Freiheiten und Selbständigkeit in einer Beziehung unnormal?

Hallo,

ich frage hier in diesem Forum da ich gerne andere Blickwinkel und Ansichten höre denn das ist immer wieder interessant und bringt einen oft weiter.

Es geht um das Thema wie viel Freiheit, Selbständigkeit und dem Nachgehen eigener Interessen in einer Partnerschaft vom Umfeld als "normal" angesehen werden.

Selbstverständlich ist jede Partnerschaft anders und jedes Paar entscheidet das so wie es für sie passt, damit alle beteiligten Personen glücklich und zufrieden sind.

Mich würde jedoch interessieren wie eben die verschiedenen Meinungen dazu sind.

Auslöser meines Interesses war ein Gespräch mit einem Kollegen: Dieser Kollege meinte von sich aus, seine Partnerschaft würde von seinem Umfeld als unnormal (bis "schlecht") angesehen werden, da Beide Freiräume und Zeit für sich möchten, einen unterschiedlichen Freundeskreis haben und deshalb z.B. keine Pärchenabende machen und auch getrennt in den Urlaub gehen. Sie haben eine große, gemeinsame Leidenschaft/ Hobby und verbringen viel Freizeit zusammen damit und sonst macht eher jeder sein Ding weil sie eben unterschiedliche Interessen haben. Sie sind seid 27 Jahren ein Paar, haben aber für ihrer beider Karrieren nicht immer im selben Land gewohnt. Aktuell ist er für seine Karriere für 3 Monate wieder im Ausland und sein Umfeld hätte geschockt und mit Mitleid reagiert da er diese Distanz auf Zeit aus eigenem Antrieb schafft obwohl man in einer normalen und guten Beziehung alles zusammen macht/ machen sollte (Freizeitaktivitäten, Urlaube....) um die Beziehung stabil zu halten. Quasi man schafft eine dauerhaft stabile Bindung dadurch.

Ich persönlich würde sowieso nie eine Beziehung als "schlecht" oder "unnormal" bezeichnen wenn doch beide Partner zufrieden und glücklich sind.
Aber wird das Beschriebene wirklich als unnormal gesehen?

Ich wäre nie auf die Idee gekommen, denn in meinem Freundeskreis gibt es zwar ganz unterschiedliche Partnerschaften aber in keiner wird wirklich alles in der Freizeit zusammen gemacht.
Erstens, sind die Interessen beider Partner doch in der Regel nicht genau gleich und so müssten immer wieder Kompromisse eingegangen werden würde man alles zusammen machen.
Zweitens empfinde ich Zeit für sich alleine, für Freunde und eigene Interessen auch als Bereicherung da man doch auch in einer Partnerschaft ein eigener, selbständiger Mensch bleibt.
Deshalb war ich über die Erfahrungen meines Kollegen bzw. über die negativen Kommentare bezüglich seiner Beziehung verwundert da ich nie auf die Idee gekommen wäre, dass dies als unnormal gesehen werden könnte.

Vielleicht möchtet ihr etwas darüber quatschen und von euer Sicht erzählen.

Grüße
Jojo

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ich würde sagen der Kollege ist einfach neidisch.
wir haben über Jahre so gelebt und es ist kein Thema, wenn einer beruflich oder auch mal privat unterwegs ist. wir wissen doch was wir an uns haben, als wir jung waren , war mein Mann beruflich teilweise bis in Dubai, da kam er klar nicht jede Woche und wenn ich am Wochenende Bauherrenbesprechung hatte, mache ich heute auch noch so, dann kann er auch ohne mich.
immr aufeinander zu sitzen, entzweit doch eher

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>>>ich würde sagen der Kollege ist einfach neidisch.<<<

Worauf genau sollte der Kollege neidisch sein #kratz?

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Sie meint wahrscheinlich die Kollegen des Kollegen. Also die, die es als so unnormal usw ansehen

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Ich finde das geschilderte Leben sehr normal und bekomme eher beklemmende, wenn Menschen durch ihre pasrbeziehung zu einem Wesen mit 2 Köpfen werden.
Wir haben wenige Freunde, die wir häufig zu zweit sehen und pflegen unsere eigene Freundeskreis, auch wenn wir das Umfeld des anderen kennen und schätzen.
Wir stimmen uns ab, wer wann wo ist, damit die Kinder betreut sind und wir auch Abende zu zweit haben. Aber vor allem leben wir jeder auch das Leben, in dem wir Individuen mit eigenen und gemeinsamen Interessen sind

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Ich würde nie daran bemessen, ob eine Beziehung gut oder schlecht ist.

