Er sagt immer er hat "Nichts" aber lügt...

Mein Mann und Ich haben ein paar wirklich schwere Jahre durch mit vielen Schicksalsschlägen (Krankheit unseres Kindes, Jobverlust und Geldsorgen, dann Umzug, kranke Eltern, Freunde die plötzlich verstarben, dazu natürlich auch Corona...). Wir beide haben vieles davon im Stillen mit uns ausgemacht und zu wenig geredet. Das endete darin, dass ich heimlich lange Kontakt zu jemand anderem hatte allerdings nie mit dem Hintergedanken, meinen Mann zu betrügen. Ich habe einfach nur jemanden zum reden gehabt, der mir zuhörte und der einfach auch mal andere Themen hatte außer Krankheiten, Geld, usw. Er war sowas wie mein bester Freund, eine "gute Fee" im richtigen Moment. Aber ich habe es meinem Mann verheimlicht, aus Angst dass er sauer wird. Das war dumm, keine Frage.
Mein Mann hat allerdings in meinem Handy geschnüffelt und es herausgefunden. Er war enttäuscht, verständlich. Ich aber auch, weil er mir nachspionierte. Ich beendete den Kontakt schweren Herzens. Ich habe meinem Mann erklärt, dass es nie um eine Affäre oder ähnliches ging aber natürlich war er trotzdem sauer.
So ist unsere Basis aktuell natürlich etwas bröckelig, keiner traut mehr dem anderen.

Aktuell sind wir aber eigentlich wieder auf einem aufsteigenden Ast finde ich und so langsam kümmern wir uns auch wieder mehr um unsere Paarbeziehung, was ich wirklich schön finde. Wir planen wieder gemeinsame Abende, sitzen bei einem Wein und reden über Gott und die Welt, wir tauschen uns wieder mehr aus, nehmen wieder mehr Rücksicht. Es ist jetzt endlich wieder so, dass wir uns nicht nonstop um unsere Kinder oder Familie sorgen müssen und das tut sehr gut,
Aber so langsam habe ich den Eindruck, dass wir uns dennoch immer weiter auseinander leben.

Ich kenne meinen Mann seit 15 Jahren und ich sehe einfach, wenn ihn etwas bedrückt.
Wenn ich ihn frage was er hat, antwortet er "Nichts" und lächelt. Es macht mich inzwischen regelrecht sauer dass er so reagiert. Warum spricht er immernoch nicht mit mir? Ich rolle nur die Augen und sage "Klar, nichts, wie immer". Und dann geht alles wieder seinen Gang aber dieser Mist bringt uns immer weiter auseinander.
Heute fragte er mich, ob ich schlechte Laune hätte und ich sagte:"Nein, es war ein sehr anstrengender Tag mit den Kindern und ich bekomme Kopfschmerzen, sonst ist alles gut. Aber immerhin antworte ich dir auf die Frage, sei froh 😉. Ab morgen bekommst du von mir nur noch ein 'Nichts' und du musst spekulieren"
Er war direkt sauer aber wie er dann so ist spricht er einfach den restlichen Abend nicht mehr mit mir.
Und ganz ehrlich: ich habe darauf keine Lust mehr.
Ich bin inzwischen so angenervt davon, dass ich eben auch nicht mehr das Gespräch suche, sondern einfach immer weiter abschließe mit uns. Ja, ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich merke, dass ich beginne, mich innerlich zu trennen.
Ich habe ihm das auch schon so erklärt, dass wir immer weiter auseinanderdriften wenn er sich so verhält und dass er aufhören soll zu schauspielern. Ich führe keine Beziehung um vom anderen nichts zu wissen. Aber es scheint ihm egal zu sein.
So versucht er einerseits unsere Beziehung zu pflegen, plant dass wir Essen gehen usw und andererseits verschließt er sich mir komplett.
Ich habe langsam das Gefühl, es ist hoffnungslos. Genau diese Art war im Grunde der Auslöser dafür, dass ich mir jemand anderen zum Reden gesucht habe. Er versprach, sich dahingehend zu bessern aber es klappt nicht.

