Meine Mama stirbt

Hallo,
vor ein paar Wochen habe ich hier schon einmal geschrieben.
Damals ging es meiner Mutter auch sehr schlecht.

Diese letzte Phase dauert nun schon viele Wochen.
Sie lebt in einem Pflegeheim. In den letzten Tagen ging es ihr immer schlechter. Sie ist bettlägerig, isst und tinkt so gut wie nichts mehr. Eine Magensonde ist und wird nicht gelegt.

Sie nimmt kaum etwas wahr. Manchmal, wenn der Pfarrer z.B. kommt, will sie reagieren, kann es aber nicht richtig.
Heute Morgen meinten die Pfleger, sie macht sich auf den Weg.
Meine Gefühle kann ich gerade gar nicht beschrieben, aber darum geht es auch gar nicht.
Seit 2-3 Tagen hatte ich bereits das Gefühl, dass sie Probleme beim Atmen hatte. Als wenn sie schlechter Luft bekommt.

Sie verdreht die Augen, hat sie oft verschlossen.
Ihre Hände sind kalt. (Aber das hatte sie früher auch oft)
In der Pflegeeinrichrung ist heute am Sonntag meiner Meinung nach leider kein kompetenter Ansprechpartner. Sonst eigentlich schon.
Meine Fragen konnten leider nicht beantwortet werden.
Natürlich kann mir keiner sagen, wie lange es noch dauert. Das verstehe ich auch.
Aber kann man den Zeitraum nicht etwas eingrenzen? Redet man von Stunden oder Tagen"
Auch hat sie dieses rasselnde Atmen. Da war der Kommentar nur, wenn man jetzt einen Arzt ruft, wird er sie in ein Krankenhaus einweisen. Das möchte ich ihr aber nicht antun. Sie war 3 Wochen dort, und es wurde alles immer schlimmer.
Auch die Atemaussetzer könnte man eigentlich nicht behandeln, wurde mir vorhin gesagt.

Vielleicht stimmt das ja auch alles. Mit dem Pflegeheim bin ich grundsätzlich sehr zufrieden. Tolle, liebevolle Mitarbeiter.
Jetzt fühle ich mich leider etwas allein gelassen. Bin auch noch Einzelkind und stehe wirklich alleine davor.
Sie bekommt schon seit einiger Zeit ein Morphium Pflaster. Kann man die Dosis erhöhen, um es ihr leichter zu machen?
Ich würde so gerne wissen, wie lange ich sie noch bei mir haben kann.

Zu allem Überfluss liegt am Dienstag eine wirklich wichtige Familienfeier an. Natürlich ist mir meine Mama in dieser Situation wichtiger. Also werde ich wohl absagen.
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Ich fahre jetzt erstmal wieder zu ihr.

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Ich würde Dich am liebsten erstmal in den Arm nehmen - es ist sehr schwer, was Du gerade erlebst.
Liegt sie auf einer Palliativstation? Gibt es die Möglichkeit einer Hospiz-Betreuung? Dann müsste eigentlich immer wer da sein, auch für Dich.
Morphium kann auch gespritzt werden, wenn das Pflaster nicht mehr ausreicht.
Gegen die Atemnot könnte man ihr über eine Nasenbrille Sauerstoff geben - beides brauchte mein Mann in seiner letzten Lebensphase auch. Es dient nur der Erleichterung, nicht einer Lebensverlängerung und dazu braucht es keine Krankenhauseinweisung. Könnte vielleicht ihr Hausarzt ins Heim kommen und beides verordnen? Mit diesem kann man eher reden, dass man kein KrHs mehr will. Den Besuch einer Familienfeier könnte ich mir in so einer Situation auch nicht vorstellen, da wird Dich jeder verstehen.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft- denn genau sagen, wie lange sie noch leben wird, kann Dir keiner.
Liebe Grüße von Moni

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Vielen Dank. Ich werde gleich morgen früh mit dem Hausarzt telefonieren. Hoffentlich kann er ganz schnell kommen. Er ist morgen wieder den ersten Tag nach seinem Urlaub in der Praxis.

