Suizidgefährdet?? Arbeitskollege!

Hallo Zusammen,

ich wusste nicht wo ich mich hinwenden sollte, daher versuche ich hier mein Glück und vielleicht hat jemand Tipps für mich.

Es geht eigentlich um meinen Arbeitskollgen. Ich arbeite seit ca. 1,5 Jahren mit ihm zusammen und wir sind überwiegend zu zweit oder dritt im Büro. Ansich habe ich nicht so viel mit ihm zu tun, aber man unterhält sich. Kurzer Stand zu ihm, er ist 36 Jahre alt. Vor ca. 2,5 Jahren hat seine Ehefrau ihn betrogen und nach der Hochzeit verlassen, sie ist jetzt glücklich mit dem neuen und hat bereits eine kleine Tochter. Letztes Jahr dann ist seine Mutter gestorben zu der er ein sehr gutes Verhältnis hatte. Ich weiß, dass das alles traurig ist, vor allem das mit seiner Mutter. Ich kann das auch gut nachvollziehen, aber er trauert noch sehr seiner Ex-Frau nach und sagt immer er wird eh nie wieder eine Frau finden und ein Kind schon gar nicht haben. Ich möchte jetzt nicht überempfindlich reagieren, aber mein Schwiegervater hat sich vor 7 Jahren das Leben genommen und soetwas möchte ich nicht nochmal erleben. Naja wie gesagt er spricht immer davon, wie sinnlos das Leben ist und gestern hat er einen Spruch gebracht, wo ich mir halt doch Sorgen mache. Er meinte der Freitod ist die größte Freiheit die ein Mensch hat. Vor einer Zeit war doch auch dieser Tag, wo mal wieder die Welt untergehen sollte und da kommen dann auch immer so Sachen wie. Aber und wenn schon, dass ist das Leben endlich zu Ende und dann geht mir gut. Ständig kommen solche Dinge von ihm. Ich bin schon selber ein sehr pessimistische Person, aber er spricht so schlecht vom Leben und das alles so grausam ist usw. Ich weiß nicht, ob das Anzeichen für ein Freitod sind und wie ich mich verhalten kann, was ich tun kann.

Hat jemand Rat? Ich bin schon soweit, dass ich langsam gerne mit einem der Chefs sprechen würde. Ich möchte da aber auch nicht ein Fass aufmachen, wenn ich es nur falsch interpretiere. Versteht ihr was ich meine?

Liebe Grüße
Anna

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Hallo Sunlight,

richtig helfen kann ich dir vermutlich nicht. Es ist sehr schwer von außen einzuschätzen wie es deinem Kollegen wirklich geht.

Ich finde es sehr gefährlich dir jetzt Tipps zu geben. Allerdings würden mich solche Aussagen ebenfalls in Alarmbereitschaft versetzen. Denn es ist bei Weiten ein Trugschluss zu denken, dass die Menschen die über suizidale Gedanken sprechen, dies niemals tun würden. Das kann tatsächlich schon ein Schritt in diese Richtung sein.

Wenn eine suizidale Neigung besteht, befindet er sich vermutlich noch in der Abwägungsphase. Es bedarf allerdings Erfahrung mit solchen Menschen zu reden und das auch zu erkennen.
Gibt es bei euch eine Personalberatungsstelle? Oder soziale Ansprechpartner?

Natürlich könntest du ihn fragen, ob du ihn helfen kannst, vielleicht ist er dann zu einem Gespräch bereit. Mit deiner Vorerfahrung in der eigenen Familie, kann das aber sehr belastend werden solch ein Gespräch. Zumal es da einige Regeln zu beachten gibt, falls er wirklich Suizidgefährdet ist.

Also, ich weiß richtig helfen konnte ich nicht. Wenn es keine sozialen Ansprechpartner gibt, würde ich wohl den Weg wählen und ihn ansprechen. Aber ich würde es tun, weil ich solche Gespräche schon öfters geführt habe.

Gibt es vielleicht einen Kollegen deines Vertrauens, mit dem du dich erstmal austauschen kannst, ob er das ebenfalls so empfindet?

Schwierige Situation.

Liebe Grüße

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Betriebsrat ? Sozialberater ? Vertrauensperson ? Egal was, habt ihr sowas in der Firma ? Der wäre der richtige Ansprechpartner meiner Ansicht nach.
Ignorieren würde ich das ganz sicher auch nicht.
Ich hasse den Satz "hätte ich doch....." - lieber mische ich mich ein und habe unrecht, als wenn ich sowas sagen müsste.
Weißt Du zufällig, wer sein Hausarzt ist ? Dem könnte man auch einen Hinweis geben, dann hast Du alles getan, was machbar ist.
Lass Dich aber von ihm nicht runterziehen.
LG Moni

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Hi,
danke schon einmal.

Ich kenne seinen Hausarzt leider gar nicht. Ich glaube seit der hier arbeitet, war der noch nie beim Hausarzt.

Betriebsrat usw. gibts auch nicht. Die Personalabteilung besteht aus 2,5 Personen. Mir die Gehalt macht, und mein Chef der die Veträge macht und eine junges Mädchen was sozusagen sich alles aneignet. Die beiden sitzten auch nicht bei mir in München, sondern in Duisburg. Ich weiß nicht, ob ich meinen Chef hier in München mal ansprechen sollte.

Wie gesagt, ich will mir nichts einreden. Dadurch, dass wir aber damals nichts mitbekommen haben, möchet ich das nicht nochmal erleben und mir dann irgendwelche Vorwürfe machen.