Wir führen eine oberflächlich gute Beziehung die unter der Fassade eine Katastrophe ist. So kann man es eigentlich ausdrücken und es belastet mich sehr.
Hat irgendjemand einen Rat?
Mit ihm sprechen wird wohl kaum etwas bringen. Bzgl Paartherapie sagt er "brauchen wir nicht".
Ich bin verzweifelt.
Ja, ich liebe ihn. Aber ich bin mir langsam nicht mehr sicher, ob das ausreicht.
Mein Mann und Ich haben keine innige Beziehung mehr. Ich könnte grade nicht mal genau sagen, was uns eigentlich zusammenhält. Hoffnung auf bessere Zeiten? Ich wünsche mir wirklich sehr, dass wir wieder mehr verbunden sind miteinander.
Aber das wird nichts, wenn er nicht mitzieht und ja, das habe ich ihm schon genau so gesagt.
Und wenn ich ihn frage was ihn bedrückt und er möchte es nicht sagen, dann wäre eine ehrliche Antwort immerhin angebracht wie "ich mag grade nicht darüber reden". Das ist besser als angelogen zu werden.
Viel Text, es tut mir Leid aber es tat gut das alles mal aufzuschreiben.
Bin über Ratschläge dankbar.

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Ich möchte mal von meinem Mann erzählen.
Er und ich kannten uns schon lange vor unserer Beziehung, er war immer ein guter Freund mit dem man über alles, wirklich alles, reden konnte. Er war sehr emotional. Und ich habe mich immer gefragt, was seine Ex-Frauen eigentlich für ein Problem haben, der Typ ist doch super. So, dann haben wir uns verliebt und je fester die Beziehung wurde, je mehr verschwand der Mann, mit dem man über alles reden konnte. Ich war völlig irritiert, wertete es als fast als scheitern der Beziehung. Bis zu dem Moment, wo ich mehr Einblick in sein Elternhaus bekam. Das Ganze ist anerzogen, seit frühester Kindheit wurde er darauf getrimmt. Über Probleme spricht man nicht, basta.

Tja, da stand ich dann mit meinem Talent. Ich selber knalle mit allem sofort raus, wie ein aufgeschrecktes Huhn, und er macht dicht. Ich habe das dann mal ne Weile beobachtet, mein Mann tickt einfach anders. Ja, man sieht auch ihm an, wenn etwas ist. Aber er spricht erst darüber, wenn er eine Lösung dafür hat. Und gerade diese entspannten "Quasselabende" helfen ungemein, zumindest wenn ich ihm nicht die Pistole auf die Brust setze und nachhake, dann fängt er an zu reden. Ich kann mit zwei Worten seinen alten Mechanismus aktivieren oder ich halte die Klappe und warte ab. Zweiteres bringt mich ans Ziel. Ganz ehrlich, ich will auch nicht auf Kommando reden, ich rede gerne, aber nicht wenn ich es soll oder muß.
Damals stand ich auch vor der Entscheidung, gehen oder bleiben. Ich bin geblieben, habe ihn noch weiter ausgetestet und ja, es war die richtige Entscheidung. Ich habe viel dazu gelernt. Und ich weiß mittlerweile, wie ich ihn zum Reden bringe ohne ihn zu triggern. Ja, er tickt anders, aber es ist okay. Er erträgt und lebt ja auch mit meinen Macken. ich hatte nur in der ersten Zeit das Gefühl, das er mich anlügt oder außen vor lässt. Das ist seit vielen Jahren anders. Und ich habe gelernt, das es sich lohnt, wenn ich mich zurücknehme und ihm den Raum lasse, den er gerade braucht. Nichts anderes möchte ich doch auch, das mein Partner mir meinen Raum lässt, um die Dinge auf meine Art zu machen.

Ich habe verstanden, das es für ihn ein großer Unterschied ist (zumindest für ihn), ob man als Freunde quatscht ohne Verantwortung. Seit Jahren schaue ich auf das, wie er handelt, wie er für uns da ist und nicht darauf, wie redewillig er ist.

