsst jetzt durchhalten, ihm helfen und manche Verhaltensweisen auch ertragen!
Gehen dir bestimmte Verhaltensweisen ganz und gar gegen den Strich (wie das Spucken), dann reagiere ruhig und konsequent darauf.
Aber lass ihm bitte Zeit. Es ist erst eine Woche her! Kinder brauchen Monate, um den Verlust zu verstehen - manchmal noch länger, um ihn zu verkraften. Er ist noch klein - und der Tod hatte in seinem Weltbild bisher keinen Platz.

Hier noch einige praktische Tipps (denn er kann mit 3 Jahren besser übers Handeln verarbeiten als über´s Denken)

- Bastelt zusammen ein "OPA- BUCH" In einen Ordner o. Fotoalbum kommen alle Dinge, die Linus an den Opa erinnern. Fotos, nicht nur vom Opa sondern auch von Orten, an denen die beiden gemeinsam waren o. von Dingen, die sie gemeinsam getan haben. Dahinein kommen auch Zeichnungen von Linus, die er für Opa malt (es ist nicht wichtig, was drauf ist - es geht nur um die Verarbeitung) Vielleicht findet ihr auch in Zeitschriften Dinge, die Linus an den Opa erinnern...

- eine andere Möglichkeit ist die "OPA-SCHATZKISTE" In eine schöne Kiste, die ihr zusammen gestaltet oder kauft, kommt alles das, was euch an Opa erinnert: Fotos, Gegenstände (vielleicht seine Lieblings-Kaffeetasse o.ä.), Postkarten, vielleicht ein Spielzeug, mit dem Opa und Linus gern zusammen gespielt haben... Euch fällt da bestimmt was ein! Und dann könnt ihr immer wieder mal, wenn ihr besonders traurig seid, gemeinsam diese Schatzkiste hervorholen und euch gegenseitig Erinnerungen von Opa erzählen.
Bewahrt diese Kiste irgendwo auf, wo ihr sie ständig sehen könnt - aber seid bitte immer dabei, wenn Linus sie öffnen möchte!

Kinder lieben auch die Vorstellung, dass der Verstorbene jetzt als "Schutzengel" über sie wacht - aber das ist eine Glaubenssache, die ihr Erwachsenen für euch überprüfen müsst....

Ich wünsche euch viel Kraft für die nächste Zeit

Lg -tina-

PS. Macht euch bitte nicht verrückt um "die Erziehung". Darum könnt ihr euch später wieder kümmern! Jetzt ist eine Ausnahmesituation, in der ALLE anders reagieren als normal. Nutzt eure Kräfte erst einmal zur Trauerbearbeitung!

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Vielen Dank für Eure Antworten!

Zur Beerdigung hatten wir Linus heute auch nicht mit, wir sind dann am Mittag mit ihm zum Grab gefahren. Habe es ihm dann auch noch mal erklärt. Er hat kurz zugehört und sich dann abgewandt als wollte er sich jetzt nicht weiter damit befassen. Habe ihn auch gelassen.

Das mit der Opaerinnerungskiste finde ich eine sehr gute Idee. Mal schauen, ob Linus das mitmachen möchte. Denke die Kiste ist besser als das Buch, dann kann er z.B. auch das Holzauto, das Opa gbastelt hat da rein tun wenn er will usw.

Ich werde ihm (und uns) auf jeden Fall genügend Zeit geben und versuchen zu reagieren, wenn er es braucht. Mit dem Erziehen werde ich jetzt wirklich hintenan stellen, denn das Trauern hat erstmal Vorrang. Ich war mir in der letzten Woche nur so unsicher geworden, da dann auch andere versuchten mit reinzureden und wenn man selber auch nicht immer einen freien Kopf hat und die Trauer ja auch für sich selber verarbeiten muss, dann läßt man sich noch leichter aus dem Konzept bringen. Aber durch Eure Antworten weiß ich, dass ich doch noch auf mein Bauchgefühl hören kann und es gar nicht so falsch war. Muss mich nur halt daran erinnern es auch mal einzusetzen. Gerade so kl. Menschen wissen ja noch gar nicht, was da jetzt vorgeht und es ist unsere Aufgabe ihnen zu zeigen wie man mit Trauer umgehen kann. Ich hoffe, dass ich es richtig machen werde. Auf jeden Fall werde ich mein Bestes geben und mich auch in Geduld üben.

Noch einmal vielen Dank.

LG

curlysue