2. frühe Fehlgeburt & schwierige Umstände durch Corona-Krise - Depression

Ich bin verzweifelt und fühle mich hilflos…

Hier meine Geschichte:

Mein Mann (29) und ich (36) sind seit 5 Jahren zusammen. Mein Mann ist gebürtig aus Indien und wir haben dort im Oktober 2019 geheiratet. In Deutschland wollten wir im Sommer 2020 standesamtlich heiraten. Unserer Familienplanung stand nichts im Weg und ich wurde im Januar schwanger. Die Freude war bei uns beiden riesig.

Dann ging alles nur noch den Bach hinunter. Ich hatte zwei aufeinander folgende, frühe Fehlgeburten, bin arbeitslos geworden und weiß gerade nicht mehr wie ich den Kopf hoch halten soll.

Bei der ersten Schwangerschafts-Bestätigung hatte der Frauenarzt mir zu meiner Gesundheit gratuliert, die Blutwerte waren super und meine Gebärmutter sei gut entwickelt. Anfang der 6. SSW bekam ich plötzlich starke Mens-Beschwerden und Blutungen traten ein. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus, es wurde Blut entnommen und zwei Tage später eine erneute Abnahme um den HCG-Wert zu bestimmen. Der fiel binnen weniger Tage stark ab und der Abort wurde bestätigt. Es folgte eine Woche starke Blutungen, seelischer Schmerz und tiefe Trauer.

Mein Arbeitgeber hatte die Turbolenzen natürlich mitbekommen. Als die Blutungen eintraten war gerade Montag morgen und bin schnell vom Büro aus ins Krankenhaus. Ich war offen und ehrlich, hatte beteuert, dass ich selbst erst seit wenigen Tagen von der Schwangerschaft wusste und meinem Arbeitgeber davon in Kenntnis setzen wollte, sobald die ersten kritischen Wochen um sind. Ende Februar wurde ich mit einer fristlosen Kündigung entlassen.

Der Frauenarzt hatte mich ermuntert es bald wieder zu versuchen. Ich müsste kein halbes Jahr warten, ich könnte es gleich nach dem nächsten Eisprung wieder versuchen. Bedrückt, aber voller Hoffnung hatte ich Mitte März ein Vorstellungsgespräch und konnte zum 01. April schon anfangen. Dann die schlechte Nachricht: Die Stelle musste Aufgrund der Krise bis auf weiteres gestrichen werden. - Gut, auch das werde ich irgendwie verkraften und es weiter versuchen.

Anfang April hat es dann tatsächlich wieder geklappt. Ein dickes SCHWANGER strahlte mich vom Tester an. Meine Freude war zwar groß, aber beschattet und voller Sorge. Jedes mal wenn ich zur Toilette ging, hatte ich Bedenken, bemühte mich aber gelassen und entspannt zu sein. Am Ostermontag ging es wieder los. Starke Mens-Schmerzen und schwache Blutungen. Zum Abend hin wurden sie immer stärker und das vorherige, wochenlange starke Brust-Spannen war plötzlich weg. Einen Gang in die Notaufnahme wollte ich mir diesmal ersparen. Am Dienstag bin ich direkt zum Frauenarzt, der mir den Abort nur bestätigen konnte. Wieder wurde Blut- und Urin abgenommen, es gab keine Auffälligkeiten und er hat mir geraten mich an eine Kinderwunsch-Klinik zu wenden.

Unter Tränen, Wut und Trauer telefonierte ich mehrere Kliniken ab. Die meisten nehmen Aufgrund der Corona-Krise keine Patienten mehr auf. Nach mehreren Telefonaten habe ich endlich eine gefunden. Die Sprechstunden-Hilfe fragte zunächst ob ich verheiratet sei. Ich sagte dass wir es zwar sind, aber nicht in Deutschland. Unverheiratete Paare müssen die Behandlungskosten selber tragen und es können enorme Kosten auf uns zu kommen (1200-2000 Euro) - je nach Befund der Gesundheit und was gemacht werden muss.