Anscheinend sind beide glücklich miteinander und DAS zeichnet doch eine gute Beziehung aus.

Wenn ich sehe, dass ein Partner oder sogar beide unglücklich (miteinander) sind, dann würde ich die Beziehung eher als schlecht bewerten.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass jedes Paar es eben anders handhabt. Für mich wäre es inzwischen unvorstellbar, so lang von meinem Mann getrennt zu leben. Ich glaube, umgekehrt genauso 🤷‍♀️ Aber das hat ja nix mit dem anderen Paar zu tun. Für uns wärs halt nix 🤷‍♀️

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Es bleibt doch jedem Paar überlassen, wie es sein Zusammenleben gestaltet. Solange die Beteiligten damit glücklich sind, ist doch alles OK und ich wüsste auch gar nicht, wie ich dazu komme, das irgendwie zu bewerten.

Damit meine ich jetzt nicht, dass man nicht darüber reden darf, wenn die Sprache darauf kommt, aber solche Mitleidsäußerungen sind doch völlig fehl am Platz und sprechen eher dafür, dass manche nicht über den eigenen Tellerrand rausschauen können oder wollen.

Hier wundert mich nur, dass das Paar immer noch entsetzte Kommentare erntet und das nach 27 Jahren. Da frage ich mich dann schon, wie ignorant das Umfeld sein muss, eine Beziehung auch nach Jahrzehnten noch zu hinterfragen.

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Ich glaube ja, dass die Beziehungen, die sich nicht nach "das sollten wir auch so machen, weil XYZ/die Gesellschaft/alle anderen das so machen" richten, die glücklichen sind.

Die einen können nur eng aneinander gekuschelt schlafen, den anderen geht es mit getrennten Schlafzimmern am besten. Genauso ist es mit gemeinsamen / individuellen Hobbies, Freundeskreisen, Urlauben, Wohnsitzen, Kindern, usw - jedem so wie es passt und wie es für beide erfüllend ist...

Von außen darf man jederzeit denken "puh, ob das für mich was wäre?!", aber ich finde, rechtfertigen muss sich keiner (egal, in welche Richtung)....

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Hallo,
das erinnert mich an einen Spruch, den meine Oma vor langer Zeit zu mir sagte.
Sie sagte: „Wenn ein Paar Abends getrennt voneinander weggeht, denken die Leute, die sind nicht mehr zusammen oder da stimmt was nicht in der Partnerschaft. Und das ist nicht gut.“
Es scheint also ein sehr konservatives ( altmodisch denkendes?) Umfeld zu sein, in dem dein Kollege sich bewegt.

Meine eigene Meinung hierzu ist:
Komplett getrennte Freundeskreise sind mir fremd, auch die Freundeskreise wachsen doch irgendwie zusammen.
Dennoch genieße ich ab und zu einen Abend ohne Partner, mein Partner ebenso.
Also, ich empfinde es als gut, wenn man grundsätzlich als Paar gemeinsam anzutreffen ist, aber dennoch ab und zu auch mal was alleine mit Freunden macht.
Die Mitte eben.

Aber wie du schon sagtest: was ist schon normal?
Das Wichtigste ist, dass die Partner sich einig und glücklich sind. Was die anderen Leute dazu sagen, ist im Grunde völlig egal.

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Meine Schwester und mein Schwager gehen auch nach 18 Jahren Beziehung noch regelmäßig "getrennt" weg bzw. ihren Hobbies nach, ebenso meine Eltern - nach 47 Jahren Ehe.
Kenne dieses Aneinandergeklette persönlich auch nur von Leuten, die ich bereits als Single als recht "passiv"/"hobbylos" empfand. In meinen ersten beiden Beziehungen hatten wir tatsächlich auch jeweils komplett getrennte Freundeskreise, später hat sich das geändert (liegt u.A. auch daran, dass sich da munter untereinander "verkuppelt" wurde ;-) ).
Ich war ebenfalls nie der Typ für permanentes Aufeinandergehocke und "wir machen jetzt alles zusammen", das hätte mich erdrückt. Hatte umgekehrt auch ne Freundin, mit der quasi keine "persönlichen" Gespräche mehr möglich waren, nachdem sie mit ihrem Freund zusammengezogen war, weil sie nur noch zuhause sitzen wollte und er bei jedem Besuch um sie/uns rumscharwenzelt ist.