Mein Freund verliert manchmal die Kontrolle, was tun?

Hallo,

mein Freund hat ab und zu ein Problem damit, in Streitsituationen die Kontrolle zu behalten. Im schlimmsten Fall schreit er rum und schmeißt irgendwas umher bzw. zerstört irgendwas. Das passiert nicht oft, bis jetzt vielleicht 4-5 mal in unserer 2-jährigen Beziehung. Vorhin war wieder so eine Situation und es beschäftigt mich gerade, also schreibe ich hier. Wir hatten eine Auseinandersetzung darüber, dass ich im Moment fast keine Zeit für ihn habe. Das liegt daran, dass ich gerade meine Diplomarbeit schreibe und ziemlich im Stress bin. Da diese Situation nur noch ein paar Wochen dauert, erwarte ich da mehr Toleranz von ihm. Jedenfalls endete die Diskussion damit, dass er vor Wut ein Glas auf den Boden schmetterte und ich den #pc ausmachte und mich umzog, weil ich spazierengehen wollte (zur Abkühlung und Ablenkung sozusagen, denn aufs Schreiben konzentrieren konnte ich mich in dem Moment nicht mehr). Darüber ärgerte er sich ziemlich und er beschimpfte mich und schubste mich auf die Couch zurück ( das war für mich schon sehr extrem) und war kurz davor, den Laptop auf den Boden zu schmeißen.#schock Ich muss dazusagen, dass ich ein eher ruhiger Typ bin und mich auf gegenseitiges Anschreien gar nicht einlasse. Ich bleibe während solcher Situationen äußerlich ziemlich ruhig. Innerlich knabbere ich aber sehr daran und nehme mir es sehr zu Herzen. Wenn er mich anschreit oder so ein Theater veranstaltet, bin ich total verletzt. Gerade sitzt er im anderen Zimmer, ich weiß, dass er später ankommt und sich bei mir entschuldigt. Es tut ihm sicher jetzt schon leid. Nun weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll. Auch wenn es nur 2 mal im Jahr passiert, will ich es nicht dulden, dass er mich in diesen Situationen ohne Respekt behandelt und mich nach meinem Empfinden demütigt. Ich liebe ihn sehr und wir führen sonst eine tolle Beziehung. Ich würde mich nie von ihm trennen wollen. Er muss aber lernen, sich IMMER soweit unter Kontrolle zu halten, dass sowas nicht passiert. Aber wie kann man das nur lernen? Wie soll ich mich in und nach solchen Situationen am besten verhalten?#kratz Meine Strategie bis jetzt ist, dass ich, wenn es soweit kommt, mich auf gar keine Diskussion mehr einlasse, ihn rausschmeiße oder selbst abhaue, bis er sich beruhigt. Ich bin nicht bereit, unter diesen Bedingungen mit ihm zu diskutieren, das ist mir zu blöd.
Vielleicht hat jemand einen Tip für mich oder auch nur eine Meinung.
Danke#blume

1

Sag ihm, daß dieses Verhalten für Dich ein echtes Problem ist und Du Dir nicht vorstellen kannst, daß ein Leben lang mitzumachen. Bitte ihn, ein Aggressionsbewältigungsprogramm mitzumachen.

Er muss einfach lernen, seine Aggressionen anders los zu werden, bzw. ganz einfach cooler zu werden.

Das wird er aber von alleine nicht schaffen. Also schick ihn in einen Kurs!

2

kein wunder das dein freund durchdreht.

meiner ist auch immer in streitsituationen ruhig und geht dem streit aus dem weg....das macht mich aggressiv.....


kein wunder das du eins auf die mütze kriegst.

also diskutiere mit ihm und laß mal luft raus

3

Sie soll sich nicht wundern, wenn sie "eins auf die Mütze kriegt" weil sie ihn nicht anschreit etc.?

Das ist echt krank...

4

Ich bin auch ein sehr impulsiver Typ. Mein Ex-Freund war auch ein sehr ruhiger Typ, der kein Kontra gegeben hat. Das hat mich in solchen Situationen noch wütender gemacht. Manchmal brauch man was, wo man gegenrennen muss...

Mein jetziger Freund ist so wie ich. Es wird sich angeschrien, wenns mal heftiger wird und dann ist es wieder gut.

