Meine Oma möchte sterben... Bitte Altenpfleger :/

Hallo zusammen,

es geht um meine Oma. Sie ist seit 6 Monaten im Pflegeheim, da sie zu Hause nicht mehr betreut werden konnte. Sie leidet unter Parkinson, Diabetes und Demenz evtl. noch was mit dem Herzen, aber das weiß ich nicht genau. Jedenfalls hatte sie vor 2 Jahren einen Krampfanfall und wurde zum Pflegefall. Sie konnte sich nur noch eingeschränkt bewegen und war auch geistig nicht mehr die Alte.

Jetzt ist es so, dass sie vor etwa 8 Wochen erneut einen Krampfanfall hatte. Sie lag 6 Wochen im Krankenhaus da sie sehr abgebaut hatte. Seit 15 Tagen verweigerte sie die Nahrungsaufnahme. Ihr wurde dann Ringerlösung über die Vene gegeben. Da sie eine Patientenverfügung hat, wurde keine Magensonde gelegt. Seit 7 Tagen konnte man keine Venen mehr finden und sie war komplett ohne Flüssigkeitszufuhr. Im Krankenhaus wurde nur noch Lagerung/Mundpflege gemacht. Sie hatte sich bewusst fürs sterben entschieden. Und ich habe das so akzeptiert. Gestern wurde sie nun laut Arzt im Finalstadium zum sterben zurück ins Heim gebracht. Ich komme also da gestern an im Heim nach 6 Tagen ohne Flüssigkeit und alle warten darauf, dass sie es endlich schafft, zu gehen. Und was machen die da? Spritzen ihr im Liegen (!!!) Flüssigkeit in den Mund. Immer 10 ml. So also gestern 50 ml und heute schon 125 ml. Und dann fingen sie heute damit an ihr diese hochkalorische Astronautennahrung zu verabreichen. Ich weiß einfach nicht ob das so richtig ist. Ich denke es handelt sich um eine lebensverlängernde Maßnahme und bin absolut schockiert darüber. Meine Oma hat vermutlich einfach keine Kraft mehr sich dagegen zu wehren. Und wie soll sie das auch tun. Sie liegt auf dem Rücken und bekommt Wasser über eine Spritze in den Mund. Entweder sie schluckt oder erstickt!!?

Sind das gängige Maßnahmen? Kann man sie denn nicht einfach in Ruhe lassen, palliative Maßnahmen ergreifen und sie sterben lassen?? Wie seht ihr das? Ich denke es ist eine Zwangsernährung, die sie ja absolut nicht wollte. Vielleicht will das Pflegeheim sie auch so noch ein bisschen am Leben erhalten, um Geld für sie zu bekommen. Auf Nachfrage warum sie das tun, hörte ich was von "wir können sie ja nicht einfach verhungern und verdursten lassen" Aber sie stirbt. Und das verlängert ihr Leiden nur noch. Ich habe mit einer befreundeten Altenpflegerin gesprochen, die auch eine Pallativausbildung hat. Sie redet von Körperverletzung wenn sie hört, was die mit ihr machen.

Außerdem war mir vorhin aufgefallen, als ich um 18:45 Uhr da war, dass in Ihrem Lagerungsprotokoll schon eine Lagerung für 19:45 eingetragen war (Rötung? = nein angekreuzt) obwohl diese Lagerung noch gar nicht stattgefunden hat und vielleicht auch gar nicht stattfinden wird?!

Seit 2 Wochen hänge ich in der Luft und wünsche meiner Oma, dass sie endlich gehen darf. Und auf einmal gibt es da welche die ihr wieder was geben. Ich weiß, es ist eine Ethikfrage aber wo soll das denn hinführen?

