Meine Freundin rennt schon zum Bestatter - Schwiegermutter lebt aber noch...

Hallo, ich würde gerne mal Eure Meinung hören. Die Schwiegermutter meiner Freundin ist schwer krank (sie ist 70). Seit einigen Wochen ist sie im Krankenhaus. Sie hat schwere Demenz und eine Medikamentenvergiftung (aufgrund jahrelanger Psychopharmaka-Einnahme).

Die Ärzte machen wenig Hoffnung, dass sie nochmals nach Hause kommt - aber sie ist noch nicht tot... und meine Freundin geht schon in's Bestattungsunternehmen, sucht Sarg und Urne aus. Auf dem Friedhof war sie auch schon, und den Lieblingspulli hat sie auch schon rausgesucht.

Mich erschüttert das, ehrlich gesagt. Die Frau lebt noch, sie atmet selbständig und ist einfach noch am Leben! Ich kann das nicht verstehen, dass meine Freundin dies alles macht. Sehe ich das zu eng oder falsch?

Daniela

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Ich finde das sehr klug von deiner Freundin. Nach dem Tod hat man nämlich genug im Kopf und kann dann doch sehr froh sein wenn alles schon vorher in Ruhe geregelt wurde. Gerade für deinen Schwiegervater wird das später eine große Erleichterung sein!

Ehrlich gesagt finde ich es unverschämt von dir, so über deine Freundin zu urteilen. Du wärst die längste Zeit meine Freundin gewesen!

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Manche Leute haben halt Gemüter wie Fleischerhunde...

...was ich nicht verstehe: Sie ist doch die Schwiegertochter, was macht denn der Sohn der Frau, der Mann deiner Freundin?

Sieht der tatenlos zu? Ist der bei ihren Laufereien dabei? Sitzt der bei seiner Mutter im Krankenhaus?

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Hallo,

ich kann dir nur von meiner Uroma erzählen, als sie starb hatten wir vorher keine Ahnung und keine Zeit irgendwas zu regeln! Das einzigste was wir wussten war sie möchte das alle ihre Enkel und Urenkel helle Oberteile anhaben sollten. Das wussten wir weil sie immer davon redete das sie uns in hellen Oberteilen sehen möchte. Warum weiß keiner. Meine Großeltern hatten plötzlich so viel zu tun und dann auch noch uns 3 Geschwister da weil meine Mutter auf Kur war. Sie waren traurig und hetzten von einem Termin zum anderen. Gut bei meiner Uroma wurde noch ne Obtobtion vorgenommen werden, weil ein paar Sachen geklärt werden mussten wegen ihrer Krankheit so hatten wir etwas mehr zeit. Aber trotzdem war es zu wenig Zeit.

Bei meiner Oma wussten wir das sie stirbt weil Krebs eben fieß ist. Da haben mein Papa und sein Papa ganz viel vorher geklärt. Und der Pfarrer war bei meiner Oma im Krankenhaus. Also da hatten wir die Zeit auch um uns zu verabschieden und ja es war komisch als wir alles vorher geklärt haben. Obwohl ich damals noch jung war (7 Jahre) merkte ich wie komisch diese Termine für alle war. Den Oma lebte ja noch und trotzdem haben wir die Beerdigung vorbereitet. Blumengestecke und Sträuße und die Farben haben wir Urenkel und meine Tante ausgesucht.

Also Oma dann wirklich gestorben ist waren wir alle heilfroh das wir einfach nur zusammensitzen konnten und uns trösten. Die einzigste Rennerei die noch zu tun war waren die Behördengänge und eben die Sachen abholen aus dem Krankenhaus.

Wenn ich die Zeit hätte das alles zu klären bevor jemand Stirbt würde ich es wieder so machen.

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Es gibt da sicher verschiedene Mentalitäten.

Ich finde nichts dabei, vorher zu planen und zu bestimmen, was wie gemacht werden soll, wenn ich es mal nötig habe. Die Angehörigen können nicht genau wissen, wie man es selbst gerne hätte. Deshalb habe ich genau aufgeschrieben, wie es gemacht werden soll.

Empfindliche Naturen schieben das Thema gerne weit weg, weil sie Angst vor dem haben, was unausweichlich kommen wird. Darauf würde ich natürlich Rücksicht nehmen.

Im Falle Deiner Freundin würde es mir gefallen, dass sie vorsorgt.
Wenn der Fall eintritt, ist soviel zu bedenken und zu tun, dass es gut ist, in der Situation ein paar Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt zu haben. Die Frage ist doch auch, würde es die Schwiegermutter überhaupt merken?

Gruß barts

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Der Mann ist im Auslandseinsatz. Sein Vater rennt mit ihr mit.

Es ist im Moment ein Auf und ab. Mal hat sie Fieber, und man denkt, es geht zu Ende. Am nächsten Tag reagiert sie wieder und isst sogar ein paar Löffel. Selbst wenn sie nur noch ein paar Wochen zu leben hat, finde ich es einfach nicht angepasst. Ich weiß nicht, ob das was mit Verdrängen zu tun hat. Solange die Seele noch an Bord ist...

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Bei einer Kollegin von mir war es so, dass es ihr geholfen hat, etwas zu tun, sich wenigstens "äußerlich" vorzubereiten, als ihre Mutter über Wochen dem Tod immer näher ging. Sie konnte nicht immer bei ihr sein, also hat sie schon mal Dinge vorbereitet, für die man später vielleicht nicht so den Kopf hat. Ich fand das weder pietätlos, noch, dass sie ein "Gemüt wie ein Fleischerhund" #augen hat.

