Gemischte Gefühle vor Beerdigung

Ich bin gerade ein bisschen durch den Wind. Es sind so viele Emotionen, die gerade zusammen kommen.

Ich versuche von vorn anzufangen. Vor wenigen Tagen ist der kleine Sohn einer Freundin gestorben. Nur zwei Tage vor seinem ersten Geburtstag...
Er war krank, er hatte Leukämie und sein kurzes Leben verbrachte er mehr in der Klinik als zu Haus. Die Nachricht, dass er sterben wird, traf mich trotzdem wie ein Hammerschlag. Für mich war immer klar, er wird es schaffen. Etwas anderes war nicht möglich. Nicht mal 24h später starb er... und das Unmögliche war eingetreten.

In wenigen Tagen ist die Beerdigung. Ich werde hingehen und ich weiß, dass es das einzig richtige ist hinzugehen und doch habe ich Angst.

Im letzten Jahr ist eine Freundin von mir, auch an Krebs, gestorben. Sie war fast 27 und die Beerdigung war das schlimmste Ereignis meines Lebens. Ich dachte es zerreißt mich.
Eine Mutter sollte ihr Kind nicht beerdigen müssen - das darf nicht sein!!
Nach der Beerdigung bin ich zu meinen Eltern gefahren, die meinen Sohn in der Zeit betreut hatten und ich habe ihn in die Arme geschlossen und hätte ihn am liebsten nie wieder losgelassen.

Es war wie gesagt letztes Jahr furchtbar und doch war es richtig dabei zu sein, aber vor der bevorstehenden Beerdigung habe ich wirklich Angst.

Die Gefühle für den Kleinen, der doch eigentlich leben sollte und glücklich sein sollte und die Trauer seiner Eltern... ich weiß nicht genau was mich erwarten wird... ich weiß nicht, wohin mit all den schmerzhaften Emotionen...

Ich weiß, eigentlich sollte ich gar nicht die Person sein, die äußert, wie schlecht es ihr doch geht, denn niemandem geht es hier schlechter als den Eltern, die ihren kleinen Stern verloren haben...

Aber vielleicht ist jemand hier, der versteht wie ich mich fühle, der mir ein wenig die Angst nehmen kann, weil er vielleicht selbst mal in dieser Situation war (was ich andererseits nicht hoffe!!!)

Entschuldigt die wirre Schreibweise, aber die Trauer der letzten Tage bricht immer mal wieder heftiger aus, so wie jetzt!

#stern

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Hallo Happysun,

meine Familie war diesen Sommer in ähnlicher Situation. Nicht ich habe mein Kind verloren, aber ich habe meine Mutter verloren und meine Mutter hat noch lebende Eltern, meine Großeltern. Also haben meine Großeltern ihr Kind zu Grabe getragen.

Meine Mutter war nun kein Kind mehr in dem Sinne, sie wurde 56 Jahre alt. Aber ein Kind bleibt man immer aus der Sicht der elternlichen Augen. Egal wie alt man ist.

Ich muss dazu sagen, dass das Umfeld, was meine Mutter über die Krankheit hinweg nicht die ganze Zeit begleitet hat, mehr äußerlich getrauert hat, als wir direkten Angehörigen selbst. Alles hat geweint, nur wir nicht.

Nun, ich verlor meine Mutter auch an Krebs. Wenn man als naher Angehöriger so eine Krankengeschichte Tag für Tag hautnah miterlebt, ist man schon auf das Schlimmste vorbereitet. Und schlimmer als der Tod in sich ist eigentlich die Zeit, wo der Betroffene auf Erden das ganze Leid ertragen musste.

Der Tod in sich ist für die nächsten Angehörigen ein auch oftmals erlösender Abschluss. Es ist auch irgendwo eine Befreiung, wie für den Betroffenen natürlich selbst.

Deine Gefühle sind ganz normal. Wie die Angehörigen reagieren werden, kann man erstmal nicht abschätzen.

Vielleicht weinen sie auf der Beerdigung Rotz und Wasser, vielleicht auch nicht.

Ich konnte nicht weinen. Das kam erst Wochen später im Programm.

Ich war zu aufgewühlt, zu geschockt, zu unsortiert, zu froh für meine Mutter, die alles hinter sich hatte und nun endlich frei war, zu schlaflos, zu durcheinander, zu alles und alles und alles.....

Selbst wenn die Angehörigen nicht weinen sollten und die anderen heulen wie sonst was bei der Beerdigung, das hat nichts darüber zu sagen, wer da mehr trauert und wer nicht.

Ich war in dem Moment nur froh darüber, wie viele und es waren sehr viele, zur Beerdigung gekommen sind und meiner Mutter die letzte Ehre erwiesen haben. Das hat einen in dem schweren Moment sehr gestärkt!!!! Zu sehen, wie meine Mutter geschätzt und gemocht wurde und wie vielen dieser Moment wichtig war!

Deshalb, geh hin, sei so, wie Du sein möchtest und Dir gerade ist!

Stille Grüße und eine #kerze für den kleinen Mann!

