Ich krieg die Bilder nicht aus dem Kopf :((

Hallo zusammen,

jetzt ist es beinahe ein Jahr her (am 2.11.), dass meine liebe Mama mit gerade mal 59 Jahren gestorben ist. Woran genau es gelegen hat, kann keiner sagen, weil es so schnell ging. Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll...

Meine Mama war anscheinend Alkoholikerin, was sie auch sehr gut vor uns verborgen hat. Im nachhinein hab ich erfahren, dass sie morgens nach dem Einkauf ihren Schnaps direkt am Laden getrunken hat, damit wir die Flaschen nicht finden. Sie hatte sich in den letzten Jahren immer mehr in Passivität verkrochen und hat einfach dicht gemacht, wenn ich mit ihr darüber reden wollte. Von psychologischer Hilfe ganz zu schweigen... Jedenfalls hatte sie so gut wie keinen Anteil mehr an meinem Leben#heul(und hat sich scheinbar auch nicht mehr wirklich daran interessiert) - abgesehen von einigen schönen Abenden, die wir gemeinsam mit Papa und meinem Freund verbracht haben. Und selbst diese kleinen Erinnerungen verblassen mittlerweile.#heul.

Was mir so schwer zu schaffen macht ist der Verfall, den ich tagtäglich im Krankenhaus miterleben musste. Sie wurde immer verwirrter, hat Phantasiert und mit riesigen Augen an die Decke gestarrt. Ich möchte sie doch so gerne als die Mama in Erinnerung behalten, die sie einmal war! Aber diese schrecklichen Bilder und der Schmerz, den ich dabei empfunden habe, wenn ich sie besucht habe, läßt mich einfach nicht los. Hinzu kommt, dass die Nachbarschaft wahre Schauergeschichten darüber erzählt hat, was für ein seltsamer Mensch sie doch war... Ich habe sie nie so erlebt und es tut einfach weh, dass die Leute sie so schlecht gemacht haben...

Was kann ich nur tun, um endlich die Bilder los zu werden? Auch höre ich immer das Telefon klingeln, obwohl es gar nicht klingelt, weil mein Papa, als sie ins Koma gefallen ist, verzweifelt versucht hatte, mich zu erreichen und ich durch das Klingeln aus dem Schlaf gerissen wurde.

Es macht mich traurig, dass ich meine Mutti nach und nach immer mehr "verliere" und statt dessen immer die schrecklichen Momente aus dem Krankenhaus im Kopf habe.

Danke fürs Zuhören und eine Kerze für meine geliebte Mutti#kerze
Sandra



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Ach Du Arme...lass Dich mal drücken-auch wenn wir uns nicht kennen.
#liebdrueck

Ich glaube nicht , dass man es unbedingt alleine schafft, Frieden zu finden, sondern dass man sich Hilfe holen sollte.
Als mein Vater starb, war ich in einer ähnlichen Situation...lange Zeit habe ich nachts geträumt, dass er mich zu sich holen will und ebenso lange habe ich versucht, die (Schuld-)gefühle zu verdrängen, dass ich ihm nicht helfen konnte.

Irgendwann, Jahre später hat mich all dies eingeholt und sprichwörtlich überrollt.Ich habe ganz schlimme Depressionen bekommen.Nur eine Therapie konnte mir helfen, mit meiner Hilf-losigkeit und meinen Schulgefühlen umzugehen.

Ich wünsche Dir viel Kraft!
LG
smn

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#kerze

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Liebe Sandra,


#liebdrueck#kerze

Das tut mir sehr leid für Dich

mein Vater war auch Alkoholiker und ist am Mittwoch vor 7 Jahren gestorben ( im Alter von 52 Jahren). Die guten Zeiten mit ihm sind schon länger vorbei, weil uns seine Krankheit bekannt war, nur wollte er sich leider nicht helfen lassen.

Ich war immer ein Papakind und sein Verlust hat mir sehr zu schaffen gemacht, ich kann mir daher vorstellen wie Du Dich fühlst.

Auch ich habe ständig die letzten Bilder vor Augen, kann mir kaum noch vorstellen wie er zu gesunden Zeiten war. Aber ich habe gelernt damit einigermaßen zu leben und wirklich schlimm ist es nur noch an tagen wie am Mittwoch oder am Geburtstag.

Ich wünsche Dir alles Liebe und ganz viel Kraft

LG Tanja

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Hallo liebe Sandra,

meine Mutter ist im Alter von 60 Jahren an Krebs verstorben. Sie war zwar keine Alkoholikerin, aber sie hatte Darmkrebs. Ich habe sie bis zum letzten Atemzug begleitet. Sie sammelte im Endstadium auch schwarze Männchen von ihrer Bettdecke, stand im Krankenhaus auf, um die Bettwäsche zusammenzulegen (stürzte dabei auch) und war gegen Ende einfach sehr verwirrt.