LG

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Hallo
Ich kann dich gut verstehen - meine Oma ist 92 und liegt seit 3 Wochen im Pflegeheim und sie hofft auch jeden Tag dass sie sterben darf.
Trotzdem versteh ich auch dass sie deiner Oma ein bisschen Nahrung und bei der Hitze Flüssigkeit geben. Verdursten ist ein qualvoller Tod...und wenn Deine Oma bereit ist zu sterben spielt es keine Rolle ob sie was im Magen hat...
Es ist bestimmt auch strafbar wenn sie sie einfach so austrocknen lassen würden...

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Hallo,

das ist eine echt heftige Situation...

ein paar Anregungen:
- wer hat jetzt die Vormundschaft für Deine Oma? Diese Person kann etwas ändern.
- gibt es die Möglichkeit, sie in ein Hospiz zu verlegen? Dort sind die Pfleger besser geschult, was die Akzeptanz des Todes angeht... dort wird keinem jede Sekunde quälendes Weiterexistieren aufgezwungen.
- Steht in der Patientenverfügung etwas zum Thema Ernährung? Kann man darüber eine Änderung erreichen?

Leben ja, aber nicht um jeden Preis... :-(

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Hallo,

wenn ich so was... <<<<Dort sind die Pfleger besser geschult, was die Akzeptanz des Todes angeht... dort wird keinem jede Sekunde quälendes Weiterexistieren aufgezwungen.....<<<<

lese, kommt mir die Galle hoch! Das kannst du doch gar nicht behaupten! Was glaubst Du denn, was die im Hospiz machen? Was anderes? Glaubst Du, die unterlassen es, einem Menschen der in der Terminalphase ist, Nahrung zu geben? Natürlich nicht! Die müssen es genauso machen, wie wir in der Altenpflege. In der Finalphase geben wir keinem Nahrung oder Flüssigkeit, weil die Sterbenden da auch gar nicht in der Lage sind, die zu sich zu nehmen. Und im Hospiz ist es nicht anders!

Und wir sind nicht schuld daran, wenn Menschen keine Patientenverfügung haben und wir so handeln müssen, wie es das Gesetz vorschreibt. Und wenn jemand noch dazu dement ist, der kann gar nichts mehr dazu sagen. Das macht der Betreuer. Und auch der darf nicht einfach so nach freiem Willen entscheiden!

Mich regt es einfach auf, wenn jemand keine Ahnung hat und alle über einen Kamm schert.

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Öh...ja...die im Hospiz machen das anders. Ernährt wird nur, wenn der Wunsch ausdrücklich geäußert wird und auch dann nur, wenn der Patient wirklich in irgendeiner Form profitiert. Es wird viel mehr mit den Angehörigen kommuniziert, die Argumenten in der Regel gut zugänglich sind, so dass sich die wenigsten eine Ernährung wünschen.

Subkutaninfusionen sind häufiger, aber meistens laufen die gar nicht richtig und das stört dann auch keinen großen Geist, weil allen klar ist, dass man das nur fürs eigene Gewissen anhängt.

Ich gebe dir aber recht, dass man das nicht den Mitarbeitern in den Heimen vorwerfen kann. Die sind einfach schlecht ausgebildet für solche Dinge, sie sind stets unterbesetzt und bekommen nur Druck von oben. Alles ist viel mehr reglementiert als im Hospiz und Ärzte sind viel weniger präsent. Die Ärzte, die manchmal präsent sind, haben von Palliativmedizin dann auch keine Ahnung und kommen dann mit dem Verdustungs- und Verhungern-Argument.

Und, ja, ich kenne beides, habe ich beiden Einrichtungen gearbeitet.....

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Nahrung dürfen sie ihr normal nicht geben, aber Flüssigkeit müssen sie. Alles andere ist aktive Sterbehilfe und in D verboten.

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Das stimmt so nicht ganz. Ich habe schon einige Fälle erlebt, bei denen man auf alles verzichtet hat. Das ist keine aktive Sterbehilfe und es ist auch strafbar, wenn alle Besiegten informiert und einverstanden sind.