""Nein, es war ein sehr anstrengender Tag mit den Kindern und ich bekomme Kopfschmerzen, sonst ist alles gut. Aber immerhin antworte ich dir auf die Frage, sei froh 😉. Ab morgen bekommst du von mir nur noch ein 'Nichts' und du musst spekulieren""---
Wenn du solche schnippischen Retourkutschen toll findest, dann kann ich deinen Mann sogar sehr gut verstehen. Würdest du mit deinem Partner noch reden wollen, wenn er dir das auf diese Art und Weise aufs Brot schmiert? Ich hätte da keinen Bedarf mehr.

Was ich gar nicht nachvollziehen kann, das du den Kontakt zu einem angeblich "nur" gutem Freund abbrichst. Außer, das von dir aus da doch mehr hintersteckte, da du es ja eh schon heimlich gemacht hast . Auch diese Heimlichkeit kann ich nicht nachvollziehen.
Ich denke dein Mann hat Lunte gerochen und deswegen geschnüffelt, hätte er nicht machen müssen, wenn er von dem Freund wüsste. Da hast du doch ganz bewußt auch nicht mit deinem Mann geredet und lieber geschwiegen.

Unterm Strich musst du entscheiden, ob du gehst oder bleibst.

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Sehr interessant dein Beitrag.
Wie bekommst du ihn denn dann zum Reden? Einfach nur, indem du dich zurück nimmst?
Oder hast du da noch eine andere Strategie/Wortwahl?

Ich erkenn mich etwas in deinem Partner wieder. Mir ist auch schon aufgefallen, dass ich, solange ein Kontakt unverbindlich ist bzw. rein freundschaftlich ist, offener und lockerer bin. Sobald es als "partnerschaftliche Beziehung" deklariert wird und eine gewisse Verantwortung damit verbunden ist, werde und wirke ich irgendwie verschlossener/verkrampfter. Mich stört es selbst, aber es ist auch schwer das zu durchbrechen. Hat auch was damit zu tun, dass es bei mir dauert, bis ich jemandem richtig vertraue, ob er mich ganz so akzeptiert und mag wie ich bin.
Gut, in einer längeren und stabilen Partnerschaft ist das dann für mich nicht mehr so das Problem. Dennoch erkenne ich mich gewissermaßen in deinem Partner wieder und mich würde echt interessieren, wie du ihn dann zum Reden kriegst.

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Toller Beitrag.

Ich hab mir auch viele Gedanken dazu gemacht und kenne auch die Familiengeschichte meines Mannes, die sein Verhalten mehr als erklärt.

Das generelle Problem bei uns war halt: ich brauche den Einnlick in das, was im Kopf vorgeht, um Oberflächlichkeiten zuzulassen, mein Mann braucht Oberflächlichkeiten, um sich überhaupt in die Tiefe zu trauen. Und dann auch nur vielleicht.

Das wurde immer dann schwierig, wenn Probleme auftraten. Aus lauter Rücksichtnahme auf sein Unbehagen, über Gefühle zu sprechen, haben wir die einfach immer unter den Teppich gekehrt und an der Oberfläche so getan, als sei darunter auch alles in Ordnung.

Ich hätte mir von meinem Mann gewünscht, dass er genauso empathisch in meine Richtung ist wie ich in seine. Funktioniert hätte vermutlich, wenn wir uns in der Mitte getroffen hätten: ich setze ihn nicht unter Druck, dafür gibt er sich manchmal einen Ruck.

Als Verschärfer kam dann aber bei uns noch Alkohol dazu und mein zunehmender Grusel vor seinem Konsum, den wir zu den anderen unbesprchenen Leichen in unseren Keller gelegt haben.

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Ich finde da schwierig was zu raten.