Sofort schaute ich nach Terminen für eine standesamtliche Hochzeit - das hatte ich nach der ersten Fehlgeburt eh vernachlässigt. Die Stadt hat alle bisherigen Termine Aufgrund der Corona-Krise aufgehoben und vergibt keine neuen. Sprechstunden finden nicht statt etc. OK - wir werden es schon schaffen die Beträge trotz meiner Arbeitslosigkeit und unsicherer Zukunft zu stemmen.

Was mich nun zur völligen Hilflosigkeit, Verzweiflung und Unmut treibt sind alle Umstände summiert. Es ist zu viel auf einmal. Ich sitze zu Hause, habe soviel Zeit etwas zu unternehmen, aktiv zu sein, Zeit nah heraus zu finden was nun nicht stimmt und was ich unternehmen kann um es hoffentlich in einem halben Jahr wieder zu versuchen. Ängste wachsen mir über den Kopf und ziehen viele graue Wolken in meine Gedanken, dass ich zu viel Zeit verlieren werde und mein Mutterpass - den ich bei der ersten Schwangerschaft schon ausgehändigt bekommen hatte - leer bleiben wird.

Ich weiß es ist so wichtig guter Dinge zu bleiben, positiv zu sein, nicht zu sehr an die Umstände zu denken, aber es schnürrt mir nun mehr die Kehle zu. Ständig breche ich in Tränen aus und weiß mir nicht zu helfen.

Ich versuche mich abzulenken, schaue nach Jobs (derzeit wenig Angebote), habe mit Mediation und Yoga angefangen, ein wenig Sport zu Hause, ich male, lese, verbringe viel Zeit mit meinem Mann, der nun auch in Zwangsurlaub und Kurzarbeit geschickt wurde.

Es ärgert mich so sehr, hätte ich unter den zwar unangenehmen Umständen aber gerade soviel Zeit und Ruhe die ersten kritischen Schwangerschafts-Wochen zu Hause zu verbringen.

Sobald ich mich ein wenig ablenken konnte, drängen sich wie in einer Spirale immer wieder die gleichen Gedanken in meinen Kopf:

- Habe ich noch genug Zeit?
- Wie lange würde eine Behandlung dauern wenn man weiß was los ist?
- Warum gleich zwei frühe Fehlgeburten?
- Warum kann der Frauenarzt keine Auskunft über Notwendigkeiten geben?
- Was kann ich denn jetzt schon tun?
- Wie kann ich die Zeit besser nutzen ohne in eine Depression zu fallen?

...

Mein Mann ist ins Schweigen gefallen. Ich weiß das es ihn stark mit nimmt und er auf seine Weise trauert. Es fühlt sich ebenso hilflos und machtlos wie ich.

Ich hoffe das ich auf diesem Wege ein wenig Austausch zu bekommen. Ich lese schon seit Jahren im Forum mit. Und auch wenn keiner einen Rat weiß, ich hoffe irgendwer hat eine kleine Umarmung für uns übrig #blume

Danke fürs Lesen.


- 21.01. Schwangerschaftstest positiv
- 22.01. Schwangerschaft beim Frauenarzt bestätigt
- 05.02. 1. Fehlgeburt 6./7. SSW

- 09.04. Schwangerschaftstest positiv
- 12.04. 2. Fehlgeburt 5 SSW

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Liebe Nniinnaa,

fühl dich erstmal fest in den Arm genommen.

Du hast wirklich sehr viel mitgemacht und ich glaube dir, dass die Situation fürchterlich ist.

Zu vielen deiner Fragen habe ich leider keine Antwort, aber so viel:

"Habe ich noch genug Zeit?" - Genau wissen kann das hier natürlich niemand, aber ich würde sagen, dass die Chancen mit 36 wirklich nicht schlecht sind. Sieh es mal so: Du kannst ganz offensichtlich schwanger werden und zwar sogar recht zügig. Das kann dir berechtigterweise Hoffnung machen!

