Umfrage: Wer lebt noch mit "funktionierendem" Alkoholiker und wie????

Hallo,
ich weiß, es gibt gleich wieder viele die schreiben - geht ja gar nicht.

Aber ich frage trotzdem:

Wer von Euch lebt noch mit einem "funktionierendem" Alkoholiker und wie geht ihr damit um???


Mein Mann ist ein s.g. Delta-Alkoholiker. Er steht morgens auf, geht zur Arbeit, und wenn er nach Hause kommt, trinkt er Bier.
Er ist super lieb und freundlich und sensibel und sanftmütig. Er arbeitet am Haus, macht Hausarbeiten - alles vollkommen unauffällig.
Nur leider kann er ohne Bier nicht leben. Er trinkt täglich recht viele Flaschen Bier (zwischen 4 und 8 Flaschen) und ist trotzdem nicht "betrunken", da sein Gehirn auf extreme Alkoholvergiftung trainiert ist. Er lallt nicht, er torkelt nicht. Er benimmt sich super unauffällig - daher merkt ihm sein Umfeld seine Promillezahl nicht an. (Habe mit dem Promille-Rechner errechnet, dass er Abends meistens um die 2 Promille haben müßte.)

Ich kenne noch viele andere Menschen in meinem Umfeld, die ich auch als funktionierende Alkoholiker bezeichnen würde.
Ein Gymnasiallehrer, der ein bis zwei Flaschen Wein am Tag trinkt - nach Schulschluß. Und morgens ohne Fahne die Kinder unterrichtet.
Eine Stadtangestellte, die wenn sie trinkt immer bis zum Vollrausch trinkt - dafür aber nicht täglich.
Ein Maschinenbauingenieur, der auch täglich viele Flaschen Bier nach Feierabend trinkt (nie unter 4 Flaschen).

Fast alle sind Familienmenschen mit ein oder zwei Kindern, alle haben einen guten bis sehr guten Beruf, sie haben Eigentum (Haus oder Wohnung), fahren "dicke" Autos etc.

Also ich meine diese Art von "funktionierendem" Alkoholiker, halt so einen, wie ich auch zu Hause habe.

Natürlich hat er seinen Alkoholkonsum erfolgreich vor mir versteckt. Als wir uns kennenlernten und später zusammen wohnten, ist mir nichts derartiges an ihm aufgefallen. Er trinkt heimlich. Versteckt die Bierflaschen. Hat keine Fahne (dank Zahnpaste, Zwiebel-Essen - und es gibt noch 1000 Tricks gegen eine Bierfahne). Ist nie "offensichtlich" betrunken. Lallt nicht. Ist voll funktionstüchtig.
Als ich dann doch mal über versteckte Bierflaschen gestolpert bin, hat er alles verharmlost, sich raus geredet.

Ich kann meinem Mann nicht helfen, da er sich nicht helfen lassen will. Er gefährdet weder mich noch unsere Kinder, da er "funktioniert". Er ist super sanftmütig und würde nie jemandem etwas zu leide tun - egal wieviel Bier er getrunken hat. Er ist ein guter Mann und Vater - abgesehen von seiner Alkoholkrankheit. Er fährt nur morgens Auto zur Arbeit und dann nach Hause. Dannach fährt er kein Auto mehr.

Es war schon sooo oft Gesprächsthema bei uns, dass ich es nicht mehr thematisiere. Klar: nennt mich ruhig Co-Alkoholiker, weil ich ihn nicht deshalb mit unseren Kindern verlasse.

Aber daher hier meine Umfrage:
Seid ihr auch betroffen? Wie geht ihr damit um???

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es gibt zahlreiche studien darüber, wieviel gramm alkohol pro tag "gehen" und was zuviel auf dauer anrichtet (es geht ja nicht um den vollrausch, sondern darum, dass dem körper dauerhaft zuviel alkohol zugeführt wird) viell. machst du dich d amal kundig und informierst deinen mann mit allen krassen details.

lg

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Mein Onkel war auch so einer wie Dein Mann. Sehr lieb und sanftmütig, schien immer klar zu sein, trank aber nach Feierabend schlückchenweise (fast wie nebenbei) seine Biere, eins nach dem anderen.
Obwohl es wohl jedem klar war, daß er ein Alkoholproblem hatte, sind alle völlig normal mit ihm umgegangen. Diese Sache wurde nie thematisiert.
Mittlerweile ist er gestorben.