Janette

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Hallo,

als erstes möcht ich dich mal fest drücken. Hab kein schlechtes Gewissen, weil du hier schreiben musst und weil es dir schlecht geht. #liebdrueck

Es ist doch klar, dass dich alles auch mitnimmt. Immerhin ist er der Sohn deiner Freundin. Und du hast das ganze Jahr hautnah mitbekommen, wie es ihm immer schlechter geht und wie es ihr jetzt schlecht geht, wo er nicht mehr da ist.
Ich bin mir sicher, dass es ihr gut tut, wenn du ihr zeigst, wie sehr auch du trauerst und wie traurig du bist, dass du den kleinen Mann eben nicht vergisst und er für dich weiterhin im Herzen sein wird.

Ich kenne so eine Situation nur aus der anderen Sichtweise, als Mama des Sternenkindes. Und auch meine beste Freundin hat es sehr mitgenommen, als unsere Kinder gestorben sind. Da hat es mich sehr getröstet, wenn sie einfach mit mir zusammen geweint hat, mir gesagt hat, wie traurig sie ist und wie sehr sie auch die beiden vermisst und kennen gelernt hätte.
Es tut gut, wenn man einfach das Gefühl hat, man ist nicht allein und da ist jemand, der trauert mit einem und ist für einen da.

Im Moment wird sich alles taub und leer für die Eltern anfühlen, auch wenn sie wissen, dass es eine Erlösung für den kleinen Mann war. Dennoch tut es weh und man kann diese Gedanken nicht gleich verstehen. Aber irgendwann kommt auch das durch. Ganz sicher sogar und sie werden auf die schönen Zeiten mit ihm schauen und an ihn auch mit einem Lächeln denken können.

Dass du Angst vor der Beerdigung hast, kann ich verstehen. Es ist ein schwerer Tag und für die Eltern fühlt es sich an, als wenn sie ihr Kind ein zweites Mal hergeben.
Versuch, da zu sein, sie zu halten und ihr zu zeigen, wie sehr auch du den kleinen Mann gern hattest und vermisst. Vielleicht nimmst du einen kleinen Engel oder was Ähnliches für das Grab mit. Ich bin mir sicher, sie freut sich drüber.

Ich wünsch dir und den Eltern ganz viel Kraft für diese schwere Zeit und ich find es schön zu lesen, dass du so für deine Freundin da sein möchtest und du ebenfalls trauerst!

Alles Gute für euch!

Hannah mit #stern Niklas und #stern Sarah fest im Herzen und Per ganz fest im Arm

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Jede Beerdigung ist einzigartig, auch von ihren Emotionen her.

Das du gerade vor dieser Beerdigung Angst hast, kann ich gut nachvollziehen.Auch ich habe bei diesen Beerdigungen Respekt, nicht mehr als vor "normalen", aber deutlich anderen respekt. Und das, obwohl ich Bestatterin bin.

Aber Baby oder Kinder zu beerdigen ist doch noch etwas anderes...

Du weißt, das du gehen willst, deine Freundin somit unterstützen willst und dem kleinen Kämpfer die letzte Ehre erweisen willst.............das ist schon mehr, als manch andere sich trauen.
Geh hin und weine mit den Eltern. Wenn ein Kind, oder auch ein junger Mensch stirbt, nimmt man selber auch ein Stück weit Abschied von seiner eigenen "Unsterblichkeit" und wird sich darüber bewusst, wie schnell alles anders sein kann.

Mir, bzw. den Angehörigen haben manchmal ganz gut die SOS-Tropfen (Bachblüten) geholfen, die ich gerne dort verteile. Ob sie wirklich helfen weiß ich nicht, aber in großen Streßsituationen nehme ich sie auch und da helfen sie mir. Bei mir hört dann z.B. der superschnelle Herzschlag auf und die Übelkeit läßt nach.....

Das du so durcheinander bist ist doch nicht schlimm und verständlich, sei für deine Freundin da, aber achte auch auf dich..........

Ich wünsch euch viel Kraft!


Sandra

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Danke, danke, danke für eure lieben Worte!!! Heute geht es mir wieder besser.

Es ist nicht eine ganz enge Freundin und sie hat sicher Menschen, die ihr noch viel näher stehen, als ich. Wir kennen uns schon einige Jahre, Aber die Zeit seit der Kleine da ist, bzw. eigentlich schon seit sie schwanger ist, verstehen wir uns besser. Und dann vor allem als der Kleine mit drei Monaten erkrankte. Eigentlich ist es schlimm, dass erst so ein schlimmes Ereignis dazu führte.


Ich werde euch erzählen, wie es mir auf der Beerdigung des Kleinen erging.

Und ich werde es so machen... ich werde da sein. Ich werde nicht viele Worte haben, aber ich glaube, die braucht es auch gar nicht. Ich denke, hier zählt viel mehr einfach da zu sein, mit ihnen den schweren Weg zu gehen. Sie nicht allein stehen zu lassen.

Die ganzen letzten Monate war seine Mama nur im Krankenhaus, sie hat am Leben drum herum kaum teilhaben können. Ich denke sie werden sich irgendwo... freuen ist vielleicht nicht das richtige Wort, aber es wird ihnen vermutlich guttun zu sehen, dass sie nicht allein sind.

Also danke noch mal für die lieben und hilfreichen Antworten!