"Warum gleich zwei frühe Fehlgeburten?" - Auch das kann dir hier niemand sagen, aber die Entstehung einer Schwangerschaft ist dermaßen komplex, da passieren "Fehler" (ich weiß, das klingt grauenvoll). Es kann also tatsächlich auch einfach gar nichts dahinterstehen. Aber: Es ist natürlich auch möglich, dass etwas dahintersteht. Du solltest auf jeden Fall eine Gerinnungsdiagnostik machen lassen, das Faktor 5-Leiden kann z.B. dazu führen und ist nicht selten. Es gibt Ärzte, die machen das erst nach deutlich mehr Fehlgeburten, aber weißt du was? Ich persönlich würde einfach behaupten, dass ich jetzt erfahren habe, dass meine Schwester oder Mutter oder Vater das hat. Da es vererbt werden kann, wäre das vermutlich eine Indikation zur Untersuchung und ja, ich weiß, dass das nicht korrekt ist.

Du hast ja schon wirklich viel gemacht und ich finde es total super, wie du versuchst, deinen Alltag trotz allem zu gestalten. Mach das auf jeden Fall weiter. Einigen hilft es ja auch, ganz gezielt zu versuchen die Perspektive zu ändern: Jeden Abend kurz aufschreiben, was positiv ist, was schön am Tag war, wofür man dankbar ist - das können ja auch winzige Kleinigkeiten sein. Ansonsten passt gut auf eure Beziehung auf, verliert euch nicht. Ihr schafft das!

Alles Glück der Welt für euch. #klee

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Hallo Knallepu,

vielen lieben Dank dass Du Dir die Zeit für mich genommen hast.

Eine Gerinnungsdiagnostik ist ein guter Anhaltspunkt, vielen vielen Dank dafür.

Hier kann ich mich zumindest schon mal bei meiner Mutter schlau machen. Ich fürchte dass da sogar was in der Familie war, zumindest bei meiner Großmutter.

Warum konnte mir nur der Frauenarzt denn dazu nicht schon mal einen Denkanstoß geben? Mir eine kleine Liste machen, was ich vor dem Besuch einer Kinderwunsch Klinik schon mal selber angehen könnte? Gerinnungsdiagnostik kann man ja scheinbar schon mit dem Hausarzt bzw. eine Überweisung zu einem Facharzt vornehmen lassen.

Und ja, auf die Beziehung aufpassen, das stimmt. Es frisst auf. Uns beide, die Sorgen, die Situation, die Leichtigkeit fehlt jetzt schon. Es ist bedrückend. Aber ich denke wir schaffen das schon. Ich werde versuchen ihn nicht weiter mit all diesen Details zu belasten und versuche stark zu bleiben.

Viele Grüße an Dich #blume#blume

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Tatsächlich gab es bei meinen Großeltern Gerinnungsstörungen; meine Oma väterlicherseits litt unter "offene Beine" und mein Opa war "Bluter". Werde auf jeden fall nächste Woche zum Hausarzt gehen und das mal Besprechen.

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Hey du....
Also ich habe echt Tränen in den Augen. Deine Geschichte berührt mich sehr. Zu vielen deiner Fragen kann ich gar nicht soviel sagen, weil mir das Fachwissen fehlt. Aber ich schließe mich meiner Vorrednerin an. Dankbarkeitstagebuch, auf positive Dinge achten und generell Achtsamkeitsübungen zu machen ist der Richtige Weg. Du machst das toll. Und du bist eine starke Frau. Viele wären schon längst zerbrochen an deinem erlebten. Du aber nicht! Und das du deprimiert und frustriert bist, ist ja auch normal. Es wäre ja eher komisch, wenn es nicht so wäre. Versuch Dinge die dich traurig stimmen wahr zu nehmen, in einen Luftballon zu packen und fliegen zu lassen. Diese Übung kann man auch tatsächlich machen. Ein paar Luftballons nehmen und an jeden einen Zettel mit negativen Erlebnissen und weg damit. Alternativ kann man diese Zettel auch in ein kleines Feuerchen werfen. Auf jeden Fall symbolisch los werden!

