Meine Oma

Sie stirbt.
Sie ist meine beste Freundin, meine engste Vertraute und mein Mutterersatz. Jeden Morgen um 7:30 habe ich mit ihr telefoniert. Manchmal auch mehrmals täglich.
Mittwoch vor 2 Wochen ging sie aus dem Haus und musste sich beim Arzt noch ein Rezept besorgen.
Morgens hatte ich noch mit ihr telefoniert.
Ich rufe später noch immer an ob sie auch wieder heile angekommen ist.
Ich erreichte sie nicht mehr.
Am Abend erfuhr ich von meiner Tante, dass sie im Wartezimmer der Arztpraxis einen Herzstillstand erlitten hatte und reanimiert wurde.
Sie kam ins KH auf die Intensivstation wo sie 2 Wochen lag. Sie wurde für 2 Tage ins künstliche Koma versetzt, aber wachte nicht mehr auf.
Nun wurde sie verlegt in ein anderes Krankenhaus.
Die Patientenverfügung sagt eindeutig: keine Lebensverlängernden Maßnahmen.
Sie bekommt kein Insulin mehr, keine Flüssigkeit, keine Beatmung.
Die erste Niere hat schon versagt, wenn die zweite versagt gibt es einen Kaliumüberschuß und ihr Herz wird stehenbleiben.
Ich war heute nochmal dort und habe sie verabschiedet und sagte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Wir kommen zurecht. Ich wünschte ihr eine gute Reise udn bat sie, mir Bescheid zu geben wenn sie angekommen ist. Es fiel mir unendlich schwer.
Jede Stunde kann das Telefon klingeln. Ich bin am Boden zerstört und unendlich traurig. Sie fehlt mir.

Warum?

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Sie hat nach der Reanimation massive Gehirnschäden erlitten. Das Stammhirn ist inzwischen total zerstört.#schmoll

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Es tut mir so leid,das hört sich alles sehr schrecklich an, ich trauere mit dir, mein Baby ist vor fast 6 Wochen gestorben, und ich bin noch totall fertig aber wir werden damit lernen umzugehn,es braucht nur viel Zeit.

Ich wünsche dir alles gute


Lg Julia

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Dagegen liest sih mein Problem fast wie eine Lapalie :-(.
ich wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft #herzlichvon Herzen.

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Danke dir ich wünsche dir auch alles gute.#liebdrueck

Lg Julia

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Hallo liebes Fienchen,

ich fuehle mit Dir mit... besonders als ich las, dass Du daraum gebeten hast, dass man Dich anruft, wenn sie es "geschafft" hat..

Ich war bis Ende letzten Jahres amtlich bestellte Betreuerin meiner Oma. Die ganze Famile hatte sich von ihr zurueck gezogen, ich war die einzige, die sie noch hatte und der sie vertraute.. Sie durfte ihre letzten zwei Lebensjahre in einem liebevollen Heim verbringen, in dem man sich bis zur letzten Minute fuersorglich und immer liebevoll um sie gekuemmert hatte.. Sie wurde 93 Jahre alt.. Sie hatte, wie so viele aeltere Menschen, schon viele Jahre Diabetes und litt unter den Spaetfolgen. Fuer ihr Alter ging es ihr aber immer noch recht gut... Langsam merkte man das Alter..sie war immer mal wieder ein bissel verwirt (erzaehlte im Heim, dass mich die Russen geholt haetten, als ich sie mal 2 Wochen nicht besuchen konnte #kratz), und sass aufgrund einer Osteoporose im Rollstuhl..

