Das Jahr 2019

Hallo ihr Zusammen,

ich durchlebe gerade einen ziemlich schlimme Zeit. Meine gute Freundin ist vor 6 Wochen gestorben. Sie ist war 27 Jahre alt. Ich versuche euch kurz meine Situation zu erklären... Im April 2018 habe ich erfahren, dass ich schwanger bin. Als ich es meiner Freundin mitteilen wollte, hat sie mir von ihrer Krebsdiagnose erzählt. Zur gleichen Zeit wurden also Schwangerschaft bei mir und Brustkrebs bei ihr festgestellt.
Schon während meiner Schwangerschaft habe ich sie zur Chemotherapie begleitet, war mit ihr bei verschieden Ärzten und habe die Zeit mit ihr auf dem Sofa verbracht (was natürlich jetzt viel selbstloser klingt als es war, mir ging es körperlich nicht gut und so hat es sich einfach angeboten). Die Therapie schien erst gut angeschlagen zu haben. Als ich meinen Sohn zur Welt brachte lagen wir gemeinsam im Krankenhaus... ich zur Entbindung, sie um sich beide Brüste annehmen zu lassen. Während meiner gesamten Elternzeit haben wir viel Zeit miteinander verbracht. Denn während für alle das Leben weiter ging, hatten wir beide „frei“. Wir waren bei Ikea, shoppen und natürlich war ich bei fast allen Nachuntersuchung dabei... Dabei haben wir festgestellt, dass ihr Arzt meinen Sohn zur Welt gebracht hat .... die Welt schreibt manchmal Geschichten. Im Sommer dann die Schocknachricht. Nachdem ich 11/2 Stunden mit ihr vor dem MRT gewartet hatte, kam zwei Tage später das Ergebnis „Hirnmetastaden“... eine Woche danach Metastasen im ganzen Köper... seitdem ist nichts mehr wie es war. Im Oktober wurde sie in ein Hospiz verlegt. Ich habe sie jeden Tag besucht, bei ihr geschlafen... und dann ist sie gestorben. Mein Herz schmerzt fürchterlich.

Mein Problem ist, dass ich seitdem Sommer meine Trauer und meine Wut nicht mehr kontrollieren kann... ich habe das Gefühl, dass mein Nervenkostüm das alles nicht aushält. Bei jeder Kleinigkeit fange ich an zu weinen, alles was nicht läuft kann ich nicht ertragen (auch wenn diese Sachen gar nichts mit meiner Freundin zu tun haben). Besonders leidet die Beziehung zu meinem Freund darunter... wir streiten uns nur noch... aber ich weiß nicht wie ich mich anders verhalten soll und kann .... und natürlich kommt noch dazu, dass wir ein Kleinkind zu Hause haben.. und uns als Familie ersteinmal finden müssen... ich bin wirklich richtig verzweifelt, da ich weiß, dass es so nicht weiter gehen kann.... ich fühle mich so alleine und hilflos, ich kann es gar nicht beschreiben.... Ich will nicht, dass unsere Beziehung daran zerbricht, aber ich weiß auch keinen Ausweg. Klar reden wir darüber, aber meistens im Streit....
es sind so alltägliche Sachen, die mich vollkommen aus der Bahn werfen...
Vielleicht hat ja jemand eine ähnliche Situation erleben müssen... und hat einen guten Ratschlag.

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Mein Beileid.
Du hast viel erlebt und mit ihr durchlitten.

Nun aber, Du lebst, Dein Kind lebt und Dein Freund auch.

Es ist ganz furchtbar, aber Dein Leben, Euer Leben geht weiter.

Falls Du das Erlebte nicht verarbeiten kannst, such Dir professionelle Hilfe v. einem Therapeuten.

Mir tut Dein Freund leid, er hat Alles am Rande miterlebt, darf keine normale Familie sein, sich des Lebens erfreuen mit Dir und Kind.

Die Welt dreht sich weiter, auch für Dich.

Bitte öffne die Augen für das Schöne und konzentrier Dich auf Euch und versuch das Erlebte therapeutisch zu verarbeiten.

Alles Gute.

2

Ich kann dich 100% verstehen. Mache gerade das gleiche durch. Nur das der Lebensgefährte meiner Mama ganz plötzlich am Herztot verstorben ist. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr, wie es mal war. Habe einen Sohn von 6 Jahren und bin schwanger. Seit dem Tot sind 6 Wochen vergangen. Komme mit der Situation auch nicht klar und meine Nerven liegen blank. Keiner in meinem Umfeld kann etwas dafür, aber habe im Moment auch keine glücklichen Momente und lasse mich von allen runterziehen. Vermisse ihn ständig. Kann dir leider keinen Ratschlag geben, aber ich hoffe das du bald damit klar kommst.

Fühl dich gedrückt.