Und um aktiv etwas für deine SS zu machen, kannst du beispielsweise Himbeerblättertee und Frauenmanteltee trinken. Das kann auf keinen Fall schaden und man hat aktiv etwas gemacht, was auch ein gutes Gefühl gibt.

Und wenn du soviel Zeit hast und vielleicht gerne schreibst, schreib ein Buch. Wer weiß, vielleicht wird das noch finanziell belohnt 😊
Und auch das hilft beim verarbeiten.

Ich hoffe es geht dir bald etwas besser.

LG

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Hallo Mamajonny,

vielen Dank für Deine Empathie <3 Stimmt, solche Übungen sind Goldwert.

Ich hatte mir nach der ersten Fehlgeburt zwei Bücher gekauft, die mir sehr geholfen haben und mich dazu gebracht haben endlich mit Meditation anzufangen. Die Bücher heissen "Geistliche Heilung" von Lumira und "Energie Schnüre" von Denise Linn. Ich hatte mich vorher nie intensiv mit Esoterik befasst, aber die Bücher halfen mir ein wenig auf die Sprünge, mit negativen Gedanken anders umzugehen, lernen zu akzeptieren und los zu lassen. Ich werde mir dort auch nochmal ein paar Übungen durchlesen und sie machen. Symbolische Übungen können wirklich gut helfen <3

Nach den Tees werde ich auch mal Ausschau halten, davon hatte ich auch schon ein paar mal gelesen.

Ein Buch zu schreiben ist auch keine schlechte Idee, merke ja auch gerade das es sehr gut tut zu Schreiben, die Gedanken in Worte zu fassen.

Ich danke Dir #stern

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Nein ich danke dir. Weil du in mir und mit Sicherheit auch einigen anderen das Kämpferherz weckst. Denn du zeigst, das man immer wieder Kraft und Mut schöpfen kann. Und das man eben einfach immer nur einmal mehr aufstehen muss, als man hingefallen ist.

Und ich wünsche dir von ganzem Herzen, das du nächstes Jahr mit einem Baby im Arm und einem Lächeln an heute zurück denken kannst 😘🥰

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Liebe Nina,

meine spontane Reaktion auf Deinen Text war, dass ich Dich am liebsten gedrückt hätte oder angerufen, weil ich Dir seitenweise schreiben könnte, ich verstehe Dich und kann mich in Dich rein versetzen.

Wie hier schon geschrieben wurde, hast Du einen großen Vorteil, Du wirst schnell schwanger, dass war bei mir beim ersten Kind auch so (37 J.) auch so. Die Fehlgeburten können tausend Gründe haben. Ich würde auch mal alles checken was so geht, Schilddrüse, Gerinnung wäre was mir spontan einfällt.

Wegen der Kinderwunsch Klinik. Meine Ärztin hat mir das auch erst kurz vor der erfolgreichen Schwangerschaft vorgeschlagen. Ich denke dass kann ein erfolgreicher Weg sein, aber muss nicht zwingend sein. Ich glaube ich würde mir das Geld erstmal sparen. Früher oder später dürft ihr hier heiraten und dann könntet ihr zur Not noch immer hingehen.

Das mit Deinem Job ist echt ätzend! Vielleicht kannst Du Dich ehrenamtlich irgenwo nützlich machen, oder beim roten Kreuz mit arbeiten. Irgendwas in die Richtung. Ich denke soviel Zeit zum Nachdenken macht Dich nur kirre.

Kopf hoch, alles wird gut und Du wirst bestimmt bald eine glückliche Mama werden.

Das wichtigste ist, positiv denken.

Liebe Grüße Nadine

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Hallo liebe Nadine,

vielen lieben Dank für Deine Worte. Über einen Anruf hätte ich mich sehr gefreut. Ich wäre mit Dir am Telefon spazieren gegangen #herzlich#sonne#stern

Es KÖNNEN 1000 Gründe sein – oder kein Einziger. Dieses Unwissen macht einen wirklich verrückt. Ich möchte der Sache gerne auf den Grund gehen, aber hier nahm mir meine Hausärztin den Wind aus den Segeln.

