Meine Maus vergisst den Tod vom Opa nicht... sorry etwas lang

Hallo ihr Lieben, hier im "stillen" Forum,
ich brauche mal einen Rat von euch.
Mein Papa ist vor fast 3 Jahren gestorben. Wir haben sehr spät erst den Lungenkrebs erkannt und nach der ersten Chemo haben die Nieren versagt und am Nikolausitag ist mein Papa eingeschlafen#kerze. Finja war fast 5 Jahre alt, Timo fast 2.
Damals waren die beide noch so klein und da wir gerade 4 Wochen Zeit hatten vom ersten Besuch beim Arzt bis zum NikolausiTag, war sehr wenig Zeit, das zu verarbeiten.
Ich selbst hatte viel damit zu tun und Finja war zwar traurig, aber sie hatte es damals eigentlich ganz gut weggesteckt. Wir hiaben viel erklärt, gemeinsam geweint, ihn auf den Friedhof besucht, in den Himmel geschaut...
Letztes Jahr in der Vorweihnachtszeit begann es, dass die Maus fix und alle war und nach zwei Wochen nicht Fisch nicht Fleisch kam raus, dass diese Zeit Weihnachtszeit sie an den Opa erinnert.
Dann war wieder Ruhe. Seit drei Monaten kommt das Thema immer wieder auf. Heute morgen hat sie beim Aufwachen so bitterlich geweint, und raus kam - sie vermisst Opa Horst so sehr.
Wir reden darüber auch dass der Opa jetzt beim lieben Gott ist und auf einer dieser schönen rosa-Wolken sitzt und als Schutzengel auf sie auspasst.
Mich wudert es, dass es jetzt so gehäuft kommt. Mein Mann meinte, dass sie weiß, dass sie dieser Punkt ohne Wenn-und-Aber zu positiver Kuschel-Aufmerksamkeit bringt. Aber dann würde sie meiner Meinung nach nicht so ehrlich traurig sein und so bitterlich weinen.
Ich selbst habe den Tod von meinem Papa sehr weit weggeschoben um damit für mich umgehen zu können, denn mit beiden kleinen Kindern und familiären Problemen damals bezüglich Beerdigungskosten, Erbe antreten oder ablehnen und vielem mehr hatte ich keinen Raum zum Trauern. Erst ein halbes Jahr später habe ich mir bei der Mu-Ki-Kur diesen Raum ein wenig nachholen können.
Ich überlege nun, ob es vielleicht sinnvoll wäre, zum Ki-A zu gehen, ihm das Problem zu erzählen und ggf. für eine kurze Zeit das Thema für die Maus mit einem Therapeuten auszuarbeiten.
Oder meint ihr, es ist jetzt eine Phase, weil sie mit 7 Jahren wirklich begreift, dass die anderen Großeltern noch leben und ihr Opa Horst nicht mehr und dass das ok so ist?
Ich bin ein wenig hilflos, weil ich denke, dass ich das nicht einschätzen kann, wie die richtige Unterstützung für meine Maus aussieht.
Bitte gebt mir einen Rat oder einen Tipp oder erzählt aus eurer Erfahrung#herzlich#danke
Liebe und traurige Grüße an diesem eigentlich schönen sonnengemalten Morgen
Tanja

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Guten Morgen,

es stimmt schon, deine Tochter ist jetzt in einem Alter wo der Tod für sie eine andere Bedeutung hat, als noch vor drei Jahren.

Jetzt erst hat sie eine Vorstellung davon was es heitß wenn jemand NIE mehr wieder kommt. Das wußte sie damals noch nicht.
Das Finja jetzt trauert ist vielleicht auch die Chance für euch als Familie gemeinsam die Trauer um den Opa/und Papa aufzuarbeiten und durchzustehen.

Das es aber auch sein kann (wie dein Mann schon gemeint hat), das sich deine Tochter damit in den Mittelpunkt rückt und so deine Aufmerksamkeit erzwingt, kann auch stimmen.

