Hallo!
Mein Vater (72) ist Bluthochdruckpatient, wird entsprechend behandelt. Vor 3,5 Jahren hatte er einen Schlaganfall, den er ohne größere Schäden überstanden hat, bis auf leichte demenzartige Probleme und er läuft nicht mehr so flott wie vorher. Die Folgejahre ist er ein paarmal "umgefallen", das waren aber laut Arzt keine Schlaganfälle. Das letzte Mal passierte dies letztes Jahr im Oktober an meiner Hochzeit, seitdem hat er einen Herzschrittmacher. Seitdem ging es ihm eigentlich ganz gut. Am 13.4.07 findet meine Mutter (63) , die noch berufstätig ist, ihn nach der Arbeit (ca. 16 Uhr) zuhause - bewusstlos, unbekleidet auf dem Rücken auf seinem Bett liegend, in seinem Erbrochenen und auch sonst alles nass. Der Wasserhahn im Bad lief noch, es muss also direkt morgens nach dem Frühstück passiert sein, das konnte man an einigen anderen Dingen erkennen, die mein Vater jeden Tag mit der gleichen Genauigkeit zur gleichen Uhrzeit tut. Also hat er ca. 6-7 Stunden da gelegen Das er das überhaupt erstmal überlebt hat, grenzt an ein Wunder. Die Notärzte konnten ihn nicht wachkriegen. Es war auch Erbrochenes in der Lunge. Erst kam er ins normale Krankenhaus, dann in die Uniklinik in die Neurochirurgie. Dort sofort in den OP. Das ganze Gehirn, besonders die Bereiche, wo Hirnwasser ist (wenn ich den Arzt richtig verstanden habe) waren voller Blut. Zunächst glaubten sie an ein Aneurysma im Gehirn, was sich aber einen Tag später nach einer Katheteruntersuchung nicht bestätigte. Einen zusätzlichen Herzinfarkt konnten sie auch ausschließen. Sein Zustand ist auch heute noch kritisch. Er wird noch teils künstlich beatmet, die Narkose wird ganz langsam weggenommen, um zu sehen, ob er aufwacht. Wir leben im Moment nur von Tag zu Tag und können nur abwarten, OB er aufwacht, und wenn ja, hat er dann irgendwelche Schäden (Lähmung, Sprache etc.)? Ich war das erste Mal in meinem Leben auf einer Intensivstation, das war schon hart, aber ich habe es gut gemeistert. Es ist so schlimm, weil man nichts tun kann, weil man nicht weiß, ob er leidet usw. Und es sieht schon befremdlich aus, weniger die ganzen Apparaturen, aber sein Körper wirkt so aufgedunsen und der rasierte Kopf...
Stand 23.4.07
Auch heute noch, 10 Tage danach lieg er im tiefen Koma und wacht nicht auf. Die Ärzte erklärten uns, dass dies auch nicht mehr passieren wird. Seine Hirnschädigungen sind zu groß. Es funktionieren nur noch die "niedrigen Hirnfunktionen" wie Atmung und Herzschlag. Alles andere wie Bewusstsein, Empfindungen, Sehen, Hören, Fühlen, Sprechen, Bewegen - ist zerstört. Man könnte ihn in ein Pflegeheim legen und dann würde er ewig so da liegen wie jetzt auf der Intensivstation. Soll das Leben sein? Außerdem müssten die Ärzte dann - wenn man nicht vorher Einwände dagegen ausspricht - in Problemsituationen wieder eingreifen, also wieder Hirn-OP, Luftröhrernschnitt etc. Aber das wollen wir ihm nicht zumuten und auch er hätte das sicher nicht gewollt, wie eine "Puppe" irgendwo in einem Heim vor sich hin zu vegetieren.
Heute nachmittag werden wir uns mit den Ärzten zusammensetzen und beraten, was zu tun ist. Selbst wenn man jetzt die letzten Medikamente absetzt, könnte es noch Wochen dauern, bis er es "überstanden" hat.......................Meiner Mutter geht es natürlich sehr schlecht, sie fühlt sich, als ob SIE das Todesurteil fällt, wenn sie jetzt sagt, sie sollen alles noch unterstützende abstellen. Aber wir stehen alle hinter ihr und sind der gleichen Meinung. Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand so "leben" möchte...............er merkt ja wahrscheinlich nicht mal mehr, dass er noch lebt.......................oder?
