Ich weiß nicht wie ich mit meiner Freundin umgehen soll

Hallo,

ich kenne meine Freundin seit 1998. Wir hatten bis 2005 sehr regelmäßig Kontakt, dann ein Jahr lang unregelmäßigen und dann gar keinen mehr bis dieses Jahr im April.... Grund war kein Streit sondern wir haben uns einfach auseinander gelebt wenn man das so nennen kann...

Sie hat drei Kinder. Wir haben wie gesagt den Kontakt wieder hergestellt, rufen uns immer wieder mal an und schreiben uns E-Mails. Einmal hat sie mich seitdem mit ihrem Sohn besucht...

Nun ist letzte Woche ihr 14 Jähriger Sohn bei einem Wassersport-Unfall verunglückt.

Ich habe es per Zufall erfahren weil ich sie halt einfach so angerufen habe. Da hat sie es mir dann erzählt...
Ich wusste gar nicht was ich mit ihr reden sollte.
Wir haben dann einige Sätze gewechselt und ich meinte dass ich mich bald wieder melde.

Doch ich weiß nicht wie ich mit ihr umgehen soll.
Ich kann sie nicht trösten. Ich weiß nicht ob sie über ihren Sohn sprechen möchte,... Ich kann sie doch nicht mit meinem Familienalltag vollquatschen während sie gerade um ihren Sohn trauert....

Doch wenn ich mich gar nicht melde habe ich das Gefühl sie könnte denken ich habe kein Interesse an ihrem Schicksal...

Ich hoffe ihr versteht mich hier und könnt mir einige Tipps geben. Mir ist das völlig neu.

Für euere Antworten danke ich euch bereits jetzt!

LG Mona

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hallo,

ruf sie an und biete ihr deine Hilfe an. Sage ihr einfach, dass sie sich bei dir melden kann, wenn sie dich braucht.

lg kathrin

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frag sie einfach direkt, ob sie darüber reden will oder ob ihr über banale sachen reden sollt.

das kostet überwindung, aber mehr als dir den kopf abreissen kann sie nicht....

ehrlich, sie wird dann genauso ehrlich antworten!

glg
schnegge

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Liebe Mona,

aus eigener Erfahrung weiss ich, dass viele "Freunde' sich zurückziehen, weil sie nicht wissen was sie sagen sollen. Der Trauernde verliert nicht nur den geliebten Menschen, sondern oft auch wichtige soziale Kontakte. Tu ihr das nicht an!

Die meisten Hinterbliebenen WOLLEN über ihre Verstorbenen reden! Sag ihr, dass du für sie da bist, aber auch, das es ok ist, wenn sie deine Hilfe (jetzt nicht) möchte. Vielleicht kannst du ihr auch mit ganz praktischen Dingen im Moment helfen.
Auch wenn du den anderen beiden Kindern hilfst, mit ihnen was unternimmst, sie evtl mal bei dir übernachten, so daß deine Freundin Zeit für sich und Platz für ihre Trauer bekommt, hilfst du ihr. Auch die Kinder machen jetzt eine schwere Zeit durch. Ich hatte immer ein sehr schlechtes Gewissen meinen lebenden Kindern gegenüber, weil mir alles zuviel war und ich oft nur in der Ecke hocken wollte und heulen.

Es gibt auch viele Bücher über dieses Thema, für alle Altersklassen, aber auch für Menschen, die nicht selbst betroffen sind, aber einem Trauernden gerne helfen möchten. Es hilft einfach zu verstehen, was trauern überhaupt bedeutet. Ich kann dir leider keins empfehlen, da ich im Ausland wohne, aber ich habe inzwischen viel gelesen, viele Dinge in Büchern wiedererkannt und oft gedacht, "hätte meine Familie das mal gelesen, dann würden sie mich vielleicht verstehen."Eine gute Buchhandlung kann dir sicher weiterhelfen!

Wenn man nicht selber ein Kind verloren hat, kann man sich nicht vorstellen was der andere durchmacht, aber es ist gut, das du irgendwie versuchen willst, ihr zu helfen!
Nur Mut, du findest schon den richtigen Weg!