So verschieden sind Menschen nun mal!

weiteren Kommentar laden
5

Deine Strategie zu gehen ist denk ich mal fürs erste gut.
Das mit dem Glas schmeißen macht mir allerdings Sorgen- da ist schon Gewaltpotential da- oder?

Therapie ist so ein Allerweltratschlag- aber ich denke dein Freund muss sich dem stellen, das ist nämlich weder für dich noch für ihn gesund.
Eigentlich sollte er, wenn er merkt dass er jetzt so wütend wird, dass er ein Glas werfen möchte, den Raum verlassen. Das wäre der Rat der ihn zu geben ist. Es ist indiskutabel, dass er in der Beziehung mit Gläsern oder Wörtern rumschmeißt. Er muss eine Lösung finden- die kannst nicht du für ihn finden.
Außer, dass du ihm immer wieder mitteilst dass du das in einer Beziehung nicht haben möchtest und dich abgrenzt.

Machs gut!
LG

6

Hallo !

Das Problem mit dem Kontrollverlust kenne ich nur zu gut. Mein Partner ist ein ähnlicher Typ, allerdings kommt es bei uns wesentlich häufiger vor als bei euch und er wird dann auch sehr beleidigend und herabwürdigend, schmeißt mit Dingen, tritt gegen die Wand oder ähnliches. Ich kann mit soviel Aggression nicht gut umgehen, es erschreckt mich! Wie man diskutiert ist zum einen, denke ich, eine Charakterfrage und zum anderen die Art, wie man es gelernt hat. Wenn sich zwei kennenlernen, die in dieser Hinsicht gut zusammenpassen ist es ja ok. Wenn nicht wird es schwierig sein und warscheinlich auch bleiben. Deinen Partner darauf anzusprechen und zu sagen, dass so ein Verhalten für dich nicht tolerabel ist, ist der erste Schritt. Der zweite ist, daraus auch Konsequenzen zu ziehen. Zum Beispiel zu sagen: "Wenn du mich so beleidigst breche ich die Diskussion für 10 Minuten ab, damit du dich wieder beruhigen kannst. " Geht es danach immer noch nicht, die Diskussion komplett abzubrechen. Das erfordert aber viel Stärke von deiner Seite aus. Könntest du diese Aufbringen ? Was ist, wenn ihr mal ein paar Probleme mehr bekommt als nur Rücksicht auf eine Diplomarbeit zu nehmen ? Wird er dann weiter so reagieren ? Wird es dann häufiger ? Oder könnte er lernen, anders zu reagieren ? Was passiert wenn er sich nicht ändert ? Könntest du sein Verhalten tolerieren ? Für viele Jahre, vielleicht den Rest deines Lebens ?

Meinen Partner tat es am Anfang auch leid, wie er sich verhält, geändert hat sich aber leider nichts, im Gegenteil, die Beleidungen wurden im Verlauf immer heftiger. Mittlerweile ist er der Meinung, dass sein Verhalten normal sei und ich einfach zu überempfindlich. So kann man es natürlich auch drehen, damit gibt er sich den Freibrief sich zu verhalten wie er will - egal wie ich mich dabei fühle !! Mich wurmt am meisten, dass er sich so ein Verhalten gegenüber anderen nicht leistet, ja, sich nicht traut! Aber gegenüber dem Menschen, der angeblich alles für ihn ist, den er über alles liebt, den kann er beleidigen wie er will !! Der muss ihm alles verzeihen, schliesslich meint er es ja nicht so !! Aber passt man nicht gerade auf einen geliebten Menschen auf, um ihn nicht zu verlieren ?

Ich habe nach vielen Versprechnung und fruchtlosen Versöhnungsversuchen die Segel gestrichen. Hoffung auf Änderung habe ich nicht mehr und wenn er denkt, dass sein Verhalten richtig ist, dann soll er es auch leben - es ist sein gutes Recht. Nur dann kann ich nicht bei ihm bleiben. In den Diskussionen habe ich den Rückzug angetreten, bin mittlerweile auch räumlich auf Abstand gegangen. Ich will nicht, dass mein Kind lernt, auf diese Art und Weise mit Menschen, die einem wichtig sind, umzugehen. Ich will nicht für den Rest meines Lebens beleidigt und respektlos behandelt werden, nur weil der andere sich ärgert und nicht im Griff hat. Wenn er jemanden sucht, mit dem er so richtig tabulos im Streit die Fetzen fliegen lassen kann, dann bin ich eben nicht die richtige Partnerin für ihn, denn so eine Art miteinander umzugehen kann ich nicht akzeptieren.