Ach, das ist alles so schwer und bedrückend.............
Gestern nachmittag waren wir wieder bei ihm. Die Ärzte haben uns ganz in Ruhe alles erklärt. Dann wurde meine Mutter nochmal gefragt, was sie glaubt, ob er hätte da so liegen wollen bis ans Lebensende. Das haben wir natürlich ALLE verneint (mein Onkel, also sein Bruder, war auch dabei) Man musste übrigens nichts unterschreiben. Ich bin dann nochmal zu ihm und hab mit ihm gesprochen, auch wenn er nichts hört, und hab gesagt, er muss keine Angst haben..............ich war total am Zittern.............Dann sind wir nach Hause. Gestern abend gegen 19 Uhr haben sie dann alles abgestellt, die Drainagen ausm Kopf entfernt usw. und jetzt heißt es warten. Er bekommt jetzt nichts mehr. Sie sagen, wenn jetzt irgendwelche Komplikationen eintreten, wird nichts mehr dagegen getan, d.h. sie lassen den Dingen ihren natürlichen Lauf. Das einzige, was er noch bekommt, ist Morphium. Er merkt zwar eh nichts mehr, aber damit der Körper ruhig liegen bleibt..................Sie fragten noch, ob man dabei sein will, wenn es soweit ist (die können das wohl in etwa abschätzen) und ob man auch nachts angerufen werden möchte.
Das Warten ist das schlimmste...................................3 kg hab ich schon abgenommen................
Man fühlt sich irgendwie wie in Trance..............
Gerade erfahre ich, dass er nun auf der Normalstation liegt, nicht mehr auf Intensiv. Wie lange das nun dauern mag? Hoffentlich merkt er wirklich nichts mehr.
Gut, dass meine Mutter und meine Schwiegereltern Patientenverfügungen haben. Mein Mann und ich werden sowas jetzt auch sofort ausfüllen. So ein Erlebnis hinterlässt Spuren............
Danke fürs Lesen
LG Merline
Mein Paps wird wohl sterben.....................
Hallo Merline!
Es tut mir sehr sehr leid, dass Dein Paps Euch wohl verlassen wird. Wie lange es dauern wird, kann Euch wohl niemand sagen und diese Zeit ist sicherlich mit die schlimmste Zeit!
Ich habe meinen kleinen Bruder verloren, allerdings kam er ganz plötzlich und unverhofft bei einem Autounfall ums Leben. Er war halt ganz plötzlich nicht mehr da. Für mich war die schlimmste Zeit - das warten auf die Beerdigung! Denn bis dahin hab ich noch immer Hoffnung gehabt. Selbst als meine Mama mir sagte, dass sie ihn nochmal am Sarg besucht hat und er es wirklich ist, konnte und mochte ich es nicht glauben!
Für Dich, Deine Familie und Deinen Paps hoffe ich, dass Ihr alle die Kraft für das was jetzt kommt habt und nicht lange warten müsst!
Fühl Dich gedrückt...
Claudine
p.s. Was für einen Text suchst Du und wofür?
Hallo, Claudine!
Das tut mir sehr leid mit deinem Bruder.
Ich suche etwas für die Todesanzeige. Nicht diese gewöhnlichen Dinge, die dort drin stehen. Irgendeinen passenden Spruch.........
Hallo!
Bei meinem Bruder hatten wir folgenden Spruch in der Todesanzeige:
Und die Sonne sank,
bevor es Abend wurde!
Ich finde den Spruch nach wie vor sehr sehr schön. Als Hintergrund in der Anzeige hatten wir einen Sonnenuntergang am Meer!
LG
Claudine
Mir kommen die Tränen, wenn ich das lese und auch meine Erinnerungen werden wach. Auch ich habe meinen Vater verloren, nach 3 Jahren langen Kampf!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und deinem Vati wünsche ich das er bald seine Ruhe findet!
Sei lieb gedrückt!
Claudi
ach gott...
das tut mir sehr leid!
ich drück dich mal virtuell!!!!!!!
