Schuldgefühle

Ich frage mich was besser für ein Kind ist. Wenn ich mir vorstelle dass ich mich mit einer neuen Freundin von meinem Papa arrangieren müsste, wird es mir schlecht. Meine Eltern sind nicht getrennt, aber ich wünschte es mir oft, das wären sie, als ich klein war. Aber jetzt im Nachhinein weiß ich nicht was für mich und meine Schwestern besser wãre. Streitende oder getrennte Eltern

Ich bin getrennt von meinem Mann. Noch nicht so lange. Aber ich weiß es nicht. Es tut mir schrecklich leid für unsere Tochter. Ich habe starke Schuldgefühle. Es tut mir so leid, dass es so kommen musste. Sie vermisst ihn. Sie geht zu ihm jedes zweite Wochenende und zum Teil in den Ferien wenn ich arbeiten muss. Das Verhältnis zwischen uns ist gut und ganz ruhig. Aber in mir ist eine riesige Trauer. Ich wollte das nicht für meine Tochter. Sie muss es ausbaden, SIE ist die leidtragende, SIE muss jedes Mal 2 Wochen lang warten bis sie ihren Papa sieht. Was haben wir ihr angetan? Ihr Papa kommt auch in der Woche, wo er sie am WE nicht hat, um sie zu sehen. Heute war er auch da, nach der Arbeit. Sie hat sich gefreut. Es wäre so schön für sie, wenn wir zusammen wären. Das hat sie gestern zu mir gesagt. Sie will uns beide um sich haben. Sie ist so klein. Erst 3 Jahre alt. Ich kann nicht mehr

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Ich verstehe dich sehr gut.

Ich bin nun seit über 2 Jahren vom Vater meiner Kinder getrennt und die sind wesentlich älter als deine Tochter (15 und 13).
Das Verhältnis zu meinem Ex-Mann ist sehr gut. Die Jungs sind regelmäßig dort, er kommt sogar auch zu uns für ein gemeinsames Hobby.
Jeder hat inzwischen auch eine neue Partnerschaft und trotzdem bin ich manchmal immer noch traurig, dass es mit uns als Familie nicht funktioniert hat. Es wäre für die Kinder einfacher, sie hätten ihren Papa einfach da und müssten nicht hier ihre Sachen packen, wenn sie dort sind...Klar ist die ursprüngliche Familie das, was man sich eigentlich wünscht.

Aber vergiss nicht, es gab auch Gründe, warum das eben nicht geklappt hat! Deine Ehe wird nicht grundlos zu Ende gegangen sein.
Deine Tochter ist noch klein, für sie wird diese Lebensweise normal werden und für dich auch immer mehr.
Oder aber du siehst noch einen Weg zurück, dann solltest du genau überlegen, ob du den gehen möchtest. Aber tu das nicht nur deinem Kind zuliebe!

Ich wünsche dir viel Kraft in der nächsten Zeit und alles Gute! Liebe Grüße und fühl dich gedrückt!

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Vielen Dank. Das ist wirklich schwer. Vielen, lieben Dank.

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Was spricht denn dagegen, wenn euer Verhältnis gut ist, dass ihr öfter mal unter der Woche einfach was miteinander unternehmt oder sie mal kurz rüber shuttlet?

Wir leben seit März getrennt, unser Sohn ist 9 und wir leben ein total flexibles Wechselmodell. Wir essen unter der Woche auch mal spontan zusammen zu Abend und momentan ist unser Sohn auf seinen Wunsch mehr bei mir, sieht seinen Paps halt aber einfach auch mal so für 2-3 Stunden.

Uns als Paar hat die Trennung total gut getan, weil wir uns jetzt nicht mehr als Mann und Frau lieben und nicht mehr an unserer Beziehung arbeiten können und beide wissen: Bei Konflikten kann man einfach die Wohnung wechseln.

Ich habe manchmal auch Anflüge von schlechten Gewissen, aber eigentlich wirklich und zunehmend weniger. Was ich glaube, was wir unserem Sohn vorleben, ist folgendes:
Man muss nicht sein eigenes Lebensglück opfern und in dysfunktionalen Beziehungen verbleiben. Trennungen können fair ablaufen, man kann hinterher freundschaftlich verbandelt bleiben. Eine Distanz wählen, die besser funktioniert, bedeutet nicht zwangsläufig Kontaktabbruch für immer. Es ist okay, für seine Bedürfnisse einzustehen.

Wir reden viel, wir Eltern oft erst Mal via Messenger, wenn Konflikten auftauchen, dann kann jeder erst Mal sagen, was Phase ist und wir vereinbaren einen Termin ohne Sohn, wo wir darüber sprechen. Endlich knallt es nicht mehr in Alltagssituationen aus dem Nichts heraus.

Also: Weswegen genau hast du ein schlechtes Gewissen?
Ihr seid keine Rama-Familie mehr, aber ihr kommt doch gut klar. Und was hätte deine Tochter gelernt, wenn ihr zusammengeblieben wäre? Was hätte sie über Beziehungen gelernt?