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Hallo,

wer ist denn in der Patientenverfügung eingetragen bzw. wer darf Entscheidungen treffen?

Diese Person kann sich evtl. gegen die Verfügung entschieden haben? Weißt du darüber Bescheid, denn dann handelt das Pflegeheim nicht gegen den Willen der Patientin.

Mein Mann hatte auch eine Patientenverfügung die auf mich ausgestellt war, auch er litt an Parkinson. Aber als das Krankenhaus mir die Frage stellte, ob ja oder nein, als er mit einer schweren Lungenentzündung zu kämpfen hatte, habe ich mich gegen die Verfügung entschieden. Das ist eine ganz schwere Entscheidung und nachdem mein Mann sich einigermaßen wieder erholt hatte, hat er mir zu verstehen gegeben: ich hätte richtig gehandelt. Letztendlich ist mein Mann aber doch verstorben, wahrscheinlich an einer seiner diversen Lungenentzündungen.

LG

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Hallo,

ich habe meine Mama mal gefragt, sie ist exam. Altenpflegerin.

Sie sagte, du sollst mit dem Hausarzt deiner Oma reden. Und schriftlich von dem HA mit nehmen, dass das Pflegepersonal keine Flüssigkeit oder Nahrung in irgendeiner Form verabreicht.

Die Pfleger müssen so handeln, da denen sonst zur Last gelegt werden könnte, das sie deine Oma verhungern lassen haben.

Alle Angehörigen die was zu sagen haben, sollen das auch Unterschreiben.

Ist deine Oma eine amtliche Betreuung wegen der Demenz? Diese muss das dann mit entscheiden.

Also, mit dem Hausarzt, das besprechen und schriftlich in der Akte deiner Oma dokumentieren und du und deine Familie bzw. der Betreuer müssen das unterschreiben.

Dann kann der Hausarzt, das dem Pflegepersonal so sagen und die können dann dementsprechend handeln.

Das Pflegepersonal ist dazu verpflichtet deiner Oma so zu helfen. Sonst heißt es wieder "Das Altenheim kümmert sich nicht".

Alles Gute.

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Hallo!
Ja, die Situation ist sehr unschön und bestätigt meine Meinung über unsere Pflegeheime.
Trotzdem denke ich nicht, dass diese geringen Flüssigkeitsmengen einen Einfluss auf die

Lebensdauer deiner Oma haben wird. Auch nicht die paar Kalorien, die sie ihr da aufzwingen.

Ein befeuchtet des Mundes ist aber durchaus sinnvoll, um die unangenehme Trockenheit am Ende etwas zu mildern.
Ich würde dir auch raten, mit dem Hausarzt zu reden und da was schriftlich festzulegen. In den Heimen brauchen sie immer eine Absicherung.
Gruß
Susanne

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BEFEUCHTEN DES MUNDES!!
Herrje, die Rechtschreibfunktion glaubt wieder, sie sei besser als ich.

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Hallo,

lass dich erst mal drücken!

Hat deine Oma eine Patientenverfügung? Wahrscheinlich nicht, oder?
Als erstes würde ich mich mit dem ambulanten HospizDienst in verbindung setzen.

Ich selber arbeite als Sterbebegleitung und ich weiß, es ist jedem sein freien Willen hier von Erden zu gehen. Und es ist ein ganz natürlicher Prozess, dass wir irgendwann aufhören zu essen und zu trinken (z.B kann man den Mund des öfteren mit wattestäbchen befeuchten, dass tut den Menschen gut). Man muss sich ja auch klar machen, wenn die Organe langsam aufhören zu arbeiten, ist es nicht schön mit Flüssigkeit am Leben erhalten zu werden.

Redet bitte mit dem Pflegepersonal (das plege Personal will sich wahrscheinlich nur absichern, aber es reicht schon wenn die Pfleger es ihr nur anbieten)!