LG, Lieke

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Sag ihr GENAU DAS.

Die Wahrheit ist ja vermutlich, dass dich das total geschockt hat, dass du ganz doll an sie denkst und mit ihr fühlst und gerne für sie da sein würdest, aber nicht weißt, wie.

Ich würde sie anrufen und ihr mein Herz ganz ehrlich ausschütten.
Damit wirst du dich am wohlsten fühlen, es kommt autenthisch rüber und sie wird damit am besten umgehen können - besser, als mit Floskeln, Gedichten aus dem Internet oder - und das wäre das Schlimmste - Schweigen.

Ich war schon öfter in der Situation und bin am besten damit gefahren, ehrlich zu sein. Du musst sie nicht trösten und keine Erklärung liefern, wie auch? Du musst nicht Dinge sagen, wie: "Es hat alles seinen Sinn", oder "Im Himmel geht es ihm gut", oder "Du musst jetzt stark sein".
Wenn man keine Ahnung hat, soll /darf man die Klappe halten.

Drücke einfach dein Mitgefühl und deine Hilflosigkeit aus - das ist auf jeden Fall besser, als aus Unsicherheit zu schweigen.

Liebe Grüße
Jana + Lena (3) + #stern + Karl (9 Wochen)

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Hallo!!
Was spricht dagegen ."Im Himmel geht es ihm gut."????? Mir tut es gut daran zu glauben und da bin ich nicht die einzige.....Und ich glaube auch daran ,dass alles seinen Sinn hat......nur so kann ich ohne meine Tochter weiterleben.....Ich denke schon ,dass ich Ahnung habe......leider Mona

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Liebe Mona,

du hast natürlich Recht, dass man in diesen Dingen Trost findet.

Aber als ich meine Fehlgeburt hatte, wollte ich diese Dinge am Anfang nicht von anderen hören. Ich wollte nicht, dass irgendjemand meinen Schmerz "kleinredet", indem er sagt, es habe einen Sinn.
Ich wollte einfach nur, dass die Leute mit mir fühlen. Dass sie sagen: "Ja, du hast Recht, es ist einfach nur schrecklich!"

Wenn mir einer sagte: "Das hatte sicher einen Sinn", oder "Mit dem Baby war sicher etwas nicht in Ordnung", oder "Du wirst bestimmt bald wieder schwanger" - da dachte ich nur "Was wisst ihr schon???" Solche Sätze implizieren oft auch irgendwie ein "Ist doch nicht so schlimm" und das wollte ich nicht hören. Ich wollte einfach trauern dürfen.
Ganz am Anfang, wenn der Schmerz einen zerfrisst, da gibt es keinen Trost.

Die tröstenden Gedanken müssen, finde ich, aus einem selber kommen. Jeder findet seinen Trost auf andere Weise und man muss bereit dafür sein. Irgendwann, als ich keine Tränen mehr hatte, habe ich angefangen, nach tröstenden Gedanken zu suchen. Das kam aber bei mir erst etwas später.

Zumindest habe ich es so empfunden.

Ich meinte auch nur, dass man sich als Freundin nicht unter Druck setzen sollte, unbedingt etwas Tröstendes sagen zu müssen. Es hilft schon, wenn sie einfach mitfühlt, manchmal sogar mehr.