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>>Selbst wenn sie nur noch ein paar Wochen zu leben hat, finde ich es einfach nicht angepasst.<<

Geburtstage und Hochzeiten werden doch auch weit im voraus geplant, dass alles schön wird. Warum darf das für eine Beerdigung nicht gelten?
>>ch weiß nicht, ob das was mit Verdrängen zu tun hat<<
ganz sicher

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Mm das kann man natürlich sehen wie man will .

Einerseits sieht es taktlos aus , andererseits kümmert sie sich , falls es schnell geht . Ich weiß nun auch nicht was ich dazu sagen soll .

Was ich mal erlebt hab und was ich persönlich schlimm fand war :

Ich arbeite im kh und habe auch mit sterbenden zu tun.

Ein Patient war verstorben und der Pfarrer war mit der Familie beim verstorbenen .

Die Familie hat sich am Sterbebett ums Erbe gestritten . Der Pfarrer war natürlich auch entsetzt und ist gegangen .

Die Familie fand ich taktlos und unverschämt . Als hätten sie nur drauf gewartet .

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Hi,
ist denn die Schwiegermutter noch ansprechbar?

Ansonsten kann es sein wie in meiner Familie - dass viele gerne selbst entscheiden, wo und wie sie bestattet werden. Und das geht nur zu Lebzeiten - und wenn man nicht mehr selbst auf den Friedhof rennen kann, ist die einzige Möglichkeit, derartige Dinge über Verwandte regeln zu lassen.

Abgesehen davon: wir hatten leider in jüngerer Vergangenheit drei Todesfälle in der engeren Familie. Einer davon sehr überraschend. Alles, was du beschrieben hast, muss innerhalb kurzer Zeit nach dem Tod geklärt sein.

Nur: genau das ist die Zeit, wo es vielen eben schlecht geht. Vielleicht ein Grund, warum sich manch ein Mensch sagt, dass Dinge, die eher früher als später anstehen werden besser früher geregelt werden sollten - als in einer Situation, wo man vielleicht von sich erwartet, nervlich nicht dazu bereit zu sein. Wenn ich mir überlege, wie schlimm das war, 2 Tage nach dem Verlust eines geliebten Angehörigen eine Traueranzeige für die Zeitung und die Gestaltung der Karten, die verschickt werden sollten entscheiden zu müssen...

Ich kenne weder die Schwiegertochter noch dich, noch sonst irgend jemanden aus der Familie (vermutlich). Spekulieren kann man viel...aber allein aus diesen Aktionen schon irgend etwas verwerfliches abzulesen -das geht zu weit.

Abgesehen davon: warum fragst du sie nicht, warum sie das "jetzt schon" macht? Im Gegensatz zu allen Spekulationen hier sollte sie doch in der Lage sein, die Frage zu beantworten...

Mein Mann hat mir schon erklärt, wie er bestattet werden will. Sollten wir jemals in der kaum vorstellbaren Situation sein, wo bei ihm der Tod absehbar ist, und er sich nicht mehr selbst kümmern kann - dann würde ich das auch machen, oder hoffentlich mit Unterstützung unserer Kinder, wenn alt genug. Einfach, um ihm das gute Wissen zu geben, dass seine Wünsche für den letzten Weg respektiert werden (und nicht, wie ich es auch schon erlebt habe, vor dem Tod "ja ja, Mama, so machen wir das dann" geredet und hinterher alles anders gemacht wird).

Viele Grüße
miau2

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Huhu!
Ich kann nur aus der Sicht von meiner Schwiegermutter sprechen.Mein SV hatte vor rund 1,5 Jahren einen schweren Schlaganfall ,mit der Prognose das er den nächsten nicht überlebt und wir jederzeit damit rechnen müssen,das es soweit ist.
Sie ist vor einem halben Jahr zum Bestatter und hat alles für seinen Tod vorbereitet.Das Urnen Gefäß rausgesucht,einen Anzug und auch schon das restliche geklärt und bezahlt.
Sie möchte nach seinem Tod nicht noch anfangen müssen,sich um die ganze Organistaion zu kümmern,sondern möchte da einfach nur in Ruhe trauern.

Frag doch deine Freundin mal,wiso sie das macht,vielleicht ist das ihre Art mit dem bevorstehenden Tod der SM umzugehen.

#winke

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ich finde das nicht makaber oder so, sondern gut durchdacht.

Das sie stirbt irgendwann steht fest...selbst wenn es erst in 2 Jahren oder so ist.
Nach dem Tod ist es für die Angehörigen immer irre stressig.....
Bestatter aussuchen, Leiche abholen lassen, Sarg aussuchen....evtl. auch Urne.
Mit dem Pastor wegen der Trauerfeier reden, Blumen bestellen, Verwandte benachrichtigen, Zeitungs Annonce schalten.......

Alles Dinge die innerhalb von 3 Tagen gemacht werden müssen.

Warum also nicht vorher schon eingies in Ruhe erledigen?

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Meine eine Oma hatte (für ihren eigenen Tod) auch alles geplant. Sie hatte für Opa sogar Listen geschrieben, was er wie wo & wo erledigen müsse, wer zur Beerdigung eingeladen werden soll, und so weiter.

Die andere Oma war schon ewig vor ihrem Tod beim Bestatter und hat alles geklärt, damit wir damit keine Arbeit haben.

Ich bin auch ein Mensch, der gerne plant. Vielleicht ist es auch einfach ihre Art, um sich auf den baldigen Tod vorzubereiten.

lg