Mein Sohn hatte dies auch eine Zeit, bis wir ihm gesagt haben das wir das nicht schön finden, das er die Trauer um seinen Bruder ausnutzt. Er hat das gar nicht so gesehen. Wenn der Jan traurig wird, dann setzen wir uns beide hin und gucken uns ein bestimmtes Buch (Die unsichtbaren Freunde) an, dann weinen wir beide und dann gehts wieder.
Sagt ihr, das es dich traurig macht, wenn sie es ausnutzen sollte, das sie aber auch ein Recht hat auf ihre Trauer.

Einen Therapeuten würde ich jetzt noch nicht aufsuchen, da es eine normale Reaktion ist, außerdem gibt es nur sehr wenige Kinderpsychol., sehr lange Wartezeiten und die meisten können leider mit diesem Thema wenig anfangen, geben es aber nicht zu.

Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen und wünsch euch alles Gute!

Sandra

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Hallo Sandra,
#liebdrueck Danke für deine Zeilen... es beruhigt mich, dass du es auch sie siehst, dass ihr jetzt einfach ein anderer Blickwinkel zusteht und sie jetzt noch einmal den Tod von meinem Papa verarbeiten kann und erst jetzt verstehen kann, was es wirklich heißt. Und dass das normal ist...
Und jetzt wo ich deine Zeilen lese, wird mir bewußt, dass ich selbst angst habe vor diesem Thema, dass ich nicht weiß, ob ich zur Zeit die Kraft habe, als Familie dieses Thema noch einmal auf zu arbeiten.
Ich denke, ich werde mit Finja in Ruhe reden, ich werde vielleicht heute in der Stadt noch mal nach einem schönen Buch zu diesem Thema schauen - die unsichtbaren Freunde scheint ja ganz schön zu sein zum Trauern, vielleicht finde ich das...
Und ich möchte dich in Gedanken einmal drücken, ein Sternenkind zu haben ist noch schwerzhafter als den Papa zu verlieren, die mich zumindest viele schöne Jahre begleiten durfte.#herzlich#liebdrueck
Tanja

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Hallo liebe Tanja,

ich finde aus Deinen Zeilen spricht so viel Liebe zu Deiner Tochter! Du hast selber den Verlust Deines Papas noch nicht so wirklich verarbeitet und doch drückt Dir das Leid Deiner Tochter mehr auf die Seele als dein eigenes.

Ich denke auch, dass sie jetzt viel besser begreift was "damals" passiert ist. Ganz bestimmt. Ich denke aber auch dass Dein Mann bestimmt ein wenig Recht hat, denn sie merkt auch, dass sie Deine ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt wenn sie von Opa Horst spricht.

Meine Oma ist im Januar diesen Jahres nach kurzer Krankheit gestorben. Ich habe mit ihrem Tod sehr zu kämpfen gehabt, denn meine Mutter ist gestorben als ich 12 war und meine Oma hat mich und meine Schwester grossgezogen. Auch meine Tochter hat in ihrer Ur-Oma viel gesehen eben weil sie so "richtig Oma" war inklusive Körperbau (klein und rund), Sprache (plattdeutsch) und typische "Oma-Dinge" wie die obligatorische Keks- und Süßigkeitendose, immer kleine Geschenke im Schrank etc. Als Oma dann gestorben ist stand meine Tochter neben mir als ich den Anruf bekommen habe. Ich habe sie dann ganz offen an meiner Trauer teilnehmen lassen, eben weil ich nicht anders konnte. Sie hat dann mit geweint, wir haben uns Sachen über Oma erzählt und sie hat mich durch ihre Kommentare obwohl es so traurig war doch dazu gebracht die Situation mit anderen Augen zu betrachten und viel mit ihr über die tollen Sachen zu erzählen die wir mit Oma erlebt haben.

Ich habe dann aufgrund eines Tips hier im Forum das Buch "Opa ich kann Hummeln zähmen" besorgt und wir haben es zusammen gelesen. Es ist einfach ein tolles Buch mit schönen Bildern und schönen Texten. Nicht beängstigend und auch für uns Erwachsene sehr rührend.

Jetzt ist es auch hin und wieder so, dass meine Tochter ganz plötzlich anfängt zu weinen, es Tage gibt in denen sie sehr "ruhig" ist, aber es sind durchaus auch Situationen dabei in denen ich ganz klar für mich erkennen kann, dass sie Aufmerksamkeit möchte und ganz genau weiss, dass sie eben diese Aufmerksamkeit zu 100% bekommt wenn sie ein Thema anschneidet von dem sie weiss, dass es mich bewegt. Nämlich das Thema Oma.