Liebe Grüße
Jana

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Hallo!!
Du sagst sie ist Deine Freundin.....sie braucht jetzt Menschen ,die bedingungslos für sie da sind ,ich weiß wovon ich hier erzähle:-(
Ich wollte nur von meiner Tochter erzählen,immer und immer wieder.Natürlich reagiert nicht jeder gleich .Frag sie was passiert ist,dann wirst Du sehen ,wie sie reagiert.Ob sie erzählen möchte.Fahr zu ihr hin ,sei für sie da.es tut schon gut wenn jemand einen Kaffee kocht oder etwas zu essen macht .Man ist dann zu nichts mehr fähig.....:-(
Frag ob du ihr helfen kannst ,eventuell gibt es ja Dinge ,die erledigt werden müssen.Es gibt sehr schöne Bücher,mir hat "WEg ins Jenseits" gut getan oder Bücher von Elisabeth Kübler-Ross.Ein sehr gutes Buch für jemanden wie Dich, der die Trauer verstehen will ist auch "TränenReich".Es ist ganz toll geschrieben und im Internet bei Wolfgang Todtenhausen zu bestellen.Ich habe ab und zu mit ihm geschrieben ,er hat seine 9jährige Tochter verloren und beschreibt seine Gefühle danach.Ich kann es dir wirklich ans Herz legen!!!
Wir haben nach dem Tod unserer Tochter schnell gemerkt ,wer wirklich unser Freund ist und für uns da ist,es tut gut solche Freunde zu haben!! Gib Dir einen Ruck und sei für DEine Freundin da,leider ziehen sich in einer solchen Situation viele zurück:-(.Alles Gute und ein dickes Kraftpaket für DEine Freundin. Mona

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hallo,

ich kann auch nur meinen vor rednern zustimmen.

sei für sie da auch wenn sie es nicht immer so will.

behandel sie nicht anders... das ist das schlimmste was man machen kann.

und wenn redet offen über ihren sohn.

ich habe meinen sohn im september auch durch einen unfall verloren und dann erstmal gesehen wie bescheuter die leute doch alle sind....

er hatte sehr viele freunde- daher hatten wir auch sehr viel kontakt mit den eltern und jetzt? es interessiert keinen mehr.

du gehörst damit nicht mehr zu ihnen und das ist das schlimmste was man jemanden in so einer situation antun kann.

es stimmt schon das man dann erst sieht wer wirklich ein freund ist und wer dir immer nur ins gesicht gelacht hat und hintenherum.....

und noch eins.... wenn man jemanden trifft der sein kind verloren hat und nicht weiß wie man demjenigen gegenüber tretten sollte, dann sagt man es am besten offen. man fühlt sich ganz mies wenn einem die leute so entgegen tretten.

es tut mir sehr leid für deine freundin.

#kerze

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Liebe Mona,

sag ihr genau das was Du fühlst. Sag ihr das Du so geschockt am Telefon warst und Dich entschuldigst wenn Du evtl. unpassend in ihren Augen reagiert haben solltest.
Nimm den Namen ihres Sohnes in den Mund.
Sag ihr das sie Dich immer anrufen kann wenn sie mag.
Biete ihr an, mir ihr zum Friedhof zu gehen.
Und vorallem sag ihr, dass Du Angst davor hast etwas falsches zu sagen. Wenn Du das ausgesprochen hast, kannst Du gar nicht falsches merh sagen.

Lg Fee

Viel Kraft bei der Begleitung. Jemanden in seiner Trauer zu begleiten kostet viel Kraft und die wenigsten sind bereit, wirklich jemanden zu begleiten. Dabei braucht Trauer Zeit. VIEL Zeit....

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Hallo,

Dankeschön für all euere Antworten. Wir haben uns gestern Abend noch geschrieben und heute haben wir telefoniert.

Jetzt gleich kommt sie vorbei-ihr fällt Zuhause die Decke auf den Kopf.

Am Wochenende möchte sie uns mit ihren beiden Kindern besuchen kommen. Sie freut sich schon.

Nun bin ich aber erst mal auf unser Gespräch gespannt. Sie hat ja eine beste Freundin, aber die weint immer nur mit ihr. Ich versuche sie abzulenken und spreche mit ihr worüber sie mag.

So jetzt muss ich aber schnell noch nen Kuchen holen. Die Arme isst leider seit einigen Tagen nichts mehr und mal schauen-vielleicht hilft die Ablenkung ja und sie bekommt was in sich rein.

LG Mona

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Was schön wäre - zünde eine Kerze für den Sohn an wenn sie dich das nächste Mal besucht, frag sie vorher ob das okay ist.

Mich hat es berührt, dass eine Nachbarin jeden Abend eine lange Zeitlang eine Kerze für unseren Lars angezündet hat.

Wenn sie reden will, hör zu, auch wenn du die Geschichte kennst. Nicht über das eigene Kind reden zu können, ist als ob es noch mal stirbt.

Martina