Die Medien berichten doch des öfteren auch, dass so viele Menschen im Altersheim verdursten und schieben das auf die organisation, aber in Wahrheit sieht es ganz anders aus. Es ist nun mal so das wir irgendwann bereit sind, und da gehört es auch dazu, nichts mit zu sich zu nehmen.

Schilder die Lage in einem ambulanten Hospiz, die kommen zu euch ins Heim und versuchen euch dabei zu helfen, die beste Lösung zu finden!

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Hallo,

das tut mir sehr leid für Dich und deine Oma das Sie evtl. kein gutes Heim gefunden hat.

Wenn bei uns sich jemand in der Terminalphase befindet, akzeptieren wir das so wie es ist. Es wird, so weit wie möglich, dennoch Nahrung gegeben. Das kann Brei sein, Joghurt, Fresubin und natürlich ganz wichtig Flüssigkeit. Alles andere ist unterlassene Hilfeleistung.

Der eigentliche Sterbeprozess beginnt ja viel später, in der Phase gibt man den Sterbenden auch keine Flüssigkeit mehr, man befeuchtet höchstens den Mund.

Man verlängert damit nicht Ihr Leben, man macht es etwas erträglicher. Auch wenn Sie kaum Hunger und Durst verspüren, man lässt einfach niemanden Tagelang ohne Nahrung und Wasser im Bett liegen.
Wenn Sie in der Sterbephase ist, stirbt Sie und die letzten Stunden ist eh kein Sterbender in der Lage Wasser zu schlucken.

Das die Lagerungsprotokolle schon vorab unterzeichnet sind, darf natürlich nicht passieren und wenn der MDK kommt geht das böse ins Auge. Es passiert aber, wenn man sich in der Spalte irrt, oder einfach auch mal im Datum. Das kannst du bei der Stationsleitung ansprechen.

ich kann deine Ängste nachempfinden, sprich mit der leitung. Aber meines Erachtens handeln die Pflegekräfte richtig, wir würden es auch nicht anders machen. Um 100% zu sagen, was wir in dem Falle deiner Oma machen würden, müsste ich sie sehen.

ich wünsch Euch alles Gute und möge deine Oma bald Ihren Frieden finden.#herzlich

Hier habe ich noch was für dich zum lesen.

http://riesop.beepworld.de/sterbephasen.htm

LG

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Exakt so, liebe Fiori!

So handhaben wir es auch!

Leider wird immer noch nicht genau geschaut was wirklich in deiner Patientenverfügung drin stehen sollte - und zwar GENAU!

Am besten auf einem extra Blatt noch Zusätze verfassen ...

AltenpflegerInnen und Krankebschwester/Pfleger dürfen nicht anders reagieren wie hier oben beschrieben!

Alles andere ist Sterbehilfe - und ich gehe nicht ins Gefängnis nur weil jemand der sich nicht damit auskennt MEINT, dass da etwas falsch läuft.

Das Gespräch mit dem HA wäre anzuraten statt sich über die Pfleger zu beschweren.

Unsere Heime sind gar nicht alle sooooo grausam wie jeder meint.

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das mit der Flüssigkeit dient wirklich nur dem Anfeuchten des Mundes.
Allerdings passiert das bei uns mittels eine Sprühflasche, so dass also wirklich keinerlei Erstickungsgefahr besteht, oder die Lippen werden mit einem nassen Wattestäbchen angefeuchtet.

Das mit der Nahrung kann ich jetzt so von der Ferne nicht beurteilen, wahrscheinlich kann deine Oma nur noch so winzige Mengen zu sich nehmen, dass es nicht wirklich zu einer Lebensverlängerung beitragen wird.

Ich kenne in dem Stadium wirklich nur noch das anfeuchten der Lippen /Mundhöhle, das soweit man das beurteilen kann, von den Sterbenden als angenehm empfunden wird.
So oder so ist es immer eine schwierige Situation, weil man nie ganz genau weiß, was der Sterbende genau jetzt in dem Moment wirklich braucht/wünscht.