Ich spreche hier nur nur für mich, das will ich nochmal betonten. Ich habe nicht vor, dir den Mut zu nehmen, denn jede Situation ist eine andere und ich weiss nicht, was dein Partner für ein Typ ist. Was für mein Leben gilt muss noch lange nicht für deines gelten. Wenn eure Beziehung ansonsten super intakt ist lohnt es sich auf jeden Fall, an dem Problem zu arbeiten. Die Idee mit dem Aggressionstraining finde ich garnicht schlecht, vielleicht sollte er das wirklich mal versuchen.

Ich wünsche dir jedenfalls viel Kraft und alles Gute !

7

Hallo ratlose,

du tust mir echt leid:-(

Kann das alles sehr gut nachvollziehen weil ich mal in derselben Situation war. Ich der ruhige Part, der Streitereien ruhig und sachlich klären wollte, und er der agressive "Dampfablasser".

Mich hat es auch jedesmal dermaßen erschreckt, dass ich auch garnichts mehr sagen konnte - war ja jedes Wort zuviel, jedes Wort falsch und ich musste aufpassen, was ich sagte, um ihn nicht noch mehr zu reizen...:-(
Ich hab alles versucht - ihn gebeten mal sachlich zu bleiben (ging am Anfang gut, dann nicht mehr..), dann ließ ich meiner Wut ebenfalls freien Lauf (das war dann nur noch Geschreie von beiden Seiten und nicht gerade hilfreich), dann hab ich ihn ignoriert, oder bin in ein anderes Zimmer gegangen (da wurde er nur noch wilder und kam mir nach), und schließlich hab ich ihn einfach schreien lassen und bin nicht mehr drauf eingangen. Irgendwann hatte ich mich so ein bisschen dran gewöhnt.

Aber bei ihm blieb es auch nicht immer beim Schreien, er warf auch mit Sachen um sich, im Laufe der Beziehung (4 Jahre) gingen unzählige Gläser, Tassen, Teller, 3 Fernbedienungen, ein Handy und ein Couchtisch kaputt.#schock
Naja, und irgendwann war er mal so wütend, dass er handgreiflich wurde und mir nen blauen Fleck zufügte.

Sein Statement dazu: Ich hätte ihn ja provoziert.

Und genau das ist der Grund, warum ich niemals wieder einen Mann haben will, der seine Wut nicht unter Kontrolle hat - ich hätte ständig Angst, dass es irgendwann so ausartet wie damals. Denn da war egal, wie ich reagierte, am Ende war ich ja sogar dran schuld, dass er so ist.

Kann dir leider keinen Rat geben, bei mir waren alle Versuche zwecklos, und letztendlich liegt es an ihm, sich zu ändern bzw. seine Wut irgendwie anders zu kompensieren.

Alles Gute!





8

Das kenne ich auch allzu gut, die letzte beiden Beiträge könnten auch von mir stammen.

Mein Partner ist auch so, hat sich auch zeitlang verändert, war ganz lieb, ruhig, aber im Moment haben wir viel Streß und er kann mit dem Streß nicht umgehen, rastet bei jeder Kleinigkeit aus, beleidigt mich, schreit rum usw... und ich bin noch schuld daran. Wir sind schon über 9 Jahre zusammen, er hat mir immer wieder versprochen, dass er sich ändert, wie gesagt, war auch eine zeitlang ruhig und lieb, hatte schon gedacht er hat sich geändert, aber nee, er ändert sich nie.... ich habe das erst jetzt verstanden. Gestern hatte wir wieder so eine Auseinandersetztung, er hat mich wieder beleidigt, ich war so enttäuscht von ihm, weil ich dachte das wird nie wieder passieren, aber es passiert immer wieder.
Ich kann nicht mehr, weiß auch nicht mehr, was ich machen soll, bin schon soweit, dass ich die Schuld wircklich bei mir suche, obwohl, ich nichts dafür kann.