Ich war gestern bei Ihr um mir eine Überweisung für die Gerinnungsdiagnostik ausstellen zu lassen. Sie ist eine sehr liebevolle, emphatische Ärztin bei der ich schon sehr lange bin. Ich erzählte ihr von den Ereignissen der letzten Monate und konnte mir die Tränen nicht verkneifen. Sie hatte viel Mitgefühl, holte mich aber auch schnell mit sachlichen Worten auf den Boden der Tatsachen zurück, für die ich ihr sehr dankbar bin.

Sie gab zu, dass ihre Worte etwas hart sind, aber es ist so wie es ist: Der Mensch ist keine Maschine. Eine Schwangerschaft ist ein enorm, komplexer, biologischer Prozess der nicht immer gelingt. Es gibt Fehler, die Natur entscheidet ob etwas lebensfähig ist oder nicht. – Ob es nun wirklich gesundheitliche oder psychologische Gründe für die Fehlgeburten gab, werde ich niemals Erfahren. Sie unterstützte eine Gerinnungsdiagnostik, wies mich aber auch darauf hin, dass die Ergebnisse ggf. bestens sein werden. Meine Schilddrüse hatten wir bereits im November 2019 untersucht, die Hormonwerte, gesamtes Blutbild, alles in bester Ordnung - Wenn also alles in Ordnung ist, dann würde ich weiter suchen wollen? Ja, sagte sie, aber evtl. habe mein Körper ein Leben diesmal und ein weiteres mal einfach nicht zugelassen. Es wurden Fehler gemacht, für die es keine Gründe gibt. Was es nur so unendlich traurig macht, sind unsere Emotionen. Die Hoffnungen, die Wünsche, die Träume, die Gefühle die so ein Ergebnis wie “schwanger” sofort in uns erwachen lassen.

Einen Besuch in einer Kinderwunsch Klinik findet sie zu früh. Wie Du sagst, die Kosten könne man sich auch erst mal sparen. Was ich aber zumindest machen kann, ist ein Erstgespräch. Das wird mit einer Überweisung der Hausärztin sogar von den Krankenkassen getragen. Ende April haben mein Mann und ich einen Termin.

Ehrenamtliche Arbeit ist eine gute Idee! Das hatte ich sogar schon aufgeschrieben. Ich wollte etwas suchen, was mein Mann und ich sogar gemeinsam machen können. Bei der Tafel, beim DKMS... das werde ich die Woche mal angehen.

Viele liebe Grüße und eine gute Umarmung,
Nina #herzlich#herzlich

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Hallo, ich muss dir einfach schreiben. Deine Geschichte liest sich wie meine. Ich habe mit meinem Mann einen 5 jährigen Sohn, der sich sehnlichst ein Geschwisterchen wünscht. Auch ich hatte 2 frühe Fehlgeburten innerhalb eines halben Jahres jeweils in der 8. SSW.
Ich muss auch sagen, dass ich zurzeit einfach nur noch wütend und frustriert bin. Bei mir an der Arbeit sind derzeit 3 Frauen schwanger, das macht es nicht einfacher. Ständig höre ich: nimm dir mal nen Beispiel dran, willst du net auch langsam mal los legen? Gepaart mit netten Sprüchen von Mutter und Schwiegermutter nach dem Motto "gut das du jetzt bei Corona nicht schwanger bist" ich muss mich ständig zusammen reißen nichts falsches zu sagen.
Die Frauenärztin meinte bei mir auch, das wir es einfach nochmal probieren sollen.
Trotzdem habe ich jetzt über meinen Hausarzt eine Überweisung in die Kiwu bekommen. Erkundige dich doch nochmal, vielleicht kannst du nur Teiluntersuchungen machen lassen z.B. auf Gerinnung (ist übrigens auch meine Vermutung für die Fehlgeburten).
Ich habe übernächste Woche meinen Termin, vielleicht kann ich dir dann mehr sagen wenn du magst?
Ich versuche meine ganze Wut momentan mit Sport und Gartenarbeit zu bekämpfen.

