Kleinkind auf Tot des Bruders vorbereiten

Hallo,
Und zwar ist es leider so, dass unser ungeborener Sohn einen schweren Herzfehler hat. Er wird wenige Tage nach der Geburt versterben. Bislang haben wir dies noch nicht mit unserer Tochter (2;8 J.) thematisiert, weil es unglaublich schwer ist. Sie freut sich so sehr auf ihren Bruder, fragt täglich nach ihm. Kann mir jemand einen Tipp geben, wie wir ihr erklären können, dass ihr Bruder nach der Geburt zwar mit nach Hause kommt, aber nicht lange bleiben kann? Auch gerne mit Buchtipps. Wir haben zwar noch bis Ende August Zeit, allerdings bricht es mir das Herz, ihr ins Gesicht zu lächeln und ihr immer wieder sage, dass ihr Bruder sie auch liebt und sich auf sie freut. Sie ist ja auch nicht doof und bekommt mit, dass wir sehr traurig sind.

Über Hilfe wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße Julchen

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Hallo meine Liebe

Es tut mir sehr leid, dass ihr dies jetzt alles durchstehen müsst.

Im März 2017 bekamen wir die Nachricht, dass unsere ungeborene Tochter entweder während der weiteren Schwangerschaft, der Geburt oder kurz danach sterben würde. Unser Sohn wurde kurz darauf 3. Wir haben ihm von Anfang an erklärt, dass seine Schwester sehr krank ist und vielleicht nicht bei uns bleiben kann. Als ich im April 2017 unsere Tochter dann in der 28. SSW still entbinden musste, durfte unser Sohn mit den Omas kommen und seine Schwester sehen. Wir haben ihm immer wieder erklärt, dass seine Schwester nun bei Gott ist und immer in unseren Herzen bleibt. Wir aber trotzdem darüber traurig sind. Für die Beerdigung haben er und seine Cousinen den Sarg schön bemalt und Seifenblasen zum Himmel geschickt. Für ihn war das alles das normalste der Welt. Wir haben uns über die Caritas auch professionelle Hilfe geholt. Und heute, über 3 Jahre später, ist es für unseren Sohn und auch seiner kleinen Schwester (22 Monate alt) immer noch das normalste eine Schwester im Himmel zu haben. Es gibt auch Fotos, die immer wieder gerne angeschaut werden.

Ihr müsst den für euch richtigen Weg finden. Unser Umgang damit ist nur ein Beispiel wie es sein kann. Jede Familie hat andere Ansichten, Charaktere und Persönlichkeiten. Sprecht offen miteinander ist mein einziger Rat.

Alles Gute für euch und eure Familie. Wenn du möchtest, kannst du mich jederzeit gerne per PN kontaktieren.

LG Nona mit einem Sohn und einer Tochter an der Hand, einer Tochter im Herzen und Wuzerl im Bauch

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Entschuldigung. Kleine Korrektur. Unser Sohn wurde zu dem Zeitpunkt 2. Habe mich vertippt.

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Ich würde ihr das genau so erklären wie du es uns jetzt geschrieben hast.
Deine Tochter ist noch klein. Sie wird mit dem Thema viel einfacher und selbstverständlicher umgehen als du dir jetzt denkst. Für kleine Kinder ist sowas keine Schocknachricht.
Ich weiß noch wie ich meinem 3,5 Jährigen gesagt habe das die Uroma unheilbar Krebskrank ist und nicht mehr lange bei uns ist. Für den war das nicht traurig. Der fand das alles eher interessant und wollte genau wissen warum denn der Arzt Oma nicht mehr helfen kann usw.
Deshalb bin ich für Kindgerecht erklären, Fragen beantworten und teilhaben lassen an allem was da kommt. Sie darf ruhig eure Trauer erleben, das müsst ihr nicht vor ihr verstecken. Sie merkt eh das was im Busch ist, Kinder haben feine Antennen.
Beim Tod meiner Oma waren sie 1 und 3, bei der anderen Uroma 6 und 8 und beim Uropa 8 und 10. Bei allen 3en wussten wir das Tag X bald kommen wird und haben die Kinder informiert, aufgeklärt, sie haben alle 3 Urgroßeltern im Sterbeprozess begleitet und durften jederzeit alles fragen.
Das einzige wo ich nicht dran gedacht habe: Die Großeltern meines Mannes haben ein Tiefengrab. Oma starb 2 Jahre vor Opa. Und der kleinere Sohn dann auf dem Friedhof bei der Beerdigung plötzlich "Ey, das ist ja Uromas Grab. Die können den Sarg mit Opa doch nicht einfach auf Omas Sarg drauf stapeln" #schwitz und Schwiegermutter meinte ganz cool "Och, die 2 haben über 50Jahre in einem Bett geschlafen. Dann können die jetzt auch in einem Grab liegen. Oder nicht?"