Hallo,
wenn ich das so lese, fühle ich mit Dir, denn ich machte vor einem Monat mit meiner Mama fast das selbe durch.
sie wurde mit einer massiven Gehirnblutung ins Krankenhaus gebracht. Man konnte nichts mehr für sie tun, aufgrund einer Patientenverfügung konnten wir die Dialyse ablehnen (Sie war 4 Jahre Dialysepatientin). Wie mussten nun abwarten. Wir mein Papa und ich haben viele Stunden bei ihr auf der Intersiv verbracht. Wir wollten bei ihrem Tod dabei sein und die im Krankenhaus vesprachen uns anzurufen. 4 Tage später war es dann soweit, wir zureden in der 7 um 7 angereufen und um 8:45 Uhr verstarb sie. Ich hielt ihre Hand obwohl sie nichts mehr spürte, da das Hirn ja schon tot war. Sie wurde 52 Jahre und 3 Tage alt...
Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz ganz viel Kraft und Menschen die euch beistehen.
Sonja
hallo merline!!
das tut mir so leid,ich weiss gar nicht genau was ich schreiben soll...
von einer sehr guten kollegin ist der mann vor ca. einem dreiviertel jahr gestorben...
schwerer unfall,lag auf der intensiv,war nur durch die maschinen am leben.
sie wurden dann abgestellt und er starb...
wielange es dauerte und warum hab ich meine kollegin bis heute nicht gefragt,ich kannte ihren mann sehr gut und sie mag noch immer nicht darüber reden...
ich denke oft ´noch daran,er war gerade 40 jahre geworden...
ich wünsche dir und deiner familie ganz viel kraft in der kommenden zeit,es wird sicher noch sehr schwer.
stille grüsse,nadine
Das ist echt traurig....., aber gestatte mir eine Frage.
Du schreibst, er bekommt gar nichts mehr...beinhaltet dies auch, das er keine Nahrung mehr bekommt? Keine Flüssigkeit? Nur Morphium?
Entschuldige, es interessiert mich einfach....
Ich wünsche Euch auf jeden Fall ein starkes Herz in der kommenden Zeit....haltet zusammen und haltet Euch einander fest...
Mona
Vielen Dank für eure lieben Worte.
Ja, man muss jetzt abwarten. Leider können wir nicht jeden Tag hinfahren..............trotz allem muss das Leben weitergehen, und wenn man berufstätig ist............ Keiner setzt heutzutage seinen Job aufs Spiel. Morgen werden wir wieder hingehen. Ich hab jedesmal Angst, wie mag er jetzt wohl aussehen...............irgendwie sah er jedesmal ein klein bißchen anders aus............Und jedesmal denke ich - ich schaffe es nicht, da wieder rein zu gehen, aber komischerweise bin ich immer die erste, die an seinem Bett steht. Ich habe auch noch nie einen Toten gesehen. Natürlich habe ich Angst davor, aber ich glaube, das jetzt ist schlimmer, als wenn man ihn erlöst weiß.................
Hallo Merline !!!!!!
Sei erst mal ganz feste von ganzen Herzen !!
Hab eben erst Dein Posting entdeckt... kenn Dich eigentlich ganz fröhlich mit tausend Ratschlägen aus dem Hochzeitsforum. Hatte auch letztes Jahr von Deinem Bericht gelesen mit dem Zwischenfall Deines Vater.
Man kann Dir nur alle erdenkliche Kraft wünschen die Situation durch zu stehen.
Ich kann es gut nachvollziehen wie das ist - kenn es leider auch als mein Opa vor einigen Jahren gestorben ist. Wir hatten damals auch gemeinschaftlich beschlossen daß es aufgrund seiner Situation das Beste sei ihm ein kurzes Ende zu bescherren als ihn ewig dahin vegetieren zu lassen.
Mein Opa hatte Krebs im fortgeschrittenen Stadium, der bereits im ganzen Körper gestreut hatte. Als dann auch noch das Rückemark befallen war und er nur noch im künstlichen Koma lag, vollgepumpt mit Morphium auf dem Wasserbett, da die Knochen dann in sich zerfallen. Aufgrund ein paar Schlaganfälle während der Behandlungen weil dem Köper alle zuviel wurde war er sowieso alles andere als unter uns.
Die Entscheidung ist grausam, ich kann´s Dir echt nachvollziehen was ihr eben durchmacht. Bei uns war es dann ein Samstag wo wir wußten daß die Ärzte eine OP riskieren weil sie davon ausgingen, daß sein Körper eine Narkose nicht mehr überlegen würde. Und einfach die Atemgeräte abstellen und ihn ersticken lassen, das konnten wir nicht. So saßen wir dann zuhause und wußten es ist nun 10.00 Uhr, er ist im OP und nun wird er endlich seinen Frieden finden können.