Ich komme gerade vom Pflegeheim. Es wird für mich immer unerträglicher. Sie hat alle paar Minuten Atemaussetzer. Dann kommt sie aber immer wieder. Auch mir bleibt jedes Mal das Herz stehen.

Ich liebe sie so sehr. Darum wünsche ich ihr jetzt von Herzen, dass sie es endlich hinter sich hat. Vielleicht bin ich auch nur egoistisch und wünsche es für mich? Ich weiss es nicht.

Ich habe mit den Pflegern abgemacht, dass sie mich, wenn heute Nacht etwas passiert, erst morgen früh anrufen. Vielleicht schaffe ich es, etwas zu schlafen. Habe jetzt schon ein ziemliches Schlafdefiziet, da ich die letzten Nächte auch schon sehr wenig zur Ruhe gekommen bin.

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Du bist nicht egoistisch sondern kümmerst Dich wirklich liebevoll um Deine Mutter. Dass Du schlafen willst, ist mehr als verständlich, auch Deine Kraft ist mal am Ende.
Liebe Grüße Moni

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Hallo!

Deine Mutter ist wahrscheinlich in ihrer finalen Phase. Dass sie seit einiger Zeit nicht mehr viel isst und trinkt, gehört dazu. Eine Magensonde wäre da nur belastend für sie gewesen, jetzt ist sie schon gar nicht mehr nötig.

Es gehört dazu, dass es Atempausen gibt und die Atmung rasselnd wird. Das ist für diejenigen, die am Bett sitzen, schwer auszuhalten, für deine Mutter ist es weniger schlimm. Hätte sie Luftnot, würdest du das merken. Dann sähe sie im Gesicht unentspannt aus und wäre wahrscheinlich auch körperlich unruhig.

Es macht nicht viel Sinn, die Dosis des Pflasters zu erhöhen, wenn sie grundsätzlich damit gut eingestellt ist. Man könnte bei Bedarf zusätzlich Medikamente, z.B. geben Schmerzen, Unruhe, Angst, Luftnot, geben. Inwieweit der behandelnde Arzt das angeordnet hat, kann ich natürlich nicht wissen. Meist ist das aber ganz am Ende des Lebens nicht nötig.

Nein, keiner kann dir sagen, wie lange deine Mutter leben wird. Ich glaube, du bist diejenige, die jetzt Begleitung braucht. Du könntest den Seelsorger fragen oder dich an ein ambulantes Hospiz wenden. Das kannst du auch heute und sofort tun.

Alles Gute!

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Hallo,

erst einmal möchte ich dir mein aufrichtiges Beileod aussprechen. Ich verstehe gut, was Du gerade durch machst. Mein Papa ist an Krebs gestorben. Habt ihr mal über einen Palliativarzt nachgedacht? Mein Papa hat sich die letzten Wochem auch sehr gequält. Er war zu hause und wir haben ihn in den Tod gepflegt. Täglich kamen dann ein paar Damen vom roten Kreuz und fingen an, ihn an seinen letzten Tagen auch noch zu windeln usw. Für meinen Papa war das das demütigenste, was hätte passieren können. Ich hoffe, er hat es nicht mehr wirklich gemerkt. Dann kam der Arzt von der Palliativ. Mein Papa hatte zum Glück eine Patientenverfügung. Er hat die sofortige Stoppung aller Maßnahmen angeordnet. Wie z
B. Windeln, drehen usw. Er hat dann sehr sensibel mit uns gesprochen. Er meinte damals, der Körper kämpft noch sehr lange und er kann meinem Papa was spritzen, was ihm den Abschied leichter macht. Wir haben uns einstimmig dafür entschieden. Er hat es ihm gesprotzt ( ich weiß leider nicht was es war) und mein Papa hat das erste mal nach Monaten endlich schlafen können. Er lag die ganze Zeit in der gleichen Position, hat sich kein einziges Mal versucht zu drehen und lag da ganz friedlich. Wir waren so erleichtert. Seit Monaten saßen wir dann ausgelassen im Garten,wohlwissend das es ihm gut geht, weil er endlich schlafen kann. Wir haben an dem Nachmittag das erste Mal wieder miteinander gelacht. Und ich glaube,mein Papa hat das auch gehört. Und dann ist er friedlich eingeschlafen für immer. Ganz ruhig. Er hat einfach aufgehört zu atmen. Ich danke dem Palliativarzt bis heute dafür. Sonst hätte mein Papa sich noch länger gequält. Davon bin ich überzeugt.