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Und a propos neue Freundin: Mein Mann und ich sind uns glaube ich relativ einig, dass erst mal auf längerfristig absehbare Zeit kein neuer Partner dem Kind vor die Nase gesetzt wird. Das Kind soll doch erst Mal in Ruhe die Trennung verdauen. Was wir in unserer kinderfreien Zeit machen: damit müssen wir uns doch gar nicht arrangieren, das geht uns schlichtweg nichts an, was der andere treibt.

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Vielen Dank.

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Meine Eltern führten eine Zweckgemeinschaft.
Ich hätte eine Trennung bevorzugt,aber ich war da schon wesentlich älter als deine Tochter. Vorher war es für mich normal. Schließlich kannte ich nichts anderes.
Inzwischen sind meine Eltern tot.
Rückblickend kann ich nur sagen, dass beide ihrer Zeit miteinander vergeudet haben.
Beide sind viel zu Früh verstorben.
Ich bin mit meinem Mann 19 Jahre zusammen, wir haben 2 Kinder.
Niemals würde ich die Ehe aufrecht erhalten nur für die Kinder.
Was nützt es dem Kind beide Elternteile unter einem Dach zu haben, die einem Familie vorspielen, die eigentlich keine ist?
Da hat doch niemand was davon.
Man lebt nur einmal.
Niemand zwingt euch es bei den 14tägigen Besuchen zu belassen. Macht selbst was daraus, damit es für eure Tochter erträglicher wird. Ihr versteht euch gut. Das ist eine gute Basis auf die aufgebaut werden kann. Das hattet ihr in der Beziehung nicht.

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Ja. Vielen Dank. Ich hätte nur nicht gedacht, wie schwer es sein wird (emotional). Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Familie im Ausland lebt und ich einfach keine Ablenkung habe. Ich mache mir viele Vorwürfe, ich traue der Vergangenheit hinterher, es ist sehr schwer los zu lassen. Das einzigste weiß ich - ich will nicht zurück.

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Versteh ich auch, dass du emotional drin hängst. Das dauert seine Zeit. Auch bis sich eure Tochter daran gewöhnt hat.
Wenn sich Eltern auf freundschaftlicher Basis gut verstehen, ist es allemal besser als Eltern, die zwar zusammen sind, aber Unstimmigkeiten haben. Auch wenn man die Streitereien vom Kind fern hält, merkt es doch, dass etwas nicht stimmt. Nur kann es damit in so jungen Jahren nichts anfangen, aber es belastet.
Wenn du hier schon keine Familie hast, was ist mit Freunden?

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Hallo, ich kann deine Trauer gut verstehen. Trotzdem sind getrennte Eltern, die trotz Trennung einen guten Umgang haben, besser als streitende Eltern.
Versuche deiner Tochter gegenüber, die eigene Trauer nicht zu sehr herauszukehren. Zeige ihr ein fröhliches Gesicht, unternimm viel mit ihr, sei positiv eingestellt. Sie orientiert sich nach dir. Bist du niedergeschlagen wegen der neuen Situation, ist sie es auch. Blickst du positiv nach vorne, tut sie es auch. Sie wird sich an die neue Situation gewöhnen.
Stell dir vor, du würdest jetzt nur ihr zuliebe wieder zurück zu ihm. Eure Partnerschaft funktioniert aber wieder nicht, ihr streitet viel, lebt lieblos aneinander her, verliebt euch vielleicht in wen anderen. Wäre das ein schönes Leben für die Kleine? Nein, mit Sicherheit nicht.

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Vielen, vielen Dank. Du hast recht. Das stimmt, ich muss an mir arbeiten. Ich hoffe, dass ich es schaffe. Ich unternehme viel mit ihr, aber er ist immer in meinem Kopf, als ein Teil der Familie. Es hat sich so verfestigt, dass es sehr schwer fällt los zu lassen. Aber ich will nicht zurück.

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Mal eine Frage: Warum kann sie ihren Vater nicht öfter sehen?

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Weil es dem Vater zu viel wird. Er kommt um nach 17:00 Uhr nach Hause. Er muss immer duschen, weil er auf dem Bau arbeitet. Er muss mit Hunden raus und bis er bei uns ist, ist schon nach 18:00 Uhr und die kleine geht nach 19:00Uhr ins Bett. Ich denke es wäre ihm zu viel. Uns trenne 25 Minute Autofahrt. Das ist nicht weit, aber auch nicht nah. Ich sage ihm immer wieder, dass er die kleine sehen darf wann er es will. Da ist er aber sparsam mit seiner Aufmerksamkeit. Es ist ihm einfach zu viel. Er hat nicht die Ruhe dafür. Leider

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Dann war er doch auch während euer Beziehung kein Vater, der anwesend war, oder?

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Ich glaube die Schuldgefühle gehen nie ganz weg.
Mein Sohn lebt im Wechselmodell schon lange, die Trennung ist fast 6 Jahre her und es läuft gut.

Trotzdem bleibt da immer was. Es ist nun mal nicht schön und man kann es nicht schön reden. Aber es ist besser als mit zoffenden Eltern zu leben. Das hatte ich und das war (und ist es immer noch) ätzend.