Wieso ist das Leben so ungerecht

Hallo zusammen,
Ich muss mir einfach ein bisschen von der Seele schreiben.
Mein Leben war schon mit vielen Tiefschlägen gepflastert, früher Tod meiner Eltern, lange keinen Job gefunden, sehr lange Kinderwunschzeit, Tod unserer ersten Tochter.
Auch da habe ich schon öfter mit psychischen Problemen zu kämpfen zu gehabt, habe mich aber immer wieder gekrabbelt. Nun lief es auch einige Jahre sehr gut. Wir haben unser Wunschkind bekommen, mein Mann hat seine Depression überwunden und hatte einen Minijob gefunden, der ihn zufrieden machte, ich habe einen Superjob.
Aber im Sommer letzten Jahres musste das Schiksal uns so richtig zu Boden werfen und ich weiß nicht wie wir das jemals überwinden sollen.
Mein Mann hatte einen Schlaganfall mit diversen Komplikationen, so dass nun beide Hirnhälften schwer betroffen sind und er evtl. auch noch einen hypoxischen Hirnschäden hat. Er zeigt jedoch nicht die typischen Schlaganfallfolgen, wie Lähmungen, sondern große kognitive Probleme. Er ist also mobil, aber er spricht nicht und versteht nicht was man ihm sagt. Die Rehas haben auch mehr kaputt gemacht als geholfen.
Da man ihn in der ersten eingesperrt und in der zweiten immer fixiert hat, wenn niemand bei ihm war, hat er sämtliches Vertrauen in fremde Menschen verloren, nach 8 Wochen will er die Ergotherapeutin nicht mehr rausschmeißen. Außerdem hat man ihn mit Psychopharmaka ruhig gestellt.
Eigentlich wollte ich ihn zuhause betreuen mit einer 24h Kraft, diesen ist er aber zu anstrengend. Also waren ich und unsere Tochter allein mit ihm.
Dann habe ich mich auf die Suche nach einer Einrichtung gemacht, musste aber feststellen, dass es da sehr wenig gibt, was geeignet ist und ihn nehmen würde.
Nun überlege ich doch wieder es mit persönlicher Assistenz zu versuchen.
Weiterhin musste ich feststellen, dass wir erstmal unser gesamtes Geld einsetzen müssen und dann bald von etwas mehr als dem Sozialhilfesatz leben können.
Ich weiß einfach nicht was ich machen soll, wie ich das alles schaffen soll, wie ich auch unserer Tochter noch ein schönes Leben bieten soll.
Das ganze Geschreibsel ist wahrscheinlich kaum verständlich, aber es musste einfach mal raus.
LG
Ronja

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Bitte melde Dich hier an:
http://www.pflegendeangehoerige.info/

und kopiere einfach Deinen Text dort rein. Da sind sehr viele in Deiner Situation, auch fachlich wirklich versierte Personen und könnten Dir besser raten.
Desweiteren würde ich Dir die nächste Schlaganfall-Selbsthilfegruppe empfehlen oder den VdK, auch dort bekommst Du adäquate Ratschläge und auch Hilfe und Unterstützung.
Alles Gute.
LG Moni

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Vielen Dank Moni, den ersten Tipp habe ich sofort in die Tat umgesetzt.
Über den VdK habe ich auch schon mal nachgedacht, werde ich auch in Angriff nehmen.
LG ronja

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Hallo Ronja,

dein Post hat mich sehr berührt, ich kann dir gut nachfühlen. Das Leben IST ungerecht. Manche Menschen haben weit mehr auszuhalten als angemessen wäre. Und es gibt Dinge die kommen nie wieder in Ordnung. Das Leben geht weiter, ja. Aber es geht anders weiter. Nicht besser sondern anders, und man selbst wird auch ein Anderer.