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Lilly ist ein Sternenkind

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Wir haben das Buch unserer damals 2.5 teilweise gezeigt und mit ihr gelesen.

Unsere 2. Tochter ist in der 17 ssw still geboren worden und nachdem wir erfahren haben, dass sie nicht lebensfähig ist, haben wir ihr auch gesagt das unserer Baby krank ist. Wir haben sie auch zur Beerdigung mitgenommen. Das war uns sehr wichtig.
Das Baby hat sie nicht gesehen, es war nicht mal 10 cm groß nur 30g und wegen der Fehlbildung (Offener Schädel) haben wir es ihr nicht sehen lassen. Haben aber Fotos.

Wäre das Baby bereits größer und vollkommener gewesen hätten wir ihr es aber gezeigt.

Viel Kraft und Mut für die kommende Zeit.
Wünscht dir Tina

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Von der Autorin gibt es auch einen gutes Ratgeber
Mein Sternenkind
Leider konnte ich das Buch erst nach dem Tod der kleinen lesen.

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Hallo ihr Lieben,
Vielen Dank für eure Rückmeldungen und Erfahrungsberichte. Es tut mir Leid dass ich so spät antworte, die letzten Tage brauchte ich ein wenig Abstand.
Ich bin euch aber sehr dankbar und wir werden versuchen, unserer Tochter dies zeitnah mitzuteilen.

Liebe Grüße Julia

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Ich würde es ihr kindgerecht genauso sagen wie es ist.
Vor 6 Monaten ist unsere zweite Tochter völlig überraschend bei 39+0 still zur Welt gekommen. Ich habe es anfangs für das richtige gehalten unsere "große tochter" zu dem Zeitpunkt 2,2 jahre alt völlig rauszuhalten und nichts zu sagen.
Rückblickend war es die absolut falsche Entscheidung und ich würde es nie mehr so machen
Als ich es ihr dann 3 Monate später gesagt habe habe ich gemerkt wie viel entspannter sie geworden ist. Weil sie endlich wusste warum sie ganze Zeit sp ein Chaos Zuhause war und Mama so viel geweint hat. Es war eine riesen Erleichterung für uns alle. So kann sie jetzt auch ihre Gedanken mit uns besprechen und wir auch was das Grab angeht ganz doll einbezogen. So wie sie es möchte.

Rückblickend würde ich immer sagen das Kind kindgerecht einzuweihen
Ehrlich zu sein und auch Gefühle zu zeigen
Sie einzubeziehen und nicht auszuschließen.

Ich wünsche euch ganz ganz viel Kraft für Die Zeit die euch bevorsteht.
Es tut mir so leid das ihr dieses Schicksal tragen müsst und hoffe das ihr so gut wie es nur geht dadurch kommt.

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Hey,
Lieben dank für deine Rückmeldung. Ohman, es tut mir so Leid was passiert ist. Es ist einfach unfair und man fühlt sich so hilflos, und irgendwie gibt es keinen Menschen im Umkreis, der so mit einem fühlen kann. Man fühlt sich alleine.
Wir haben ihr das gesagt, dabei haben wir natürlich geweint. Sie war sehr traurig, sagte wie scheiße sie das findet.
Seitdem fragt sie oft nach ihrem Bruder, gibt meinem Bauch Kussis und Kuscheleinheiten, sie ist da sehr liebevoll und sensibel.
Ich hoffe, dass wir sie nach der Geburt und nach dem Tod ihres Bruders genau so auffangen können, wie sie es bei uns tut.

Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und dass die Trauer um eure Tochter irgendwann erträglicher wird.
Ich habe sehr Angst vor dieser Zeit. Aber da müssen wir nun durch.