Ich war mit einem solchen Mann verheiratet, ähnlich lang wie du. Was in ihm vorging hat man höchstens erfahren, wenn er betrunken war. Ansonsten schwieg er. Es war ihm zutiefst zuwider über Gefühle zu sprechen, es war ihm zutiefsr zuwider, wenn ich andere als positive Gefühle geäußert/gezeigt habe. Ich glaube, insgesamt sah er in Gefühlen eine Bedrohung.
Mir ist das ganz ähnlich gegangen wie dir: ich hatte intensicen Kontakt zu einem Mann, mit dem ich eben das koknte: Reden, und zwar nicht nur über Dinge, sondern über alles. Wir hatten auch keine Affäre. Ich hab's meinem Mann dann erzählt, um deutlich zu machen, wo ich stehe, wie bedroht unsere Beziehung ist. Und wie dein Mann hat mein Mann versucht, die Fassade zu renovieren (Restaurantbesuche, Paarunternehmungen), aber dabei vergessen, das Fundament zu reparieren (über sich reden, auch über Verletzungen).
Ich kann auch nachvollziehen, dass er es als extreme Bedrohung und Verletzung empfunden hat, dass ich mir außerhalb etwas hole, was er mir nicht geben kann.
Und ich glaube einfach, dass das der Grund ist: er kann es eikfach nicht. Er ist extrem verschlossen. Nicht mal seine besten Freunde wissen, was in ihm vorgeht.

Und ich kann mit keinem Mann zusammensein, der alles und zwar wirklich alles radikal mit sich alleine ausmacht.

Wir haben uns getrennt. Für mich war das 5 nach 12. Das permanente Ignorieren des Elefanten in unserem Beziehungszimmer hat dazu geführt, dass ich angefangen habe, mir meiner Bedürfnisse unsicher zu werden, meinen eigenen Gefühlen nicht mehr zu vertrauen, weil sie ja sröndig gänzlich ignoriert wurden und behauptet wurde, es gäbe gar kein Problem.

Ich lerne mittlerweile Männer kennen, die reden können, über sich, über Zwischenmenschliches, über Gefühle und ich merke, was für eine gänzlich andere Qualität des Kontaktes das ist.

Mein Mann tut mir leid. Es muss furchtbar sein, so wenig in Kontakt zu sich selbst zu sein und so eine Angst zu haben, sich zu zeigen. Aber ich bin ne Frau, keine Therapeutin. Daher musste ich gehen.

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Vielen Dank für deine Antwort und deine Erfahrungen. Das hilft mir definitiv weiter, Berichte von anderen zu lesen und es ist spannend zu hören, dass es anderen Paaren ähnlich ergangen ist.

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Oh, das kommt mir wirklich bekannt vor. Alles! Ausserdem frage ich mich, ob mein Ex vielleicht gerade deshalb Alkoholprobleme bekam. Weil er sonst gar nicht in Kontakt mit seinen Gefühlen kam?

Ich habe mich auch getrennt. Ich konnte auch nicht mit einem Mann leben, der grundsätzlich sagte "ich weiss nicht", wenn man ihn etwas fragte, und der nie verstanden hat, was ich eigentlich von ihm wollte. Und ich hoffe, dass unser Sohn nicht ganz so grosse Problem damit hab, er ist halt ähnlich.

Inzwischen bin ich schon einige Jahre mit einem Mann zusammen, mit dem ich wirklich über alles reden kann und der mich versteht.

Sorry, TS, ich sollte eigentlich auf deine Beschreibung antworten. Aber man weiss nie, vielleicht bringt es trotzdem was. Du musst überlegen, ob es für dich vorstellbar ist, mit diesem Mann alt zu werden. Wenn nicht, solltest du den Absprung wagen und die Sorte Mann in Zukunft vermeiden.

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Letztlich wird euch nur reden helfen. Wenn dein Mann nicht will, sehe ich da irgendwie auch keine andere Möglichkeit…

Zu deiner „guten Fee“, für mich klingt es tatsächlich so, als sei es nur ein guter Freund ohne Hintergedanken gewesen? Oder war da doch mehr? Wäre dein Mann auch so sauer gewesen, wäre es eine weibliche Person gewesen? Wenn es nur ein Freund war, ohne romantische Gefühle, hätte ich mir den Kontakt nicht „verbieten“ lassen. Mit irgendwem musst du ja mal reden.

