Alleine spielen

Liebe Frau Dr. Retz,

mein Sohn, 2 Jahre 10 Monate, brauchte schon immer viel Nähe und Kontakt zu mir. Ich habe ihn dementsprechend im 1. Lebensehr sehr viel getragen und gestillt. Er konnte noch nie alleine spielen, auch heute passiert es vielleicht zwei Mal in der Woche, dass er mal für 5 Minuten ins freie Spiel findet. Er fordert immer mich als Spielkameradin ein oder, wenn ich z.B. im Haushalt zu tun habe, hilft er mir. Im Grunde finde ich das auch nicht schlimm - ich verbringe ja auch gerne Zeit mit ihm -, doch beobachte ich bei anderen Kindern, selbst jüngeren, ein solch "anhängliches" Verhalten nicht. Zudem haben wir noch einen 6 Monate alten Sohn, dem ich so nur Aufmerksamkeit schenken kann, wenn der Große im Kindergarten ist. In den Kindergarten geht er übrigens auch nicht so gerne, mit der Begründung, dass er lieber "immer bei Mama" sein möchte.

Ich freue mich auf Ihre Antwort und bedanke mich im Voraus.

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Noch ein Nachtrag: Ich habe geschrieben, dass ich es nicht schlimm finde. Aber wenn ich ehrlich bin, empfinde ich es doch als Belastung, seit fast 3 Jahren zu 100% von meinem Sohn eingegordert zu werden sobald ich in der Nähe bin und mein Mann nicht zu Hause ist.

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Hallo,

schön, dass Sie die Bedürfnisse ihres Kindes so wahrnehmen und im Alltag so präsent sind. Erstgeborene orientieren sich oft lange Zeit sehr an den Eltern. Deshalb ist es sehr positiv, dass es jetzt ein Geschwisterkind gibt. Aktuell ist es noch ein wenig früh, aber die beiden Kinder werden immer mehr ins gemeinsame Spiel finden. Das wird ihnen Freiräume ermöglich.
Dass ihr Sohn so anhänglich ist, hat sicherlich sehr viel mit der Geburt des Geschwisterkindes zu tun. Er möchte sich rückversichern und macht erstmals die Erfahrung, dass sich die Eltern auch um ein weiteres Kind kümmern.

Stärken Sie die Bindungsbeziehung zum Vater, indem Papa und Sohn kleine Ausflüge miteinander unternehmen. Das ist jetzt sehr wichtig in dem Alter. Dann haben Sie auch wieder mehr Kraft und Energie im Alltag.
Denn vielleicht sind Sie manchmal auch wenig ambivalent (das ist eine Hypothese, wir haben ja nicht direkt miteinader gesprochen): Ein Teil von Ihnen wünscht sich mehr Ruhe, mehr Freiräume und dann bekommen Sie ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Sohn. Auf diese Weise senden Eltern dann aber ambivalente Signale. Deshalb könnte es hilfreich sein die eigene Kommunikation einmal zu prüfen. Dass Eltern gut auf sich achten ist wichtig, damit diese als kraftvolle Bindungspersonen im Alltag da sind. Darüber spreche ich u.a. auch in diesen Podcasts: #147 Attachment Parenting im Praxistext: Manieren, Ordnung, Körperpflege https://www.eltern.de/podcast/podcast-elterngespraech/uebersicht-eltg-folgen

sowie hier: https://www.spiegel.de/familie/bindungsorientierte-erziehung-und-wenn-sich-mein-kind-im-supermarkt-auf-den-boden-wirft-a-7ba10eb1-a2e9-4bce-9832-c7cf2d904230

herzliche Grüße,
Eliane Retz