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Hallo liebe Schnickelmama,

vielen Dank für´s Teilen deiner Geschichte - man fühlt sich dann doch eben weniger allein, auch wenn wir es eigentlich nicht sind.

Ich denke den Menschen in unserem näheren Umfeld ist es oft gar nicht bewusst, wie sehr einem die eigene Situation an die Substanz geht. "Man steckt ja nicht drin". Familie, Freunde und Kollegen werfen mit Ratschlägen und Sprüchen um sich, ja und sogar die Frauenärztin scheint es mit einem simplen "versuchen sie es weiter" abzutun. - Daher bin ich wirklich froh, dass es Foren wie diese gibt und wir uns hier gut austauschen können.

Ich kann Deine Wut und Deinen Frust absolut verstehen. Die Erwartungen und der Druck es allen Recht zu machen, unangebrachte Sprüche – und du schluckst es runter. Sport und Zeit im Grünen ist auf jedenfall eine gute Sache um den Stress und die Wut abzubauen.

Die Tage nach meinen Fehlgeburten hatte ich das Gefühl die ganze Welt habe sich gegen mich verschworen. Bei der ersten FG war es besonders schlimm. Ich war so unfassbar happy. Das Erste mal schwanger zu sein und die aufregende Zeit vor mir erleben zu dürfen. Ich habe mir sofort vieles durchgelesen, was es jetzt zu wissen gilt, was darf ich essen, worauf muss ich achten und fand eine dieser vielen Seiten, wo der Status des Embryos in kleinen Samenkörnern, Beeren, Früchten usw. pro SSW illustriert wird. Ich fand das richtig klasse gemacht. Nach der Fehlgeburt schien auf einmal jedes Lied im Radio etwas mit "sweet berries" und "cherry lips" zu haben. Im Supermarkt stachen mir ebenfalls nur noch Beeren ins Auge. Ständig kamen mir die Tränen. Auf einmal war die ganze Welt um mich herum schwanger. Am schwersten war der Gang zur Nachuntersuchung (die damals eigentlich die zweite Untersuchung sein sollte). Da saß ich wie ein Haufen Elend in einem Wartezimmer voller Bäuche. Ich möchte keinen Neid empfinden, keine Wut, keinen Hass.

... als ich in einer Buchhandlung nach was ganz anderen schauen wollte, fand ich das Buch "Geistige Heilung" von Lumira. In ein paar Kapiteln geht es um Gedankenstrukturen und Gedankenkontrolle. Darum, dass wir Menschen, eigentlich immer das gleiche Denken, ständig die gleichen "inneren Gespräche" mit uns selbst führen, ohne das wir es eigentlich merken. In dem Buch geht es um vieles, was wir eigentlich im Grunde selber schon wissen, es aber vergessen haben. Primär: Vertraue dir.

Es ist schwierig sich das Bewusst zu machen und seine Gedanken zu kontrollieren. Tatsächlich; welche Gedanken möchte ich eigentlich haben; sind es meine eigenen? Oder sind es die dummen Sprüche meiner Kollegen die nach hallen? So tief bis in mein Unterbewusstsein? Sich dort verankern und mich krank machen?

Nach der zweiten Fehlgeburt haben mein Mann und ich uns, schön eingekuschelt, eine Komödie angeschaut. Eine der Nebencharaktere war - plötzlich - eine Mitte 30 Jährige die nicht schwanger wird und deren Schwiegermama ihr Vorwürfe macht. Mein erster Gedanke war "Das gibt´s doch jetzt nicht? Darf ich nicht einmal ungestraft hier liegen und einmal an was anderes denken?" - Sofort habe ich mich wieder an ein paar Übungen aus dem Buch erinnert und konnte diese Gedanken von mir abwerfen.