Vielleicht wäre das für deine Mama ja auch eine Hilfe.

Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

Dühl dich gedrückt.

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Hallo,

aus pflegerischer Sicht kann ich dir das ein oder andere beantworten. Das wichtigste vorweg. Abschätzen wie lange diese Phase noch dauert kann man nicht. Da gibt es kein "so und so ist normal". Aber es gibt einige Anzeichen die dafür sprechen dass ihr Weg zu Ende geht. Z.b das verweigern von essen und trinken, die Atemaussetzer oder die kalten Hände/ Füße (verminderte Durchblutung). Das sind alles Anzeichen die ich schon oft bei meinen Patienten beobachtet habe und meistens sind sie dann auch in den kommenden Tage verstorben. Aber wie gesagt so eine Phase kann sich durchaus auch länger ziehen.

Zum Thema Morphinpflaster. Meinst du denn sie hat trotz dessen noch Schmerzen und wie äußert sich das? Und von wem wird die Schmerzmitteltherapie begleitet? Vom Arzt oder einem speziellen Palliativteam? Wir arbeiten mit dem SAPV Team zusammen. Diese sind eben auf diesen letzten Weg spezialisiert und meiner Meinung nach wissen sie auch besser was oder welche Dosis an Schmerzmittel besser ist (meine eigene Erfahrung mit einem Patienten).

Das klingt vermutlich alles sehr rational aber ist eben rein aus pflegerischer Sicht.

Trotzdem wünsche ich dir für den weiteren Weg viel Kraft und wenn du Fragen hast, stell sie gerne, auch per PN.

lg Luna

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Es tut mir leid, ich bin genau in der gleichen Situation - nein nicht in der gleichen ich habe es ja beschrieben

Das Atemrasseln ist für die Angehörigen schlimmer als für sie. Ich warte noch 2-3 Tage dann werde ich auch intervenieren müssen - keine Ahnung wie

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Ein neuer Tag, neue und alte Sorgen.
Meiner Mama geht es ähnlich wie gestern. Sie kämpft. Es ist nicht schlechter geworden, ihre Hände waren heute Morgen sogar etwas warm.
Wenn sie atmet, hört es sich so anstrengend an. Der Hausarzt witd heute noch vorbeikommen. Mal sehen, was er sagt.

Mit den Pflegern habe ich besprochen, dass wir, wenn der Arzt auch der Meinung ist, alle Medikamente bis auf das Morphium Pflaster absetzen. Und evtl. ein Medikament geben werden, dass die Angst nimmt. Ist wohl so ein Plättchen, dass sich im Mund auflöst.
Vielleicht hilft ihr das. Ich glaube, sie kann nicht loslassen. Oder der Pfleger meinte, sie wartet noch auf jemanden. Mir fällt allerdings niemand ein.

Ich habe gemerkt, dass es mir echt ein Stück weit hilft, hier zu schreiben und dann auch noch nette und gut gemeinte Antworten bekomme. Ich hoffe, es stört niemanden, wenn ich davon noch ein bißchen Gebrauch mache.

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Huhu,

ich drücke euch die Daumen, dass deine Mama nicht mehr all zu lange kämpfen muss. Ich glaube, dass Loslassen ist eines der schwierigsten Sachen. Habt ihr deiner Mama mal gesagt, dass sie gehen darf? Vielleicht braucht sie das ja noch einmal. Zu wissen, dass ihr alle gut auf euch aufpasst. Das für alle gut gesorgt ist und sie gehen kann. Das ihr sie liebt und sie in euren Herzen weiter leben wird.

Ich wünsche euch von Herzen ganz viel Kraft und alles Gute.

LG

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"Habt ihr deiner Mama mal gesagt, dass sie gehen darf?"

Es gibt Fälle wo das tatsächlich helfen kann ....KANN!
Wir haben das vor ein paar Jahren bei einem Angehörigen erlebt.

