Brief an meinen toten Vater ... soviel nicht Gesagtes zwischen uns

Hallo Papa,

nun bist du schon seit 8 Jahren tot ... 8 lange, graue Jahre ohne dich und 8 Jahre, die soviel neues in mein Leben brachten.

Ich habe soviele Fragen an dich und soviel Unausgesprochenes ...

Von Anfang an habe ich dich geliebt. Du weißt nicht wie sehr. Du warst mein großes Vorbild ... ohne Klagen, ohne Murren hast du selbst die härteste Arbeit bewältigt, damit deine Familie es gut hatte. Soviel hast du gegeben, so wenig erwartet ... und konntest nicht die Wärme und Liebe zulassen, die wir dir schenken wollten. Wir sehr habe ich mich danach gesehnt, dass du mich einmal in deine Arme nimmst, mir sagst, dass es gut und richtig ist, was ich tue. Immer war es mein Wunsch, dass du auf mich stolz sein kannst, mir irgendwann mal sagen würdest: Simone, ich bin froh und glücklich, dass du mein Kind bist; du hast soviel geschafft, soviele Klippen gemeistert ... Doch nie kam dieser Satz über deine Lippen. Nie.

Immer schien es mir, als ob ich immer noch nicht gut genug sei. Und soviel habe ich dafür getan. Nur um diesen einen Satz irgendwann einmal zu hören. Nun bist du nicht mehr da ... bis zum Schluss habe ich deine Hand gehalten, mit dir gesprochen ... hast du mich noch hören können? Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke und kein Tag, wo ich mir wünsche, dass du die Früchte dessen siehst, was du mich durch deine stille, ehrgeizige und nie klagvolle Art gelehrt hast: ich habe eine wunderschöne Tochter, die dir so ännlich ist ... einen lieben Mann, den du zwar noch kennen lerntest, aber unsere Hochzeit durftest du nicht erleben (wie sehr habe ich mir gewünscht, dass DU mich zum Traualter führst, dass WIR den Walzer nach dem Hochzeitstanz tanzen ...) ... und ein wunderschönes Zuhause; ein Haus ... mit Garten ... DAS, was du dir immer für deine Kinder gewünscht hast.

Und ich vermisse dich. Immer noch. Jeden Tag. Und immer noch suche ich nach einer Bestätigung von dir, dass das alles richtig ist, dass ICH richtig bin, dass ich mein Bestes gebe und ich deine Tochter bin, auf die du stolz sein kannst. Noch immer weine ich, wenn ich an dich denke und auch jetzt laufen Tränen über mein Gesicht, weil wir NIE über das sprachen, was wirklich wichtig ist. Wie gern hätte ich dir noch das alles selbst sagen wollen. Wie gern hätte ich dir noch gesagt, wie sehr ich dich liebe, geliebt habe und brauche. Das alles wolltest du nie hören. Und doch bin ich mir sicher, dass du es gewusst hast. Ich hoffe es wenigstens ...

Papa ... DU fehlst mir immer noch und wirst es immer tun ... diese Lücke wird immer klaffen und nichts kann sie je füllen.

Deine Tochter Simone ...

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Du kannst Dir sicher sein, das Dein Papa stolz auf Dich ist und gewusst hat wie sehr Du ihn liebst...
#kerze Druschi

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mein Papa ging im September vor 8 Jahren.

Ich kann Deinen Schmerz nachempfinden - sowas wird nie enden, denn mit dem Tod der Eltern stirbt ein Teil unserer eigenen Kindheit.

Ich bin sicher, Dein Papa hat Dich geliebt und war stolz auf Dich, aber es gibt Menschen, die sowas nicht so zeigen und uns damit nach Ihrem Tod ins Grübeln bringen.

Ich kann von Glück sagen, dass ich mit meinem Papa im Reinen bin - es gibt nichts ungesagtes - ich habe keine Zweifel und nicht das Gefühl, ihm etwas wichtiges nicht mehr mitgeteilt oder gezeigt zu haben.
Das ist ein großer innerer Frieden, aber die Trauer über den Verlust bleibt.

Ich glaube aber sehr fest daran, dass wir uns dort auf der anderen Seite irgendwann wiedersehen - und dort wird er auf mich warten und mich in Empfang nehmen, wenn meine Zeit gekommen ist.
Das lässt mich mit dem Schmerz besser leben.

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Hallo,

Dein brief hat mich sehr berührt, da es mir absolut genauso geht. Mein Papa ist nun fast 3 Jahre nicht mehr da und ich hab so sehr darann zu knabbern das wir uns soviel nicht gesagt haben. Ich würde alles dafür tun um nur noch einmal mit Dir reden zu können. Ich hab ihm auch schon ein Gedicht geschrieben und das am Geburtstag an einem Luftballon in den Himmerl fliegen lassen.
Ich hab ihm nie gesagt wie sehr ich ihn Liebe und er hat es auch nicht gesagt. Aber ich weiß das er seine Kinder alle liebte...wir haben soviel am Schluß nicht bemerkt, nie annähernd gedacht das mal sowas passiert! Und dann...ich kommt im KH auch noch sagen was mir schon immer auf der Seele gebrannt hat, aber hat er mich gehört?
Ich hab mir immer gewünscht wenn er mal alt ist (er war erst 51) und ich viel reifer dann setzen wiruns mal in Ruhe hinn und reden über alles....und danach umarmen wir uns und...ach mensch...ich muß aufhören sonst kommen wieder die tränen!

Auf jeden Fall bist Du nicht allein...kannst dich ruhig mal bei mir melden wenn du magst!

Liebe Grüße Laura