Lange Rede kurzer Sinn. Ich denke ich würde erstmal auf dein Bauchgefühl hören. Ich sage meiner Tochter in Situationen in denen ich nicht sicher bin ob ihre Trauer "gespielt" ist, dass ich es verstehe wenn sie traurig ist und dass das okay ist. Ich sage ihr aber auch, dass ich es nicht okay finde, wenn sie das Thema Oma dazu nutzt meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Meist löst sich dann die Situation und ich kann an ihrer Reaktion erkennen ob es Trauer oder Aufmerksamkeitsbedarf ist. Und ganz ehrlich....in den meisten Fällen ist es das zweite.

Sprich mit ihr, hör ihr zu und nimm sie ernst, aber sage ihr auch dass es nicht richtig ist dieses Thema zu nutzen um Deine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Aus Deinen Zeilen lese ich irgendwie raus dass Du das schon gut machst so wie Du es machst.

Alles Liebe,
Sunny

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Liebe Sunny,
vielen Dank für deine Zeilen. Das war bestimmt nicht einfach, die Oma zu verlieren, wenn sie nicht nur Oma sondern auch Mama gewesen ist für dich!#liebdrueck
Ich liebe meine Kinder wirklich sehr und gerade das Seelenleben meiner Kinder ist mir sehr sehr wichtig.
Finja ist ein sehr sensibles Kind und gerade heute morgen bin ich mir sicher gewesen, dass es echte Trauer war. Sie ist wach geworden, hatte etwas geträumt, von dem ich bis jetzt nicht weiß, was es war und dann weinte sie und hat den Opa wirklich vermisst.
Ich werde mir auf jeden Fall mal das Buch ansehen und ich denke, dass ich mir ein Buch über den Tod kaufen werde, um ihr ein bisschen mehr Unterstützung geben zu können.
Das mit dem darüber reden werde ich auf jeden Fall machen, dafür werde ich wohl die zu-Bett-geh-Zeit nutzen, da haben wir Ruhe und Zeit und Raum für uns.
Ich denke, das schlimmste für mich ist immer, sie trauern zu sehen und in diesem Moment trifft es mich immer so sehr, dass ich einfach mit ihr Fühle und mir bewußt wird, dass ich meine eigene Trauer noch gar nicht abgeschlossen habe, obwohl es so lange her ist.
Ich habe vor Papas Tod die schönsten 5 Jahre gehabt, er ging, als alles zwischen uns so schön war wie niemals zuvor, er hatte mir 4 Monate vorher zum ersten Mal seit ich klein war gesagt, dass er mich liebt, dass er stolz auf mich ist... das hat es mir damals leichter gemacht, ihn gehen zu lassen. Und das ist das, was mir heute so weh tut, weil es einfach so schön war, weil ich ihn vermisse und ihn so lieb habe.
Ich bin froh, dass man hier im Forum auf Menschen treffen kann, die auch einen Menschen vermissen und mich nicht schräg anschauen, weil es schon "so lange" her ist und ich nach fast drei Jahren plötzlich damit zu kämpfen habe, weil meine Tochter um den Opa trauert.
Danke für deine Zeit, deine Worte und deine Geschichte#liebdrueck#herzlich
Tanja

4

Hallo,

meine Kinder waren 4 als wir ihren Bruder beerdigen mussten. Ich habe inzwischen Recht viel gelesen zum Thema trauernde Kinder und kenne auch einige Kinder, die um eine Elternteil oder Geschwisterkind trauern.

Ich denke darum, dass das, was du beschreibst eher gut ist! Es ist tatsächlich unterschiedlich, wann Kinder begreifen, dass der Tod unumkehbar ist. Ich habe Zwillinge, und einer hat ein ganzes Jahr (!) später als der andere zum ersten Mal um den Bruder geweint, obwohl wir es ihnen natürlich gleich erklärt haben.
Wir haben auch viel mit Büchern oder Zeichnungen gemacht, um den Einstieg in ein Gespräch zu erleichtern. Auch ist es "normal", dass Kinder ihre Eltern schonen, wenn sie fühlen, dass das Thema sie traurig macht. Ich habe manchmal bewusst jemand anderen gebeten, der sie gut kennt, "mal nach zu horchen", wenn ich den Verdacht hatte, dass da was ist. Dass heisst ja nicht, dass dein Kind sich dir nicht anvertraut, aber du bist eben selber Teil der Situation.