Lg

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Oh nein! Es tut mir schrecklich Leid. Dir gehen wahrscheinlich auch gerade die schlimmsten Gedanken durch den Kopf... und eigentlich solltest du dich auf dein Baby und dein Kind konzentrieren dürfen. Es ist wirklich ungerecht. Wie ist die Situation mit deinem Lebenspartner? Kannst du mit ihm sprechen?
Wahrscheinlich hast du gerade auch noch die Aufgabe dich um deine Mutter zu kümmern... und musst für alle stark sein.
Ich wünsche dir auch das Beste

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Mein Mann zeigt " noch" Verständnis. Weiss aber nicht wie lange noch. Die Situation mit meiner Mutter ist auch im Moment nicht leicht, weil sie überhaupt nicht mehr alleine sein möchte. Kümmere mich da gerade auch rund um die Uhr. In 3 Wochen kommt das Baby und mein Sohn redet den ganzen Tag über den Verstorbenen, weil er es ja auch den ganzen Tag mitbekommt. Also auch alles nicht so einfach. Wir hoffen einfach, dass es mit der Zeit einfach besser wird. Wir alle mit der Trauer besser umgehen können. Aber ein Familienleben gibt es gerade nicht. Alles eine Ausnahmesitution. Auch Weihnachten.... Ich hoffe irgendwie, dass ihr als Familie das alles gut verpackt. Das Leben, so ungerecht wie es manchmal ist, geht für uns ja alle weiter....und wie müssen einfach versuchen mit dem Verlust klar zukommen.

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Hi du,

erst mal tut mir dein Verlust unendlich leid, aber gleichzeitig hast du auch meinen größten Respekt, dass du deiner Freundin so zur Seite gestanden hast. Einfach toll, so eine Freundin zu haben ❤ .

Aber: Bitte denke jetzt auch an dich und deine Familie. Ich habe das Gefühl, dass du die Schwangerschaft und Babyzeit gar nicht richtig genießen konntest. Ist auch irgendwie verständlich. Meine beste Freundin ist wie eine Schwester für mich. Ich würde vor Trauer auch in ein tiefes Loch fallen.
Bitte suche dir Hilfe. Vielleicht reicht schon eine Selbsthilfegruppe. Hast du denn noch jemanden mit den du darüber sprechen kannst?

Und jetzt schau dir dein Baby an. Es gibt dir doch so viel Liebe und Glück. Lass dich darauf ein wieder glücklich zu sein. Du hast zwar deine Freundin verloren, aber zugleich das größte Wunder erfahren. Deine Freundin hätte das doch nicht gewollt. Vielleicht hilft es dir auch, deinem Kind , von schönen Erinnerungen mit deiner Freundin zu erzählen. Genießt das Leben mit deiner kleinen Familie. Unternehmt schöne Sachen, die dich ablenken. Klar bist du wütend. Wäre ich auch. Aber euer Leben geht weiter. Deine Freundin bleibt immer in deinem Herzen und deiner Erinnerung, auch wenn du wieder Freude am Leben hast. Wie gesagt suche dir Hilfe. Du hast deiner Freundin die ganze Zeit geholfen und jetzt wird es Zeit, dass dir jemand hilft.

Ich wünsche dir von Herzen das Beste!

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Hallo!

Das ist doch alles erst sechs Wochen her! Natürlich trauerst du nach einer so intensiven Geschichte. Ich sehe da nichts Ungewöhnliches oder Unnormales bei dir.

Dein Baby und deine Freundin, das sind zwei verschiedene Lebensstränge. Nur weil du trauerst, ist dein Baby ja nicht unwichtig oder ungeliebt. Wahrscheinlich hilft es dir wenig, wenn man sagt: "Aber guck mal, du hast so ein tolles, gesundes Kind!"
Das hast du, aber du hast auch die Trauer um die Freundin. Das darf nebeneinander existieren. Trauer ist nicht zeitlich oder räumlich begrenzt.

Dein Freund ist da reichlich unempathisch, wenn ich das so sagen darf.
(Ich heule und trauere hier schon mal sehr intensiv um weniger existentielle Ereignisse. Das ist selten rational und nervt mich dann selbst. Mein Mann bleibt stoisch, hört sich alles auch tausend Mal an. Wenn ich dann frage, ob ihm das nicht auf den Keks geht, dann sagt er: "Ja, ein bisschen, aber ich weiß, dass das nötig ist, damit du wieder zufrieden werden kannst!"
Irgendwann bin ich dann wieder zufrieden. Das ist aber jedes Mal harte Arbeit. Keine Ahnung, wie das werden wird, wenn mir mal jemand Liebes wegstirbt.)

Ihr wart ans Hospiz angebunden. Du kannst dich jederzeit dorthin wenden. Sie werden Seelsorge und Sozialdienst haben. Entweder hört man dir dort schon zu oder sie haben Adressen und Nummern von Gruppen oder ambulanten Hospizen oder Trauerbegleitern. Vielleicht kann dein Freund auch mal mitgehen....

Dir alles Gute! Das mit der Freundin hast du gut gemacht! Hut ab!