Ich verstehe deinen Frust, aber Vorwürfe bringen dich nicht weiter. Ich würde noch mal versuchen mit deinem Mann zu reden und möglichst in Ich-Botschaften. „Ich finde es schade, dass du mir nicht sagst, was los ist. Ich fühle mich dabei schlecht. Du könntest ja sagen, wenn du nicht drüber reden willst, aber mich anlügen/schauspielern finde ich gar nicht nett und es macht mich sauer.“

Frag ihn auch mal, wie er sich eure Beziehung weiterhin vorstellt? Wie möchte er daran aktiv arbeiten, außer mal essen gehen? Wo sieht er euch in 1, 5 oder 10 Jahren? Ist er aktuell glücklich?

Alles Gute euch!

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Er war natürlich sauer, weil es ein Mann war. Er hat ihn gegoogelt und meinte wohl, er sehe so gut aus.
Ich muss dazu sagen, dass mein Mann völlig unbegründet mit seinem Äußeren hadert. Er ist ein sehr attraktiver Mann und ich finde ihn wirklich richtig hübsch und auch andere Frauen schauen ihn an. Er hätte gern mehr Muskeln, ein breiteres Kreuz, aber das ist nunmal nicht seine Genetik?! Er macht seit Jahren Sport und sieht wie gesagt toll aus, pflegt sich sehr usw.
Der andere Mann ist seit seiner Kindheit Leistungssportler, er ist sehr muskulös aber mein Mann weiß auch, dass ich überhaupt GAR NICHT auf Muskelpakete stehe, im Gegenteil. Und wie gesagt: es ging mir sowieso um das Reden, das Zuhören, das austauschen. Ich hab meinen Mann auch gefragt, ob er weniger "besorgt" wäre wenn der andere Mann eine andere Figur hätte? Als ob es ernsthaft mit der Figur zusammenhängen würde ob/wen man mag/liebt?!
Ich sehe nach 3 Kindern auch nicht mehr aus wie früher aber bin dennoch absolut zufrieden mit mir und Selbstbewusst und wüsste auch nicht, warum ich das nicht sein sollte?
Das ist auch so ein Punkt: ich finde, er kann und sollte Selbstbewusster sein. Aber das kann man natürlich nicht einfach "lernen". Von mir bekommt er definitiv viele Komplimente.
Ich habe also meinem Mann zu liebe und wegen seinem schwachen Selbstbewusstsein den Kontakt abgebrochen im Grunde. Er fand eben auch verdächtig, dass ich es heimlich gemacht habe. Das verstehe ich absolut! Aber er glaubt mir offensichtlich nicht, dass ich mit einem (in seinen Augen) attraktiven Mann nur befreundet sein kann.

Ja inzwischen reagiere ich vielleicht zu genervt aber ich bin wirklich ratlos.
Ich versuche es heute Abend nochmal etwas verständnisvoller.
Danke für deine Tipps!

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Ein ähnliches Exemplar hatte ich auch fast 20 Jahre an meiner Seite. Mit der Betonung auf ´hatte´.
Bis ich irgendwann herausgefunden habe, dass er sehrwohl sprechen kann bzw. schreiben. Nur eben nicht mit mir. Er pflegte diverse Bekanntschaften online.
Wir haben uns dann zu einer Paarberatung entschieden. Was ihn nicht davon abgehalten hat, direkt nach der Therapiesitzung - anstatt mit mir über das dabei besprochene zu reden - diese Kontakte weiter zu bedienen.

Dies fiel damals in die Phase, in der die Kinder bereits selbständig waren und zu einem großen Teil ausgezogen. Damit wurde mir auch bewusst, dass sich in den letzten Jahren eben vorwiegend alles nur noch um die Kinder gedreht hat.
Mich hat diese Zeit und die Erkenntnisse so mürbe gemacht, dass ich mich zu einer psychosomatischen Reha entschlossen habe.