Nachdem wir dort waren - als letzte Angehörige die sich noch zu "verabschieden" hatten -
dachten wir es dürfte nun bald soweit sein und warteten auf den Anruf von 2 engen Freunden die bei ihm geblieben waren, nur zum Schlafen in der Nacht heim sind. Als sie am nächsten Morgen hin kamen lebte er noch immer, hatte aber lange Atemaussetzer ect.
Die Pflegerin sagte dann zum Freund er könne, wenn er wolle, zum Sterbenden sagen das er jetzt "gehen" könne, es sei alles gut und i.O.
Daraufhin machte unser Onkel noch einen einzgen Atemzug....dann war er tot.

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Guten Morgen,
ich wollte nur kurz berichten, dass meine Mama es heute Morgen geschafft hat. Es war gestern und heute Nacht ein ganz schlimmer Kampf. Nun ist sie erlöst.

Danke für alle Ratschläge.

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Mein aufrichtiges Beileid.

Ich habe deine Geschichte still verfolgt und immer wieder hier rein geschaut ob du geschrieben hast.

Ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit.

Fühl dich lieb gedrückt.

Lg

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Vielen lieben Dank.
Ich bin unendlich traurig, fühle mich aber irgendwie erleichtert.
Meine Mama liegt ganz friedlich im Sarg. Fast als wenn sie etwas lächelt, dabei waren ihre letzten Stunden ein wirklich schlimmer Kampf. (Leider nicht genügend Morphin bekommen)
Ich wünsche ihr für ihre letzte Reise alles Liebe. Jetzt ist sie wieder bei meinem Papa.
Morgen ist die Beerdigung. Davor habe ich ein bisschen Angst.
Heute habe ich mich in aller Ruhe ganz alleine verabschiedet. Das war für mich glaube ich, ganz gut.

Vielen Dank für deine Anteilnahme.

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Nochmal ein kleiner Nachtrag, bzw. Bitte um einen Ratschlag.
Meine Mama ist ja nun schon seit etwas 4,5 Monaten tot. Noch immer bin ich so traurig. Mal mehr, mal weniger. Aber sobald ich an Ihre letzte, so schwere Zeit denke, kommen mir die Tränen.
Es gibt auch Tage, da kann ich ganz fröhlich sein und mein Leben genießen. Merke ich dann aber, wie gut es mir gerade geht, habe ich ein schlechtes Gewissen oder bin wieder traurig.
Nun zu meinem "Problem".
Ich habe ein ganz ungutes Gefühl, wenn ich an Weihnachten denke, ja, fast schon etwas Angst.
Mein Papa ist schon seit 3,5 Jahren ein Engel und meine Mama ist ja nun auch nicht mehr da. Geschwister habe ich nicht. Ich habe einen lieben Mann und zwei tolle Kinder. Trotzdem glaube ich, dass ich mich Weihnachten so alleine fühle. Mir ist so gar nicht nach Feiern zumute.
Innerlich bin ich manchmal so wütend, wenn ich andere Leute klagen höre, wie stressig sie Weihnachten empfinden. Mit soviel Besuch, ...
Was würde ich darum geben, Weihnachten mit der ganzen Familie zu verbringen...
Ich neide ihnen das nicht. Ich denke nur, dass sie es mehr genießen sollen.
Es ist ja so, dass man Weihnachten mehr Zeit hat. Urlaub, die Kinder haben Ferien, und viel weniger Termine. Das bedeutet aber auch für mich, mehr Zeit zum Nachdenken, Grübeln und Traurig sein.
Ich möchte aber auf jeden Fall, dass die Kinder ein schönes Weihnachtsfest haben.
Wir gehen zur Kirche, zünden dort Kerzen für Oma und Opa an und gehen natürlich zum Friedhof.
Ich habe sogar ein ganz kleines Bäumchen gekauft und werde es mit ein paar kleinen Kugeln und einer Lichterkette schmücken. Den Baum stelle ich auf das Grab, damit meine Eltern auch Weihnachten feiern können. ... - Klingt bestimmt verrückt. Aber ich finde s schön.
Danke wieder einmal für's Lesen.
Mir hilft es immer sehr, mich hier mit anderen auszutauschen.