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In meinem früheren Leben (anderer Wohnort,andere Arbeit) kannte ich viele solcher Leute. Die meißten waren Arbeitskollegen, die es schon nicht mehr ohne Alkohol am Arbeitsplatz ausgehalten haben. Da wurde nicht getrunken, sondern gesoffen! Und das komische war, Du hast es den Leuten nicht angemerkt! Die waren alle lieb und nett, keiner ist rumgetorkelt, jeder ist seiner Arbeit nachgegangen, alles lief seinen "sozialistischen Gang". Einige hatten täglich einige Flaschen Bier und ein "bißchen" Schnapps intus, eine Frau hat immer im Wechsel eine Woche stark durchgesoffen und war danach 5 Wochen nüchtern. Die Leute konnten mich nicht verstehen, daß ich bei der Sauferei nicht mitgemacht habe. (Bin Migränekandidat - trinke also kein Alkohol)
Ich hatte auch einen Onkel, der täglich 8 Flaschen Bier und eine kleine Flasche Schnapps brauchte! Er war ein ganz lieber, immer nett und lustig. Laut meiner Tante war er aber sehr launisch, wenn er keinen Alkohol bekam.
Tja, wie lebt man mit solchen Leuten? Ändern lassen die sich kaum, da sie keinen Fehler in ihrem Verhalten sehen.

ABER: so mit Abstand betrachtet ( ich bin jetzt einige Jahre weg von dort) - keiner von denen ist älter geworden als 60 Jahre! Alle von denen sind schon gestorben, ja - mein Onkel auch (mit 59) Zuerst haben sie eine große Klappe - so von wegen, ach das macht doch nichts, wir müssen alle irgendwann sterben usw. Aber wenn es dann soweit ist, bereuen sie jeden Schluck!

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Ich sag hier nur zu
``Leben und Leben lassen``

Es gibt so viele Moralapostel #augen die sich an studien festhalten müssen.

Aber wer weis was diese Leute hinter verschlossener Tür so treiben....



Lg sandra

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Erstmal Danke für die schnellen Antworten.

Tja, um seine Gesundheit macht er sich schon Sorgen. Und wir haben schon oft genug Berichte und Reportagen über gesundheitliche Schäden durch Alkohol im Fernsehn geguckt. (Er läuft dann nicht weg, sondern schaut interessiert zu.) Somit weiß er Verstandes-Gemäß wie sehr er sich schädigt und dass es zu einem frühen Tode führt, aber der Leidensdruck ist noch nicht groß genug, als dass er an seiner Alkoholkrankheit arbeitet bzw. sie sich eingesteht.

Leider kommt noch hinzu das sein Herz viel zu schnell schläg - ist eine Erbkrankheit. Die Ärzte habe ihm schon als Kind gesagt, dass er wohl nicht älter als 55 Jahre wird. Somit ist der Alkoholikertod mit 60 Jahren keine wirkliche Bedrohung....

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Hallo,

also ich bin selbst "funktionierender" Alkoholiger.
Aber was soll ich dir schreiben?
Ich verdränge es und das Leben geht weiter.
Schon lange bin ich über den Punkt hinweg mir deshalb Vorwürfe zu machen.

Als ich deinen Beitrag las musste ich ein wenig schmunzeln.
Was du schreibst passt genau auf mich.
Mit der Ausnahme das meine Frau nichts weis.
Traurig, aber wahr.

Viele Grüße

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Darf ich noch ein paar Fragen stellen, oder ist es zu persönlich??? Trotz schreiben in Schwarz???

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darfst du

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Hallo Du,

das ist ja mal´n Ding.Kommt mir vor als schreibst Du über mein Exemplar daheim
Dasselbe in grün aber er macht´s nicht heimlich.
Alles ganz normal bis es abend wird,dann kommt das Bier ins Spiel.
Er ist ein äußerst liebenswerter, sanfter Typ der keiner Fliege was zuleide tun kann.
Reden tu ich schon lange nicht mehr drüber.

Glaube auch wir sind damit nicht alleine. Wie fühlst Du Dich denn damit?
Ich mich garnicht gut -leide teilweise wie ein Hund und hätte nichts lieber als einen nüchternen Menschen auf meiner Couch.
Kann den Biergeruch nicht ab.Mittlerweile riech ich das auf 100 m Entfernung.
Er ist auch nicht besoffen, jemand fremdes würde es ihm nie und nimmer anmerken!