Danach habe ich mich getrennt und lebe jetzt seit 6 Jahren alleine und zufrieden. Ich habe wieder einen Partner, aber ohne dass wir zusammenleben und ich auf Kommunikation mit ihm angewiesen wäre. Das funktioniert für mich so gut.
Mein inzwischen Exmann, mit dem ich mich heute sehr gut verstehe, aber eben oberflächlich, hatte in dieser Zeit schon unzählige Frauen, die er alle im Internet kennengelernt hat, mit denen eine Beziehung, die aber immer gleich auf ´immer und ewig´ ausgelegt war, maximal ein halbes Jahr lang "funktioniert" hat.

Heute sehe ich das so, dass er eben online ein ganz eigenes Bild von sich aufbauen kann, das in der Realität nicht Stand hält. Schade für ihn, für die Familie die wir einmal waren, für mich und auch alle Next.

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Die Frage ist „möchte er nicht“ oder „kann er nicht“?

Es gibt Menschen, die sind so aufgewachsen, dass sie nicht über Gefühle sprechen. Manche gehen sogar soweit, dass sie sich ihren eigenen Gefühlen nicht bewusst sind. Sie können dir vielleicht sagen, ob es positive oder negative Gefühle sind, aber welche genau und ganz geschweige davon warum diese empfunden werden, wissen sie selbst nicht.

Mein Vater ist zum Beispiel jemand, der nie über Gefühle spricht. Auch wenn man ihm anmerkt, dass es ihm nicht gut geht, bekommt man nur ein „es ist alles in Ordnung“ raus.

Diese Menschen sind in der Regel nicht bereit zum Paartherapie zu gehen, weil sie dann mit einem fremden Menschen über ihre Gefühle sprechen müssen, was schambehaftet ist.

Wenn du ihm helfen möchtest sich zu öffnen, ist der erste Punkt, dass er es einsehen muss, dass er sich öffnen muss für die Beziehung. Der Wille von seiner Seite muss da sein, sonst funktioniert das nicht. Was du dann machen könntest, es gibt so Listen im Internet mit einer Auflistung von verschiedensten Gefühlen, die ein Mensch empfinden kann. Setz dich dann in einer ruhigen Minute mit ihm zusammen und gehe mit ihm die Liste durch, was er empfindet. Die Liste zu sehrn und dann die Gefühle zu artikulieren ist einfacher als aus dem Stehgreif heraus über Gefühle zu sprechen. Dann kann man sanft nachfühlen, warum die Gefühle da sind, wie sie sind.

Das ist übrigens ein Tipp vom renommierten Prof. John Gottman, der über 30 Jahre Erfahrung in der Paarberatung hat und vieles zum Thema Paarbeziehungen publiziert hat.

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Mir geht's wie deinem Mann, ich bin auch so ein "Nicht(s)"-Sager. Ich KANN einfach nicht. Ich hab's wirklich probiert - Bücher zum Thema Kommunikation gelesen, mir in diversen Foren die Finger wund geschrieben, diverse Sprechstunden (Kirche, Gemeinde, Vereine) abgeklappert, aktuell mache ich eine Therapie.

Ich kann immer noch nicht darüber reden, wenn bzw. was mich bedrückt. Es geht einfach nicht. Es geht wirklich ums verrecken nicht.

Mein Partner akzeptiert mich zum Glück so, wie ich bin. Auch wenn's ihm lieber wäre, wenn ich offener wäre.

Könntest du dein Redebedürfnis nicht vielleicht mit einer guten Freundin stillen? Da "passiert" weniger als mit gegengeschlechtlichen Gesprächspartnern.

Wenn du damit wirklich nicht leben kannst, musst du dich trennen, so bitter es ist.

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Hallo,

Ja, das ist echt schwierig manchmal. Mein Mann, mit dem ich seit nunmehr 16 Jahren zusammen bin, ist da sehr ähnlich. Ich hingegen bin Psychologin. Damit sei die Wichtigkeit von Dialog und vom Ausdruck von Emotionen für mich geklärt.

Aber: Auf der harten Nuss rumzuhacken bringt dir auf Dauer Schmerzen und deinem Mann vielleicht Risse, die er dir sehr übel nehmen wird.