Liebe Grüße Julchen

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Ich werdet sie auffangen können. Ihr seid ihre Eltern. Ich wusste überhaupt nicht zu was ich im Stande bin und was ich alles aushalten kann bis ich meine Tochter beerdigen musste. Man geht über seine Grenzen hinaus und schafft Dünger die man nie für möglich gehalten hätte.
Mein Antrieb war meine große Tochter. Ich wusste sie braucht mich. Das ich nicht einfach verschwinden und sie allein lassen kann. Das ich für sie da sein muss. Morgens Frühstück machen muss, auch wenn ich am liebsten im Bett bleiben würde. Und sie war die erste die es geschafft hat mich wieder zum Lachen zu bringen.

Es wird eine verdammt schwere Zeit.. do schwer das es dafür gar keine Bezeichnung gibt. Aber man schafft es. Und jetzt nach 6 Monaten kann ich sagen. Die Trauer ist immer da. Ich vermisse meine Tochter jede Sekunde. Aber es quält mich nicht mehr die ganze Zeit so unglaublich. Es hat sich verändert. Es gibt ganz schlimme Tage. Aber die werden seltener. Und die besseren werden mehr. Man lernt tatsächlich damit zu leben.
Das war absolut unvorstellbar für mich aber es geht.

Wirklich ich wünsche euch ganz ganz viel Kraft und ich denke an dich und deine Familie. Man sollte so etwas nicht durchstehen müssen.
Habt ihr schon einen Namen für euren Sohn?

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Hallo Julchen,

Mir fehlen die Worte.
Es ist eine so schwere Situation.

Vielleicht ist es bei uns einfacher, da wir inzwischen alle zu Hause sind. Aber vor der Geburt haben wir das nur wenig thematisiert.
Aber ich nahm meine damals dreijährige mit auf die Intensivstation (lassen nicht alle Krankenhäuser zu)
Unsere Tochter kam auch mit einem Herzfehler auf die Welt.

Die Geschwister sehen ja, dass sie immer schwächer wird, und sie inzwischen an Maschinen hängt. Sie weinen auch manchmal und sagen auch, sie soll nicht sterben.

Und dann liegen sie fröhlich neben ihr und streiten sich wer sich an den Monitor nun anschließen darf. Zum Glück nehmen sie es in ihrer kindlichen Art eher unvoreingenommen wahr.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft für diese schwere Zeit.

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Ich kann nicht sagen, wie sehr es mich erschüttert, dass euer Leevi sterben wird.
Ich wünsche euch sehr viel Kraft für alles, was vor euch liegt.

Es wird sehr schwer für euch. An manchen Tagen weiß man kaum, wie man weitermachen soll, aber es geht immer weiter und irgendwann wird es immer leichter, zurückzublicken.
Auch wenige Tage sind eine unglaubliche Bereicherung und ich bin sehr froh für jeden einzelnen Moment.
Ihr werdet euch gemeinsam dadurch tragen können und ihr werdet auch eurer Tochter eine Stütze sein können. Sie wird auch euch helfen, nach vorne zu blicken.

Am Anfang haben wir es unserem Sohn verschwiegen, weil wir selber nicht wussten, wie wir damit umgehen sollten. Das war ein Fehler. Als wir wussten, dass wir unsere Tochter trotzdem bekommen wollen, haben wir es auch unserem Sohn erklärt. Wir haben ihm gesagt, dass seine Schwester sehr krank ist und dass sie deshalb zu Gott in den Himmel kommt, kurz nachdem sie geboren wird.
Wir sind mit ihm auf den Friedhof gegangen und haben ihm die Kindergräber gezeigt und erklärt, dass seine Schwester auch eins bekommen wird.
Wir haben genau auf seine Fragen gehört. Wir haben ihn gefragt, was er wissen will und manchmal hat er auch von sich aus gefragt. Das haben wir dann versucht, zu beantworten.

Wir haben viele Bücher gekauft.
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Diese drei haben schon gut geholfen. Wir mussten allerdings noch viel erklären, weil unser Sohn etwas jünger war als eure Tochter.

Dieses Buch hier hat meine Schwägerin unserem Sohn geschenkt, als unsere Tochter geboren wurde. Das haben wir mit ihm gemeinsam ausgefüllt und er es sich oft angesehen. Auch das Fotoalbum, was wir für ihn angelegt haben.
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Und dieses Buch hat uns danach im Alltag geholfen.
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Fühl dich aus der Ferne fest umarmt. Wir beten für euch!