Also falls Du gerne liest, ich kann es Dir wärmstens empfehlen. Denn letztlich können wir alle uns nur selbst, allein am besten Helfen. Ich höre ja nun auch ständig die Zusprüche "du musst dich entspannen", "du musst positiv denken". - Das will ich ja, aber es ist gar nicht so einfach. Denn wir werden schon von klein auf darauf programmiert uns zu vergleichen. Mit anderen. Wenn ich nun Frauen auf der Straße sehe - April/Mai scheint ja eh eine Art Hochschwanger Session zu sein - dann denke ich schlicht, an mich. Ich umarme mich und lasse keine Gedanken zu, die mich niedermachen. Denn das sind nicht meine Gedanken.

Wir haben ein Erstgespräch am Dienstag in der KiWu Klinik. Wir werden uns auf jedenfall erstmal alles anhören und schauen dann wie es weiter geht. Sobald ich da näheres weiß, werde ich auch weiter berichten. Würde mich freuen wenn wir uns da weiter austauschen können #stern#herzlich#herzlich

Ich drück Dich und hoffe Du kannst die Zeit im Garten geniessen. Ich habe leider nur einen Balkon, aber der wird immer reichlich bepflanzt. Es tut meiner Seele so gut den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen, sie zu pflegen und einfach Freude daran zu haben #klee#klee#klee

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Hallo,
Es ist genau wie du es beschreibst. Überall nur Schwangere. Denke aber das liegt einfach daran das man mehr drauf achtet.
Bei uns nähert sich der eigentliche Geburtstermin des ersten Sternchen am 10.5. (Muttertag).
Bin heute heulend durch den Wald gelaufen, weil ich einfach so wahnsinnig wütend bin auf vieles in meiner Umgebung. Komme mir dann immer ganz schlecht vor, weil ich doch 1 gesundes Kind habe und dafür doch dankbar sein kann. Aber trotzdem ist der Wunsch nach einem Baby da. Ich habe einige Jahre die Planung für Baby Nummer 2 raus geschoben, meist berufliche Gründe und bin grade so sauer auf mich selber, weil ich Angst habe es ist jetzt zu spät und ich habe meine Chance verpasst.
Würde mich freuen wenn du von deinem Termin berichtest. Unserer ist auch nicht mehr lange hin. Fühl dich gedrückt. Wir sind nicht alleine, glaube viele sprechen nur nicht darüber.

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Lass Dich erstmal drücken!
Ich musste eine ähnliche Erfahrung letzte Woche machen.
Mein Krümel hatte keinen Herzschlag mehr Ende der 9SSW. 2 Wochen vorher war noch alles gut, es hätte sich sogar noch super entwickelt in den 2 Wochen, nur der Herzschlag fehlte. Wegen meines Alters ( fast 43) und dem resus negativ riet mir die FÄ zu einer Ausscharbung die ich dann auch gemacht habe- allein im KH.
Manche Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte waren von Unsensibilität nicht zu überbieten. - Wegen Corona dürfen nur werdende Väter als Begleitung mitgebracht werden!
Die FÄ machte blöde Bemerkungen wie: wollen Sie wirklich noch ein Kind mit 43, sie haben doch schon eines, das entnahm sie aus dem Mutterpass.
Es war meine 3. FG - eine 2 Jahre vor meinem Sohn ( mit meinem Ex) und 2 nach meinem Sohn.
Aus Erfahrung heraus ist es bei Dir sicher nicht zu spät ich war 37 als ich nach einer FG meinen gesunden Sohn bekommen habe.
Dieser Krümel kam auch ganz natürlich ohne irgendwelche Hilfsmittel ( ausser Zyclusüberwachung mit Clearblue)
Mach Dir bitte keine Sorgen, vielleicht ist es besser für Dich erst den Verlust zu verarbeiten und mit einer geeigneten Zyklusüberwachung es nochmal zu probieren, Deine FÄ kann dir dabei helfen ein Baby zu bekommen ohne, dass Du eine Kinderwunschklinik aufsucht. Sie wird Dir bestimmt mitteilen können, was möglich ist. Z.B zusätzlich Gelbkörperhormone vor dem Eisprung, Vitamin E, D, Folsäure.... Entspannungsübungen - Da gibt es eine ganze Menge- Bei mit war es das Vitamin E, das hatte ich dummerweise diesmal nicht genommen.
Alles Gute!