:-(

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Schön, dass Du Dich geoutet hast.

Im Grunde genommen komme ich ganz gut damit klar. Durch mein Wissen über Alkoholkrankheiten fühle ich mich dadurch mitschuldig - als sogenannte Co-Alkoholikerin, weil ich ihn nicht am Trinken hindere und es laufen lasse.

Er ist so ein lieber Kerl. Ich dadurch, dass er heimlich trinkt, weiß ich nie, ob er am Abend jetzt "nur" drei Flaschen oder schon acht Flaschen Bier getrunken hat. Und wir kuscheln auch immer ganz viel, oder er guckt mal nach den Kindern und erzählt mir dann, wie süß die schlafen und wir reden dann über den Tag oder gucken nur fern oder oder oder.
Im Grunde haben wir ein ganz normales Familien-Abend-Leben.

Das Wissen über sein Alkoholproblem, das Wissen über seine gesundheitlichen Folgen, die Einschränkungen durch seine Sucht betrüben aber das Familienglück.

Wenn wir in Urlaub fliegen, hat er immer heimlich ein paar Bierflaschen im Koffer. Wenn wir weg gehen, fahre ich immer Auto. Wenn wir irgendwo hin wollen, fahre ich immer Auto. Er mag nur "geregelte" Lebensabläufe - am liebsten zu Hause - weil er die Gewissheit hat, das da und da sein Bier ist. Alles was Veränderung ist und Fremd, mag er nicht. Kein Leute besuchen - aber alle dürfen uns besuchen.

Worunter leidest Du so??? Nur unter der Bierfahne??
Wieviel Bier trinkt er täglich???

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Mich macht der Gedanke dran, dass er suchtkrank ist schon fertig.
Der Mann meiner Mutter war übler Alkoholiker insofern bin ich arg geprägt.
Wieviel er trinkt? Na ja wenn wir weg gehen können es schon 7 -8 Weinzenbier werden (0,5 l).
Das mag sich jetzt nicht so arg viel anhören aber das macht er auch während der Woche wenn wir mal weggehen.
Ich schäme mich schon das Leergut wegzubringen. Er trinkt jeden Tag. Wenn ich mich mal wieder aufbäume dann bremst er sich. Wein mag er auch sehr gerne - dafür lässt er dann auch Weizenbier stehen.
Letztens hab ich mir Luft gemacht, weil es mir auch stinkt, dass ich immer fahren muss und noch nicht mal ein Radler trinken kann. Dann hat er tatsächlich alkoholfreies Bier bestellt.
Ansonsten, er trinkt täglich mind. seine 3 - 4 Bier.
Wie gesagt - hört sich event. nicht viel an aber das ist auch die Untergrenze.
Eine Flasche Wein und zusätzlich 4 Bier-ich würde platt auf dem Boden liegen. Er verhält sich noch stinknormal.
Er wird dann so extrem lieb und kuschelig, das macht mich wahnsinnig. Er ist auch "nüchtern" ein superlieber, kuscheliger Mensch aber dann steigert sich das noch zusätzlich. Das maht mich wahnsinnig.
Ich schäme mich einfach-frag nicht wie.
Allein die Tatsache, dass ich erkenne dass er ein Problem hat und er das anders sieht macht mich fertig.

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Hallo,

mein Mann ist auch einer. Allerdings merkt man es ihm an, wenn er getrunken hat. Oder vielleicht auch nur ich, weil ich ihn halt kenne. Wir sind jetzt 8 Jahre verheiratet. Als wir uns kennenlernten, hat er es verheimlicht, als ich später dahinterkam verharmlost. Wir haben in der Zeit vor unserer Ehe und auch die ersten vier Jahre während dieser berufsbedingt getrennt gelebt. Da ist mir das nie so bewusst geworden. War halt Wochenende, wenn wir uns gesehen haben, da kann er auch mal eine Flasche Bier trinken.