Glaub einfach daran, daß es für ihn eine Erlösung sein wird !!
Er hätte es sicher nicht verdient endlose Zeit wie ein Puppe dahin zu vegetieren und keine Ruhe zu finden. Ich denke er wenn mit Euch sprechen könnte, er würde Euch bekräftigen daß es der richtige Weg ist. Nutz die Zeit und verabschiede Dich. Im Geiste und im Herzen wird er sowieso ewig und immer bei Euch sein !!!
Liebe Merline, ich wünsch Dir und Deiner Familie alle erdenkliche Kraft die Sache durch zu stehen !! Versuch auch ein bisschen Ablenkung für Dich selber zu finden um wieder neue Kraft zu finden.
Wenn Du reden willst, kannst Dich gerne jederzeit melden !!
LG Anja
Hallo, Anja,
vielen, vielen Dank.................ja, es ist wirklich nicht leicht. Meine Mutter entschuldigt sich immer bei mir, dass ich sowas miterleben muss. Aber da kann sie doch nix für. Es ist doch mein Papa - auch wenn wir nie die typische innige Vater-Tochter-Beziehung hatten, er war eher wie ein Freund und Kumpel. Aber das ist doch egal. Schließlich ist er mein Vater und ohne ihn gäbe es auch mich nicht. Ich bin andererseits so froh, dass er meine Hochzeit zumindest noch halbwegs mitbekommen hat und die neue Wohnung, in die wir vor 4 Wochen gezogen sind..............Fast scheint es, als hätte er gewartet, bis er mich versorgt wusste. Ist jetzt überhaupt kein passender Vergleich, aber mein Kater ist auch dann sehr krank geworden, als ich meinen Mann kennenlernte. Auch da mussten wir eine Entscheidung treffen und ihn einschläfern lassen. Er war fast 15. Ich fände es schön, wenn mein Paps meinen Kater wieder treffen könnte, denn die zwei mochten sich gut leiden
LG Merline
Hallo,ja es ist sehr schwer was ihr jetzt durchmacht.Man brauch viel Kraft und Nerven.Mein Vater kam am 30.01.06 total überraschend in die Klinik,ihm ist die Arortha im Bauch geplatz.Er wurde sofort stundenlang operiert und uns wurde wenig Hoffnung gemacht. Am nächsten morgen ein Anruf aus der Klinik,wir sollen kommen....Ich bin von meinem Arbeitsplatz los gestürzt in die Klinik,saß an seinem Bett,hielt seine Hand und 10 Minuten später ist er gestorben.Ich konnte mir das früher nie vorstellen....aber ich bin so froh,daß ich bei ihm sein konnte und absulut sicher,daß er auf mich gewartet hat.Der Schmerz war unerträglich für mich,aber auch eine beruhigung,denn er schlief ganz ruhig ein.Ich habe seinen Tod heute noch nicht überwunden,es dauert noch lange.Versuch, wenn es irgendwie machbar ist,bei ihm zu sein.Es wird auch Dir helfen,diese schwere Zeit einigermaßen zu überstehn.Alles Gute und liebe Grüße,Gaby
Auch dir lieben Dank, Gaby!
Ja, sowas mit der Aorta im Bauch ist sehr gefährlich. Also ein Aneurysma. Mein Opi hatte das und wurde mit 80 noch daran operiert und lebte noch 3 schöne Jahre. Der Vater meiner Freundin (70) hat das auch und muss immer regelmäßig zu Untersuchungen, anscheinend ist es für eine OP noch zu früh.
Ich bin auch froh, dass mein Papa 1 Woche vor dem schlimmen Ereignis bei uns war, wir hatten Ostersamstag ein 3-Gänge-Menü gezaubert und es hat ihm soooooooo gut geschmeckt. Und was seltsames fällt mir da auch noch ein - genau an dem Ostersamstag ist ein Fisch aus unserem Aquarium gestorben. Komische Zusammenhänge manchmal.....................Für mich ist das wichtigste, dass er keinerlei Qualen hat. Er hatte leider keine Patientenverfügung, meine Mum hat sowas. Und ratet mal, was mein Mann und ich noch dieses Wochenende ausfüllen werden? Genau, zu früh gibt es glaub ich für sowas nicht.
Heute konnte ich wenigstens schon mal wieder etwas mehr essen..............letzte Tage bekam ich ja gar nix runter..........