Wie unterschiedlich dürfen wir sein?

Durch beiderseitige Erkrankungen, corona- und ortsbedingt sind wir auseinandergekommen, nicht ganz, aber haben uns schon sehr lange nicht mehr gesehen. Nun hat auch die Sehfähigkeit meines Freundes plötzlich sehr stark nachgelassen, er ist wohl fast blind. Ich dagegen bin sehr stark schwerhörig und habe auch mein Freizeitverhalten und Leben darauf ausgerichtet. Ähnlich wird er es ja zwangsläufig nun auch tun. Nun mache ich mir Gedanken, was würde uns zukünfitig verbinden, wenn wir noch einmal zusammenfinden würden? Hätte die Sache überhaupt eine Chance? Derzeit komme ich gar nicht an ihn "heran", möchte einerseits nicht "nerven", ihm Zeit lassen, erst mal das Leben auf diese neue Veränderung einzustellen, aber gleichzeitig leide ich unter diesem Schweigen.
Gibt es hier Beziehungserfahrungen zwischen stark hör- und stark sehbeeinträchtigten Partnern? Ich wäre willend es zu versuchen, es täte mir irgendwie weh, von vornherein zu sagen, es gehe nicht, aber es kommen mittlerweile so viele Faktoren zusammen, die uns örtlich, aber mich jedenfalls nicht gedanklich, getrennt haben, und nun auch noch sehr unterschiedliche Einschränkungen.
Und war/ist jemand in ähnlicher Situation "Veränderungen"/"Entfernung" durch Krankheit bei verschiedenen Wohnorten?

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Erfahrungen mit den Krankheiten hab ich nicht.

Aber ich finde, dass in einer Beziehung grundlegend die Kommunikation stimmen muss und ich lese zumindest so zwischen den Zeilen, dass das bei euch nicht der Fall ist.

Er möchte aktuell kein Kontakt, du schon. Du fühlst dich noch nicht richtig getrennt, sieht er das auch so? Du möchtest es probieren, aber möchte er das auch?

Wenn beide das gleiche wollen und immer wieder offen und ehrlich sprechen, kann es was werden. Bei euch klingt es aber eher so, als würdest nur du es wollen, während dein Ex-Freund Abstand braucht und (aktuell) kein Interesse an der Beziehung hat. 🤷‍♀️

Alles Gute euch!

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Hallo esistjuli,

danke für Deine Antwort. Ich weiß eben nicht, wie ich mit ihm kommunizieren kann und er gibt mir keinen Hinweis. Bisher taten wir es per Mail, was leider immer oberflächlicher wurde. Ich habe das Gefühl, er möchte nicht über seine Krankheiten reden (psychisch, nach außen hin zumindest, hat er seins bisher immer mehr weggesteckt als ich meins, nun sind aber in den letzten 2 Jahren viele neue Sachen dazugekommen), was ich aber wichtig finde in einer Beziehung, ich möchte wissen, wie es ihm geht und möchte es auch selbst von mir geben dürfen, auch wenn es sich eben wiederholt. Es gibt eben Zeiten, da gibt es nicht so viele anderen Themen, leider. Eine Weile kam dann nichts, er war auch telefonisch nicht erreichbar, später meldete er sich wieder per E-Mail und sagte, dass er erneut eine starke Netzhautablösung hatte und nun fast blind sei. Ich hatte dann zurückgeschrieben, mein Mitgefühl ausgedrückt, ihm versucht, Mut zu machen und gesagt, dass ich ihn gerne unterstützen werde,wenn es mir möglich ist, wir gerne telefonieren könnten (obwohl ich das aufgrund meines starken Höverlustes ungerne tue, weil immer etwas kompliziert, mit Hilfsmitteln und anstrengend für mich). Ich würde ihn in den nächsten Tagen noch einmal anrufen. Ich hatte dann auf dem Handy angerufen, da kam weder Freizeichen, noch Mailbox, noch er selbst. Nun weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Von mir selbst weiß ich, dass ich nicht genervt werden möchte, wenn es mir schlecht geht. Ich würde aber definitiv ans Telefon gehen, wenn ich seine Nummer sehen würde oder die von anderen nahestehenden Menschen. Sprich, ich weiß nicht, ob er physich oder psychisch nicht in der Lage ist, oder einfach nicht will. Wenn ich zu oft anrufe, fühlt er sich vielleicht nur noch mehr unter Druck gesetzt und es wird sich sicher auch nichts ändern, wenn er nicht kann oder will. Dieses Warten macht mich aber auch krank. Ich fühle mich etwas wie eine Marionette. Dazu kommen dann die Überlegungen, ob und wie das in Zukunft noch funktionieren könnte mit uns (Fernbeziehung, unterschiedliche behinderungsbedingte Kommunikationsbedürfnisse wahrscheinlich, wie 'Freizeit gestalten), aber vielleicht müssen wir das eben auch einfach ausprobieren, auf uns zukommen lassen, sofern auch seinerseits der Wille da wäre.

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Für mich klingt es so, als wäre seinerseits kein Wille da.

Vielleicht kannst du ihm einfach noch mal signalisieren, dass du die Beziehung gerne fortführen würdest, er sich jederzeit melden kann und du ihn ansonsten jetzt in Ruhe lässt, so schwer es fällt. Dann hat er Raum für sich.

Aber so wie das alles klingt, würde ich mir nicht allzu viele Hoffnungen machen… tut mir leid :(