Im Maerz 2006 allerdings rief mich die Hausaerztin an und sagte mir, sie habe ein Diabetisches Fusssyndrom, das heisst durch Verkalkung der Arterien kommt es zu Durchblutungsstoerungen und in Folge dessen zum Absterben der Zehen, des Fusses, des Beins.. und wenn man das Bein nicht abnimmt, wird man an einer allgemeinen Sepsis, also einer Blutvergiftung sterben. Ich, als Betreuer, musste nun die Entscheidung treffen, ob wir das Bein abnehmen lassen sollten, oder nicht.. Ich habe versucht, heraus zubekommen, was sie wollte..sie wollte nicht ohne Bein leben..aber sie wollte auch nicht sterben.. Haette ich sie operieren lassen haette sie sich meiner Meinung nach nicht mehr davon erholt... Meine Oma und ich entschieden uns bewusst gegen eine Operation. Aber wir wussten nicht, was damit noch auf uns zukam.

Lange Rede ..kurzer Sinn... am 22.12.06 durfte sie endlich gehen.. nach langen, qualvollen und traenenreichen Monaten. Ich habe mich immer wieder gefragt, ob es richtig war, so zu entscheiden, als ich sah, wie sie sich quaelte..als ich ihr beim Sterben Tag fuer Tag zusehen musste. Ihr aeltester Sohn schob den Familenstreit beiseite und verabschiedete sich von ihr in den letzten Tagen, als sie noch bei Bewusstsein war... Dann lag sie nur noch da... atmete ganz ruhig.. ich hatte immer Angst, wenn ich an ihrem Bett sass, dass sie aufhoert.. 5 Tage vor ihrem Tod war sie noch ein letztes Mal voll bei Bewusstsein... Mir war klar, dass sie sich verabschiedete.. sie sagte.."Ich hab Dich doch so lieb..Meine Ivonne.."

Ich habe die Schwestern darum gebeten, mich anzurufen, wenn es soweit ist, auch wenn es mitten in der Nacht ist. Allerdings konnte ich danach etliche Naechte nicht mehr schlafen, weil ich immer auf das Klingeln des Telefons gewartet habe.

Am 22.12.06 waren wir bowlen.. ich war abends noch im Heim und brachte einen Weihnachtspraesentkorb fuer die Schwestern hin.. Auf dem Weg ins Auto nachts...halb eins klingelte mein Handy.. "Heim Wilhelmshorst" stand im Display... Mein Bruder, mein Freund und ich fuhren dann noch ein letztes Mal zu ihr. Sie lag ganz friedlich in ihrem Bett..ohne schmerverzerrtes Gesicht..mit einer Blume auf der Brust..ganz liebevoll gemacht. Ich streichelte ihr ein letztes Mal ueber die Stirn, wie ich es sonst immer gemacht habe... und sagte "Mach's gut Oma.."

Es war schwer, aber eine Erleichterung besonders fuer sie.

Omas sind immer etwas ganz besonderes.
Ich wuensche Dir ganz viel Kraft. #liebdrueck

Entschuldigt bitte das lange Posting..das war nicht beabsichtigt...ich habe gerade so im Schwung der Erinnerungen geschrieben...

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Ich danke Dir#blume

Meine Oma war auch schon seit zig Jahren Insulinpflichtiger Diabetiker und hatte auch schon Schlaganfälle und dies und das.
Aber sie war erst 76 Jahre alt und vor 4 Wochen haben wir noch auf dem 50. Geburtstag meiner Tante bis in die Nacht gemeinsam auf einem Saal gefeiert.
Mein behinderter Onkel (Trisomie21) wird jetzt ins Behindertenwohnheim müssen.
40 Jahre hat sie in ihrer Wohnung gelebt. Jetzt wird alles aufgelöst.
Die ganze Geschichte die dahinter steckt, die Schicksale. Das ist alles so traurig.

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Stimmt...76 ist noch nicht alt... heutzutage..

Es steckt eine ganze Lebensgeschichte dahinter. Meist auch sehr interessant..das ist die Generation, die den 2. Weltkrieg miterleben musste.. Sie hatten alle kein leichtes Leben und waren immer nur am kaempfen.

Ich drueck Dich mal ganz lieb und wuensch Dir und Deiner Familie alles Gute.

Liebe Gruesse
Ivi