12

Das ist eine große Falle, in die ich auch irgendwann geraten bin. Ich fing an die Schuld für die Streiterein und seine Reaktionen bei mir zu suchen, denn wenn man das lange genug hört glaubt man es irgendwann auch. Seine verbalen Angriffe gegen mich fingen dann irgendwann an körperlich zu werden, erst nur in kleiner Form indem er mich in die Hüfte oder den Oberarm kniff. Aber ich bekam Angst vor ihm, hatte Sorge, dass er mich irgendwann boxt oder noch etwas Schlimmeres macht. Und die Schuldfrage wäre dann ja klar gewesen !
Am Anfang hatte ich mich auch an die Hoffnung der möglichen Veränderung geklammert, aber deine Geschichte bestätigt mir, das man nicht aus seiner Haut heraus kann und das eine Änderung nicht oder nur im kleinen Rahmen möglich ist. Man kann seine Art eine Zeitlang verleugnen, aber irgendwann bricht sie wieder aus. Niemand kann sich auf Dauer verbiegen ohne darunter zu leiden.
Den schwarzen Peter für das Scheitern der Beziehung hat er mir natürlich in die Schuhe geschoben - war ja klar. Mies fand ich nur, dass er dem Kind später sagen wollte, dass wir keine Familie sind weil ich nicht zu Kompromissen bereit gewesen sei und wegen Lappalien und kleinen Streiterein eine glückliche gemeinsame Zukunft aufgegeben hätte. Er wäre ja zu allem und jedem Opfer bereit gewesen - und schliesslich hätte unser Kind ein Recht auf die Wahrheit!! Aber es ist nur seine Wahrheit und ich befürchte, er glaubt auch daran, denn sähe er es anders würde er Verantwortung übernehmen müssen.

Es tut gut hier zu lesen, dass es anderen ähnlich ergangen ist. Danke.


10

Danke für eure Beiträge!

Leider klingt das ja alles ziemlich hoffnungslos:-( Ich habe meinem Freund erklärt, dass ich dieses Verhalten nicht akzeptiere und mich von ihm trennen werde, wenn er sich nicht ändert. Er hat sich entschuldigt und ist sehr traurig, aber auch bereit, alles mögliche dafür zu tun, sich zu ändern. Der Kurs ist eine gut Idee, wir werden mal gucken, wo sowas angeboten wird.
LG#blume

11

Das ist erst der Anfang. Und M.E. hört das nie auf, egal wieviele Sitzungen er absitzt.

Du rennst ins unglück

gruss

13

Es ist so schwierig etwas zu Euch zu sagen, weil ich Euch nicht kenne. Vielleicht
soviel dazu: Wenn ihr beide zusammenbleiben wollt, müsst ihr BEIDE zu einer Beratung gehen.
Seine Aggressionen (Besitzansprüche!) sind auf Dauer eine Belastung für Eure Beziehung, völlig klar. Eine Frage
ist natürlich auch, warum diese Aggressionen ausgelöst werden, also die Frage nach Deinem Part.
Bitte nicht falsch verstehen, ich ergreife keine Partei für ihn. Es ist nun mal eine Paargeschichte.
Was treibt ihn da zur Weissglut? Das muss ER lösen.(Frage: ist er auch in anderen Situationen mit anderen Leuten so?)
Gleichzeitig braucht ihr wohl Hilfe von Aussen, um Streiten zu "lernen". Gutes Streiten. Nenne mir eine Beziehung, in der es keinen Streit gibt...
Ich hörte von Paaren, bei denen Kristallvasen geflogen sind. Aber nur einmal! Denn dann, wenn beide es wollen,
sollten sie der Sache auf den Grund gehen. Sonst ist die Beziehung kaputt, wenn sie es so weiterlaufen lassen.
Noch was: er muss von Dir gesagt bekommen, wie Du Dich fühlst, wenn er ausrastet, wie Dich das verletzt, ganz deutlich. Geht zusammen zur Beratung, das ist für ihn wesentlich besser, als wenn Du ihn allein zu einem Training "schickst". Ich wage keine Prognose für Euch, ich kenne Euch nicht und würde ich Euch kennen, hätte ich wohl auch keine Prognose. Ich wünsche
Euch aber eine gute Lösung, für beide und wenns geht für Eure Beziehung. LG Ein Mann.