Ich habe leider ganz ähnliche Erfahrungen wie du gemacht- Krebserkrankung meiner Mutter, mit starker psychischer Beeinträchtigung, sie verstarb kurz vor ihrem 51. Geburtstag. Dann Jobverlust meinerseits parallel dazu (hätte nur H4 beantragen können da ich vorher Stipendiatin war), Schlaganfall Opa (Pflegestufe 3, ich trug alle Verantwortung für Oma und Opa, Heimplatz, Finanzen, Grundsicherung für Oma etc), Demenzerkrankung Oma (nochmal Heimplatz, Finanzen, Wohnungsauflösung.....).

Und ich war fast immer allein, voll berufstätig und wohnte knapp 100 km weit weg. 4 Jahre Single, und aus der Familie kam nur immer "Ach, du Arme! Du bist schon arg belastet". Dann Bruch mit der (Rest-)Familie als ich endlich nach der Beerdigung von Opa Hilfe einforderte. Mein Mann hatte mich dazu gedrängt. Zwischendurch Fehlgeburt, und erneute Schwangerschaft mit anfangs starken Problemen.

Der Tipp von Moni mit dem VdK ist gut, ich habe da selbst sehr gute Erfahrungen gemacht.

Gleichzeitig möchte ich dir raten dich nach einer guten Einrichtung für deinen Mann umzusehen. Ja, es gibt für solche Patienten (mobil, sehr betreuungsaufwändig, meine Mom war am Ende genauso) wenige Möglichkeiten. Aber es gibt sie. Und wenn du eine solche gefunden hast wird euer Leben auf lange Sicht deutlich ruhiger und für dich und deine Tochter besser verlaufen. Ihr könnt und sollt ja weiterhin intensiven Kontakt pflegen, aber eine persönliche Assistenz mit ihm zuhause wird euch aufreiben. Erst einmal jemand geeignetes finden, und dann immer planen und balancieren (Krankheit, Urlaub, Kündigung....).

In deiner Visitenkarte steht das du noch keine 50 Jahre alt bist. Ich gehe mal davon aus das dein Mann nur unwesentlich älter ist. Das heisst das er im besten Fall noch Jahrzehnte vor sich hat, und das geht auf deine Kosten. Glaub mir. Du hast nur dieses eine Leben, und niemand kann von dir verlangen es 100% deinem Mann unterzuordnen.

Finanziell, ja das wird hart. Aber immerhin gibt es in D die Option das der Staat einspringt und ohne Wenn und Aber die Kosten solange übernimmt wie es nötig ist (vom irren Papierkram mal abgesehen....). Das ist weltweit fast einzigartig, und ich finde man kann sich da wirklich glücklich schätzen.

Such dir alle Hilfe die du kriegen kannst. Diakonie, Sozialamt, einfach alles. Der VdK kann dich da auch beraten. Und es kommen auch wieder leichtere Tage, ganz bestimmt.

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Danke für deine lieben Worte. Ich schwanke ja auch immer zwischen persönlicher Assistenz und Einrichtung. Im Grunde meines Herzen möchte ich beides nicht. Aber du hast schon Recht mein Mann ist nun 50 und 20 bis 30 Jahre kann er noch Leben.
Zum Glück habe ich Unterstützung von meinen Schwiegereltern und meiner Schwester mit Familie. Auch die Eltern von Schulfreunden nehmen unsere Tochter immer mit oder Sie kann auch dahin.
Als nächstes werde ich wohl mal Kontakt mit dem VdK aufnehmen. Im Moment ist mein Mann nur sehr anstrengend.
LG Astrid

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Hallo,

Ich kann zur Thematik nicht viel beitragen. Aber ich wollte dir sagen, dass du eine starke Frau bist!

Schaff dir Inseln und schaff dir und deiner Tochter Inseln.

Und: man kann nicht alles alleine schaffen. Ich wünsche dir, dass du eine gute und passende Einrichtung für deinen Mann findest - meiner Meinung nach wäre das das beste für euch alle.

Ich wünsche dir und euch alles Gute und ganz viel Kraft! #liebdrueck