Ich hatte aber ca. zwei Jahre damit zu kämpfen, die Bilder über ihre letzten Atemzüge aus dem Kopf zu bekommen. Ein wahrer Alptraum! Eine halbe Stunde vorher war ich mit meiner sehr guten Freundin noch spazieren, da ich unbedingt mal raus musste...Mein Vater schrie: Wir lieben dich, meine Mutter hatte nur noch eine Schluckatmung. Als sie aufhörte zu atmen, wich plötzlich all ihre Farbe aus ihrem Köper, sie war eben totenblaß. Wir riefen den Hausarzt und den Bestatter, zogen ihr ihre Lieblingssachen an. Der Bestatter kam an einem grauen vernebeltem Novemberabend. Als sie im Sarg lag, nahmen wir noch einmal Abschied.

Das alles kam mir vor wie ein falscher Film, ich musste ganz oft an eben diesen Moment denken, dabei war doch das Leben mit meiner Mutter so viel länger...sie war eine so tolle Person!

Mich hat das oft auch so frustriert. Heute nach nunmehr 6 Jahren sind die Bilder irgendwie verblasst. Während ich das hier schreibe sind sie immer noch sehr präsent aber ich muss nicht mehr daran denken. Wenn ich Fotos von meiner Mama sehe, dann kann ich jetzt auch wieder an die schönen Momente mit ihr denken ohne sofort den Moment des Sterbens oder ihre Verwirrtheit am Ende vor Augen zu haben. Ich kann mitlerweile lächeln, wenn ich sie auf einem Foto sehe und breche nicht mehr in Tränen aus. Das bringt einfach die Zeit und das "Verarbeiten" mit sich...

Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass sehr viele meiner Tränen egoistischer Natur waren. Ja, ich habe mich selbst bedauert, was es bedeutet für mich, dass meine Mama nicht mehr da ist! Mittlerweile kann ich mich ganz aufrichtig für sie freuen, dass sie von ihrem Leiden so schnell erlöst wurde. Ihr geht es bestimmt sehr gut, da wo sie jetzt ist.

Was du tun kannst? Ich weiss es nicht, jeder geht anders mit Trauer um. Viel reden, versuchen sich die schönen Momente ins Gedächtnis zu rufen, dich von Schuldgefühlen frei machen...

Liebe Grüße
Christina

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meine mutter war auch eine alkohlikerin,sie ist am 18.2.2005 daran gestorben.anfang januar kam sie ins krankenhaus normale stadion dann der große schock intensivstation herzversagen hat sich noch mal aufgerappelt um ihre 6 kinder noch mal zu sehen,februar dann nach hause eine woche später sie hatt früh ihre augen geschlossen,
ich bekomme die bilder auch nicht aus meinen kopf.
(so jetzt muß ich weinen)
ich habe bis zum schluß zu geguckt wie sie meine mutter in den sarg gelegt hatten.das war so furchtbar.

ich vermisse sie sehr ich kann das alles nicht verstehen.

danke das ich das mal loswerden durfte


#kerze mutti ich werde dich nie vergessen

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Liebe Sandra,

lass sie gehen - lass sie los!
Das ist das Einzige, was du noch für sie und nicht zuletzt für dich selbst tun kannst.
Egal woran auch immer man geliebte Menschen verliert, für denjenigen, der bleiben muss, ist es am schwersten.
Denke nur stets daran, aus den Fehlern deiner Mutter ( Eltern ) zu lernen und erspare deinen Kindern, wenn du welche hast, das gleiche Schicksal. Das wünsche ich dir von ganzem Herzen.

LG Jan

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Es tut gut, Zuspruch von Menschen zu bekommen, die genau wie ich einen lieben Menschen verloren haben. Als es noch ganz frisch war hat es mir sehr geholfen, eine Kerze anzuzünden und mit Mutti "zu sprechen". Über alles mögliche, wie der Tag war,dass sie mir fehlt, ob es ihr gut geht usw. Mittlerweile ist es schon Wochen her, dass ich die Kerze "gebraucht" habe. Für mich war das ein Zeichen, dass es Bergauf geht. Nur... zum Friedhof geh ich sehr selten. Irgendwie ist es so, als würde mich jemand hinten am Hosenbund festhalten, um nicht dort hin zu gehen. Aber auch das werd ich mit der Zeit hinbekommen.

Gott sei dank hab ich ja noch meinen Papa, wobei mich manchmal die Angst beschleicht, dass auch er irgendwann nicht mehr da sein wird. Aber da möchte ich noch gar nicht drüber nachdenken.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft,

herzliche Grüße, Sandra