Folgendes habe ich in den 16 Jahren mit meinem Mann herausgefunden:

- Da das Sprechen über Gefühle für ihn fremd ist und auch sonst so viele schreckliche Dinge in seiner absolut grauenhaften Kindheit passiert sind, braucht man bei diesem Thema Samthandschuhe und cleveres Vorgehen.

- Meinem Mann fällt es leichter über Tiefgründiges zu reden nach dem Sex. Ja, pillowtalk ist nicht nur ein belangloser Begriff! Das lässt sich sogar wahrscheinlich physiologisch/hormonell erklären! :-)

- Es fällt ihm leichter sich zu öffnen wenn wir mit einer leichten, belanglosen Konversation anfangen, er also nicht das Gefühl hat vor einer Therapeutin zu sitzen (ja, mein Beruf macht DAS nicht leichter, denn generell hat er schnell das Gefühl ich wolle ihn "therapieren")

- Meine Einstellung ist sehr wichtig: Gehe ich in das Gespräch zB mit der vorgefertigten Meinung ich werde seine Probleme nun objektiv von allen Seiten beleuchten, klappt es meistens nicht. Habe ich hingegen bloss ein offenes Ohr, und sage ihm gegebenenfalls dass die aktuelle Situation wirklich scheisse ist, dann redet er auch weiter. Und dass er weiter redet ist für mich erstmal wichtig.

- IN der Situation wo es ihm nicht gut geht blockt mein Mann oft jegliche Kommunikation ab. Viel besser klappt es, wenn ich ihm erstmal Freiraum lasse und ihn dann zu einem späteren Zeitpunkt nochmal auf das Problem anspreche. Das ist zum Teil dadurch bedingt, dass er beispielsweise bei arbeitsbedingten Problemsituationen zu Hause einfach erstmal abschalten und glücklich sein will.

- Ich mache manchmal ein "Spiel" mit ihm: Wenn er partout nicht über seine aktuelle Gefühlslage reden will, oder es mehrere Probleme sind die ihn beschäftigen, dann sage ich ihm er solle mir beispielsweise das kleinste Übel erzählen mit dem Versprechen, dass ich NICHT weiter darauf eingehen werde. Heisst: er erzählt mir in einem kurzen Satz, was das Problem ist, und ich stelle KEINE weiteren Fragen. (Wie schwer mir das fällt muss ich dir nicht sagen, oder? :-D ) Ein weiteres "Spiel" wäre ZB, dass wir uns jeweils ein gutes und ein schlechtes Ereignis aus unserem Tag erzählen, ganz egal ob in dem Fall das schlechte Ereignis mit seinem derzeitigen Problem zu tun hat.
Wir machen an einem Arbeitstag die Woche einen Pärchenabend, an dem wir nur mit uns selbst beschäftigt sind und nur gemeinsam Dinge unternehmen. Da spielen wir manchmal so ein Quizz, das er mal als App fürs Handy gefunden hat. Es geht darum beispielsweise lange Autofahrten etc... interessanter zu gestalten indem man sich "besser kennenlernt". Dazu werden gezielt oder wahllos verschiedenste Themen angeschnitten (Vorstellungen für die Zukunft, mit Kindern, Kennenlernphase, etc...). Du würdest dich wundern was da so alles zum Vorschein kommen kann-sowohl Negatives als auch Positives, und manchmal auch sehr Lustiges! Es gibt dem Ganzen aber einfach eine gewisse Lockerheit. Wirklich toll. Müssen wir mal wieder machen, jetzt wo ich so drüber schreibe. :-)