Vielleicht erwische ich mal nächste Woche einen Chef.

Lieben Dank.
Anna

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Dann ist es wohl der beste Weg, wenn du im Vertrauen mit deinem Chef mal redest. Vielleicht hat er ja eine Idee.

Ich wünsch euch auf jeden Fall, dass ihr einen Weg findet.

Eines möchte ich dir aber noch auf den Weg mitgeben. Ich habe sehr oft berufsbedingt mit Suizidgefährdeten Menschen zu tun gehabt. Es gibt welche, denen man tatsächlich helfen kann. Allerdings ist das ein langer Weg.

Es gibt aber auch welche, die nie aus dieser Todessehnsucht raus kommen und darin auch ihre persönliche Erlösung sehen. So traurig das ist, aber bitte mache dir nie einen Vorwurf, wenn deine Hilfe nichts genutzt hat.

Alles Liebe und viele Grüße nach München...mein Schatzi arbeitet dort und bald ziehe ich auch nach Bayern... :-)

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Warum nicht erst mal das Naheliegende statt den Chef zu involvieren (und dem Kollegen damit evtl. beruflich Probleme bereiten): Tasse Kaffee, ruhige Minute und "Hey, Kollege - ich mache mir Sorgen um Dich. Wie kann ich Dir helfen?" Oder "Hey Kollege, wir grillen am Wochenende - magst vorbeikommen?" Oder "Hey, Kollege, Lust auf Kegeln gehen/Spieleabend/Biergarten/Minigolf...?"

Mit dem Chef sprechen ist ja immer noch eine Option, falls alles andere nicht hilft.

Gruß
Ch.

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Hallo Anna!

Mit einem der Chefs würde ich -denke ich- nicht sprechen. Dein Kollege könnte sich hintergangen fühlen und schlimmstenfalls berufliche Schwierigkeiten bekommen. Ich denke, ich würde einerseits mal das Gespräch mit ihm ausserhalb des Arbeitsplatzes suchen.Vielleicht, wie schon geschrieben, auch versuchen, ihn mal "mitzunehmen", wenn Ihr was macht. Ausserdem könntest Du Dich vielleicht an eine psychologische Beratungsstelle wenden, die werden Dir sicherlich auch am Telefon weiterhelfen, wenn Du Deine/seine Situation schilderst.

LG

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Liebe Anna,

das ist natürlich eine sehr verzwickte Lage, wenn jemand solche Bemerkungen streut und man den Menschen nicht richtig einschätzen kann.

Ich persönlich wäre ein Mensch, der sich ihn schnappen und um ein Gespräch bitten würde ... Ich würde sagen, dass mir aufgefallen sei, dass er das Leben scheinbar seit einiger Zeit grau in grau sieht und so weiter ... ich würde meine Hilfe anbieten und je nach Gesprächsverlauf konkret danach fragen, ob er sich mit dem Gedanken trägt, dem Leben ein Ende zu setzen ...

Mit dem Gedanken "spielen" sehr viele Mensche in herausfordernden Phasen ihres Lebens, jedoch sollte man aufhorchen, wenn jemand konkret überlegt, wie er es tun würde ... viele Menschen wollen gar nicht sterben, sondern einfach, dass dieses traurige leere Gefühl endlich aufhört ...

Wenn jemand wirklich einen Suizid begehen will, wird er dies trotz aller Unterstützung und HIlfe auch durchziehen und niemand ist dann Schuld daran ... !!!

Ich würde niemanden aus der Chefetage mit ins Boot holen ... dies würde ihn bloß stellen und ihn wohlmöglich in eine noch größere Krise treiben ...

Ich denke er sollte dringend professionelle Hilfe bekommen, da er vermutlich eine depressive Episode bzw. eine bereits chronische Beeinträchtigung der Stimmung (Dysthymia) haben könnte ... erster Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein, da Facharzttermine ewig dauern ... Bei der Lebenssicht sollte er einen psychologischen Psychotherapeuten suchen bzw. in eine Klinik für Psychotherapie gehen (was er vielleicht nicht möchte) ...

MEHR ALS HILFE ANBIETEN KANNST DU NICHT!

Alles Gute!

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Hallo Anna,

ich habe die Erfahrung gemacth, dass es gut ist, denjenigen ganz DIREKT anzusprechen, natürlich unter vier Augen. Wirklich sagen: "Hast Du vor, Dir das Leben zu nehmen? Ich mache mir Sorgen um Dich".

Es ist schon sehr entlastend, wenn man offen darüber sprechen kann, dass man Todessehnsucht hat. Das nimmt sehr viel Druck. Vielleicht sollte er dann auch einen Facharzt aufsuchen und eine Zeitlang Antidepressiva nehmen und den Verlust seiner Mutter und die Trennung seiner Frau therapeutisch aufarbeiten.

Ob er den Freitod wählt oder nicht, ist seine Entscheidung, leider kannst Du das nicht verhindern, wenn das sein Wille ist.

Aber bitte ignoriere nicht seine Andeutungen. Er sendet Signale aus, deutliche Signale und ist sicher sehr froh, wenn die jemand sieht und mit ihm offen redet.

Dazu gibt es für mich zwei schöne, passende Zitate:

"Tatsachen schafft man nicht aus der Welt, indem man sie ignoriert"

"um wegzusehen, muss man etwas gesehen haben"

Liebe Grüße!

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Ach so: bloß NICHT den Chef involvieren, das wäre total schlimm für Deinen Kollegen! Ich denke, er würde sich sehr bloßgestellt fühlen und sich verraten vorkommen!