Bindungspersonen für 2.5 jährigen

Hallo Frau Dr. Retzel,
Ihr letzter Post bei Instagram hat mich sehr beschäftigt.... Bei uns darf der Papa seit dem der kleine Bruder da ist nun viel mehr, aber das war hart erkämpft. Bevorzugt wird jetzt verstärkt die Oma. Wir wohnen in einem Haus und sie hat sich schon immer sehr viel mit unserem Sohn beschäftigt. Er ist mit 2 grosser Bruder geworden und seit der Schwangerschaft sucht er vermehrt die Nähe der Oma. Mir wäre es so viel lieber gewesen, er hätte den Papa auserkoren...... Ist es denn normal das er sich die Oma ausgesucht hat, ich frage mich ständig ob ich was falsch gemacht habe!??? 😏
Mein Mann und ich bemühen uns auch sehr um unseren 2.5 jährigen und unternehmen vile zu viert, wenn mein Mann arbeitet und ich mit den zwei kleinen alleine bin, ist mir die Schwiegermutter eine grosse Hilfe und der grosse ist auch sehr gerne dort. Ich frage mich nur ständig wie viel kann ich los lassen und wie viel "beziehungsarbeit" darf ich abgeben. Ich will ungern das die Oma zur ersten Bindungspersonen wird.
Vielen lieben Dank

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Hallo Rosalie,


wenn Kinder zu mehreren Personen eine gute Bindung aufnehmen, dann ist das doch sehr positiv.

Wenn ich es richtig verstehe, dann ist mit der Oma eine gewisse Konkurrenzsituation entstanden und Sie machen sich Sorgen, dass Sie, als die Mama, an Bedeutung verlieren.

Manchmal kann es gut sein, mit der Oma das in einem Gespräch einmal zu thematisieren, damit eben keine Konkurrenzsituation entsteht, sondern ein stützendes Familiensystem.

Richten Sie ihren Fokus doch einmal darauf, wann Sie merken, dass Sie eine wichtige Bindungsperson für Ihren Sohn sind. Vielleicht nimmt das bewusste Hinschauen ein wenig Druck aus der Situation.

Wenn es möglich ist, dann verbringen Sie immer wieder Zeit alleine mit ihrem Sohn. Ihr Mann kann sich dann über das Baby kümmern. Diese exlusive Zeit ist oft sehr stärkend und wichtig, wenn gerade ein Geschwisterkind geboren wurde.


Herzliche Grüße,
Eliane Retz

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Vielen lieben Dank Frau Dr. Retz,

Ich baue bereits sehr viel Exklusivzeit mit meinem Sohn ein. Mein Mann ist oft zu Hause und übernimmt dann immer das Baby.

Ein Gewisses Konkurrenzdenken habe ich wirklich ja. Er darf bei der Oma halt einfach mehr (Süsses etc.), da denk ich mir oft das ich dann wohl der buh Mann bin. Ich weiss nicht ob ich das wirklich in einem Gespräch ansprechen will. Mein Mann sagt immer, das ich mir da unbegründet Sorgen mache. Er sieht das so, das ich seine absolute Nummer eins bin.

Ist es denn möglich, das die Oma jetzt im Moment einfach gefragter ist, da mein Sohn dort die alleinige Aufmerksamkeit hat und sich das dann auch ändert, wenn auch unser zweiter Sohn mal bei der Oma ist. Bzw. Wenn ich mich durchs stillen nicht mehr so sehr ums Baby kümmern muss und noch mehr alleinige Zeit mit dem ersten verbringen kann?

Danke und liebe Grüße

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Hallo Rosalie,

ich würde Ihnen schon empfehlen, dass alle mal ein gemeinsames Gespräch führen, also Oma, Sie und ihr Mann. Wenn Großeltern sich aktiv einbringen und somit auch einen Einfluss auf den Erziehungsprozess nehmen, dann ist ein solches Gespräch oft wichtig und hilfreich.
Vielleicht beruhigt es Sie zu hören, dass viele Eltern nämlich genau das erleben, was Sie hier schreiben: Wenn die Großeltern sehr nachgiebig, verwöhnend sin (was ja nichts schlechtes ist), kann das dann aber zu Konflikten zwischen Eltern und Kindern führen. Die Eltern geraten dann u.U. schnell in eine strengere Rolle, weil sie den Süßigkeitenkonsum z.B. mehr kontrollieren, was ja auch sinnvoll ist.

Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass sich die Situation für Sie als Mutter rasch entspannt, wenn es hier mehr Klarheit in der Kommunikation gibt und auch die Oma sich ein wenig mehr an Absprachen hält in Bezug dahingehend, was Ihnen wichtig ist.

Wichtig ist aber auch, dass in einem solchen Gespräch unbedingt die Präsenz der Oma gewürdigt wird, denn ein großmütterliches Engagement hilft in der Anfangszeit mit zwei Kindern ungemein.

Geben Sie sich selbst auch wenig mehr Zeit: Viele Erstgeborene gehen nach der Geburt eines Geschwisterkindes dann verstärkt in den Kontakt mit dem Vater und den Großeltern. Wichtig ist aber, dass Sie eben immer wieder Zeit mit dem Kind allein verbringen und sich bewusst Zeit für Ihren Sohn nehmen. Das machen Sie ja bereit und das ist sehr wertvoll.

Herzliche Grüße,

Eliane Retz