Mit einem Psychologen wäre ich eher zurückhaltend, es sei denn, ein Kind wird wirklich verhaltensauffällig oder körperlich krank. Das höre ich bei dir nicht.

Meine Kinder haben jeweils eigene Erinnerungsdinge. Meine Tochter schläft manchmal mit einer Rassel unterm Kissen, mein Sohn hat ein Ultraschallbild in seiner Legodose. Für mich wirkte das auch komisch anfangs, aber wer bin ich, um ihnen vorzuschreiben, wie sie ihren Bruder erinnern möchten?

Vielleicht kannst du sie auch ein Symbol/Foto/Erinnerungsstück finden lassen, dann hat sie immer Opa ein bisschen bei sich und kann auch losgekoppelt von euch und euren Gefühlen, für sich trauern. Sie hatte ja auch hre ganz eigene Beziehung zum Opa.

Ich denke, ihr macht das schon ganz gut!

Alles Gute,
Lieke

6

Hallo Lieke,
danke! Ich bin froh, von euch allen hier zu lesen, dass das in Ordnung ist, dass meine Maus jetzt trauert und noch einmal dieses Thema verarbeiten muss. Weißt du, wenn man selbst so betroffen ist, scheut man sich davor, dieses Thema noch einmal so bewußt zu behandeln, damals hatte ich auch sehr liebe und enge Freunde, die die Kinder unterstützt haben, weil ich es selbst nicht so konnte. Und das war auch gut so.
Das mit den Erinnerungsstücken ist eines meiner Probleme, wir mussten damals aus verschiedenen Gründen das Erbe ablehnen und mussten alles in Papas Wohnung zurück lassen... und so gibt es nur wenige Stücke, die wir überhaupt von ihm haben.
Jedes meiner Kinder hat noch Erinnerungen an meinen Papa und mein Bruder wie auch mein kleiner Sohn sind kleine Abbilder von ihm. Vielleicht ist es das, was Finja manchmal besonders traurig macht, weil sie nicht so aussieht wie der Opa und er Timo das oft gesagt bekommt.
Ich werde auf sie hören, ihr zuhören und ihr helfen, dieses Thema, den Tod zu verstehen.
Danke auch für deine Geschichte, das muss ganz schlimm gewesen sein, das eigene Kind zu verlieren und dennoch stark für die anderen Kinder sein zu müssen. #liebdrueck
Liebe Grüße
Tanja#blume



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Weißt du, wenn ihr keine Erinnerungsstücke an den Opa habt, dann macht euch doch ein Buch mit Erinnerungen.
Schreibt auf, was füe Erinnerungen jeder von euch hat, das kann das Aussehen, die Eigenarten vom Opa sein, einfach alles. Jeder schreibt so viel er möchte.
Sag es auch deinen anderen Familienmitgliedern, Onkel, Tante usw.
Da kommt ganz schön was zusammen und ihr habt etwas gemeinsames was euch verbindet.

Grüße,
Sandra

8

Gute Idee!

sie können den Opa ja auch malen?
Irgendein Foto mit dem Opa wirst du doch auch haben? (bin jetzt falsch mit der Anrede, wollte Sandra zustimmen und gleichzeitig der TE schreiben).
Vielleicht wird es dann später sogar ein "lustiges" Erinnerungsbuch, das wäre doch sicher in Opas Sinne.

Meine Kindern haben übrigens 1 Jahr nach ihrem Bruder auch ihren Lieblingsopa verloren und es ist total unterschiedlich, wann sie um wen trauern. Wir haben eine "Ecke" mit einem Foto vom Opa und vom Bruder, wo sie manchmal sogar Sachen hinlegen, die Opa dann anschauen muß. (wie sie sich das wohl vorstellen?) Sieht zwar ein bisschen altarmässig aus, aber wenn es hilft....

Alles Gute,
Lieke