- Mein Mann ist sehr empfindlich und überinterpretiert sehr schnell meine Worte, daher ist es sehr wichtig meine Worte mit Bedacht zu wählen wenn ich will, dass er redet. Er hat auch oft Angst, dass ich seine Probleme ins Lächerliche ziehe oder nicht ernst nehme, was aber nicht der Fall ist. Darum ist meine Reaktion, sowohl verbal als auch non-verbal, auf das was er mir erzählt sehr wichtig. Das vergesse ich schon manchmal, bei Kleinigkeiten zB, die ich in dem Moment vielleicht gar nicht als Problem wahrnehme, und dann ist er verletzt. Ich bin auch immer wieder überrascht wieviele Missverständnisse es so in alltäglicher Kommunikation gibt, Dinge die ich sage, die bei meinem Mann einfach radikal anders ankommen, als sie beabsichtigt waren. Das ist nicht immer zu vermeiden und wenn er dann irgendwann damit rausrückt bin ich oft überrascht über seine Ansicht, seine Interpretation. Wie deine Worte beim Anderen ankommen ist also auch nicht zu unterschätzen.

Das klingt hier im Text jetzt alles erstmal super toll, aber es ist oft nicht einfach, und all diese Dinge funktionieren nicht immer. Ich musste mich auch einfach damit abfinden, dass ich als Ehepartner nicht ALLES wissen MUSS oder DARF, was meinem Mann so durch den Kopf schwirrt. Er hat durchaus das Recht manche Dinge auch einfach mit sich selbst ausmachen zu wollen und eben NICHT zu erzählen, egal wie sehr ich manchmal in seinen Kopf schauen möchte. :-D

Vielleicht sind ja hier für euch ein paar Ansätze dabei.


Alles Gute,

Dragonflies #blume

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tolle Antwort mit vielen nützlichen Gedanken. Wie ist der Name der App?

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Die App heisst Talk2You. :-)

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„Wir beide haben vieles davon im stillen ausgemacht und nicht miteinander geredet“

Du schreibst es doch selbst.
Ihr BEIDE habt viele Probleme mit euch selbst ausgemacht, du wie er.
Das ist eure Art der Problembewältigung.
Vermutlich möchte dein Mann dich nicht belasten und macht es mit sich selbst aus.
Es ist seit 15 Jahren bei euch so - und nun stört es dich.
Du kannst ihm aber doch nicht vorwerfen, was ihr BEIDE seit Jahren so handhabt?
Deine Vorwürfe ( sinngemäß: „ ich rede wenigstens mit dir, wenn ich dir auch nur Bröckchen hinwerfe“) sind verletzend und nicht zielführend, kein Wunder, dass er sich daraufhin zurück zieht und den Abend über nichts mehr sagt.

Du möchtest offene Kommunikation. Finde ich persönlich auch sehr wichtig in der Partnerschaft. Offen und ehrlich 👍🏼
Allerdings müsst ihr das erst lernen. Ihr habt das doch jahrelang anders gehandhabt.
Werfe ihm das nicht vor, sondern lernt, miteinander zu kommunizieren.
Vielleicht hilft euch auch eine Paartherapie?
Der Wille ist doch auf beiden Seiten da.
Jahrelanges Verhalten kann man aber nicht von jetzt auf gleich verändern.

Ich würde dir raten, an eurer Kommunikation zu arbeiten und nicht die Ehe in Frage zu stellen.
Denn das, was nachkommt, wird selten besser...

Ich wünsche euch alles gute 🍀

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Ich bin ein bisschen wie dein Mann. Wenn ich merklich bedrückt bin und mein Mann fragt was los ist, dann antworte ich auch mit „Nichts“. „Nichts“ ist für mich in diesem Moment keine Lüge, sondern ein eindeutiges Signal, dass ich wünsche in Ruhe gelassen zu werden. Ich möchte nicht reden, ich möchte meine Gedanken und Gefühle in aller Ruhe sortieren können. Das hilft mir dabei, mich in späteren Gesprächen besser ausdrücken zu können und verständig zu machen. Mich zu löchern verschlimmert die Situation und lässt mich nur noch mehr abblocken. Allerdings empfinde ich das Wort „Nichts“ auch eher als Redewendung, so wie „Gute Besserung“, „Wie gehts?“ oder „Man sieht sich“.

Spricht er denn im Nachhinein? Oder blockt er auch später noch ab, wenn du ihm für eine Weile Ruhe gegeben hast?