Und seit wir zusammen leben, kann er es nicht mehr verheimlichen. Vor allem sind an seiner Trinkerei immer Andere schuld, NIE er selbst. Leider ist er sehr launisch. Den hohen Alkoholkonsum streitet er ab, wenn ich frage, wieviel er getrunken hat, sagt er immer, zwei Flaschen. Darauf antworte ich dann, dass er nach der zweiten Flasche aufgehört hat zu zählen. es ist immer dasselbe. Wenn Berichte im Fernsehen kommen oder ich ihm Zeitungsartikel zeige, schaut er nicht hin. Ich habe ihn einmal vor die Wahl gestellt, sein Bier oder ich. Er war so geschockt, dass er tatsächlich zu seiner Ärztin gegangen ist und um Hilfe gebeten hat. Ok, ich weiß nicht, welche Worte er gewählt hat, entweder so in der Art "Meine Frau hat gesagt, ich hätte ein Alkoholproblem." oder halt ehrlich, dass er nicht leben kann ohne Alkohol (das glaube ich aber nicht). Jedenfalls fand die Ärztin das nun überhaupt nicht so schlimm und hat ihm Campral verschrieben. Das hat mein Mann aber bis heute noch nicht genommen (und ist verflucht teuer). In der Packungsbeilage steht aber auch, dass dieses Präparat nur zusätzlich zu einer Therapie verordnet wird. Diese hat es aber nie gegeben, vielleicht er hat auch keine gewollt. Mein Mann ist immer noch bei dieser Ärztin in Behandlung. Allerdings scheint der Alkohol nie wieder thematisiert worden zu sein. Er hat außerdem eine mittlerweile chronische Magenschleimhautentzündung. aber das hält ihn auch nicht vom Trinken ab.

Ich würde ihn gern verlassen, aber er ist wie ein böser Fluch. Ich werde ihn nur los, wenn ich ihn "weitergeben" kann.

Während der Arbeit trinkt er übrigens auch keinen Tropfen. Er ist sehr angesehen und hat einen sehr guten Ruf.


Gruß von einer Leidensgenossin

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Danke fürs Antworten

Wie meinst Du das, Du wirst ihn nur los, wenn Du ihn weitergeben kannst???

Habt Ihr Kinder??? Warum kannst Du ihn nicht verlassen??? Seid ihr finanziell zu sehr verstrickt???

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Ich kann mir vorstellen wie sie das meint:

ähnliche Denke wie bei mir glaube ich.

Weitergeben= hoffen dass eine Andere auftaucht und er sich freiwillig und glücklich vom Acker macht!

....liege ich richtig?

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Hy...

Das kommt mir alles soo bekannt vor.
Ich spreche ihn immer wieder an, er ändert es nicht.
Zur Zeit ist´s noch beschisse... ich bin so ziemlich am Ende meiner SS, was ist wenn es losgeht?
Er muß mich in´s Krankenhaus fahren, tja und was ist wenn er getrunken hat?????
Er fährt eigentlich nicht mehr.

Ich habe ihm schon ein paar Mal gesagt wie es wäre wenn ich jeden Abend 3 Flasche (oder mehr) Alcopops trinken würde. Er war der Meinung es wäre etwas anderes, aber nein der Alkoholgehlat ist der gleiche.

Was kann man machen???????
Ich wäre für jeden Tipp dankbar, ich hasse es schon wenn er dann kommt und: Gute Nacht Hasi o.ä. sagt.
Ich will dann sowas nicht hören.

Ihm merkt man es schon ein wenig an, er hat auch mal eine Phase gehabt da hat er auch Wein und andere Sachen getrunken.

Ich suche schon immer alles ab, ich habe eine Zeit lang zB die Wodka Flasche "markiert".

Ich hasse dieses Thema, am Ende wird er dann auch meißt total pissig wenn ich mit ihm reden will.

*Kotzurbini*

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Auf solch einen Aufruf so viele Antworten. Menno wir sind nicht alleine.
Egal wer hier was schreibt - das hört so ähnlich mit uns daheim an.
Ich weiß was Du meinst - das gute Nacht sagen - Hasi.

HIlfe das ist doch alles ein dejá-vue!

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das ist doch aber zum kotzen.

Ich bin ja noch vorgeschädigt, mein Vater war jahrelang Alkoholiker, er meint ja ich übertreibe.
Ein Kumpel von ihm meinte mal zu mir: das wußtest du doch vorher.
NEIN wußte ich nicht, bevor wir zusammengezogen sind habe ich nicht sooo oft bei ihm geschlafen, wie sollte man das dann mitbekommen?

Ich habe schon mal überlegt zu den Anonymen zu gehen, mich informieren.

Keine Ahnung, man ist so hilflos

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